Schlagwort: Diógenes Randes

  • ♫ Parsifal in Bayreuth 2010 – drastische Sexszenen

    ♫ Parsifal in Bayreuth 2010 – drastische Sexszenen

    Die Bayreuther5a257128a5c843e79e3ce81d6569087b Festspiele  2010 zeigen diese Inszenierung von Stephan Herheim im dritten Jahr. 

    Das hat sich gegenüber der Parsifal-Inszenierung 2009 geändert.

    Geblieben ist das gewohnt hohe musikalische Niveau des Festspiel-Orchesters unter der Leitung von Daniele Gatti, des Chores unter der Leitung von Eberhard Friedrich und der Solisten. Wie 2009 sind folgende Sänger gleich geblieben: Amfortas –  Detlef Roth, Titurel – Diógenes Randes, Gurnemanz –  Kwangchul Youn, Parsifal –  Christopher Ventris, Klingsor – Thomas JesatkoSusan Maclean bringt als neue Kundry eine größere stimmliche  Ausdrucksbandbreite mit.
    w.parsifalEbenfalls geblieben sind die Kostüme und das Bühnenbild von Gesine Völlm und Heike Scheele, beides wunderschön und stimmig.

    Im ersten Akt Historismus mit Flügeln; im zweiten Akt die dollen Zwanziger bis zum dritten Reich; im dritten Akt Deutscher Bundestag, siehe->Parsifal im Matrosen-Anzügle – Klingsor in Strapsen – Kundry im Umziehstress

    In der Inszenierung siehe ->Parsifals Zeitenfahrt von der Villa Wahnfried zum Plenarsaal des Deutschen Bundestages wurde einiges klarer herausgearbeitet, und besonders stoßen mir die drastischen Sexszenen auf.

    Wen begeistern die Sexszenen?

    Eigentlich sieht der Regisseur Stephan Herheim bis auf zwei Meter Entfernung noch bemerkenswert jung und agil, schmuck und fit aus. Aber anscheinend altert Mann in diesem Metier schnell. Bestimmte Szenen könnten der Fantasie alter Männer entsprungen sein. Im ersten Akt kriechen Jungen in Matrosenanzügen unter die langen Röcke der Damen, die vor lauter Ekstase die Flügel wackeln lassen.
    Kundry wird von sämtlichen Männern, mit denen sie zusammen singt, ganz selbstverständlich missbraucht – meist im Bett, das vorn auf der Bühne steht.
    Im zweiten Akt wird  Haus Wahnfried während des ersten Weltkrieges zum Lazarett umgewandelt. Die Betten verteilen sich an allen Wänden entlang. Herein humpeln die verwundeten Soldaten, von Krankenschwestern – in der Originaltracht dieser Zeit – gestützt, legen sie sich in die Metallbetten und werden umsorgt. Während Klingsor Kundry beauftragt, Parsifal zu verführen, erleben die Zuschauer ein sehr realistisches Paarungs-Ballett der Krankenschwestern mit den Verwundeten. Peinlich.

    Männliche Wechseljahres-Oper

    Der Parsifal ist in diesem Jahr zu einer Männeroper geworden, besser gesagt, für Männer in den Wechseljahren. Sobald bestimmte Herren in die Jahre kommen, kommt ihre Fantasie auf Hochtouren. Aus bisher vernünftigen Zeitgenossen werden nervige Verbal-Erotiker.
    Dieses Plumpe, Direkte, im Parsifal steht im Gegensatz zum Lohengrin, in dem Jonas Kaufmann durch seine Mimik und Gestik, Körperhaltung und Sprachmelodie eine ungeheure Erotik ausstrahlt.

    Lichtblick Blumenmädchen:

    Das heißt nicht, dass die ganze Opernaufführung aus triebgesteuerten Primaten auf der Bühne, und hechelnden Voyeuren im Zuschauerraum besteht. Dieser Parsifal enthält die schönste Blumenmädchen-Szene, die ich bisher gesehen habe. Voller Erotik, die Denkanstöße gibt, Anstößiges zu denken, ohne an der Intimsphäre von 1800 Zuschauern zu rubbeln, siehe unten:

    https://www.8ung.info/2731/parsifal-wagner-oper-5-bayreuth-2010-blumenmaedchen

    Worum es in der Oper Parsifal geht:

    https://www.8ung.info/3978/parsifal-wagner-oper-1-inhalt-handlung

    Besetzung 2010

    Musikalische Leitung Daniele Gatti
    Regie  Stefan Herheim
    Bühnenbild  Heike Scheele
    Kostüme  Gesine Völlm
    Dramaturgie  Alexander Meier-Dörzenbach
    Video  Momme Hinrichs Torge Møller
    Chorleitung   Eberhard Friedrich

    Amfortas   Detlef Roth
    Titurel  Diógenes Randes
    Gurnemanz   Kwangchul Youn
    Parsifal   Christopher Ventris
    Klingsor   Thomas Jesatko
    Kundry   Susan Maclean
    1. Gralsritter   Arnold Bezuyen
    2. Gralsritter   Friedemann Röhlig
    1. Knappe   Julia Borchert
    2. Knappe   Ulrike Helzel
    3. Knappe   Clemens Bieber
    4. Knappe   Willem Van der Heyden
    Klingsors Zaubermädchen   Julia Borchert
    Klingsors Zaubermädchen   Martina Rüping
    Klingsors Zaubermädchen   Carola Guber
    Klingsors Zaubermädchen   Christiane Kohl
    Klingsors Zaubermädchen   Jutta Maria Böhnert
    Klingsors Zaubermädchen   Ulrike Helzel
    Altsolo   Simone Schröder

    Parsifal-Inszenierungen in Bayreuth:

    Super Kostüme, einzigartiges Bühnenbild!

    https://www.8ung.info/1506/parsifal-wagner-oper-3-bayreuth-buehne-kostueme-2009

    2010 die gleiche Inszenierung, aber leider doch ganz anders:

    https://www.8ung.info/1923/parsifal-wagner-oper-4-bayreuth-2010

    2011 die gleiche Inszenierung, aber nicht dieselbe wie 2009 und 2010:

    https://www.8ung.info/2729/parsifal-wagner-oper-6-bayreuth-2011

    Die letzten Vorstellungen dieser Inszenierung bringen 2012 wiederum Neues:

    https://www.8ung.info/3981/parsifal-wagner-oper-7-bayreuth-2012

    Die „etwas andere Sicht“ auf den Parsifal wird in Bayreuth mit der Inszenierung von Christof Schlingensief eingeleitet:

    https://www.8ung.info/2744/parsifal-wagner-oper-8-bayreuth-schlingensief-beuys-filz

    Aber auch schon vor Schlingensief und erst recht danach muss der Parsifal viel aushalten:

    https://www.8ung.info/1509/parsifal-wagner-oper-9-dehnungsfugen

    Parsifal:

     
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  • ♫ Parsifal in Bayreuth 2009 – Zeitenfahrt von der Villa Wahnfried zum Plenarsaal des Deutschen Bundestages

    ♫ Parsifal in Bayreuth 2009 – Zeitenfahrt von der Villa Wahnfried zum Plenarsaal des Deutschen Bundestages

    Bayreuther Festspiele 2009:5a257128a5c843e79e3ce81d6569087b „Parsifal“ von Richard Wagner  in der Inszenierung Stefan Herheim. |
    Eine opulente Parsifal-Inszenierung, in Szene gesetzt  als Historien- und Kostümoper voller Symbolgehalt – fast schon zu viel für eine einzige Oper. Es trieft nur so vor Symbolik, dass ich mich frage, ob das alles ernst gemeint sein kann.

    w.10festspielhausParsifal, bei Richard Wagner ein „reiner Tor“ auf der Suche nach dem „Heiligen Gral“, dem Befreiungstraum der Menschheitsgeschichte, muss allerhand Abenteuer durchstehen, bevor er sich und andere erlösen kann (von wem oder was auch immer). Schon Christoph Schlingensief wusste damit nicht viel anzufangen und machte eine eigene Geschichte daraus, die er über diese Oper stülpte – mit Sängern und Orchester als Hintergrundmusik.

    Stefan Herheims Inszenierung hat mit Richard Wagners Original ebenfalls wenig zu tun, ist aber in sich stimmig und geht mit der Musik mit. Wunderschöne Kostüme -> siehe ♫ Parsifal im Matrosen-Anzügle – Klingsor in Strapsen – Kundry im Umziehstress
    von Gesine Völlm, grandiose Bühnenbilder von Heike Scheele und durchdachte, schlüssige Szenen formen diese Inszenierung zu einem nachhaltigen Erlebnis. In drei Akten wird die Geschichte des Hauses Wagner erzählt – oder der Bayreuther Festspiele – von den Anfängen im Haus Wahnfried über das Dritte Reich bis zum neuen Bundestag in Bonn. Mit dem Neuanfang der Festspiele, als Wieland und Wolfgang Wagner die Leitung übernehmen, endet die Oper. Auf dem Vorhang projiziert erscheint der Appell von Wolfgang und Wieland Wagner, den sie 1951 anlässlich der Wiedereröffnung der Festspiele an die Festspielbesucher richten: „…von politischen Debatten auf dem Festspielhügel freundlichst Abstand zu nehmen. Hier gilt’s der Kunst.“ So einfach war das damals.

     

    Den „Heiligen Gral“ findet Parsifal (Christopher Ventris) an einer ungewöhnlichen Stelle, nämlich im Plenarsaal des neu gegründeten Bundestages. Ein runder Spiegel gibt oben auf der Bühnendecke alles wieder, was sich unten am Boden zuträgt.
    Einzug des Chors  (Parlamentarier) mit heftigen Diskussionen in dem Plenarsaal der Bundesrepublik. Die Rednertribüne in der Mitte des Plenarsaales – im Spiegel an der Decke – versinkt im Boden und macht dem Telefonzellen-Magenta-Roten Gral Platz. Wenn der Vorhang fällt, sieht das Publikum oben einen Vogel aufleuchten – ein Mittelding zwischen Schwan, Friedenstaube und Bundesadler. Bis zum letzten Akkord strahlend helles Telefonzellen-Magenta-Rosa.

    Dieser Schluss ist so schön kitschig, dass er mit minutenlangen Beifallsstürmen bedacht wird.
    Opulenz bis zum rosaroten Ende.

     

    Worum geht es in der Oper Parsifal:

    ♫ Inhalt / Handlung: Parsifal – Oper von Richard Wagner

    Unsere persönliche Empfehlung für den Besuch einer Vorstellung in Bayreuth:

     

    Parsifal” von Richard WagnerBayreuther Festspiele 2009

    Musikalische Leitung Daniele Gatti
    Regie Stefan Herheim
    Bühnenbild Heike Scheele
    Kostüme Gesine Völlm
    Dramaturgie Alexander Meier-Dörzenbach
    Video Momme Hinrichs, Torge Møller
    Chorleitung Eberhard Friedrich

    Besetzung

    Amfortas Detlef Roth
    Titurel Diógenes Randes
    Gurnemanz Kwangchul Youn
    Parsifal Christopher Ventris
    Klingsor Thomas Jesatko
    Kundry Mihoko Fujimura
    1. Gralsritter Arnold Bezuyen
    2. Gralsritter Friedemann Röhlig
    1. Knappe Julia Borchert
    2. Knappe Ulrike Helzel
    3. Knappe Clemens Bieber
    4. Knappe Timothy Oliver
    1. Soloblume Julia Borchert
    2. Soloblume Martina Rüping
    3. Soloblume Carola Guber
    4. Soloblume Christiane Kohl
    5. Soloblume Jutta Maria Böhnert
    6. Soloblume Ulrike Helzel
    Altsolo Simone Schröder

     

    Parsifal-Inszenierungen im Bayreuth

     

    Parsifal oder Parzival:

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  • ♫ Parsifal in Bayreuth 2009 im Matrosen-Anzügle – Klingsor in Strapsen – Kundry im Umziehstress

    ♫ Parsifal in Bayreuth 2009 im Matrosen-Anzügle – Klingsor in Strapsen – Kundry im Umziehstress

    Einzigartige Kostüme von Gesine5a257128a5c843e79e3ce81d6569087b Völlm – imponierendes Bühnenbild von Heike Scheele im „Parsifal“ der Bayreuther Festspiele 2009

    Unschwer ist im ersten Akt das Bühnenbild von Heike Scheele als Villa Wahnfried zu erkennen, vom Park aus gesehen.
    Wohl jeder Festspielbesucher kennt das Wohnhaus (heute Museum) des Komponisten Richard Wagner, sowie den Blick von seinem Grab auf das Haus. Dieses Grab wandelt sich zum Bett, zum Brunnen, dann zum Plenarsaal…
    w.022festspielhausDie Menschenmassen, die Haus und Garten bevölkern, zeigen sich individuell gekleidet wie in der Entstehungszeit des Parsifal, also 1880. Damen der besseren Gesellschaft mit großen Hüten, Herren im Frack und Zylinder, Kinder in Matrosenanzügen. Gemeinsam sind allen die Flügel, die sie auf dem Rücken tragen. Unklar ist, ob es Engelsflügel sind und damit auf die Ewigkeit anspielen (trief), oder ob es Vogelflügel sind, besser gesagt, Schwanenflügel. Das hätte dann einen direkten Bezug zum Parsifal, wie ihn Richard Wagner schrieb.

     

    Klingsor (Thomas Jesatko), der hässliche Böse, erweist sich als Meisterstück der Kostümbildnerin Gesine Völlm. Oben herum ganz Gentleman in Frack, Zylinder und weißem Hemd, ein Bein kokett nach vorn gestreckt. Dieses Bein steckt in einem schwarzen Netzstrumpf mit Strapsen. Einen glühenden Speer in der Hand haltend, wirbelt zu seinen Füßen ein blutrotes Tuch wie Feuer und Flammen auf heißen Kohlen.
    cover.8ung.wagnerKundry (Mihoko Fujimura) erscheint im langen, roten Kleid, danach mit Frack und Zylinder als Lebemann, dann weißgewandet mit langem, roten Haar, um nur einige Umwandlungen zu nennen.
    Für mich gehören die Blumenmädchen (Julia Borchert, Martina Rüping, Carola Guber, Christiane Kohl, Jutta Maria Böhnert, Ulrike Helzel, Simone Schröder) mit zu den schönsten, die ich je in dieser Oper gesehen habe. Sie tragen Kostüme der Revuegirls in den Wilden Zwanzigern, mit Federboa auf dem Kopf, Pfauenfedern an den Schultern, Straußenfedern ums Hinterteil. Ein Schmetterling mit Riesenflügeln sowie ein buntes Stacheltier buhlen um Parsifal – nicht zu vergessen die schmucken Krankenschwestern.
    …dass Parsifal bei denen nicht schwach wurde.

    Das Lichtdesign hat sich gegenüber dem Vorjahr schon verbessert, könnte aber gern noch ein paar Grad dezenter werden, wenn die knalligen Discofarben sich – besonders im ersten Akt – den zarten Kostümfarben anpassen.  Siehe -> Parsifal und seine (auf)reizenden Blumenmädchen

     

    Inhalt / Handlung: Parsifal – Oper von Richard Wagner
    Parsifal in Bayreuth 2009 – Zeitenfahrt von der Villa Wahnfried zum Plenarsaal des Deutschen Bundestages
    Parsifal in Bayreuth 2009 im Matrosen-Anzügle – Klingsor in Strapsen – Kundry im Umziehstress
    Parsifal in Bayreuth 2010 – was ist neu?
    Blumenmädchen im Parsifal – Bayreuther Festspiele
    Parsifal in Bayreuth 2011 – Was ist neu?
    Parsifal in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 28. August
    Parsifal in Bayreuth – Schlingensief, Beuys und der Filz
    Parsifal – die Oper mit den Dehnungsfugen

     

    Parsifal” von Richard WagnerBayreuther Festspiele 2009

    Musikalische Leitung Daniele Gatti
    Regie Stefan Herheim
    Bühnenbild Heike Scheele
    Kostüme Gesine Völlm
    Dramaturgie Alexander Meier-Dörzenbach
    Video Momme Hinrichs, Torge Møller
    Chorleitung Eberhard Friedrich

    Besetzung
    Amfortas Detlef Roth
    Titurel Diógenes Randes
    Gurnemanz Kwangchul Youn
    Parsifal Christopher Ventris
    Klingsor Thomas Jesatko
    Kundry Mihoko Fujimura
    1. Gralsritter Arnold Bezuyen
    2. Gralsritter Friedemann Röhlig
    1. Knappe Julia Borchert
    2. Knappe Ulrike Helzel
    3. Knappe Clemens Bieber
    4. Knappe Timothy Oliver
    1. Soloblume Julia Borchert
    2. Soloblume Martina Rüping
    3. Soloblume Carola Guber
    4. Soloblume Christiane Kohl
    5. Soloblume Jutta Maria Böhnert
    6. Soloblume Ulrike Helzel
    Altsolo Simone Schröder

    Parsifal oder Parzival:
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  • ♫ Parsifal in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 28. August

    ♫ Parsifal in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 28. August

    Wie reagiert das Festspielpublikum5a257128a5c843e79e3ce81d6569087b auf diesen Parsifal?
    Parsifal ist schon vom Thema Ritterromantik her eine reine Männeroper, vollendet von dem 69-jährigen Richard Wagner. Besonders die Herren gleichen Alters bekommen glänzende Augen, wenn sie ihre Begeisterung für diese Inszenierung von Stefan Herheim begründen: „… zeitgeschichtliche Zusammenhänge“, „… generationenübergreifend“, „… Kriege als Regulator schon seit Urzeiten“… Nicht erwähnt werden die eindeutig zweideutigen Szenen. Alle tun so, als hätten sie die nicht gesehen 😉

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    Männliche Besucher ab einem bestimmten Alter verbuchen diese Altherrenoper in dieser Altherreninszenierung als vollen Erfolg. Mann oh Mann.

    Parsifal in Bayreuth 2012 – was ist neu?

    Weitaus mehr Gewicht wird in der Parsifal-Inszenierung von Stefan Herheim im Jahr 2012 auf eine klarer strukturierte Lichtführung (Ulrich Niepel) gelegt. Die Sänger stehen im Lichtkegel, während die Nebenhandlungen etwas abgedunkelt sind. Selbst wenn das Auge abschweift, ist es leicht, wieder zum Hauptstrang zurückzufinden. Besonders die textlastigen Dialoge werden ohne Ablenkung deutlicher. Bis auf den Parsifal (Burkhard Fritz) sind die Sänger die gleichen (Amfortas – Detlef Roth, Titurel – Diógenes Randes, Gurnemanz – Kwangchul Youn, Klingsor – Thomas Jesatko, Kundry – Susan Maclean) – auf dem gleichen hohen Niveau wie im Parsifal 2011. Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Stark ausgeprägte religiöse Riten – Besinnung auf das Bühnenweihfestspiel?

    cover.8ung.wagner

    Religion wird besonders im ersten Akt sehr betont. Viele kleine Parsifale in Matrosenanzügen knien nieder und falten die Hände. Bemalte Säulen drehen sich vom großbürgerlichen Salon der Gründerzeit zur romanischen Kirche, in der sich die Gralszeremonie abspielt (Bühne Heike Scheele). Es wird viel gebetet in diesem Jahr, auch bei den Soldaten aus dem 1. Weltkrieg, die als Gralsritter – die Guten – in den Heiligen Krieg ziehen. Gestärkt durch die Zeremonie des Heiligen Grals. (Hat das was genützt?)

    Die Fußwaschung scheint gerade einem Tiziangemälde entsprungen zu sein. Parsifal mit langen, roten Haaren im Jesusgewand, Kundry in Kleidern der Maria. Mit ihren langen, roten Haaren trocknet sie Parsifals/Jesus‘ Füße.

    Klingsors Zaubergarten fällt durch die SS – Klingsors Ritter, die Bösen – in Schutt und Asche.
    Sie sprengen alles, einschließlich sich selbst, kaputt. Ausgerechnet ein Hitlerjunge wirft den Speer, den Parsifal nach einem Augenblickstotallichtausfall plötzlich in der Hand hält.

    Meine geliebten Blumenmädchen (Kostüme Gesine Völlm) haben sich nicht geändert.
    Sie vollführten immer noch auf dem Brunnenrand ihre Modenschau in Kostümen der Revuegirls der wilden Zwanzigerjahre. Deutlicher liegt der Fokus auf den Krankenschwestern in ihrer grauen Tracht, die sich jeweils an Parsifal herandrängen und die Nebenbuhlerinnen wegschubsen. Die einzelnen Methoden der Damen verführen zum Schmunzeln bis Glucksen.

    Richtig schön kitschig ist und bleibt der Karfreitagszauber – wie immer, wenn Emotionen im Spiel sind. Vorn an der Rampe leuchten Glühbirnen in Rot, Grün, Gelb, Orange – wie in einer Schießbude auf dem Jahrmarkt. Dafür scheint der Heilige Gral am Schluss blutrot, vorher Magenta(Telefonhäuschen)rosa.

    Inhalt / Handlung: Parsifal – Oper von Richard Wagner
    Parsifal in Bayreuth 2009 – Zeitenfahrt von der Villa Wahnfried zum Plenarsaal des Deutschen Bundestages
    Parsifal in Bayreuth 2009 im Matrosen-Anzügle – Klingsor in Strapsen – Kundry im Umziehstress
    Parsifal in Bayreuth 2010 – was ist neu?
    Blumenmädchen im Parsifal – Bayreuther Festspiele
    Parsifal in Bayreuth 2011 – Was ist neu?
    Parsifal in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 28. August
    Parsifal in Bayreuth – Schlingensief, Beuys und der Filz
    Parsifal – die Oper mit den Dehnungsfugen

    Parsifal von Richard WagnerBayreuther Festspiele 2012
    Musikalische Leitung – Philippe Jordan
    Regie – Stefan Herheim
    Bühnenbild – Heike Scheele
    Kostüme – Gesine Völlm
    Licht – Ulrich Niepel
    Video – Momme Hinrichs Torge Møller
    Dramaturgie – Alexander Meier-Dörzenbach
    Chorleitung – Eberhard Friedrich

     Besetzung 2012
    Amfortas – Detlef Roth
    Titurel  -Diógenes Randes
    Gurnemanz  – Kwangchul Youn
    Parsifal –  Burkhard Fritz
    Klingsor – Thomas Jesatko
    Kundry – Susan Maclean
    1. Gralsritter – Arnold Bezuyen
    2. Gralsritter  – Christian Tschelebiew
    1. Knappe – Julia Borchert
    2. Knappe  – Ulrike Helzel
    3. Knappe – Clemens Bieber
    4. Knappe – Willem Van der Heyden
    Klingsors Zaubermädchen – Julia Borchert
    Klingsors Zaubermädchen – Martina Rüping
    Klingsors Zaubermädchen – Carola Guber
    Klingsors Zaubermädchen – Christiane Kohl
    Klingsors Zaubermädchen – Jutta Maria Böhnert
    Klingsors Zaubermädchen – Ulrike Helzel
    Altsolo – Simone Schröder

     

    Werkstatt Bayreuth:

    In der von Wolfgang Wagner eingeführten “Werkstatt Bayreuth” nutzen die meisten Regisseure, so auch Stefan Herheim,  die folgenden Spielzeiten, um ihre Inszenierung weiter zu entwickeln. Wie ändert sich in diesem “Parsifal” die Inszenierung  und die  beachtenswerte Ausstattung von Bühne und Kostümen von 2009  im Laufe der Jahre nach  2010 über 2011 bis schließlich und endlich 2012?

    Parsifal oder Parzival:

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  • ♫ Parsifal in Bayreuth 2011 – betende Hände bei (fast) jeder Gelegenheit

    ♫ Parsifal in Bayreuth 2011 – betende Hände bei (fast) jeder Gelegenheit

    Die Besetzung im Parsifal5a257128a5c843e79e3ce81d6569087b in der Inszenierung von Stefan Herheim ist identisch mit der von 2010 – das hohe musikalische Niveau ebenfalls. Musikalisch gibt es kaum Unterschiede, dafür aber optisch.
    Verändert hat sich im Bühnenbild (Heike Scheele) die Architektur des Hauses. Es sieht nicht mehr nach der Villa Wahnfried aus, sondern nach einer hochherrschaftlichen Villa der Gründerzeit – einer Gralsburg des beginnenden Industriezeitalters.

    w.parsifal2011

    In diesem Jahr wird mehr Wert auf die religiöse Ausrichtung des Parsifals gelegt – so wie Richard Wagner es vorgesehen hatte. Häufig sieht man betende Hände.

    Eine weitaus größere Rolle spielt der kleine Parsifal. Als schätzungsweise 10-jähriger Knirps geistert er in seinem Matrosenanzug durch die Zeiten. Im zweiten Akt steigt er sogar als Hitlerjunge aus dem Brunnen. Der erwachsene Parsifal (Simon O’Neill) steckt ebenfalls in einem Matrosenanzug mit kurzen Hosen. Neckisch – bei der Figur. Außer Parsifal sind die Sänger die gleichen wie im „Parsifal“ 2010: Amfortas – Detlef Roth, Titurel – Diógenes Randes, Gurnemanz – Kwangchul Youn,  Klingsor – Thomas Jesatko, Kundry – Susan Maclean.

    cover.8ung.wagnerSchön wie eh und je sind und bleiben die Blumenmädchen. Die fantasievollen Kostüme von Gesine Völlm suchen ihresgleichen. Passend dazwischen die graue Schwesterntracht. Dadurch wirken sie besser. Ein Augenschmaus.
    Dafür sind die Sexszenen deutlich dezenter – mit einem kleinen Kunstgriff. Die Sänger werden voll angestrahlt und stehen im Licht, die kopulierenden Paare agieren außerhalb des Lichtkegels. Der Blick wird nicht zwingend darauf gelenkt, sondern die Zuschauer entscheiden selbst, was Ihnen angenehm ist. Wer nicht will, muss sich keine Obszönitäten anschauen. Wer mag, hat auch im Halbdunkel seine Freude. Für echte Voyeure ist das wohl auch schöner, da authentischer.

    Angenehm gestaltet sich die Lichtführung. Die Bonbonfarben sind (fast) verschwunden. Selbst im letzten Akt erscheint die Jahrmarktsbuden-Beleuchtung relativ kurz. Ebenso wird nur der Gral – nicht mehr der ganze Bundestag einschließlich Abgeordneten – und sein kreisrundes Umfeld in Telefonhäuschen-Magentarot getaucht.

    Parsifal, Oper mit Musik und Libretto von Richard Wagner
    Aufführung der 100. Bayreuther Festspiele 2011

    Besetzung 2011:
    Musikalische Leitung – Daniele Gatti
    Regie – Stefan Herheim
    Bühnenbild – Heike Scheele
    Kostüme – Gesine Völlm
    Dramaturgie –  Alexander Meier-Dörzenbach
    Video – Momme Hinrichs, Torge Møller
    Chorleitung – Eberhard Friedrich

    Amfortas – Detlef Roth
    Titurel – Diógenes Randes
    Gurnemanz – Kwangchul Youn
    Parsifal – Simon O’Neill
    Klingsor – Thomas Jesatko
    Kundry – Susan Maclean
    1. Gralsritter – Arnold Bezuyen
    2. Gralsritter – Friedemann Röhlig
    1. Knappe – Julia Borchert
    2. Knappe – Ulrike Helzel
    3. Knappe – Clemens Bieber
    4. Knappe – Willem Van der Heyden
    Klingsors Zaubermädchen – Julia Borchert
    lingsors Zaubermädchen- Martina Rüping
    Klingsors Zaubermädchen – Carola Guber
    Klingsors Zaubermädchen – Christiane Kohl
    Klingsors Zaubermädchen – Jutta Maria Böhnert
    Klingsors Zaubermädchen – Ulrike Helzel
    Altsolo – Simone Schröder

    Werkstatt Bayreuth:

    In der von Wolfgang Wagner eingeführten “Werkstatt Bayreuth” nutzen die meisten Regisseure, so auch Stefan Herheim,  die folgenden Spielzeiten, um ihre Inszenierung zu verändern. Wie ändert sich in diesem “Parsifal” die Inszenierung  und die  beachtenswerte Ausstattung von Bühne und Kostümen von 2009  im Laufe der Jahre nach  2010 über 2011 bis schließlich und endlich 2012?

    Parsifal oder Parzival:
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  • ♫ Siegfried – Bayreuther Festspiele 2010

    Zum letzten mal in dieser Inszenierung von Tankret3df10398aa5f4de3a409cc1707799139 Dorst, mit dem großartigen Festspielorchester unter der Leitung von Christian Thielemann.

    Siegfried 2010: Mime, der Ungeduldige.

    w.siegfriedMime – als Lurch im Tarnanzug – experimentiert im Chemiesaal einer Schule, die aber längst nicht mehr als solche existiert. Erfolglos versucht er, das Schwert Nothung zusammenzusetzen. Sein Kopf schaut aus dem großen weit ausladenden Kragen heraus (Fantasievolle Kostüme von Bernd Ernst Skodzig). Wolfgang Schmidt als Mime spielt den Ungeduldigen, dem langsam die Zeit wegläuft, der erfolglos vor sich hin experimentiert und mit seinem Schicksal hadert.

    Siegfried, der muskulöse Halbstarke

    Siegfried gegenüber verhält er sich ambivalent. Einerseits fühlt er sich noch als Respektsperson, andererseits hat er Angst vor Siegfrieds (Lance Ryan) derben Streichen. Siegfried, der muskulöse Halbstarke, reißt Mime die Kappe vom Kopf, setzt einen Stock hinein und fegt damit den Boden, während er Mime vorsingt, wie wenig er ihn mag. Mime kriecht auf dem Boden hinter der Kappe her, erwischt sie aber nicht. Kaum hält er die Hand drüber, hat Siegfried sie in Schlangenlinien in eine andere Ecke geschoben.

    Vor dem Wanderer entwickelt Mime Respekt, weil der sofort die Fragen beantwortet, die er für schwierig hält. Vorher noch der Überlegene, sinkt er mit jeder Frage des Wanderers in sich zusammen und versteckt sich hinter dem maroden Mobiliar. Albert Dohmen als Wanderer tritt auf mit starker Stimme und weit ausladenden Gesten. Darstellerisch leider nicht ganz so differenziert wie Mime Wolfgang Schmidt.

    Im zweiten Akt steht auf der Bühne (Frank Philipp Schlößmann) ein abgeholzter Wald, über den eine Autobahnbrücke verläuft, auf der Arbeiter ein Zelt aufgeschlagen haben. Für sie sind die Götter unsichtbar, genau wie für die Kinder, die spielend durch den Wald toben, während sich das Drama – mit zwei Leichen – abspielt.

    Charakterdarsteller und Sänger

    Wolfgang Schmidt artikuliert klar, bis in die hinteren Reihen zu verstehen. Deutlich kommen seine Worte im wohlklingendem Tenor bei den Zuhörern an. In früheren Jahren sang er die Partie des Siegfried. Differenziert spielt er Mime, der mit Mimik und Gestik versucht, Siegfried einzulullen, während er davon singt, ihm den Kopf abzuschlagen.

    Ähnlich als Sänger und Darsteller agiert Andrew Shore als Alberich, der sich um der Höhle des Drachen herumschleicht, um irgendwie an den Goldschatz heranzukommen. Dieses Brüderpaar ist eine Wucht, nicht nur im Kampf.

    Spielfreudig, mit kräftiger Stimme, bringt Lance Ryan als Siegfried die Naivität eines Halbwüchsigen, der zu viel überschüssige Kräfte hat, gut zum Ausdruck. Wie nebenbei erschlägt er Fafner (Diogenes Randes von der Stimme her ziemlich hell). Nachdem er lamentiert, wie widerwärtig ihm Mime ist, ersticht er auch diesen und setzt emotionslos seinen Weg fort.

    In „Brünnhildes Erweckung“ spielt sich alles Emotionale in der Musik ab. Brünnhilde (Linda Watson) besticht im dritten Akt nicht so sehr durch ihr Spiel, sondern durch ihren Gesang. Neben ihr lässt auch Lance Ryans Spielfreudigkeit nach.

    Inhalt / Handlung: Siegfried – Oper von Richard Wagner
    Siegfried – Bayreuther Festspiele 2010
    Bayreuther Festspiele 2013: “Siegfried” – Orchester und Mime glänzen

    SiegfriedBayreuther Festspiele 2010

    Musikalische Leitung  Christian Thielemann

    Regie Tankred Dorst
    Bühnenbild   Frank Philipp Schlößmann
    Kostüme   Bernd Ernst Skodzig
    Dramaturgie   Norbert Abels

    Besetzung 2010
    Siegfried   Lance Ryan
    Mime   Wolfgang Schmidt
    Der Wanderer   Albert Dohmen
    Alberich   Andrew Shore
    Fafner   Diógenes Randes
    Erda   Christa Mayer
    Brünnhilde   Linda Watson
    Waldvogel   Christiane Kohl