Schlagwort: Stummfilm

  • ♫ Inhalt / Handlung: Carmen – Oper von Georges Bizet

    ♫ Inhalt / Handlung: Carmen – Oper von Georges Bizet

    Carmen, die emanzipierte Herzensbrecherin, liebt ihre Freiheit – einen Mann liebt sie so lange, bis der nächste kommt. Ihretwegen begeht ein Soldat Fahnenflucht. Das hat fatale Folgen für beide.

    Rezensionen und Fotos von Carmen-Inszenierungen und einem Stummfilm von 1918

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    Erster Akt: Micaela naht – Wachablösung – Carmens Auftritt – Don Josés Fehltritt

    Auf einem Platz in Sevilla schiebt das Militär Wache und langweilt sich. Sie vertreiben sich die Zeit damit, über die Leute zu lästern. Die vorsichtig spähende Micaela erregt ihre Aufmerksamkeit. Sie fragt nach einem Soldaten namens Don José, der aber erst mit der nächsten Wachablösung kommt. Das Angebot, so lange bei den Wachsoldaten zu bleiben und sich gegenseitig die Zeit zu vertreiben, lehnt Micaela dankend ab. Als die Wachablösung kommt, erkennt Don José an der Beschreibung Micaela, die seine Mutter als Waise zu sich nahm.
    Leutnant Zuniga fragt Don José über die attraktiven Frauen aus, die in der Zigarettenfabrik arbeiten. Don José jedoch interessieren diese Frauen nicht besonders. Als die Fabriksirene zum Pausenzeichen ertönt, versammeln sich die männlichen Einwohner von Sevilla und Umgebung vor dem Fabriktor, um … na was wohl?
    Die Frauen kennen das schon und lassen sie abblitzen.

    Carmen Hannover Staatsoper Photos by Sandra Then (3)
    Carmen sowohl als Opern als auch Ballett. Diese Inszenierung vereinigt beides.
    Carmen Hannover Staatsoper Photos by Sandra Then (3)

    Carmen fasst ihre Argumentation in der berühmten „Habanera“ zusammen. Diese Arie ist lang, der Inhalt vergleichsweise kurz. Carmen vergleicht die Liebe mit einem Vogel, der nur dann kommt, wenn es ihm beliebt. Wenn man ihn nicht beachtet, ist er plötzlich wieder da – keiner weiß, für wie lange. Diese Philosophie wendet sie gleich bei Don José an. Weil er so desinteressiert dasteht, reizt er sie besonders. Sie wirft ihm eine Blüte und einen verführerischen Blick zu.
    Micaela findet den allein gelassenen Don José. Gewissenhaft überbringt sie ihm einen Brief und als Zugabe einen Kuss seiner Mutter. Fernerhin liest sie ihm den Brief vor. Seine Mutter bittet ihn, zurück zu kommen und das liebste Mädchen zu heiraten, das sie kennt – Micaela.

    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF
    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt.
    Oper Carmen als Stummfilm von 1918 © FWMS / ZDF

    Bevor Don José sich festlegen kann, bricht in der Fabrik eine Messerstecherei unter den Frauen aus. Als Täterin kommt nur Carmen infrage und wird zu Leutnant Zuniga gebracht. Im Verhör macht sie sich über die Soldaten lustig. Also wird José beauftragt, sie ins Gefängnis zu bringen. Mit diesem Trick gelingt es Carmen, näher an José heranzukommen. Sie hat schon an seinem Blick gemerkt, dass er sich in sie verliebt hat. Sie verspricht José Liebesfreuden in Lilla Pastias Schänke. José lässt sie fliehen und bekommt dafür einen Monat Arrest.

    Zweiter Akt: Escamillo tritt auf – José kommt aus dem Arrest zurück – Fahnenflucht

    In der Taverne des Lilla Pastia sitzen die Zigeunerinnen mit Zuniga und seinen Offizieren gemütlich zusammen, singen und tanzen. Hier erfährt Carmen von Zuniga, dass Don José nach einem Monat im Gefängnis wieder frei ist.

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    Statt Stierkampfarena ein Käfig, in dem der Kampf von zwei Wrestlern stattfindet, einer davon ist Escamillo.
    Erfurt Domstufen-Festspiele: Carmen – Autofriedhof auf der Domtreppe © Lutz Edelhoff

    Da betritt der Super-Stierkämpfer Escamillo die Schänke, sieht Carmen und versucht, ihr zu imponieren mit dem bekannten Lied: „Auf in den Kampf, Torero!“ Das hat bisher bei allen Frauen gewirkt. Carmen weist ihn zurück, ebenso wie die beiden Schmuggler, die zusammen mit drei Zigeunerinnen auf Diebeszug gehen wollen. Carmen hat sich in José verliebt und das geht vor. Als er endlich kommt, tanzt und singt sie nur für ihn.
    Beim Ton des Zapfenstreichs will José sich schleunigst auf den Weg machen, obwohl er gern geblieben wäre. Zu frisch ist die Erinnerung an den vergangenen Arrest. Carmen hat für ein derartiges Pflichtbewusstsein nur Hohn und Spott übrig. Als dann auch noch Josés Vorgesetzter Zuniga eintritt, entlädt sich Josés Will-und-kann-nicht-Zwiespältigkeit in Form eines Schlages gegen  Leutnant Zuniga. Damit ist Don José der Weg zur Kompanie zurück versperrt. Er muss mit den Zigeunern in die Berge ziehen.

    Dritter Akt: Karten sagen Carmen den Tod voraus – Escamillo findet CarmenJosé geht zu seiner Mutter

    Im Lager der Schmuggler ist der Alltag eingekehrt, in den sich José nicht einfinden kann. Ihn plagt das Heimweh nach seiner Mutter. Carmen hat mittlerweile das Interesse an ihm verloren und versucht, ihn zum Heimgehen zu bewegen.

    Carmen © Bregenzer Festspiele / Ralph Larmann
    Carmen auf der Seebühne Bregenz. Die Karten, die Carmen den Tod vorhersagen, spiegeln sich in Übergröße im Bodensee
    © Bregenzer Festspiele / Ralph Larmann

    Carmen, Mercédès und Frasquita vertreiben sich die Zeit mit Karten legen. Ihren Freundinnen verheißen sie Reichtum und Liebe. Für Carmen sagen die Karten immer nur den Tod voraus. Carmen nimmt es gelassen, denn sie weiß, dass die Karten nicht lügen. Es ist ihr Schicksal, das sie nicht ändern kann.
    Die Schmuggler kehren von einem Erkundungsgang zurück. Um die Waren über die Grenze zu bringen, müssen die Frauen mit ihren Verführungskünsten die Zöllner ablenken. Bei diesem in Schmugglerkreisen normalen Vorgang erwacht Josés Eifersucht erneut. Allein soll er die restlichen Waren bewachen, während die anderen sich auf den Weg in die Stadt machen.
    Da erscheint Micaela in der Felsenschlucht auf der Suche nach Don José. Sie redet sich ein, keine Angst zu haben. Als sie Escamillo bemerkt, versteckt sie sich.
    José trifft Escamillo, der ihm ganz naiv von seiner Liebe zu Carmen berichtet. Wieder dreht José durch, wird aber von Carmen daran gehindert, den Torero zu töten. Escamillo ist gefahrvolle Situationen gewöhnt. Er nimmt es nicht allzu tragisch, sondern lädt Carmen und die ganze Schmugglerbande zu seinem nächsten Stierkampf in die Arena von Sevilla ein. Josés drohende Warnungen stoßen bei Carmen auf taube Ohren.
    Vor dem allgemeinen Aufbruch wird Micaela in ihrem Versteck entdeckt. Micaela berichtet ihm, dass die Mutter im Sterben liegt. Obwohl José gerade jetzt auf Carmen aufpassen will, geht er notgedrungen mit Micaela mit, droht Carmen jedoch ein baldiges Wiedersehen an.

    Vierter Akt: Stierkampf in der Arena von Sevilla – José kehrt zurück – Carmens Tod

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen)
    © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    In Sevilla tritt Escamillo mit großem Gefolge, und Carmen an seiner Seite, vor der Stierkampf-Arena auf. Frasquitas warnt Carmen vor dem eifersüchtigen José, der sich in der Menge versteckt hält. Alle ziehen in die Arena ein, Carmen bleibt zurück.
    Als José aus seinem Versteck kommt, stellt Carmen klar, dass sie keine Angst vor ihm hat. José will ihr nichts tun, sondern spielt die ganze Klaviatur von betteln bis drohen ab, um sie zum Mitgehen in sein Dorf zu bewegen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Carmen sich unter ihrer Zukunft vorstellt. Sie hat José längst abgelegt und sich in den feschen Torero verliebt. Um es ihm zu verdeutlichen, reißt sie sich den Ring, den er ihr geschenkt hat, vom Finger und schmeißt ihn vor seine Füße. Gleichzeitig setzt das Torerolied ein: „… denk daran, dass zwei schwarze Augen auf dir ruhen und die Liebe auf dich wartet.“

    Als aus der Arena der Sieg des Toreros erklingt, brennen Josés letzte Sicherungen durch. Er ersticht Carmen.
    Beim Anblick der Zuschauer, die gerade aus der Arena kommen, wirft er sich über Carmens Leiche. Er gesteht, dass er sie getötet hat und festgenommen werden möchte.


    Carmen – eine Oper in vier Akten mit Musik von Georges Bizet.

    Das Libretto schrieben Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der literarischen Vorlage: „Carmen“ von Prosper Mérimée. Die Oper spielt um ca. 1820 in Sevilla in Spanien in der Originalsprache französisch. Die Spieldauer beträgt fast 3 Stunden. Sie wurde am 3. März 1875 in der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt.

    Personen und ihre Stimmen:
    Don José, Sergeant (Tenor); Escamillo, Torero (Bariton); : Dancairo, Schmuggler (Tenor oder Bariton); Remendado, Schmuggler (Tenor); Moralès, Sergeant (Bariton); Zuniga, Leutnant (Bass); Lillas Pastia, Schankwirt (Sprechrolle); ein Bergführer (Sprechrolle); Carmen, Zigeunerin (Mezzosopran); Micaela, Bauernmädchen (Sopran); Frasquita, Zigeunerin (Sopran); Mercédès, Zigeunerin (Sopran); Chor und Ballett: Soldaten, junge Männer, Zigarettenarbeiterinnen, Anhänger Escamillos, Zigeuner, Zigeunerinnen, Polizisten, Stierkämpfer; Gassenjungen (Kinderchor)


    ♫ Carmen aus der Wiener Staatsoper bis 20.03.2021 in 3sat

    „Carmen“: Premiere mit Anita Rachvelishvili aus der Wiener Staatsoper – 3sat präsentiert dieses Highlight am Samstag, 13. März 2021 um 20.15

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Anita Rachvelishvili (Carmen)
    © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Carmen aus der Wiener Staatsoper – Kostüme und Bühnenbild

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Erwin Schrott (Escamillo) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Erwin Schrott (Escamillo) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Die Oper Carmen spielt zeitlich in der Jugend des Regisseurs. Spanische Miliz, Arbeiterinnen in Kittelschürzen und ein opulent golden gekleideter Torero bestimmen Kostüme. Ein alter Straßenkreuzer als Statussymbol beherrscht das Bühnenbild.

    Carmen aus der Wiener Staatsoper – drastische Bilder prägen die Inszenierung

    Wie immer inszeniert Calixto Bieito sehr realistisch, besser gesagt ziemlich drastisch, siehe „Parsifal“ – die Oper mit den Dehnungsfugen

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Vergewaltigungen gehören bei Calixto Bieito anscheinend zur Inszenierung, gemacht für Liebhaber krasser, frauenfeindlicher Szenen. Nun ja – wer’s mag.

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Erwin Schrott (Escamillo) und Chor der Wiener Staatsoper © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Erwin Schrott (Escamillo) und Chor der Wiener Staatsoper © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Die Musik bleibt, und mit ihr die schönen Stimmen und das exzellente Orchester der Wiener Staatsoper.

    Carmen in 3sat – Information der Wiener Staatsoper

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Andrés Orozco-Estrada debütiert bei der Aufzeichnung vom 21. Februar 2021.
    Ein Highlight aus der Wiener Staatsoper: 3sat präsentiert am Samstag, 13. März 2021, 20.15 Uhr, Calixto Bieitos die Premiere von Georges Bizets „Carmen“ in deutscher Erstausstrahlung.
    Unter der musikalischen Leitung von Andrés Orozco-Estrada singen unter anderen Anita Rachvelishvili (Carmen), Piotr Beczala (Don José), Erwin Schrott (Escamillo) und Olga Kulchynska (Micaëla). Bei der Aufzeichnung am 21. Februar 2021 gab der kolumbianische Dirigent sein Debüt an der Wiener Staatsoper. Es sang und spielte der Chor und das Orchester des bedeutenden Opernhauses.
    Bizets „Carmen“ nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée zählt zu den meistgespielten Stücken der Operngeschichte. Doch ihre Pariser Uraufführung im Jahr 1875 war kein großer Erfolg. Erst die Wiener Bearbeitung machte aus dieser Opéra comique auf ein Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy ein Evergreen.

    Die Aufzeichnung am 21. Februar 2021 fand ohne Publikum statt.

    Carmen von George Bizet – aus der Wiener Staatsoper 2021
    Sendetermin Carmen in 3sat
    vom 13. März 2021 bis 20.03.2021 in der 3sat-Mediathek


    ♫ Oper Carmen als Stummfilm von 1918

    Carmen, ein Opernfilm ohne Gesang mit abgewandelter Bühnenmusik von Bizet. Carmen / Pola Negri feierte damit ihren Durchbruch als Femme fatale. Bis zum heutigen Tag ist ihr Name noch bekannt und gilt als Ersatzwort für eine wechselwarme Schönheit.

    Carmen und/oder José

    Don José (Harry Liedtke) wird nach Sevilla versetzt und nimmt Abschied von seiner Braut Dolores (Grete Diercks, rechts); links seine Mutter (Sophie Pagay) © FWMS / ZDF
    Don José (Harry Liedtke) wird nach Sevilla versetzt und nimmt Abschied von seiner Braut Dolores (Grete Diercks, rechts); links seine Mutter (Sophie Pagay) © FWMS / ZDF

    Genau genommen sollte dieser Film nicht Carmen heißen, sondern José. Er handelt von dem spanischen Kavalleristen Don José, einem allseits beliebten und von seiner Verlobten geliebten Muster-Mannsbild.

    Sevilla, groß und verrucht!

    Die Arbeiterinnen der Tabakfabrik winken vorbeiziehenden Soldaten zu; in der Mitte Pola Negri (Carmen) © FWMS / ZDF
    Die Arbeiterinnen der Tabakfabrik winken vorbeiziehenden Soldaten zu; in der Mitte Pola Negri (Carmen) © FWMS / ZDF

    Zum Sergeanten befördert, muss José sich deshalb in Sevilla einfinden – der großen Stadt mit ihren verruchten Kneipen; voller glutäugiger Schönheiten, die über ihren Fächer hinausschauen und nichts anbrennen lassen. Damen mit Schmalzlocken, die später als „Herrenwinker“ in die Geschichte eingehen werden.

    Carmen – die Verführung naht

    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF
    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF

    José, der in die Fänge einer Frau von zweifelhaftem Charakter gerät – einer Femme fatale. Einer männerverschlingenden Vertreterin des schönen Geschlechts, die unschuldige, naive Männer ins Verderben zieht.

    Von Frauen gehasst, bei Männern beliebt

    Pola Negri als Carmen mit unverkennbarer Locke der Verführerin © FWMS / ZDF
    Pola Negri als Carmen mit unverkennbarer Locke der Verführerin © FWMS / ZDF

    … und dabei will sie nur spielen!

    Spanien, ein Land voller glutäugiger Schönheiten

    Carmen (Pola Negri) tanzt auf Bestellung und gegen Bezahlung; man kann ja nicht immer nur auf krummen Wegen zu Geld kommen © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) tanzt auf Bestellung und gegen Bezahlung; man kann ja nicht immer nur auf krummen Wegen zu Geld kommen © FWMS / ZDF

    Pola Negris temperamentvoller Tanz auf dem Tisch kann sich sehen lassen.

    Carmen, die Böse

    Carmen (Pola Negri, MItte) hat viele Begabungen, die sie zu Geld machen kann. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri, MItte) hat viele Begabungen, die sie zu Geld machen kann. © FWMS / ZDF

    Carmen wird im Film berechnend und kaltblütig dargestellt, wahrscheinlich als Abschreckung für Söhne und Ehemänner.

    Enge Altstadtgassen und einsame Gebirge

    Die Schmugglerbande unter Beschuss. Carmen (Pola Negri) muss einiges aushalten. © FWMS / ZDF
    Die Schmugglerbande unter Beschuss. Carmen (Pola Negri) muss einiges aushalten. © FWMS / ZDF

    Es wuselt nur so vor Banditen und ganzen Armeen von Gendarmen. Massen von Statisten, die immer wieder durch die Tore getrieben werden. Blaskapellen tragen fantasievolle Uniformen, Männer als stolze Spanier in Festtagstracht.

    Stolze Spanier in malerischen Kostümen

    Endlich ein Torero (Leopold von Ledebur). Der hat im Beuteschema von Carmen (Pola Negri) noch gefehlt. © FWMS / ZDF
    Endlich ein Torero (Leopold von Ledebur). Der hat im Beuteschema von Carmen (Pola Negri) noch gefehlt. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) wähnt sich durch ihre neue Liaison mit dem Torero als Dame der besseren Gesellschaft, Don José (Harry Liedkte) hat das Nachsehen. Gleich sticht er zu. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) wähnt sich durch ihre neue Liaison mit dem Torero als Dame der besseren Gesellschaft, Don José (Harry Liedkte) hat das Nachsehen. Gleich sticht er zu. © FWMS / ZDF

    Das kann nicht gut gehen. Schnell wird klar, dass Carmen ihre – einerseits erhoffte, andererseits bedauerte – Strafe erhält. Die Zuschauerinnen können aufatmen.

    Wie mag so eine Filmvorführung im Jahre 1918 abgelaufen sein?

    Die Filmszenen laufen genau stimmig zur Musik ab. Wahrscheinlich spielte bei den Aufführungen im Filmtheater ein Orchester im Vordergrund, während auf der großen Leinwand der Film lief. Da die Filmspulen per Hand gekurbelt wurden, nicht ganz gleichmäßig. Der Dirigent musste sich also auf die Schauspieler und die Geschichte einstellen. Wie in einer richtigen Oper, in der der Dirigent die Sänger begleitet. In kleinen Filmtheatern wurde das Orchester durch den Filmpianisten ersetzt. Vielleicht wurde die Habanera vom Publikum mitgesungen.

    Carmen – Stummfilm von 1918

    Arte.TV -> Stummfilme
    Verfügbar vom 26/09/2021 bis 26/10/2021


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    Carmen:

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  • ♫ Oper Carmen als Stummfilm von 1918

    ♫ Oper Carmen als Stummfilm von 1918

    Carmen, ein Opernfilm ohne Gesang mit abgewandelter Bühnenmusik von Bizet. Carmen / Pola Negri feierte damit ihren Durchbruch als Femme fatale. Bis zum heutigen Tag ist ihr Name noch bekannt und gilt als Ersatzwort für eine wechselwarme Schönheit.

    Inhalt / Handlung der Oper Carmen

    Carmen, die emanzipierte Herzensbrecherin, liebt ihre Freiheit – einen Mann liebt sie so lange, bis der nächste kommt. Ihretwegen begeht ein Soldat Fahnenflucht. Das hat fatale Folgen für beide.
    Auf einem Platz in Sevilla schiebt das Militär Wache und langweilt sich. Sie vertreiben sich die Zeit damit, über die Leute zu lästern. Die vorsichtig spähende Micaela erregt ihre Aufmerksamkeit … weiterlesen

    Carmen und/oder José

    Don José (Harry Liedtke) wird nach Sevilla versetzt und nimmt Abschied von seiner Braut Dolores (Grete Diercks, rechts); links seine Mutter (Sophie Pagay) © FWMS / ZDF
    Don José (Harry Liedtke) wird nach Sevilla versetzt und nimmt Abschied von seiner Braut Dolores (Grete Diercks, rechts); links seine Mutter (Sophie Pagay) © FWMS / ZDF

    Genau genommen sollte dieser Film nicht Carmen heißen, sondern José. Er handelt von dem spanischen Kavalleristen Don José, einem allseits beliebten und von seiner Verlobten geliebten Muster-Mannsbild.

    Sevilla, groß und verrucht!

    Die Arbeiterinnen der Tabakfabrik winken vorbeiziehenden Soldaten zu; in der Mitte Pola Negri (Carmen) © FWMS / ZDF
    Die Arbeiterinnen der Tabakfabrik winken vorbeiziehenden Soldaten zu; in der Mitte Pola Negri (Carmen) © FWMS / ZDF

    Zum Sergeanten befördert, muss José sich deshalb in Sevilla einfinden – der großen Stadt mit ihren verruchten Kneipen; voller glutäugiger Schönheiten, die über ihren Fächer hinausschauen und nichts anbrennen lassen. Damen mit Schmalzlocken, die später als „Herrenwinker“ in die Geschichte eingehen werden.

    Carmen – die Verführung naht

    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF
    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF

    José, der in die Fänge einer Frau von zweifelhaftem Charakter gerät – einer Femme fatale. Einer männerverschlingenden Vertreterin des schönen Geschlechts, die unschuldige, naive Männer ins Verderben zieht.

    Von Frauen gehasst, bei Männern beliebt

    Pola Negri als Carmen mit unverkennbarer Locke der Verführerin © FWMS / ZDF
    Pola Negri als Carmen mit unverkennbarer Locke der Verführerin © FWMS / ZDF

    … und dabei will sie nur spielen!

    Spanien, ein Land voller glutäugiger Schönheiten

    Carmen (Pola Negri) tanzt auf Bestellung und gegen Bezahlung; man kann ja nicht immer nur auf krummen Wegen zu Geld kommen © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) tanzt auf Bestellung und gegen Bezahlung; man kann ja nicht immer nur auf krummen Wegen zu Geld kommen © FWMS / ZDF

    Pola Negris temperamentvoller Tanz auf dem Tisch kann sich sehen lassen.

    Carmen, die Böse

    Carmen (Pola Negri, MItte) hat viele Begabungen, die sie zu Geld machen kann. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri, MItte) hat viele Begabungen, die sie zu Geld machen kann. © FWMS / ZDF

    Carmen wird im Film berechnend und kaltblütig dargestellt, wahrscheinlich als Abschreckung für Söhne und Ehemänner.

    Enge Altstadtgassen und einsame Gebirge

    Die Schmugglerbande unter Beschuss. Carmen (Pola Negri) muss einiges aushalten. © FWMS / ZDF
    Die Schmugglerbande unter Beschuss. Carmen (Pola Negri) muss einiges aushalten. © FWMS / ZDF

    Es wuselt nur so vor Banditen und ganzen Armeen von Gendarmen. Massen von Statisten, die immer wieder durch die Tore getrieben werden. Blaskapellen tragen fantasievolle Uniformen, Männer als stolze Spanier in Festtagstracht.

    Stolze Spanier in malerischen Kostümen

    Endlich ein Torero (Leopold von Ledebur). Der hat im Beuteschema von Carmen (Pola Negri) noch gefehlt. © FWMS / ZDF
    Endlich ein Torero (Leopold von Ledebur). Der hat im Beuteschema von Carmen (Pola Negri) noch gefehlt. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) wähnt sich durch ihre neue Liaison mit dem Torero als Dame der besseren Gesellschaft, Don José (Harry Liedkte) hat das Nachsehen. Gleich sticht er zu. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) wähnt sich durch ihre neue Liaison mit dem Torero als Dame der besseren Gesellschaft, Don José (Harry Liedkte) hat das Nachsehen. Gleich sticht er zu. © FWMS / ZDF

    Das kann nicht gut gehen. Schnell wird klar, dass Carmen ihre – einerseits erhoffte, andererseits bedauerte – Strafe erhält. Die Zuschauerinnen können aufatmen.

    Wie mag so eine Filmvorführung im Jahre 1918 abgelaufen sein?

    Die Filmszenen laufen genau stimmig zur Musik ab. Wahrscheinlich spielte bei den Aufführungen im Filmtheater ein Orchester im Vordergrund, während auf der großen Leinwand der Film lief. Da die Filmspulen per Hand gekurbelt wurden, nicht ganz gleichmäßig. Der Dirigent musste sich also auf die Schauspieler und die Geschichte einstellen. Wie in einer richtigen Oper, in der der Dirigent die Sänger begleitet. In kleinen Filmtheatern wurde das Orchester durch den Filmpianisten ersetzt. Vielleicht wurde die Habanera vom Publikum mitgesungen.

    Carmen – Stummfilm von 1918

    Arte.TV -> Stummfilme
    Verfügbar vom 26/09/2021 bis 26/10/2021
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  • ♫ Oper Stuttgart: Die glückliche Hand von Arnold Schönberg –

    ♫ Oper Stuttgart: Die glückliche Hand von Arnold Schönberg –

    Hatea215fb2f9b9431ca0723de77739fd00 Schönberg es so gewollt? Er hatte die Idee, dieses musikalische Drama im Film aufführen zu lassen, und 1913 kam nur der Stummfilm in Frage.

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    In den „Filmtheatern“ wurde auf einer großen Leinwand der Film abgespult, vorn saßen die Musiker – später nur noch ein Pianist – und spielten die Musik dazu.

    Genau so sah es das Stuttgarter Publikum im Staatstheater am 16. März 2012. Die Musik kommt aus dem Orchestergraben im Vordergrund, der Sänger singt von der Seite. Ausgelöst wurde es durch einem (Un)Glücksfall. Shigeo Ishino, „Ein Mann“ und gleichzeitig Hauptdarsteller, hat sich die Schulter verrenkt und konnte sich nicht bewegen, aber dafür sehr gut singen – und Shigeo Ishimo singt mit so deutlicher Aussprache, dass die Obertitel überflüssig werden.

    „Ein Mann“ träumt, dass ihm alles gelingt, und zwar mit links. Das Ziel seiner Sehnsucht ist „Ein Weib“. Aber er schafft es nicht, sie zu erobern. Zwölf Gestalten stehen um ihn herum und kommentieren sein Tun. Am Ende lachen sie ihn aus. Siehe → ♫ Inhalt / Handlung: „Die Glückliche Hand“ mit Musik und Libretto von Arnold

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    Das Bühnenbild besteht aus einem Vorhang mit goldenen Strähnen, der die Farbe je nach Licht wechselt. Zum Hintergrund passende, lange strähnige Hausmäntel, trägt der Chor der zwölf Personen. Strumpfmasken mit Schlitzen für Mund und Augen verdecken die Köpfe.

    Wenn „Ein Mann“ im ersten Bild den Vorhang zur Seite anhebt, sehen die Zuschauer ein überdimensionales Elefantenbein, Busen wie Kuppeln, Kopf gesichtslos – ist auch unnötig. Er merkt einfach nicht, dass „Ein Weib“ einerseits zu groß für ihn ist und andererseits nichts von ihm wissen will, denn sie ist nur eine aufblasbare Puppe. Allerdings ist sie nicht mit gleichnamigem Spielzeug aus dem Sexshop zu verwechseln. Sie ist riesig groß – nimmt die ganze Bühne ein – liegend ist sie mannshoch. Mit Hilfe „Eines Herrn“, seines Nebenbuhlers, schafft er es, auf sie drauf zu klettern.

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    Überdeutlich bewegt der eingesprungene Regieassistent Dirk Schmeding den Mund wie zum Singen, gepaart mit weit ausladenden Hand-, Kopf-, und Körperbewegungen, wie sie in einem Stummfilm üblich sind.
    „Ein Mann“ durchlebt einen Alptraum. Das Schlimmste, was einem Schwerenöter passieren kann. Er versucht, „Ein Weib“ zu erobern, aber das reagiert nicht – auf nichts! Teilweise beutelt der Mann die Riesenpuppe wie ein Hundewelpe sein Spielzeug. Nachdem er erkennen muss, dass er „Das Weib“ nicht erobern kann, schüttelt er seine Hände derart heftig, dass es so aussieht, als würde ein Film mit doppelter Geschwindigkeit ablaufen.

    Die zwölf Gestalten amüsieren sich über ihn. Am Schluss gehen sie um den erschöpften, aber erfolglosen „Mann“ herum. Während ihn die Umstehenden auslachen, krallt er sich an ihrem überdimensionalen Busen fest. Am Schluss liegt er völlig erschöpft auf ihrem luftleeren Kopf, neben dem lädierten Busen.

    Nachdem sie ihn noch tüchtig ausgelacht haben, gehen die zwölf Gestalten ab. Als Siegeszeichen streckt der Mann den Arm (war es der linke?) in die Höhe. Freudianer könnten in dieser Geste ein Phallus-Symbol erkennen. Mitleidsvoll bedecken die Gestalten die erhobene Hand mit einem Hausmantel. Wie im Traum, sowohl wirklich als auch unwirklich.

    Jossie Wieler und Sergio Morabito wählten für ihre Inszenierung den Konflikt zwischen Mann und Frau, den „Ein Mann“ im Alptraum verarbeitet – absolut stimmig. Der Stuttgarter Opernchor unter der Leitung von Winfried Maczewski gestaltet daraus ein packendes und bewegendes Musiktheater. Das gilt auch für „Schicksal“,  die zweite Kurzoper dieses Abends ->  „Schicksal“ von Leoš Janáček – Oper ohne Ende

    „Die glückliche Hand“  von Arnold Schönberg in der Oper Stuttgart

    Musikalische Leitung: Sylvain Cambreling
    Regie und Dramaturgie: Jossi Wieler, Sergio Morabito
    Bühne: Bert Neumann
    Kostüme: Nina von Mechow
    Licht: Lothar Baumgarte
    Chor: Winfried Maczewski

    Ein Mann: Shigeo Ishino

    Fotos: A.T. Schaefer

    Diese Aufführung „Die glückliche Hand“  von Arnold Schönberg fand am 16. März 2012 in der Staatsoper Stuttgart statt.

    Die glückliche Hand:

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  • ♥ Stummfilm „Cinderella“ mit Livemusik von Karl Koch und dem Struggle Orchester

    ♥ Stummfilm „Cinderella“ mit Livemusik von Karl Koch und dem Struggle Orchester

    In den Anfangszeiten des Films ist es üblich, dass ein Orchester vor der Leinwand sitzt und das Geschehen mit Musik kommentiert. Diese Tradition lässt Karl Koch und sein Struggle-Orchester wieder aufleben.

    Von wegen Stummfilm!

    Copyright: Struggle OrchesterKarl593c9764b3814260b7f5bf8adeee3915 Kochs treffend witzige Kompositionen vertiefen die Bilder von Lotte Reinigers Scherenschnitt-Kurzfilm „Aschenputtel“ (1922) und den Kurzfilm „Die Puppe“ von Ernst Lubitsch. Von dramatisch bis romantisch kommentieren die Musiker das Geschehen.


    Stummfilm „Cinderella“ von 1922

    Lotte Reinigers bezaubernder Märchenfilm vom  Aschenputtel, siehe Inhalt / Handlung: La Cenerentola, gehört zu den ersten Trickfilmen überhaupt. Er besteht aus schwarzen Scherenschnitten, die sich bewegen, und zwar mit 24 Bildern pro Sekunde – ein kleines Kunstwerk.
    Lotte Reiniger_Scherenschnitt zum Stummfilm Cinderella

    Jede Figur erhält eine charakteristische Silhouette.

    Das zarte Aschenbrödel, der elegante junge Prinz, die böse Stiefmutter mit Doppelkinn und rollenden Augen, die beiden Stiefschwestern – eine dürr und lang, die andere dick und kurz. Bei der Dürren muss der Busen ausgestopft werden, die Dicke wird geschnürt, bis sie dem Schönheitsideal entspricht. In mindestens 24 Bildern bekommt sie eine Wespentaille. Diese Gestalten erhalten jeweils ihre eigene Klangfarbe durch die Instrumente des Struggle-Orchesters: Karl Koch – Schlagzeug, Christof Schmidt – Posaune, Barbara Klobe – Klavier, Lothar Sonntag – Stabspiele, Tobias Ringle – Tuba und Benjamin Engel – Klarinette, Saxophon, Flöte.
    Mit natürlicher Eleganz bewegt sich Aschenputtel. Unzählige Tauben fliegen um sie herum, bringen die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Die Musik lässt die Tauben flattern, wird schmusig, wenn Aschenputtel und Prinz sich treffen und steigert die Spannung bei der Schuhsuche.

    Lotte Reinigers schwarze Silhouetten erinnern stark an die Scherenschnitte des Franzosen Michel Ocelot, siehe Der Edelsteinprinz. Oder besser gesagt – umgekehrt. Diese hinreißende Art von Romantik wird anscheinend nie unmodern und bis zum heutigen Tage immer wieder aufgegriffen.
    Und wenn sie nicht gestorben sind …


    Gehört und gesehen am 9. November 2015 im Stuttgarter Instrumentenmuseum im Fruchtkasten.

     

    Aschenputtel:

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  • Stummfilm „Die Puppe“ von Ernst Lubitsch mit Livemusik

    Stummfilm „Die Puppe“ von Ernst Lubitsch mit Livemusik

    Ernst593c9764b3814260b7f5bf8adeee3915 Lubitschs Komödie handelt von einer lebensgroßen Aufziehpuppe, die sogar sprechen und tanzen kann. Wegen eines Unfalls muss sie durch ihr lebendiges Modell ersetzt werden.
    Der einstündige Film „Die Puppe“ von Ernst Lubitsch ist 1919 entstanden, also vor fast 100 Jahren. Karl Koch komponierte die Filmmusik, die er mit seinem Struggle-Orchester am 9. November 2015 im Fruchtkasten in Stuttgart aufführt, zusammen mit dem Trickfilm „Cinderella“ von Lotte Reiniger. Die Einstimmungsmusik zu diesem Film erinnert an Berliner Gassenhauer.

    Verwicklungen verleihen dieser Salon-Komödie von Ernst Lubitsch den besonderen Charme.

    Filmplatkat zum Stummfilm Puppe Ein Baron fürchtet, dass sein Geschlecht ausstirbt. Also muss sein Neffe heiraten. Per Dekret wird eine Jungfrau gesucht. Es melden sich gleich 40. Der Neffe will aber nicht heiraten, denn dieses Muttersöhnchen hat einfach Angst vor Frauen. Er läuft vor ihnen weg und landet in einem Männerkloster, dessen Mönche sich dem Hunger verschrieben haben, aber umso mehr prassen. Derweil setzt der Onkel eine Anzeige in die Zeitung, dass sein Neffe 300.000 Franc Mitgift bekommt, sofern er heiratet. Das Lesen auch die Mönche, die den jungen Mann zu ihrem Wohlergehen und zu seinem Glück überreden. Ganz einfach: Er soll eine lebensechte Puppe heiraten und ihnen die Mitgift geben.
    Zusammen mit einem kecken Lehrling betreibt der Spielzeugmacher sein Geschäft. Sein Wunderwerk von Puppe kann sogar sprechen und tanzen – wenn sie aufgezogen ist. Ganz nach dem Vorbild seiner Tochter Ossi, die keine große Lust hat, Modell zu stehen.
    Während der Meister dem jungen Adligen die Puppe schmackhaft macht, spielen draußen die Musiker auf – so wie drinnen das Struggle-Orchester – und die Leute auf der Straße tanzen. Genau das macht der Lehrling auch mit der Puppe, die aber hinfällt und die Arme abbricht. Ossi erklärt sich bereit, so lange vor dem Kunden die Puppe zu spielen, bis der Lehrling die Arme angeklebt hat. Dem Hochzeitsanwärter gefällt die lebende Puppe – Ossi! – so gut, dass er sie kauft und sofort mitnehmen will. Für einen Austausch bleibt also keine Zeit.
    Im Schloss wird die Hochzeit gefeiert. Der glückliche Bräutigam ist vollkommen zufrieden, weil seine Braut still neben ihm sitzt. Als er sie kurz allein lässt, wird sie zum Tanz aufgefordert. Sie macht es bravourös, zur Begeisterung der Hochzeitsgäste – und zu ihrer eigenen Begeisterung.
    Danach geht es ab ins Kloster, wo die Mönche sie nicht hinein lassen wollen. Da sie aber nur eine Puppe ist, wird sie in die Ecke gestellt, wo sie sofort zu tanzen anfängt. Ein dutzend Mönche tanzen begeistert mit, bis der Prior die Mönche wegschickt und selbst ’ne flotte Sohle aufs Parkett legt.
    In seiner Zelle merkt endlich auch der junge Mann, dass er eine Frau aus Fleisch und Blut geheiratet hat. Und es tut nicht weh – im Gegenteil. Die Flitterwöchner fliehen über die Klostermauer.
    Soweit das Gerippe des Inhalts.

    Unverkennbarer Lubitsch Touch

    Was den Film mit seinem  allerdings ausmacht, sind die einzelnen Szenen voller Leichtigkeit.
    40 Jungfrauen rennen hinter dem armen Mann her durch die Kulisse, bestehend aus zwei Treppen und einer Haus-Attrappe. Sie rennen die Treppe hoch, durch das Haus hindurch, in einer Acht auf die andere Treppe zu, hinunter und über den Platz. Wenn die Spitze mit dem Hochzeiter auf einer Stelle angekommen ist, ist das Ende der Schlange gerade durch. Das Schlusslicht bilden der Onkel und dessen Diener, der ihm nach jedem Durchlauf einen Löffel Medizin verabreicht. Mindestens fünfmal erfolgt die Prozedur. Die Musik rennt in diesem Film antreibend mit. Sie lässt die Beine trippeln, die Jungfrauen jauchzen und Onkel und Diener japsen. Am Ende angekommen, macht sie mit den abgeschlafften Herren eine Pause, lässt sie geräuschvoll die Medizin schlucken, und schon beginnt die Jagd fröhlich von vorn.
    Der Baron liegt im Sterben, denn die Weigerung seines Neffen, nicht zu heiraten, haut ihn um. Die Verwandten kommen an seinem Bett zusammen und liegen sich schnell in den Haaren, weil sie sich schon um den Nachlass streiten. Dabei wird das Orchester – als Abbild der trauernden/lauernden Verwandtschaft – lauter und lauter. Das Durcheinander der Verwandtschaft wird durch eine Kakophonie gekrönt. Jedes Instrument spielt seine eigene Melodie, bis der Sterbende wieder zum Leben erwacht. Sein fröhlicher Hüpfer aus dem Bett wird mit einem aufbauenden Ständchen begleitet.
    Nach Slapstick-Manier liefern sich Meister und Lehrling eine Verfolgungsjagd. Um den Meister fernzuhalten, schmeißt der Lehrling einzelne Teller eines ganzen Stapels vor dessen Füße, haargenau im Schlagzeugrhythmus – das scheppert
    Die Musik von Karl Koch unterstreicht lachen und weinen, macht Gedanken und Taten hörbar. Wenn Ossi bockt, kommt die Tröte zum Einsatz.

    Instrumentenmuseum Fruchtkasten in Stuttgart, 09.11.2015
    Stummfilme mit Livemusik von Karl Koch und dem Struggle Orchester
    Karl Koch: Komposition und Schlagzeug
    Christof Schmidt: Posaune
    Barbara Klobe: Klavier
    Lothar Sonntag: Stabspiele
    Tobias Ringle: Tuba
    Benjamin Engel: Klarinette, Saxophon, Flöte

     

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    Puppe:

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  • ♫ Inhalt / Handlung: „Die Glückliche Hand“ mit Musik und Libretto von Arnold Schönberg

    ♫ Inhalt / Handlung: „Die Glückliche Hand“ mit Musik und Libretto von Arnold Schönberg

     „Die Glückliche Hand“: Schönberg bezeichnet ea215fb2f9b9431ca0723de77739fd00dieses Werk als „ein Drama der gestörten Liebesbeziehung“ – einen Traum. Von Bühnenbild, Kostümen und Ablauf hat er eine bestimmte Vorstellung, die er genau in der Partitur notiert, mit minutiösen Angaben für Farben und Licht.

    Erstes Bild: Ein Mann windet sich in Alpträumen. 

    Auf ihm hockt ein katzenartiges Wesen. Zwölf Gestalten mit grün beleuchteten Gesichtern sprechen beruhigend auf den Mann ein. Erst sehr leise in einem Sprechgesang, kaum verständlich, dann immer lauter. Als Chor und Fabeltier verschwinden, wacht der verwahrlost wirkende Mann auf und wankt schlaftrunken davon.

    Zweites Bild: Ein „jugendliches Weib“ mit hell-violettem Kleid

    Sie hat gelbe und rote Rosen im Haar, tritt aus hellem Sonnenlicht. Die junge Frau spielt mit dem Mann. Erst reicht sie ihm einen Becher. Als er davon getrunken hat, beachtet sie ihn nicht mehr, sondern geht mit einem eleganten Herrn davon. Dann kommt sie wieder, reicht ihm die rechte Hand. Als er zugreift, ist sie verschwunden. Sie kommt wieder, reicht ihm die linke Hand und verschwindet ebenfalls. Trotzdem singt der Mann in Siegerpose, seine linke Hand betrachtend: „Nun besitze ich dich für immer!“

    Drittes Bild: Grotte

    In einer Grotte, ein Mittelding zwischen Mechaniker- und Goldschmiedewerkstatt, sieht man einige Arbeiter in realistischen Arbeiterkostümen an der Arbeit. Der Mann legt einen Klumpen Gold auf den Amboss, holt zum Schlag aus und zaubert mit der linken Hand ein funkelndes Diadem unter dem Hammer hervor. Das Licht geht aus, um dann mit dem aufkommenden Sturm in verschiedenen Farben zu leuchten. Mit dem „Crescendo des Windes“ geht ein „Crescendo der Beleuchtung“ einher. Die Arbeiter sind dem Mann feindlich gesinnt, beruhigen sich aber immer wieder, sobald er ihnen die linke Hand zeigt – seine Glückshand. Wieder kommt die Frau, die aber nicht bei ihm bleibt, sondern mit dem Herrn mitgeht, der von Ferne winkt. Hier versagt seine Glückshand. Krampfartig mit den Händen zitternd, bleibt der Mann allein zurück. Die Frau stößt einen Stein an, der den Mann begräbt. Laute Musik und höhnisches Lachen ertönen.

    Viertes Bild: Der Stein wird zum Fabeltier

    „Die Glückliche Hand“, Oper mit Musik und Libretto von Arnold SchönbergDas Fabeltier verbeißt sich wieder in den Mann, wie in der ersten Szene. Bedauernd gehen die zwölf Gestalten um ihn herum und von der Bühne ab. Sie beklagen, dass er schon wieder alles versucht, aber nichts bekommen hat. Der Mann bleibt allein zurück. Vorbei ist der (Alp)Traum.

    Die Glückliche Hand – Drama mit Musik und Libretto von Arnold Schönberg (1874 – 1951),  vollendet 1913, uraufgeführt 1924 an der Wiener Volksoper. Das Werk dauert 20 Minuten.
    Schönberg hielt diese Oper auf der Bühne für nicht aufführbar. In einem Brief an seinen Verleger Emil Hertzka plante er eine Verfilmung. Er machte zur Bedingung: „An der Musik wird nichts geändert!“ Da es aber 1913, damit noch zur Stummfilmzeit war, sollte wahrscheinlich die Musik mit einem Orchester vor der Leinwand gespielt werden. Vielleicht besteht die Oper deshalb aus so wenig Text.

    Obwohl die Oper „Die Glückliche Hand“ selten aufgeführt wurde, gab es verschiedene Interpretationsversuche.

    • Privat: Schönberg befand sich in der Kompositions-Zeit in einer Ehekrise.
    • Beruflich: Künstlerdasein als eine ewige Sisyphusarbeit, die ein Künstler ständig vor und hinter sich hat.
    • Religiös: Die zwölf Stimmen stellen die Vertreter verschiedener philosophischer Standpunkte in der Jakobsleiter dar. Das sind die Stationen, die ein gläubiger Mensch durchlaufen muss, bis er im Allerheiligsten ankommt.
    • Test/Experiment: In dieser Zeit war Schönberg eng mit dem Maler Kandinsky befreundet, mit dem er Licht, Farbe und Personenführung austesten wollte.

    Bei so vielen Deutungs-Möglichkeiten können sich Regisseure entweder eine aussuchen oder eine Neuinterpretation hinzufügen.

    ♫ Oper Stuttgart: „Die glückliche Hand“ von Arnold Schönberg – Gefühlter Stummfilm

     



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    Arnold Schönberg:

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