Die Frühlingsmessen in Stuttgart zeigen die neusten Trends. Einen immer größeren Anteil nehmen im Laufe der Jahre nachhaltige Produkte aus der Region ein.
Gute Laune vor der Messehalle. Die junge Dame erklärt sich sofort bereit, den Leierkasten mit eingebautem Seifenblasenerzeuger selbst anzukurbeln.
Recycling – vom Schrottplatz zum Designermöbel
Marek und Hauke reinigen und polieren ausgediente Maschinen und bauen sie um zu originellen Designermöbeln. Diese markante Maschinenbar wird bald wettergeschützt im Außenbereich einer Firma stehen und staunende Besucher zu einem Drink einladen. Für den normalen Hausgebrauch geht’s noch kleiner. Wie wär‘s mit einer fast verschrotteten Vespa als Couchtisch?
Was hat eine weggeworfene Sardinenbüchse mit Kunst zu tun?
In Fundstücke arbeitet der Metallbildhauer Eckhard Schembs seine Figuren ein. Eine weggeworfene leere Sardinenbüchse wird zum Rettungsboot für einen Affen. Das ist übrigens mein Lieblingsstück auf dieser Messe.
Es könnte auch eine Arche Noah sein – ein (1) Lebewesen schafft es, dieser alles überspülenden Müllflut zu entkommen.
Mehrfachnutzung oder Resteverwertung
Mit einem Schnittmuster für einen Rucksack und Stoff aus gebrauchten Markisen fertigt Octavio Tasch optisch unterschiedliche Rucksäcke. Sie setzen sich aus einer Anzahl von Keilen zusammen und bestehen aus zwei Teilen, die mit einem Reißverschluss verbunden werden. Die Trägerinnen haben die Wahl. Sie können ein dunkles Rückenteil mit farbenfreudigen Schauteilen kombinieren oder umgekehrt – von kunterbunt bis dezent.
Mit Frühstücksbrettern die Existenzgrundlage von afrikanischen Schreinern sichern
Die Schülerinnen der technischen Philipp-Matthäus-Hahn-Schule lernen während ihrer Berufsausbildung, mit den unterschiedlichen Hölzern zu arbeiten. Dabei stellen sie Frühstücksbretter und andere beliebte Produkte her, die sie auf Messen und Märkten verkaufen. Mit dem Erlös ihrer Arbeit finanzieren sie wiederum ein Projekt ihrer Partnerschule im Kongo – richtig gelesen, im Kongo!
Die Schule unterstützt als Pate eine Berufsfachschule für Schreiner und Zimmerer.
Jede Schreinerin (auch die Männer) erhält nach ihrer Ausbildung und bestandener Gesellenprüfung einen Kasten mit hochwertigen Werkzeugen im Wert von 1.000 Euro. Das schafft die Existenzgrundlage für ganze Familien. Wozu da noch an Flucht durch die Wüste und das Mittelmeer denken? Ihre goldene Zukunft finden die jungen Schreinerinnen und Zimmerleute in ihrem Heimatdorf.
Graspapier – eine neue Papierart schont unsere Bäume dank 3x Mähen im Jahr
Aus Gras und Holz besteht das Papier, das Matthias Durst in seiner Grasdruckerei bearbeitet. Schwäbische Tüftler haben das Graspapier erfunden. Als Verpackung hat es viele Vorteile gegenüber der Kunststoffverpackung – es ist voll kompostierbar und wird ohne chemische Zusätze hergestellt und bedruckt. Ideal für den Lebensmittelbereich.
Das Besondere: es gelingt nachhaltiger, denn Gras wächst schneller als Holz. Gras kann mehrmals im Jahr gemäht werden, und zwar von heimischen Wiesen, Feldern, Parks. Kurze Wege vom Rohstoff bis zum Verbraucher. Das macht sich sogar in der Werbung bemerkbar mit dem Slogan: „Sei kein #Grasdaggl“. Das versteht mensch nur in „The Länd“, in dem die Schwaben alles können außer Hochdeutsch.
Gras – nicht zum Rauchen, sondern zum Anziehen
Hanf aus heimischer Landwirtschaft – produziert in Deutschland – wird in Brandenburg zu Garn gesponnen. In einer Strickerei in Thüringen entstehen Pullover daraus – vollkommen ungefärbt und umweltfreundlich.
Wer sich einen Pullover schicken lässt, bekommt noch einen Mehrwert dazu. Die Pullover werden in einen Stoffbeutel gepackt, daran ein Adressenschild befestigt und ab geht die Post. Ein vollkommen abfallfreier Versand, denn der Beutel kann von der Kundin als Tragetasche weiter verwendet werden. Nachhaltig!
Wind-und-Wetter-Kleidung – albnah
Ein ebenfalls nachwachsender Rohstoff, der einmal im Jahr „geerntet“ wird, ist die Wolle von freilaufenden Schafen. Einst war sie begehrt, heute wird sie durch andere Textilien wie Baumwolle oder Kunstfasern ersetzt.
Durch den daraus resultierenden Preisverfall lohnt es sich für viele Schäfer nicht mehr, die Wolle nach der Schur zu verkaufen.
Inge Rubens und Florian Kirchner gehen einen eigenen Weg. Sie lassen ihre wertvolle Merinowolle reinigen und kardieren – das heißt, soweit kämmen, dass sie weiter verarbeitet werden kann. In einer Spinnerei wird die Wolle gleichzeitig verfilzt, so dass ein Lodenstoff entsteht. Loden schützt seit Jahrhunderten vor Kälte und Nässe. Diesen wasserabweisenden Stoff lassen sie zu wetterfesten Mänteln verarbeiten. Da sie sich selbst viel in der freien Natur aufhalten, wissen sie genau, worauf es bei einer Outdoor-Jacke ankommt. Und wenn sie dann farbenfreudig und topaktuell ist, wird sie zu einer echten Funktionsjacke.
Von Yoga bis Luftakrobatik
Wer den Messerundgang mit einer Ruhepause beenden will, hängt bei Aerial Yoga in Baumel-Tüchern ab – ein Angebot des Studios für Luftakrobatik.
Stuttgarter Frühjahrsmessen vom 13.04.2023 – 16.04.2023
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