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♫ „Tannhäuser“ in Bayreuth 2012 – letzte Vorstellung am 27. August

Zweigeteilt verläuft das Echo auf diese Tannhäuser♫ "Tannhäuser" in Bayreuth 2012 - letzte Vorstellung am 27. August | Kulturmagazin 8ung.info-Inszenierung 2012.
♫ "Tannhäuser" in Bayreuth 2012 - letzte Vorstellung am 27. August | Kulturmagazin 8ung.infoLeider hatte ich in diesem Jahr keine Gelegenheit, den Tannhäuser auf der Bühne zu erleben. Umso interessierter hörte ich die Publikums-Äußerungen. Diejenigen, die vorher eine Einführung besuchten, zeigen sich begeistert. Im Gegensatz dazu die Uneingeweihten. Fazit: Diese Inszenierung lässt sich vorteilhafter mit einer Gebrauchsanweisung genießen.
Über die hohe Qualität des Festspielorchesters, des Chors und der Sänger waren sich wiederum alle einig. Besonders gelobt wurden die neue Venus (Michelle Breedt) und der neue Tannhäuser (Torsten Kerl).

 

„Tannhäuser“ in Bayreuth 2011: Was passiert auf der Bühne?

Während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, wird auf der offenen Bühne gearbeitet. Die Wartburg setzt sich als Fabrik für regenerative Energien in Szene – also höchst aktuell. Der Venusberg saugt sich als Käfig aus dem Boden der Anlage heraus. Affenartige Wesen, die sich gegenseitig lausen, kopulieren, sich auf die Brust schlagen, bevölkern den Käfig. Kopulieren scheint auf Opernbühnen in Mode gekommen zu sein. Damit müssen wir leben.
Mitten im Chaos ein vollkommen verlotterter Tannhäuser (Lars Cleveman), der mit dem Kopf gegen die Gitterstäbe schlägt und sich beklagt, schon lange keine Nachtigall mehr gehört zu haben. Das ruft Venus (Stephanie Friede) auf den Plan. Hochschwanger, im Goldkleid, kommt sie in Begleitung eines Geparden hervor und will Tannhäuser davon überzeugen, dass er es in ihrem Tollhaus Zoo weitaus besser hat als bei den bösen Menschen, vor denen er floh.
Siehe -> Tannhäuser im Venusberg
Tannhäuser lässt sich nicht aufhalten und verschwindet ins Reich der Elisabeth. In diesem optisch suberotischen Zustand, in dem ihn keine Frau geschenkt haben möchte, finden ihn die Edlen (Günther Groissböck, Michael Nagy, Lothar Odinius, Thomas Jesatko, Arnold Bezuyen, Martin Snell). Auch sie schlucken etwas beim Anblick seiner nackten Stachelbeine, die in ausgeleierten Schaftstiefel stecken.
Siehe ->Tannhäuser lässt sich gehen…

Elisabeth (Camilla Nylund), die Herrin der Biogas-Alkohol-Fabrik, sieht in ihm anscheinend nur den schmucken Kerl, der er früher einmal war. Sie kennt nur ein Ziel – Tannhäuser. Wolfram (Michael Nagy), von edler Gestalt und ebensolcher ausdrucksstarken Stimme, fällt beim Sängerwettstreit wegen seines Lampenfiebers durch. Der Hirtenjunge singt mit der angenehmen, klaren Stimme von Katja Huber, die zwar zur Rolle, nicht aber zu dieser Figur passt.
Siehe -> Sebastian Baumgarten legt es darauf an, die dunklen und unsympathischen Seiten dieser Geschichte…
Die Venus darf beim Sängerkrieg nicht bei den „Geladenen“ sitzen, platziert sich mit ihrem Stuhl aber ganz vorn an die Rampe und kommentiert alles mit Mimik und Gestik. Hervorragend Stephanie Friede mit ihrer warmen, dunklen Stimme. Elisabeth (Camilla Nylund) verfügt über eine warme, helle Stimme. Kein Wunder, dass sich Tannhäuser zu beiden hingezogen fühlt.
Siehe Der Sängerkrieg auf der Wartburg
Elisabeth drängt danach, Tannhäuser durch ihren Tod zu retten. Mit Wolframs Hilfe öffnet sie einen Gasbehälter und verschwindet darin. Wolfram schubst sie vollends hinein und hält die Tür geschlossen, obwohl sie daran bockelt. Anscheinend hat sie es sich anders überlegt. Wer hätte gedacht, dass aus dem Tannhäuser noch ein Krimi werden kann!

 

Tannhäuser, romantische Oper von Richard Wagner

Bayreuther Festspiele 2011 – Besetzung:
Musikalische Leitung – Thomas Hengelbrock
Regie – Sebastian Baumgarten
Bühnenbild – Joep van Lieshout
Kostüme – Nina von Mechow
Dramaturgie – Carl Hegemann
Licht – Franck Evin
Video – Christopher Kondek
Chorleitung – Eberhard Friedrich

Landgraf Herrmann – Günther Groissböck
Tannhäuser – Lars Cleveman
Wolfram von Eschenbach – Michael Nagy
Walther von der Vogelweide – Lothar Odinius
Biterolf – Thomas Jesatko
Heinrich der Schreiber – Arnold Bezuyen
Reinmar von Zweter – Martin Snell
Elisabeth, Nichte des Landgrafen – Camilla Nylund
Venus – Stephanie Friede
Ein junger Hirt – Katja Stuber

 

Tannhäuser: