Schlagwort: Eric Gauthier

  • ♫ Inhalt / Handlung: Schwanensee, Ballett mit Musik von Tschaikowski

    ♫ Inhalt / Handlung: Schwanensee, Ballett mit Musik von Tschaikowski

    Schwanensee – das Märchenbf6b96694cae42f1a8da0deee5128be5 handelt von einer Prinzessin, die von einem bösen Zauberer in einen schönen Schwan verwandelt wurde. Nur die bedingungslose Liebe eines Prinzen kann diesen Zauber rückgängig machen – eine Geschichte mit ungewissem Ausgang.
    Schwanensee, Swan Lake oder Le Lac des cygnes – Ballett in vier Akten und 29 Auftritten.

    1. Akt – Prinz Siegfried feiert seinen 21. Geburtstag.

     ☛ Ballett Schwanensee – Gesamtkunstwerk in der Stuttgarter Staatsoper © Stuttgarter Ballett
    Musik von Peter Iljitsch Tschaikowski, Choreographie von John Cranko, perfekt getanzt vom Stuttgarter Ballett, opulentes Bühnenbild und Kostüme von Jürgen Rose
    Prinz Siegfried feiert seinen 21. Geburtstag. ☛ Ballett Schwanensee – Gesamtkunstwerk in der Stuttgarter Staatsoper © Stuttgarter Ballett

    Mit seinen Freunden feiert Prinz Siegfried ausgelassen seine Volljährigkeit. Sie tanzen so lange, bis die Königinmutter kommt und ihn ermahnt,  ab jetzt nicht nur zu feiern, sondern auch Pflichten zu tragen. Als erstes sollte er sich eine Frau suchen, damit der Fortbestand des Königshauses auch in Zukunft gesichert ist. Das sollte möglichst auf dem morgigen – offiziellen – Fest geschehen.
    Am Himmel ziehen weiße Schwäne vorbei, die den Prinzen in eine träumerische Melancholie versetzt. Sein Freund Benno überredet ihn, gemeinsam auf die Jagd zu gehen – das Allheilmittel in königlichen Kreisen.

    2. Akt – Siegfried entdeckt die Schwanenprinzessin im Schwanensee und schwört ewige Treue.

    SwanLakes Marie Chouinard (c) PhotoJeanetteBak7
    Swan Lakes: Eric Gauthier hatte die Idee, den „alten Schinken“ im Theaterhaus neu zu interpretieren. Sein Auftrag: „Schwanensee in der heutigen Tanzsprache, ihr habt alle Freiheiten“
    Die jungen Schwäne schreien ihren Frust heraus ☛ SwanLakes Marie Chouinard (c) Photo Jeanette Bak

    Um Mitternacht, bei glitzerndem Vollmondlicht, erreichen die Freunde einen See, auf dem sie reiche Beute vermuten. Fasziniert beobachten sie die schwimmenden Schwäne – der berühmte Schwanentanz. Diese Szene wird auch für die meisten Ballettbesucher zu einem einprägenden Ereignis. Eine junge Schwänin hat es dem Prinzen besonders angetan.

    Ballett Schwanensee
    Schwanensee, das klassischste aller Ballette von Peter Tschaikowsky, in der Originalfassung von Marius Petipa, getanzt vom St. Petersburger Festival Ballet.
    Odette, Prinz Siegfried und die kleinen Schwäne ☛ Schwanensee mit dem St. Petersburg Festival Ballet

    Gerade will er sie abschießen, um sie so eventuell zu konservieren, aber die Schwanenkönigin gibt sich noch rechtzeitig zu erkennen. Sie erzählt ihm, in Wirklichkeit die verwunschene Prinzessin Odette zu sein, verzaubert vom bösen Rothbart. Nur zur Geisterstunde dürfen sie und ihr Hofstaat ihre menschliche Gestalt annehmen. Die bedingungslose Liebe und Treue eines Prinzen kann die Prinzessin von einem Schwan zu einem Menschen zurück verwandeln. Da sie Siegfried außerordentlich gefällt und er sowieso auf Freiersfüßen herumläuft, schwört er ihr ewige Treue – leider etwas zu spät, denn die Stunde ist gerade vorbei. Zauberer Rothbart, verwandelt in eine Eule, belauscht das Ganze vom Baum aus, treibt die Schwäne wieder zurück und trifft Gegenmaßnahmen.

    3. Akt – opulentes Fest mit Vorstellung der Brautbewerberinnen und falscher Schwanenprinzessin.

    Das rauschende Fest zur Volljährigkeit des Prinzen ist in vollem Gange, als die Königinmutter ihm eine Auswahl von sechs Kandidatinnen als künftige Braut vorgestellt. Mit jeder tanzt er, aber entscheiden kann er sich nicht für eine – zum Ärger seiner Mutter.

    Als ein unbekannter Gast mit seiner Tochter erscheint, gibt sich der Prinz hellwach und interessiert. In der Tochter meint Siegfried seine Schwanenprinzessin Odette aus der vorigen Nacht wieder zu erkennen. Es handelt sich aber um den Zauberer Rotbart mit einer Begleiterin namens Odile, dem negativen Abbild der gestrigen Schwanenschönheit. Sie sieht fast genau so aus, trägt allerdings ein schwarzes Kleid. Siegfried fällt auf diesen Trauerschwan herein und schwört ihr ewige Treue. Daraufhin ist der alte Treueschwur nichtig, und Rothbart kann triumphierend abziehen. Siegfried sieht draußen vor dem Fenster die eigentliche Schwanenprinzessin Odette, eilt nach draußen und sucht sie am Schwanensee auf.

    4. Akt – Siegfried, Odette und die vielen Schwäne verzweifeln.

    Siegfried erkennt seinen Irrtum. Große und kleine Schwäne tanzen traurig um das Paar herum. Für das Ende bestehen verschiedene Varianten.

    • Der Zauberer Rothbart schickt eine große Welle, die den Schwanensee überschwemmt. Beide ertrinken.
    • Es sterben entweder Siegfried oder Odette. Der/die Überlebende bleibt traurig bis an sein/ihr Lebensende.
    • Siegfried tötet den Zauberer im Zweikampf. Odette und alle Schwäne erlangen ihre menschliche Gestalt wieder.
    • Oder ein Choreograph findet eine neue Variante oder Mischform.

    Über das Ballett Schwanensee.

    schwanensee ballett - einsamer schwan

    Pjotr Iljitsch Tschaikowski erhielt für dieses Ballett einen Auftrag des Kaiserlichen Theaters Moskau. Er komponierte es 1875-76 nach dem Libretto von Wladimir Begitschew und Wasily Geltzer. Die Uraufführung fand am 20. Februar 1877 in Moskau im Bolschoi-Theater statt – ein totaler Misserfolg. Auch die revidierte Fassung, aufgeführt am 5. Januar 1895 im Marijinskij-Theater in St. Petersburg kann nicht als Triumph bezeichnet werden. Erst 1934 gelang der Durchbruch mit dem London-Emigranten Nikolai Sergejew. Heute gehört Schwanensee zu den meist aufgeführten Balletten, siehe -> ♫ Ballett Schwanensee – Gesamtkunstwerk in der Stuttgarter Staatsoper

    Personen:
    Siegfried: Der Prinz, auf Brautschau, Odette: Echte Schwanenkönigin (weiß gekleidet), Odile: Falsche Schwanenkönigin (schwarz gekleidet), Rothbart: Zauberer, tritt auch als Eule auf, Benno: Freund Siegfrieds, Weitere: Königinmutter, sechs Heiratskandidatinnen, viele Schwäne


    ♫ Schwanensee – Swan Lakes – 4 x neu im Theaterhaus

    Swan Lakes: Eric Gauthier hatte die Idee, den „alten Schinken Schwanensee“ neu zu interpretieren mit den Choreografen Cayetano Soto, Marie Chouinard, Marco Goecke und Hofesh Shechter. Sein Auftrag: „Schwanensee in der heutigen Tanzsprache, ihr habt alle Freiheiten“

    Schwanensee und „Modern Dance“

    Dummerweise hatte er sich Choreografinnen ausgesucht, die bisher nur Modern Dance getanzt hatten. Schwanensee kannten sie nicht, dem wurde aber mit Videos vom Bolschoi und der Royal Opera nachgeholfen. Jede der vier Choreografinnen hat ihre Eindrücke in eigenen Stücken verarbeitet. Eine Einführung wurde extra nicht ins Auge gefasst, damit jede Besucherin ihre eigenen Interpretationen behält.
    Auch ich habe lange gerätselt, welche Verbindung es zwischen Schwanensee und den vier Choreografien gibt.

    Swan Lakes Marie Chouinard (c) Photo Jeanette Bak
    Swan Lakes Marie Chouinard (c) Photo Jeanette Bak

    Meine ganz persönlichen Eindrücke und Verbindungen zum Schwanensee:

    Swan Lakes: Swan Cake – Hofesh Shechter

    1. Akt – Prinz Siegfried feiert seinen 21. Geburtstag.
    Mit seinen Freunden feiert Prinz Siegfried ausgelassen seine Volljährigkeit. Sie tanzen so lange, bis die Königinmutter kommt und ihn ermahnt,  ab jetzt nicht nur zu feiern, sondern auch Pflichten zu tragen. Als erstes sollte er sich eine Frau suchen → weiterlesen

    Nach den Kostümen zu urteilen sind wir in einer Hippiekommune gelandet. Ich interpretiere es einmal als das Fest des jungen Prinzen. Seine Volljährigkeit soll gefeiert werden. Alle Freunde sind eingeladen. Gleich zu Beginn kommt Partystimmung auf. Einige Tänzerinnen klatschen im Takt und animieren das Publikum zum Mitklatschen – das lässt sich keine Zuschauerin entgehen.

    Swan Lakes - Hofesh Shechter (c) Photo Jeanette Bak
    Swan Lakes – Hofesh Shechter (c) Photo Jeanette Bak

    Freude, Ausgelassenheit, aber zwischendurch auch Disziplin. Die Sause scheint zum Schluss aus dem Ruder zu laufen. Mit einem immer lauter und schneller werdenden „da-da-daa, dadada-da-daa!“ – der Rhytmus aus dem „Tanz der kleinen Schwäne“ – eskaliert die Stimmung. Mensch hört nicht die harmonischen Tschaikowski-Klänge, sondern einen überlauten Kopfschmerz-Disco-Beat. Bei lautem Geknatter sinken die Feiernden auf die Knie, kommen aber gleichmäßig wieder hoch und sind zum wiederholten Male die vergnügten jungen Leute von vorher

    Swan Lakes: Le Chant du Cygne – Le Lac

    2. Akt – Siegfried entdeckt die Schwanenprinzessin im Schwanensee und schwört ewige Treue.
    Um Mitternacht, bei glitzerndem Vollmondlicht, erreichen die Freunde einen See, auf dem sie reiche Beute vermuten. Fasziniert beobachten sie die schwimmenden Schwäne – der berühmte Schwanentanz… → weiterlesen

    Eindeutig sind die kleinen Schwäne zu erkennen an den strubbeligen Boris-Johnson-Frisuren der Schwanenküken; ein Tutu, das an Sonnenschirme an tropischen Stränden erinnert und an einer Hand den Handschuh mit dem Schnabel. Den strecken sie immer in die Höhe, sobald sie brav eine Formation bilden.

    SwanLakes Marie Chouinard (c) PhotoJeanetteBak7
    SwanLakes Marie Chouinard (c) Photo Jeanette Bak

    Sie schreien ihren Frust heraus. Sie klagen ihre Vergewaltiger an. Sie wollen sich so frei bewegen, wie sie möchten. Sie sind keine Spielbälle der Männer, lautet ihre Botschaft.

    Swan Lakes: „UNTITLES FOR 7 DANCERS“ Cayetano Soto

    3. Akt – opulentes Fest mit Vorstellung der Brautbewerberinnen und falscher Schwanenprinzessin und schwarzen Schwänen.
    Das rauschende Fest zur Volljährigkeit des Prinzen ist in vollem Gange, als die Königinmutter ihm eine Auswahl von sechs Kandidatinnen als künftige Braut vorgestellt. Mit jeder tanzt er, aber entscheiden kann er sich nicht für eine – zum Ärger seiner Mutter. Als ein unbekannter Gast mit seiner Tochter erscheint… → weiterlesen

    Schwarz ist die Bühne! Schwarz sind die Kostüme der Tänzer! Eine zweite Haut, die nur den Kopf und die Finger frei lässt. Das macht sich bei tanzenden Paaren bemerkbar. Dann blitzen plötzlich Hautfarben auf Rücken oder Schenkeln. Das sorgt für Abwechslung.
    Die Tänzer sehen aus und bewegen sich wie verlorene Seelen, die irgendwo im Nirwana gelandet sind, ohne sich auszukennen. Sie laufen umher, haben selten Kontakt zu den übrigen. Dabei vollführen sie die schönsten Kunststücke.
    Wenn sie tatsächlich zusammenkommen, sieht das sehr zufällig aus. Sie kleben etwas aneinander, haben sich nichts zu sagen, schauen sich kaum an.
    Das Stück dauert exakt 20 Minuten. Es läuft eine digitale Uhr mit Minuten und Sekunden rückwärts ab als ein 20-Minuten-Abschnitt aus der Ewigkeit. Verdammt in eine schwarze Zeit, bei der keiner weiß, wie lange das noch gehen mag – trostlos.

    Swan Lakes - Cayetano Soto (c) Photo Jeanette Bak
    Swan Lakes – Cayetano Soto (c) Photo Jeanette Bak

    Die Musik ist stampfend gleichmäßig, aber mit aggressiven Höhepunkten. In dieser Zeit treffen mehrere Schwarzgekleidete aufeinander und gehen genau so unmotiviert auseinander – trostlos!

    Swan Lakes: Shara Nur – Marco Goecke

    4. Akt – Siegfried, Odette und die vielen Schwäne verzweifeln.
    Siegfried erkennt seinen Irrtum. Große und kleine Schwäne tanzen traurig um das Paar herum. Für das Ende bestehen verschiedene Varianten… → weiterlesen

    Wie in der Modoration von Eric Gauthier zu hören war, handelt es sich um einen See in Russland. Diejenigen, die hineinspringen, kommen gelb wieder raus.
    Ansonsten ist die Choreografie ein echter Goecke – also wie immer. Abgehackte Bewegungen bis in die Fingerspitzen – besonders hektisch in diese.

    Swan Lakes - Marco Goecke (c) Photo Jeanette Bak
    Swan Lakes – Marco Goecke (c) Photo Jeanette Bak

    Es muss ein verseuchter See sein. Insofern passen die Bewegungen. Die Schwimmenden / Badenden / Schwäne waren eindeutig zu lange im See. Sie sind durch eine eingefangene Virus-Variante nicht einfach nur gelb geworden, sondern zusätzlich rosa. Sie werden von Schüttelfrost gebeutelt, alleine, zu zweit oder zu mehreren. Ungesunde Zuckungen, zum Bemitleiden.
    Wie Gauthier vorher sagte, hat Goecke einen Teil von Björks Musik selbst gesungen, um Gema zu sparen. Das stellte ich mir aufgrund der Erzählung als Höhepunkt vor. Lustig war das dann aber doch nicht – im Gegenteil.
    Eine Szene bleibt im Gedächtnis als anrührendes Erlebnis. Ein Mann (Siegfried?) und eine Frau (Schwanenprinzessin?) finden zueinander. Sobald eine/r es geschafft hat, seine/ihre Hand auf die die Schulter der/den Partner/in zu legen, hört das Gezappel auf und die Hand wird ruhig. Es ist beruhigend, die Verwandlung eins nach dem anderen mitzuerleben. Liebe und Vertrauen hilft über Nervosität und Krankheiten hinweg.

    Das könnte doch eine neue Schlussvariante im Schwanensee werden – aufbauend und zukunftsweisend.

    SWAN LAKES im Theaterhaus Stuttgart

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: SWAN LAKES
    Aufführung am 3. Juli 2021
    Eine Produktion von Theaterhaus Stuttgart
    Mit Uraufführungen von
    Marie Chouinard, Marco Goecke, Hofesh Shechter, Cayetano Soto
    3sat zeigt „Swan Lakes – Gauthier Dance“ am Samstag, 28. August, um 21.00 Uhr in Erstausstrahlung.


    Schwanensee:

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  • ♫ Gauthier Dance – 15 YEARS ALIVE – lebendig wie am 1. Tag

    ♫ Gauthier Dance – 15 YEARS ALIVE – lebendig wie am 1. Tag

    Eric Gauthiers Grundsatz war von Anfang an, unterhaltsames Ballett zu zeigen, aber mit den Spitzenchoreografen und Spitzentänzerinnen des zeitgenössischen Balletts.c707a639c95c43b9a4eb637c74b89827 Tanz als Lebensgefühl.

    15 Jahre Gauthier Dance, ein Grund zum Feiern unter dem Motto: 15 YEARS ALIVE

    Das heißt in der Übersetzung so viel wie: 15 Jahre, und wir leben noch.
    Es ist die Antwort für diejenigen, die der Kompanie im Höchstfalle 1 Spielzeit zum Überleben gaben. Eine Antwort für den Mitarbeiter im Stuttgarter Rathaus, der Gauthier am Anfang klar machte, dass Stuttgart keine zwei Tanzkompanien braucht und auch dafür kein Geld locker machen wird. Tja, wie sich die Zeiten ändern.

    Mit einem Paradebeispiel beginnt der Premierenabend

    Mauro Bigonzetti: Pression

    Zwei Tänzerinnen – Karlijn Dedroog und Izabela Szylinska – tanzen zu Franz Schuberts „Der Tod und das Mädchen“. Sie kommen herein, bewegen sich wie Hampelmänner. Erst stehen die Beine zur Seite abgewinkelt, der Körper unterhalb der Knie, um dann hochzuschnellen. Durch die Beleuchtung von Carlo Cerri vervielfachen sich ihre Beine durch Licht und Schatten – mindestens 8, wenn nicht gar 12 Beine bewegen sich. Stehen sie hintereinander, mit geknickten Knien, wirkt es wie eine riesige Spinne mit 8 bis 12 Beinen.

    Frage: Aus wie vielen Personen besteht dieser lebendige Gordische Knoten?

    Es sind tatsächlich nur die beiden Tänzer Andrew Cummings und Shawn Wu, die zur Musik von Helmut Lachemann tanzen. Eine Musik, die hauptsächlich aus Geräuschen besteht. Wer hätte gedacht, dass jemand danach tanzen kann. Musik und Bewegung sind eins.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Probenfotos Mauro Bigonzetti: Pression Fotocredit: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Mauro Bigonzetti: Pression | Fotocredit: Jeanette Bak

    Nur schwer sind sie auseinander zu halten. Welches Bein und welcher Arm gehören zu wem?

    Bilder, die sich bewegen. Einer liegt auf dem Rücken, die Beine angewinkelt. Zwischen zwei Knien lugt ein Kopf hervor – irgendwie unproportional. Kein Wunder, denn Knie und Kopf gehören zu unterschiedlichen Personen. Die Arme des einen um die Waden des anderen geschlungen. Ein Kopffüßler für kurze Zeit – Antes lässt grüßen.
    Ständig verändern sich die Positionen der Tänzer. Ich wünsche mir mehr Zeit, um diese Bilder länger betrachten zu können.

    Tanztheater – mit dem Tanz Geschichten erzählen.

    Es beginnt mit Hofesh Shechter: „Return“ – jetzt wird’s makaber!

    Ein Tanzfilm, der im Leichenschauhaus spielt. Ein Liebender – Gaetano Signorelli – der seine tote Geliebte – Louiza Avraam – aus der Kühlbox holt. Er zieht sie an sich heran und tanzt mit der leblosen, schlaffen Frau. Erst sind seine Bewegungen zart und behutsam. Mit zunehmender Zeit geht er nicht mehr zimperlich mit ihr um. Er schleudert sie auf dem Boden entlang (uppps), hält sie im Arm, wirft ihre Arme und Beine, die schlaff herunter hängen, um seinen Körper.
    Sie entgleitet ihm, was ihm nicht sonderlich auffällt. Erst tanzt er allein, dann gesellen sich andere zu ihm. Fast ist es schon eine Erlösung (zumindest für die Zuschauer), wenn die Tote aufsteht und im Rhythmus mittanzt.
    Am Ende ist sie wieder allein, abgelegt an einer Säule.

    Von jetzt an wird es lustig

    Eric Gauthier: ABC – Ein Tänzer muss auch das Alphabet beherrschen.

    Aus dem Lautsprecher kommt die (englische) Ansage: „angry“, was Shori Yamamoto wütend aussehen lässt.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Probenfotos Eric Gauthier: ABC Fotocredit: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Eric Gauthier: ABC | Fotocredit: Jeanette Bak

    So geht es weiter im Sekundentakt mit Pantomime, dazwischen typische Tanzhaltungen bei „P“ wie Pina Bausch, Elegien bei „O“ wie Onegin und Pirouetten bei „S“ wie Strawinski und Schwanensee. Aber auch „S“ wie surprise. Was für eine Überraschung, wenn auf einmal der gleiche Tänzer aus den Kulissen auf die Bühne kommt und vor lauter Verblüffung wieder dorthin verschwindet.

    Alejandro Cerrudo: PacoPepePluto – 3 Tänzern auf den Leib choreografiert

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Probenfotos Alejandro Cerrudo: PACOPEPEPLUTO Fotocredit: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Alejandro Cerrudo: PACOPEPEPLUTO | Fotocredit: Jeanette Bak

    Ein Fest für m/w/d, die auf knackig ausgestopfte Männerpopobacken stehen. Es tanzen zwar nicht Paco, Pepe und Pluto, sondern Giovanni Visone, Shawn Wu und Luca Pannacci, aber sie sind ebenso nackt wie die Tänzer der Uraufführung. 3 nackte Tänzer schwingen traumverloren ihre Soli zu Filmmusik, gesungen von Dean Martin. Zu jedem Lied tanzt ein muskulöser Gigolo – selbstvergessen ein paar kraftstrotzende Kunststückchen zeigend – an der imaginären Strandpromenade entlang. Natürlich die nicht vorhandenen Schönheiten im Auge behaltend. Die Gluckser im Zuschauerraum bleiben, wenn die drei beim Verbeugen mit den bloßen Händen ihre besten Teile schützen – mangels Feigenblatt.

    Wert legt Eric Gauthier auf die Weiterbildung der Berufsanfänger

    Dunja Jocic: Ayda – Choreografie speziell für die JUNIORS

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Dunja Jocic: Ayda Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Dunja Jocic: Ayda | Fotos: Jeanette Bak

    Vier Absolventinnen von Ballettakademien gehören mit zur Kompanie. Sie sind bei der Jubiläumsfeier mit einem eigens für sie von Dunja Jocic choreografiertem Stück vertreten. Ayda Frances Güneri, Angelo Minacori, Anrau Redorta Ortiz und Maria Sayrach Baro zeigen ihr Können mit Elementen des klassischen Tanzes als auch des Modern Dance. Besonders die Sprache der Hände fällt auf. Herausragend, schlicht und doch auffallend beeindrucken die schwarzen Kostüme von Ivana Vanic English.

    Dauerbrenner seit 1995

    Itzik Galili: Das Sofa

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Itzik Galili: The Sofa Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Itzik Galili: The Sofa | Fotos: Jeanette Bak

    Ein Paar, das sich streitet. Er – Mark Sampson – möchte ihr an die Wäsche gehen, sie – Garazi Perez Oloriz – wehrt sich und haut ihn um. Mit Bauchklatschern auf das Sofa. Sie schlagen sich, bis beide mitsamt dem Sofa nach hinten umkippen.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Itzik Galili: The Sofa Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Itzik Galili: The Sofa | Fotos: Jeanette Bak

    Das Sofa klappt zurück, aber statt der Frau sitzt an deren Stelle ein Mann – rote Samthose, knappes Shirt, hinten wie eine Corsage geschnürt – mit deutlich gleichgeschlechtlichen sexuellen Interessen. Er – Gaetano Signorelli – hat ein Auge auf den Mann geworfen, den er am Anfang noch bezirzt. Dann beginnt die gleiche Choreografie wie vorher zwischen Mann und Frau. Allerdings ist jetzt der schwule Hallodri der Zudringliche, während der genervte Hetero-Draufgänger zu entkommen versucht.
    Zum Piepen.

    Ein Stück für alle 16 Tänzerinnen der Ballettkompanie

    Ohad Naharin: Minus 16

    Es besteht aus mehreren Teilen. Mein Lieblingsaufzug ist der mit den Stühlen. Sie sitzen im Halbkreis und singen an bestimmten Stellen eines jüdischen Frage-und-Antwort-Rituals mit.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Ohad Naharin: Minus 16 Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Ohad Naharin: Minus 16 | Fotos: Jeanette Bak

    Wie Dominosteine kippen sie auf ihren Stühlen zur Seite.
    Der letzte am rechten Rand pflatscht immer nach vorn und robbt sich wieder zurück – bis zum nächsten Mal. Ebenso regelmäßig springt ein Tänzer aus der Reihe auf den Stuhl, um sich gleich wieder hinzusetzen – Macht der Gewohnheit.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE | Bühnenfotos Ohad Naharin: Minus 16 Fotos: Jeanette Bak
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: 15 YEARS ALIVE
    Ohad Naharin: Minus 16 | Fotos: Jeanette Bak

    Im Verlauf der Runden werfen sie Jacken, Hosen, Hemden, Schuhe in die Mitte. Zum Ende der Litanei stürzen sie sich auf die Kleidungsstücke, raffen sie zusammen und verschwinden. Bis auf einige, die weiter tanzen, bis nach und nach die übrigen Tänzer hinzukommen.

    Stuttgart – Hauptstadt des Tanzes

    Mit zwei international anerkannten Tanzkompanien – Stuttgarter Ballett und Gauthier Dance – kann sich Stuttgart „Hauptstadt des Tanzes“ nennen. Mehrere Preise, Ehrungen und Auszeichnungen begleiten beide Kompanien. Gauthier Dance erhielt zuletzt vom „Jahrbuch tanz“ die Auszeichnung „Glanzlicht des Jahres 2022“.

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart

    15 YEARS ALIVE
    Eine Produktion von Theaterhaus Stuttgart
    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart feiert die ersten 15 Jahre

    Noch mehr über Gauthier Dance

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  • ♫ Ballett: 16x DER Sterbende Schwan – THE DYING SWANS

    ♫ Ballett: 16x DER Sterbende Schwan – THE DYING SWANS

    Von Ehrungen überhäuft –The Dying Swans Project.
    Der neuste Preis kommt aus Italien – der Premio Mario Pasi 2021 für die Förderung der Tanzkultur, vergeben von der führenden Fachzeitschrift Danza+Danza.

    Wer Eric Gauthier noch nicht live erlebt hat, wird es nach dem Film nachholen wollen. In einem 4-Minuten Video erzählt er, wie er in kürzester Zeit 64 Künstler zusammentrommelte, um mit ihnen ein gemeinsames Projekt zu erarbeiten: „Die sterbenden Schwäne“. Und das unter Corona-Bedingungen!
    3sat zeigt „The Dying Swans Project“ – Gauthier Dance“ – Was verbirgt sich dahinter?

    Der sterbende Schwan – The dying665022d755ec4fbfad3f2ef6675f7732 Swan – mit Musik von Camille Saint-Saëns dauert nur wenige Minuten. Er wurde als Paradestück für die russische Ballerina Anna Pawlowa geschaffen. Sie soll dieses kleine Stück 4.000 x aufgeführt haben.

    Sterbende Schönheit, nachgetanzt von sämtlichen Primaballerinen der Welt.

    Der sterbende Schwan - The Dying Swans Project - Bridget Breiner - Fotos: Jeanette Bak
    The Dying Swans Project – Bridget Breiner – Fotos: Jeanette Bak

    Richtig getanzt, ist es ein Wunder an Harmonie, Eleganz und Gefühlen. Elegant sackt sie am Schluss mit überkreuzten Händen zusammen. Sie hebt noch einmal den Kopf und lässt ihn dann grazil sinken.
    Eric Gauthier hatte diesen Anblick vor Augen, als er seinen Tänzern ankündigte, dass sie wegen des Lockdowns die nächsten drei Monate nicht vor Publikum tanzen können. 16 Köpfe sinken hinunter.

    Der sterbende Schwan … da kam Eric Gauthier eine Idee.

    Innerhalb kürzester Zeit trommelte er 8 Choreografinnen und 8 Choreografen zusammen, die für seine 16 Tänzer je ein Solostück choreografieren sollten. Hinzu kommen 16 Komponistinnen, die jeweils die Musik für einen Solotanz schreiben. Einzige Vorgabe: „Sterbender Schwan, exakt 3 Minuten Dauer“. Diese Solostücke werden gefilmt von 16 Filmemacherinnen, die jeweils ihre eigene Handschrift mit hinein bringen.

    Der sterbende Schwan - The Dying Swans Project - Eric Gauthier
    The Dying Swans Project – Eric Gauthier

    In Nullkommanix arbeiten 64 Kreative aus unterschiedlichen Berufen mit unterschiedlichen Einstellungen an einem Projekt – 16 Tänzerinnen, 16 Choreografinnen, 16 Komponistinnen, 16 Filmemacherinnen! Ganz abgesehen von der Mannschaft im Hintergrund, die Eric Gauthier in einem Film vorstellt.

    6 Stücke tanzen die Tänzerinnen live auf der Bühne des Theaterhauses, die übrigen werden in Filmen vorgestellt. Jeder Film ist ein Original, denn jede der 4 Künstlerinnen gibt dort ihren Blickwinkel mit hinein.

    Der sterbende Schwan – meine Lieblinge

    Mir gefallen alle Choreografien ausgesprochen gut, manche aber noch besser. Die Umsetzung des sterbenden Schwans finde ich besonders gut gelungen in:

    Hochfliegen – himmelwärts

    Der sterbende Schwan - The Dying Swans Project - Nicki Liszta (c) Photo Jeanette Bak Press
    The Dying Swans Project – Nicki Liszta (c) Photo Jeanette Bak Press

    Eine Frau sitzt da in einem Pullover, dessen Ärmel weit über die Hände hinausgehen. Lange Schläuche in Weinrot hindern sie am Aufstehen. Sie tanzt im – coronabedingt – menschenleeren Stuttgarter Hafen. Dieser Schwan ist verletzt, versucht, sich aufzurappeln, sinkt immer wieder nach unten. Dann liegt der Kopf auf einer Schiene oder in einer Teerspalte. Die traurigen Augen der Tänzerin gehen ans Herz. Der Schluss ist aufbauend. Sie dreht sich um die eigene Achse und lässt die Armschlaufen mitschwingen. Es sieht nach einer wild gewordenen Windmühle oder Spirale aus, kurz vor dem Abheben. In Schönheit sterben.

    Fliegen – als letzte Wunschvorstellung? Ruhe finden durch Meditation

    The Dying Swans Project – Nicki Liszta : OBLONG BLUR
    Tanz: Louiza Avraam
    Choreographie, Bühne und Kostüme / Choreography, Stage and Costume design: Nicki Liszta und backsteinhaus produktion
    Komponist / Composer: Heiko Giering backsteinhaus produktion
    Videograf / Video artist: Christopher Bühler backsteinhaus produktion

    Der Schwan will nicht sterben

    Der sterbende Schwan - TheThe Dying Swans Project - Dominique Dumais (c) Photo Jeanette Bak Press
    The Dying Swans Project – Dominique Dumais (c) Photo Jeanette Bak Press

    In einem Betonsilo schaut er sich gehetzt und verzweifelt um, immer auf der Suche nach einer Lücke, durch die er entweichen kann. Er flattert hoch und landet unsanft. Sein Aufbäumen nützt nichts. Er ist gefangen und stirbt am Ende keinen schönen Tod, eher einen verzweifelten, müden, einsamen Tod.

    The Dying Swans Project – Dominique Dumais: Fallen Wings
    Tanz: Shori Yamamoto
    Choreographie, Bühne und Kostüme / Choreography, Stage and Costume design: Dominique Dumais
    Komponist / Composer: Julia Kent
    Videograf / Video artist: Anna Stradinger

    Der sterbende Schwan liegt quietschlebendig auf dem Rücken

    Der sterbende Schwan - The Dying Swans Project - Itzik Galili (c) Photo Jeanette Bak Press
    The Dying Swans Project – Itzik Galili (c) Photo Jeanette Bak Press

    Zu sehen ist lediglich ein Tutu, und das auch noch von der Unterseite – shocking!
    In der Mitte kommen erst die Zehen heraus, dann die Füße bis zu den Oberschenkeln. Und die haben den Rhythmus im Blut. Sie tanzen zur Musik, streicheln sich hinterher zur Belohnung die Waden. Alles sehr lustig und kurzweilig, denn es ist neu und überraschend, einfach ein Hingucker. Zum Glucksen! Nach dem Motto: „Was kommt als Nächstes?“
    Ein Schwan, der auf dem Rücken liegt, und sich dabei pudelwohl fühlt. Gestorben wird ein andermal.

    The Dying Swans Project – Itzik Galili: Emovere
    Tanz: Isabela Szylinska
    Choreographie, Bühne und Kostüme / Choreography, Stage and Costume design: Itzik Galili
    Komponist / Composer: Sigal Goldsobel
    Videograf / Video artist: Rainhardt Albrecht-Herz
    Video weltweit auf 3sat verfügbar bis 16.04.2022

    3sat zeigt „Swan Lakes – Gauthier Dance“ bis 16.04.2022


    Alle 16 Filme finden Sie auf dem Theaterhaus Stuttgart-YouTube-Kanal

    Mehr von Gauthier Dance

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  • ♫ Schwanensee – Swan Lakes – 4 x neu im Theaterhaus

    ♫ Schwanensee – Swan Lakes – 4 x neu im Theaterhaus

    Swan Lakes: Eric Gauthier hatte die Idee, den „alten Schinkenc74b39d7bc0f4c9c80948f762a8520c7 Schwanensee“ neu zu interpretieren mit den Choreografen Cayetano Soto, Marie Chouinard, Marco Goecke und Hofesh Shechter. Sein Auftrag: „Schwanensee in der heutigen Tanzsprache, ihr habt alle Freiheiten“

    Schwanensee und „Modern Dance“

    Dummerweise hatte er sich Choreografinnen ausgesucht, die bisher nur Modern Dance getanzt hatten. Schwanensee kannten sie nicht, dem wurde aber mit Videos vom Bolschoi und der Royal Opera nachgeholfen. Jede der vier Choreografinnen hat ihre Eindrücke in eigenen Stücken verarbeitet. Eine Einführung wurde extra nicht ins Auge gefasst, damit jede Besucherin ihre eigenen Interpretationen behält.
    Auch ich habe lange gerätselt, welche Verbindung es zwischen Schwanensee und den vier Choreografien gibt.

    Swan Lakes Marie Chouinard (c) Photo Jeanette Bak
    Swan Lakes Marie Chouinard (c) Photo Jeanette Bak

    Meine ganz persönlichen Eindrücke und Verbindungen zum Schwanensee:

    Swan Lakes: Swan Cake – Hofesh Shechter

    1. Akt – Prinz Siegfried feiert seinen 21. Geburtstag.
    Mit seinen Freunden feiert Prinz Siegfried ausgelassen seine Volljährigkeit. Sie tanzen so lange, bis die Königinmutter kommt und ihn ermahnt,  ab jetzt nicht nur zu feiern, sondern auch Pflichten zu tragen. Als erstes sollte er sich eine Frau suchen → weiterlesen

    Nach den Kostümen zu urteilen sind wir in einer Hippiekommune gelandet. Ich interpretiere es einmal als das Fest des jungen Prinzen. Seine Volljährigkeit soll gefeiert werden. Alle Freunde sind eingeladen. Gleich zu Beginn kommt Partystimmung auf. Einige Tänzerinnen klatschen im Takt und animieren das Publikum zum Mitklatschen – das lässt sich keine Zuschauerin entgehen.

    Swan Lakes - Hofesh Shechter (c) Photo Jeanette Bak
    Swan Lakes – Hofesh Shechter (c) Photo Jeanette Bak

    Freude, Ausgelassenheit, aber zwischendurch auch Disziplin. Die Sause scheint zum Schluss aus dem Ruder zu laufen. Mit einem immer lauter und schneller werdenden „da-da-daa, dadada-da-daa!“ – der Rhytmus aus dem „Tanz der kleinen Schwäne“ – eskaliert die Stimmung. Mensch hört nicht die harmonischen Tschaikowski-Klänge, sondern einen überlauten Kopfschmerz-Disco-Beat. Bei lautem Geknatter sinken die Feiernden auf die Knie, kommen aber gleichmäßig wieder hoch und sind zum wiederholten Male die vergnügten jungen Leute von vorher

    Swan Lakes: Le Chant du Cygne – Le Lac

    2. Akt – Siegfried entdeckt die Schwanenprinzessin im Schwanensee und schwört ewige Treue.
    Um Mitternacht, bei glitzerndem Vollmondlicht, erreichen die Freunde einen See, auf dem sie reiche Beute vermuten. Fasziniert beobachten sie die schwimmenden Schwäne – der berühmte Schwanentanz… → weiterlesen

    Eindeutig sind die kleinen Schwäne zu erkennen an den strubbeligen Boris-Johnson-Frisuren der Schwanenküken; ein Tutu, das an Sonnenschirme an tropischen Stränden erinnert und an einer Hand den Handschuh mit dem Schnabel. Den strecken sie immer in die Höhe, sobald sie brav eine Formation bilden.

    SwanLakes Marie Chouinard (c) PhotoJeanetteBak7
    SwanLakes Marie Chouinard (c) Photo Jeanette Bak

    Sie schreien ihren Frust heraus. Sie klagen ihre Vergewaltiger an. Sie wollen sich so frei bewegen, wie sie möchten. Sie sind keine Spielbälle der Männer, lautet ihre Botschaft.

    Swan Lakes: „UNTITLES FOR 7 DANCERS“ Cayetano Soto

    3. Akt – opulentes Fest mit Vorstellung der Brautbewerberinnen und falscher Schwanenprinzessin und schwarzen Schwänen.
    Das rauschende Fest zur Volljährigkeit des Prinzen ist in vollem Gange, als die Königinmutter ihm eine Auswahl von sechs Kandidatinnen als künftige Braut vorgestellt. Mit jeder tanzt er, aber entscheiden kann er sich nicht für eine – zum Ärger seiner Mutter. Als ein unbekannter Gast mit seiner Tochter erscheint… → weiterlesen

    Schwarz ist die Bühne! Schwarz sind die Kostüme der Tänzer! Eine zweite Haut, die nur den Kopf und die Finger frei lässt. Das macht sich bei tanzenden Paaren bemerkbar. Dann blitzen plötzlich Hautfarben auf Rücken oder Schenkeln. Das sorgt für Abwechslung.
    Die Tänzer sehen aus und bewegen sich wie verlorene Seelen, die irgendwo im Nirwana gelandet sind, ohne sich auszukennen. Sie laufen umher, haben selten Kontakt zu den übrigen. Dabei vollführen sie die schönsten Kunststücke.
    Wenn sie tatsächlich zusammenkommen, sieht das sehr zufällig aus. Sie kleben etwas aneinander, haben sich nichts zu sagen, schauen sich kaum an.
    Das Stück dauert exakt 20 Minuten. Es läuft eine digitale Uhr mit Minuten und Sekunden rückwärts ab als ein 20-Minuten-Abschnitt aus der Ewigkeit. Verdammt in eine schwarze Zeit, bei der keiner weiß, wie lange das noch gehen mag – trostlos.

    Swan Lakes - Cayetano Soto (c) Photo Jeanette Bak
    Swan Lakes – Cayetano Soto (c) Photo Jeanette Bak

    Die Musik ist stampfend gleichmäßig, aber mit aggressiven Höhepunkten. In dieser Zeit treffen mehrere Schwarzgekleidete aufeinander und gehen genau so unmotiviert auseinander – trostlos!

    Swan Lakes: Shara Nur – Marco Goecke

    4. Akt – Siegfried, Odette und die vielen Schwäne verzweifeln.
    Siegfried erkennt seinen Irrtum. Große und kleine Schwäne tanzen traurig um das Paar herum. Für das Ende bestehen verschiedene Varianten… → weiterlesen

    Wie in der Modoration von Eric Gauthier zu hören war, handelt es sich um einen See in Russland. Diejenigen, die hineinspringen, kommen gelb wieder raus.
    Ansonsten ist die Choreografie ein echter Goecke – also wie immer. Abgehackte Bewegungen bis in die Fingerspitzen – besonders hektisch in diese.

    Swan Lakes - Marco Goecke (c) Photo Jeanette Bak
    Swan Lakes – Marco Goecke (c) Photo Jeanette Bak

    Es muss ein verseuchter See sein. Insofern passen die Bewegungen. Die Schwimmenden / Badenden / Schwäne waren eindeutig zu lange im See. Sie sind durch eine eingefangene Virus-Variante nicht einfach nur gelb geworden, sondern zusätzlich rosa. Sie werden von Schüttelfrost gebeutelt, alleine, zu zweit oder zu mehreren. Ungesunde Zuckungen, zum Bemitleiden.
    Wie Gauthier vorher sagte, hat Goecke einen Teil von Björks Musik selbst gesungen, um Gema zu sparen. Das stellte ich mir aufgrund der Erzählung als Höhepunkt vor. Lustig war das dann aber doch nicht – im Gegenteil.
    Eine Szene bleibt im Gedächtnis als anrührendes Erlebnis. Ein Mann (Siegfried?) und eine Frau (Schwanenprinzessin?) finden zueinander. Sobald eine/r es geschafft hat, seine/ihre Hand auf die die Schulter der/den Partner/in zu legen, hört das Gezappel auf und die Hand wird ruhig. Es ist beruhigend, die Verwandlung eins nach dem anderen mitzuerleben. Liebe und Vertrauen hilft über Nervosität und Krankheiten hinweg.

    Das könnte doch eine neue Schlussvariante im Schwanensee werden – aufbauend und zukunftsweisend.

    SWAN LAKES im Theaterhaus Stuttgart

    Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: SWAN LAKES
    Aufführung am 3. Juli 2021
    Eine Produktion von Theaterhaus Stuttgart
    Mit Uraufführungen von
    Marie Chouinard, Marco Goecke, Hofesh Shechter, Cayetano Soto
    3sat zeigt „Swan Lakes – Gauthier Dance“ am Samstag, 28. August, um 21.00 Uhr in Erstausstrahlung.

    Mehr Beiträge zum Ballett Schwanensee

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  • Eric Gauthier: Wohnzimmerballett statt Nachtcafe

    Eric Gauthier: Wohnzimmerballett statt Nachtcafe

    Eric Gauthier: Für Freitag hatte er eine Einladung ins SWR NACHTCAFÉ bekommen. Leider wurde die Produktion der Sendung durch das Coronavirus gestoppt – und entfällt.

    Eric Gauthier 1 Foto Maks Richter 1
    Eric Gauthier
    Foto Maks Richter

    Eric Gauthier bleibt kreativ – trotz Corona!

    Pressemeldung:

    „Doch es gibt eine gute Nachricht für alle, die Eric Gauthier am heimischen Bildschirm erleben möchten: Denn der umtriebige Chef von Gauthier Dance will trotz der erzwungenen Aufführungspause mit seinem Publikum in Kontakt bleiben und hat sich nun einen lange gehegten Traum erfüllt: einen eigenen YouTube-Channel mit Mittanz-Clips. Unter dem Hashtag #Wohnzimmerballett will er die Menschen in Bewegung bringen, ganz unkompliziert und zu Hause.

    Affenzanz mit Eric Gauthier im heimischen Wohnzimmer

    Eric Gauthier Affentanz
    Foto Simon Wachter

    Die ersten Clips – eine Warm-up-Übung, seinen beliebten „Affentanz“ und ein Interview – hat er am vergangenen Wochenende aufgenommen. Wenn das Format hoffentlich gut ankommt, will er regelmäßig nachlegen, siehe #Wohnzimmerballett.
    Online gehen soll das Ganze am Dienstag, 24. März 2020 um 15:00 Uhr“

    Wann und wo finden die nächsten Veranstaltungen statt?

    Eric Gauthier gehört zu den rührigen Künstlern, die mittlerweile an vielen Orten anzutreffen sind. Sein fester künstlerischer Hauptsitz ist das Theaterhaus in Stuttgart. Mit seinen Festivals hat er die ganze Stadt bespielt. Von der Messe bis zur Villa Reizenstein brachte er die Stuttgarter zum Tanzen. Keiner weiß, wie so ein kreativer Mensch die Corona-Zwangspause nutzt, also immer mal nachschauen im regionalen Veranstaltungskalender.

    Eric Gauthier:

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  • ♫ Colours: Workshop im Park der Villa Reitzenstein

    ♫ Colours: Workshop im Park der Villa Reitzenstein

    Ministerpräsident Kretschmann lädt ein, und Eric Gauthier mit seinen Tänzern und eine große Zahl an Zuschauern kommen in den Park der Villa Reitzenstein.

    Nicht sonderlich entgegenkommend zeigt sich das Wetter am Vormittag. Aber kaum startet um 13 Uhr die Vorstellung, schon scheint die Sonne.

    Zuschauer beim Ballettfestival

    Vollkommen entspannt sitzt das Publikum auf den wenigen Stühlen, den Ballustraden, dem Rasen. Die wirklichen Auskenner bringen eine Decke oder ein Kissen mit. Die übrigen 95% dürfen auf wasserdichten Villa-Reitzenstein-Unterlagen sitzen.

    Alle warten gespannt auf die Ballettvorführungen.

    Tänzer beim Ballettfestival

    Eric Gauthier zeigt Einblicke in das tägliche Training der Tänzer. Zwei Tänzer führen im Schnelldurchgang vor, wie eine Choreografie entsteht. Und erwartungsgemäß werden Kammer-Ballettstücke aufgeführt. Die Publikumsrenner „Ballet 102“ und „Violoncello“ kommen bei diesen Zuschauern ebenfalls prima an.

    Mitmachtänze: Bollywood, Schmetterlingstanz bis Fächerfinale.

    Workshop beim Ballettfestival

    Alt und Jung, groß und klein, alle machen mit.

    Mitmach-Publikum beim Ballettfestival

    Selbst wenn es mit Richtungswechsel nach rechts oder links noch nicht so klappt, Spaß ist dabei.

    Publikum beim Ballettfestival

    Auch an den Seiten hält es niemanden mehr auf den Sitzen.

    COLOURS INTERNATIONAL DANCE FESTIVAL in Stuttgart

    Fächertanz beim Ballettfestival

    Beim Abschlusstanz sind alle in Übung. Locker schwingen sie die Colours-Fächer über den Kopf, klappen sie auf und zu. Beschwingt geht es auf den Heimweg die Stäffele hinunter. Und die Sonne scheint immer noch.

    Colours – Internationales Tanzfestival in Stuttgart

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  • ♫ Colours: Kontrastprogramm mit Xie Xin Dance Theatre

    ♫ Colours: Kontrastprogramm mit Xie Xin Dance Theatre

    Colours – Internationales 43b8f4ca5d5442f2928b2d74e6c52018Tanzfestival in Stuttgart, bietet mit dem chinesischen Beitrag ein Ballettprogramm der Gegensätze.
    Langsame, fließende Bewegungen kennzeichnen das Ballett Xie Xin Dance Theater.

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Ihre Kostüme sind ungewohnt – nicht hauteng, sondern bestehen aus weichen, fließenden Stoffen in mehreren Lagen übereinander. Sie tragen weite Hosen und Oberteile aus dünnem Chiffon. Die Webstoffe scheinen nach jeder Bewegung in der Luft stehen zu bleiben.

    Erdige Naturfarben von Braun bis Olivgrün

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Die Farben erinnern an Schilf, Baumrinde, Vögel, Flüsse, Schlamm, Dämmerung. Die Tänzer malen bewegliche Bilder der erwachenden oder versinkenden Natur.

    Wie auf dem Platz verwurzelt verharren sie an einer Stelle.

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Wie im Wind wiegen sie Arme und Oberkörper. Blüten entfalten sich und schließen sich wieder. Mal weht ein laues Lüftlein, mal stürmt es.
    Nur in Gedanken klingen dazu feine Zupfinstrumente und zarte Streichertöne, die diese flüsternden Gebärden begleiten. In der Realität genießen es nur die Schwerhörigen unter den Zuschauern. Lautstärke zerstört leider die meditative Stimmung.

    Anmutige Gesten, elegante Linien

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Bewegung und Gruppierung der Tänzer gleichen runden Wegen und geharkten Mustern in asiatischen Gärten. Dann sieht es wieder nach Wellen aus, die der Wind höher und niedriger an Land spült. In turbulenten Szenen tollen sie herum wie junge Welpen.

    Besinnliche Musik in voller Lautstärke.

    Begleitet, nein, gestört wird der Tanz von Tönen aus dem übersteuerten Lautsprecher. Ein entweder schwerhöriger oder discogeschädigter Tontechniker sitzt am Pult. Wieder ist der Ton viel zu laut eingestellt, schallt von allen Seiten auf die Zuschauer ein. Zarte Bewegungen werden erschlagen von Tönen, die wie Peitschenhiebe klingen.

    Doch einmal passen Lautstärke der Musik und Bewegung zueinander.

    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi
    XieXin Dance Theatre – © Huang Kaidi

    Es dröhnt, hämmert, scheppert – Rauch strömt von der Seite ein. Dementsprechend aufgeregt reagieren die Tänzer. Sie flattern herum wie Jungvögel im Nest, die von einem Gewitter überrascht werden.

    Leider kehrt danach keine Ruhe ein, wie es in der Natur üblich ist.

    COLOURS INTERNATIONAL DANCE FESTIVAL in Stuttgart

    Colours – Internationales Tanzfestival in Stuttgart

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  • ♫ Colours: Hip-Hop Compagnie Käfig tanzt zu  Barockmusik

    ♫ Colours: Hip-Hop Compagnie Käfig tanzt zu Barockmusik

    Was passiert, wenn zwei Spitzenc2aeb175461d47828a3d5815cf5786b8ensembles zusammen kommen? Etwas ganz Einmaliges. 60 Minuten (fast) unbeschreibliche Glanzleistung von Tänzern und Musikern. Um es vorwegzunehmen: Fantastisch!!!

    Breakdance trifft barocke Kammermusik

    Mourad Merzouki und sein Tanzensemble Compagnie Käfig, das den Hip-Hop perfektioniert und das Kammermusikensemble Concert de l´Hostel Dieu, spezialisiert auf Barockmusik.

    Ballett Folia © Julie Cherki
    Ballett Folia © Julie Cherki

    Schon optisch beeindrucken sie, vollkommen eigenständig. Die Musiker kleiden sich in die rote Livree barocker Hofmusikanten, die zum Tanz aufspielen. Die Straßentänzer werfen sich in die Kluft der afroamerikanischen Jugendlichen der Anfangszeit in Manhattan – Wiege der Hip-Hop-Bewegung.

    Ein Ensemble ergänzt das andere.

    Beide harmonieren großartig miteinander. Szenen gehen ineinander über.
    Nur selten schaffen es die Zuschauer, rechtzeitig zu applaudieren. Dafür ist der Schlussapplaus umso enthusiastischer.

    Ballett Folia c) Julie Cherkie
    Ballett Folia © Julie Cherki

    Manchmal vermischen sie sich Musiker und Tänzer. Ein Riesenballon auf der Seite entpuppt sich als eine Muschel für den Lautenspieler. Die Sopranistin Heather Newhouse schreitet mit einer Schnellsprecharie singend über die Bühne, umwirbelt von Tänzern.

    60 Minuten voller Höhepunkte – solistisch sowie als Ensemble.

    Tänzerinnen staksen auf Spitze über die Bühne, meistern Pirouetten exakt zur Musik und zeigen ganz nebenbei, dass in ihnen Künstler mit einer klassischen Ausbildung stecken.
    Soli der Breakdancer erinnern an Akrobatik. Sie wirbeln ihren Körper über die eigene Schulter, fliegen durch die Luft, drehen sich im Handstand um ihren Arm oder Ellenbogen und bleiben – fast aus der Bewegung heraus – wie eingefroren stehen.

    Sie lieben Luft.

    Ballett Folia © Julie Cherki
    Ballett Folia © Julie Cherki

    Geteilt ist die Aufmerksamkeit zwischen Tanzensemble und der Sopranistin Heather Newhouse, die mit ihrer angenehm vollen Stimme die Blicke auf sich zieht. Aus einem Ballon wächst sie heraus, lässt einen Baldachin wie ein Barockkleid nach unten fallen. Mit ihrem Gesang gibt sie den Rhythmus vor. Die Solotänzerin vollführt Akrobatik auf einer aufblasbareren Scheibe – getragen, gebeugt und gedreht vom Ensemble.

    Immerfort in der Mitte eines Lichtkegels schwebt ein großer Ballon, obwohl er nur für wenige Augenblicke von einer Person gehalten wird, mal von zweien. Schon hält ihn eine dritte Person, die sich aus Tanzenden an den Rändern des Scheinwerferkegels löst. Am Ende des schnellen Tarantella-Tanzliedes sticht jemand in den Ballon. Mit einem Knall platzt er. Die Tänzer sind verschwunden, bevor die Gummistücke auf dem Boden gelandet sind. Weiter geht’s zur nächsten Szene.

    Derwischtanz als Schlusspunkt.

    Ballett Folia © Julie Cherki
    Ballett Folia © Julie Cherki

    Ein Tänzer dreht sich um die eigene Achse, genau nach Art der Derwische.
    Sein Rock beschreibt Bögen wie eine aufgeblühte Blume. Er kreist und kreist und kreist, ohne dass ihm schwindelig wird.

    Schwindelig wird es lediglich den Zuschauern.

    COLOURS INTERNATIONAL DANCE FESTIVAL in Stuttgart

    Deutschland-Premiere im Rahmen des internationalen Tanzfestivals 2019 im Theaterhaus Stuttgart

    Mourad Merzouki: Folia (Bron/France)

    Künstlerische Leitung & Choreographie // Artistic Direction & Choreography: Mourad Merzouki

    Assistenz // Assistant: Marjorie Hannoteaux

    Musik // Music: Franck-Emmanuel Comte – Le Concert de l’Hostel Dieu & Grégoire Durrande

    Bühnenbild // Stage Design: Benjamin Lebreton assisted by Quentin Lugnier & Caroline Oriot (painting), Mathieu Laville, Elvis Dagier & Rémi Mangevaud (locksmith), Guillaume Ponroy (carpentry)

    Lichtdesign // Lighting Design: Yoann Tivoli

    Kostüme Musiker*Innen // Costumes Musicians: Pascale Robin assisted by Pauline Yaoua Zurini

    Kostüme Tänzer*Innen // Costumes Dancers: Nadine Chabannier

    Tänzer*Innen // Dancers: Nedeleg Bardouil, Salena Baudoux, Kader Belmoktar, David Bernardo, Marion Blanchot, Sabri Colin, Joseph Gebrael, Sofiane Felouki, Pauline Journe, Mélanie Lomoff, Nassim Maadi, Anthony Mezence, Manon Payet, Kevin Pilette & Yui Sugano

    Musiker*Innen // Musicians: David Bruley, Franck-Emmanuel Comte, Reynier Guerrero, Nicolas Janot, Nicolas Muzy, Heather Newhouse (soprano), Florian Verhaegen & Aude Walker-Viry

    Uraufführung // World Premiere: June, 1st 2018 at the Festival des Nuits de Fourvière, Lyon

    Dauer // Duration: ca. 60 Minuten ohne Pause // approx. 60 minutes with no intermission

    Colours – Internationales Tanzfestival in Stuttgart

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  • ☛ Tanzmesse in Stuttgart – Ballett vom Hobby zum Traumberuf

    ☛ Tanzmesse in Stuttgart – Ballett vom Hobby zum Traumberuf

    Danceworld auf der Frühlingsmesse 2019 in Stuttgart: Eric52732f30477b4658b797f3738c9684c5 Gauthier macht‘s vor, und plötzlich können alle tanzen – von jung bis alt.

    Eric Gauthier beim Tanzworkshop
    Eric Gauthier animiert das Publikum zum Mittanzen

    Viele wundern sich hinterher, wie einfach das Tanzen doch sein kann.

    So elegant wie Ballett aussieht, so anstrengend ist der Weg, es zu lernen.

    In der Staatlichen Ballettschule Berlin trainieren die Schüler ab der 5. Klasse nicht nur das, was sie am liebsten machen, nämlich Ballett. In diesem Internat können sie Abschlüsse in sämtlichen Schularten absolvieren – vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur. Entsprechend ihrer Neigung besuchen Tanzbegabte das Ballett-Gymnasium.

    Messestand der Staatlichen Ballettschule Berlin
    Stand der Staatlichen Ballettschule Berlin

    Gleichzeitig erarbeiten die Schüler ein beeindruckendes Repertoire von Ballettchoreografien. Lang ist die Liste der Theater und Opernhäuser, in denen sie ihr Können zeigen.
    Nach der 13. Klasse haben die Schüler sowohl das Abitur als auch den Bachelor als Tänzer in der Tasche. Somit verfügen sie gleichzeitig über eine Berufsausbildung

    Tänzer von Gauthier Dance
    Tänzer von Gauthier Dance

    Bewerben können sie sich gleich in einer Ballettkompanie, wie zum Beispiel Gauthier Dance.

    Der Weg vom Hobby zum Traumberuf.

    Wer Lust auf Tanzen bekommen hat, kann sich an Tanzschulen weiterbilden.
    Wer sich ernsthaft fortentwickeln will, bemüht sich um einen Platz in einer Tanzakademie. Vor dem Studium müssen die künftigen Tänzer oder Tanzpädagogen eine Aufnahmeprüfung bestehen.

    Messestand der DanceEmotion Academy
    Messestand der DanceEmotion Academy

    Ballett ist mit einem Leistungssport zu vergleichen. Auf der Tanzmesse führt die DanceEmotion Academy eine dreieinhalbstündige Prüfung durch. Damit testen sie die Ausdauer, die zukünftige Tänzer mitbringen müssen. Außerdem wird geprüft, wie talentiert ein Kandidat die Figuren einer Choreografie nachtanzt.

    Vielseitige Tanz-Ausbildung in Theorie und Praxis – Bühnentanz, Tanzpädagogik, Hiphop.

    Messestand der Minkov Tanzakademie
    Messestand der Minkov Tanzakademie


    Die Minkov Tanzakademie setzt noch ein Kulturmanagement drauf. Damit stehen den ausgebildeten Tänzern unterschiedliche Wege offen.

    Eine Nummer für sich ist die Schule für Burlesque.

    Hier lernen die Damen nicht nur, wie sie ihren Körper sexy bewegen, sondern sie lernen auch, ihren eigenen Körper zu lieben. Diese spezielle Tanzschule hält sich offen für kleine, große, dicke, dünne, junge und alte Ladys, mit oder ohne Cellulitis.

    Messestand der Schule für Burlesque
    Messestand der Schule für Burlesque – gute Laune inbegriffen


    Eine Schule für alle. Die einen lernen den Beruf einer Revuetänzerin. Schnupperstunden und Kurse belegen diejenigen, die Spaß am Tanzen und Erotik haben, um eine kesse Sohle aufs Parkett zu legen.


    -> Für Blogger und Redaktionen: Textbeitrag mit Fotos zum kostenfreien Veröffentlichen ->>>


    Lebensstilblog beschäftigt sich mit den Menschen und ihren Gewohnheiten.

    Mehr von der Messe Stuttgart

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  • Ballett Gauthier Dance: „Deuces“ – 2 in der Mehrzahl

    Ballett Gauthier Dance: „Deuces“ – 2 in der Mehrzahl

    Die Idee zu diesem Projekt kam Eric8bbe320e8ef54c45aeb864761c0d2677 Gauthier an einem Ballett-Galaabend in der Oper. Ein Pas de deux folgte dem anderen, und nach der Pause wieder von vorn. So etwas wollte er einmal realisieren. Natürlich mit den Mitteln des Modern Dance und damit weitaus faszinierender.

    Je zwei Tänzer sollten es sein, aber bunt gemixt.

    Mal 2 Frauen, mal 2 Männer, mal gemischt. Eingeladen hat Eric Gauthier männliche Choreografen. Aus Gleichheitsgründen, denn in der letzten Produktion agierten ausschließlich Damen.
    Und da hervorragende Choreografen nicht 2 Wochen Zeit erübrigen können, um in Stuttgart mit den Tänzern ihre Stücke einzuüben, reisten die Tänzer zu den Choreografen. Sie fuhren nach Portugal, Italien, Holland …
    Herausgekommen ist ein abwechslungsreiches Programm, das die Klammer „Duo = 2 Personen“ zusammen hält.

    Deep Down – Mauro Bigonzetti

    Deep Down - Mauro Bigonzetti
    (c) Regina Brocke


    Deep Down von Mauro Bigonzetti erinnert am meisten an Pas de deux. Sie tanzen als Paar zusammen, jedoch nicht zu klassischer Musik. Ihr Klangkörper besteht aus Wasserrauschen, mal lauter, mal leise, mal wie ein Sog.

    Scratch – Rui Horta

    Scratch - Rui Horta
    (c) Regina Brocke


    Sie hängen am langen Kabeln, der aus ihren schwarzen Anzügen zu einem
    Lautsprecher führt. Daraus kommt ein Knacken wie aus alten Volksempfängern. Genau so abgehackt sind ihre Bewegungen. Sie tanzen allein, kommen nur ab und an zusammen. Obwohl sich ihre Kabeln bisweilen verheddern, finden sie immer wieder auseinander und zusammen. Mit steigender Lautstärke geraten sie bei Knackgeräuschen fast in Ekstase – fast.

    Honigsaft – Barak Marschall

    Honigsaft - Barak Marshall
    (c) Regina Brocke


    Eine Frau und ein Mann, offensichtlich ein Paar. Sie sitzen nebeneinander und streiten lauthals. Das setzt sich in Bewegung fort.
    In rasender Geschwindigkeit tanzen sie einen Ländler. Das geht für ein paar Takte gut und gleichmäßig. Dann kommen sie aus dem gemeinsamen Takt. Er oder Sie tritt daneben und beide entwickeln ein ebenso rasantes Eigenleben. Jeder tanzt für sich allein, bis sie sich wieder auf der Bank treffen und sich angiften. So geht es munter in verschiedenen Variationen. Am Schluss siegt die Frau, die ihren Partner mit einem gezielten Schlag außer Gefecht setzt.

    Prima – Richard Siegal

    Prima - Richard Siegal
    (c) Regina Brocke

    Swing, Dixieland, Benny Goodman: Sing, Sing, Sing – genau wie in Tanzfilmen. Sie wirbeln über die Bühne genau wie die Tanzfiguren der 50er Jahre, allerdings mit Spitzenschuhen – eine wundervolle Kombination, einfach atemberaubend.

    Julia – Nacho Duato

    Julia - Nacho Duato
    (c) Regina Brocke


    2 Tänzerinnen gestalten Bilder über Bilder, die im Gedächtnis bleiben. Sie stehen dicht hintereinander, mit dem Gesicht zum Zuschauer. Rechte Hand der Vorderen greift an den Kopf der Hinteren, linke Hand der Hinteren greift an den Kopf der vorderen Tänzerin. Man sieht 1 Person, die sich an den Kopf greift. Neigen sie den Kopf nach außen, so entsteht 1 Person mit 2 Köpfen.
    Und schon klickt mein innerer Bildspeicher, der dieses Bild jederzeit abrufen kann.

    .

    The Heart – Marco Goecke

    The Heart - Marco Goecke
    (c) Regina Brocke


    Marco Goeckes Solostücke sind schon schwer zu ertragen. Sie zeichnen sich aus durch epileptisches Zucken, hektische Bewegungen von Menschen, die sich im psychischen Ausnahmezustand befinden.
    Wenn aber 2 Personen synchron trippeln, von der Bühne herunterspringen, wieder hochhopsen, sich schütteln, Arme und Beine bewegen wie durch Stromschläge ausgepeitscht, dann fragt sich die unbedarfte Zuschauerin, wo hier die Grenze ist.
    Choreograf Goecke äußerte sich im Vorspann mit dem Satz: „Man sagt ja, Drei ist einer zu viel. Meiner Erfahrung nach würde ich sagen: Zwei ist einer zu viel.“
    Dem ist nicht hinzuzufügen.

    Ballettkompanie Gauthier Dance: „Deuces“, Theaterhaus Stuttgart, 17. März 2019

    Mehr über Choreographen:

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