Die Katze auf dem heißen Blechdach – Drama von Tennessee Williams am Landestheater Schwaben – Memmingen.
Es ist schon fast ein Klassiker, die „Katze auf dem heißen Blechdach“. Vielleicht hat dieses Drama so viel Erfolg, weil keiner sich damit richtig identifizieren möchte. Jede und jeder hofft, dass ihr oder ihm so etwas nicht widerfahren kann.
So ein oft gespieltes Stück muss sich Vergleiche gefallen lassen. Und um es vorweg zu nehmen:
Diese Inszenierung (Walter Weyers) muss keinen Vergleich scheuen.
Hervorragend personifiziert Jessica Wall die Margret. Mit Mimik, Gestik und Stimme verkörpert sie eine Frau mit abgestuften Emotionen. Sie tritt auf als zutiefst verletzte Frau, die von ihrem Mann nicht beachtet wird. Für ihre Schwägerin hat sie nur Verachtung übrig, weil diese – im Gegensatz zu ihr – Kinder hat, selbst wenn diese nur aus klobigen Köpfen auf eckigen Rümpfen bestehen, denen man deshalb nicht einmal die Hälse umdrehen kann. Trotzdem ist sie neidisch, weil sie keine von ihrem Mann bekommen wird.
Sie lebt die Urängste einer Frau aus armen Verhältnissen durch, die bald wieder in die Gosse abzusteigen droht, wenn sie nicht einen Teil des Erbes abbekommt. Ihrer Faszination auf die Männer ist sie sich bewusst und bewegt sich dementsprechend aufreizend.
Bühne und Kostüme: Das karge Bühnenbild von Anne Sevenich zeigt totale Trostlosigkeit: ein riesiges Doppelbett, ein Sessel, ein großer Kühlschrank, eine Dusche und jede Menge Whiskyflaschen – fein säuberlich in Batterien aufgereiht.
Die eleganten 50er-Jahre-Kostüme, ebenfalls von Anne Sevenich, weisen dagegen auf Reichtum hin.
Inhalt: In einer Familie des reichsten Plantagenbesitzers weit und breit gibt es außer Geld nichts, was als Positiv zu bezeichnen wäre. Zwar leiden die verschiedenen Familienmitglieder keinen Hunger, aber die emotionale Not zeigt sich am hier größten.
Big Daddy (Peter Höschler), der (Noch)Besitzer der Plantage, leidet an Krebs im Endstadium – ein verbitterter alter Mann, dem die Zeit davon läuft. Zwar hat er genug Geld und könnte sich alles dafür kaufen, aber sein Leben kann er damit nicht verlängern. Er glaubt seiner Frau, Big Mama (Gabriele Kastner), verschließt vor der Krankheit die Augen und verbreitet die Mähr, er sei kerngesund.
Der ungeliebte erstgeborene Sohn Gooper (Helwig Arenz) hat vor Monaten die Verwaltung der Plantage übernommen. Er hofft darauf, das Erbe anzutreten. Zusammen mit seiner Frau Mae (Anke Fonferek) hat er vier Kinder gezeugt, die darauf abgerichtet sind, ebenfalls als Erben zur Stelle zu sein.
Big Daddy wünscht sich einen Enkel, der so sein sollte wie sein zweiter Sohn Brick (Dino Nolting). Das wird aber nicht klappen, denn der schläft weder mit seiner Frau noch zeigt er, außer für Whisky, irgendwelche Interessen.
Schauspieler: Hervorragend auch Dino Nolting als Brick. Fahrig sind seine Bewegungen, langsam seine Worte. Genau wie die eines Menschen, dem der Alkohol das Hirn weggeblasen hat. Der Blick zur Flasche spricht Bände. Für Whisky tut er alles, er verrät sogar, was ihn anekelt und in die Sucht getrieben hat. Er ist wohl auch der einzige in der ganzen Familie, dem das Erbe seines Vaters vollkommen egal ist, solange sein Spritvorrat nicht ausgeht.
Seine Frau liebt ihn anscheinend immer noch. Vielleicht auch nur, weil ihr eine andere Alternative utopisch erscheint. Sie kommt aus armen Verhältnissen und möchte auf keinen Fall wieder dahin zurück. Dafür setzt sie gekonnt ihre erotische Ausstrahlung ein.
Sobald Big Daddy stirbt, wird sich die Familienkonstallation ändern. Das ganze Stück wird zu einem Hürdenlauf um Big Daddys Testament.
Höhepunkte: Jessica Walls Monologe sind einfach faszinierend!
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Die Katze auf dem heißen Blechdach – Drama von Tennessee Williams, Übersetzung von Jörn van Dyck
Landestheater Schwaben – Memmingen
Erlebt am 3. Februar 2009
Inszenierung: Walter Weyers
Bühne und Kostüme: Anne Sevenich
Besetzung am 3. Februar 2009:
Jessica Wall – Margaret
Dino Nolting – Brick
Anke Fonferek – Mae
Gabriele Kastner – Big Mama
Peter Höschler – Big Daddy / Dr. Baugh
Fridtjof Stolzenwald – Reverend Tooker
Helwig Arenz – Gooper