Schlagwort: Sohn

  • Schwabenblues – schöner wär‘ a Schwäbischblues

    Schwabenblues – schöner wär‘ a Schwäbischblues

    Da kommen auch nach Jahren noch die Emotionen hoch.

    Dieses Theaterstück erzählt vom Aufstieg und Fall der Familiendynastie Hohner, und zwar in reinstem Schwäbisch. Volkstheater einmal anders.

    Mei Feld ischt d’Weltedf4079480224cd9bc7904f54d18edad | Theater Lindenhof

    Da sitzen sie an einem Konferenztisch – die Manager einer Weltfirma. Korrekt gekleidet mit Businessanzug und Krawatte, auch die beiden Damen. Trübe, ratlose Gesichter. Am Tischende steht Matthias Hohner…

    Lebensgroße Puppen als Zweimannkapelle

    Hans, das Cleverle unter den Hohner-Söhnen, übernimmt in Amerika den Verkauf von Mundorgeln und anderen Musikinstrumenten, mit unkonventionellen Methoden. Er finanziert eine Radiosendung, wenn mindestens achtmal in der Stunde der Name Hohner genannt wird.
    Er fördert die Gründung von Akkordeon-Orchestern, bis er die Zahl 4000 erreicht hat. Je kreativer Hans Hohner in Amerika agiert, umso konservativer und rückwärtsgewandter werden seine Brüder in Trossingen. Sie berufen sich immer öfter auf ihren Vater, obwohl sie zu seinen Lebzeiten häufig anderer Meinung waren. Im Dritten Reich entwickeln sie eine spezielle Mundharmonika für die Front und die vom Heimweh geplagten Soldaten.

    Der langsame Untergang

    Die dritte Hohner-Generation sieht nach dem Krieg hilflos – und ideenlos –  mit an, wie der Umsatz immer weiter zurück geht. Der Untergang ist nicht mehr aufzuhalten. Die Firma, einst von Weltformat, geht bankrott. Die Arbeiter und Manager halten zu Hohner. Sie suchen nach Ideen, aber es fällt ihnen nichts ein. Sie sitzen da, mit trüben und ratlosen Gesichtern – wie am Anfang der Geschichte. Und tatsächlich beginnt es auch wieder mit dem alten/jungen Matthias Hohner. Zurück zu den Wurzeln – ist doch ein positiver Ausklang.

    Gemeinsame Vergangenheitsbewältigung auf schwäbisch.

    Dialekt erzeugt Emotionen. Die Geschichte der unermüdlichen Schwaben, die sich nicht unterkriegen lassen; die alles können – außer Hochdeutsch. Wären die Bluestexte auch in Schwäbisch gewesen, könnte ich diese Aufführung als mit  „voll ins Herz getroffen“  bezeichnen. So blieb es leider nur eine halbe Sache.
    Der Blues wäre, auf Schwäbisch gesungen, viel schöner, gefühlvoller, aussagekräftiger, treffender.
    Das weiß sogar ich als Neig’schmeckte.

    Siehe ->    Da sitzen sie an einem Konferenztisch – die Manager einer Weltfirma. Korrekt gekleidet mit Businessanzug und Krawatte, auch die beiden Damen. Trübe, ratlose Gesichter. Am Tischende steht Matthias Hohner…

    Schwabenblues – Mei Feld ischt d’Welt |

    Er ist schon fast ein Klassiker, der Schwabenblues von Felix Huby und Jürgen Popig. Anlässlich des Festivals „Theater der Welt 2005“ in Stuttgart uraufgeführt vom Theater Lindenhof, findet diese Inszenierung als Gastspiel immer wieder neue Zuschauer. Musik und Songtexte schreibt, spielt auf dem Akkordeon und singt Erik Gedeon.

    Besetzung am 18. Mai 2010 im Schauspielhaus Stuttgart:
    Sabine Bräuning, Stefan Hallmayer, Bernhard Hurm, Wolfram Karrer, Anne-Julia Koller, Oliver Moumouris, Reinhold Ohngemach, Berhold Biesinger, Gerd Plankenhorn

     

    Lieben Sie Dialekt?

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  • ♫ Idomeneo in der Staatsoper Stuttgart: Freudig auf die Opferbank

    ♫ Idomeneo in der Staatsoper Stuttgart: Freudig auf die Opferbank

    Idomeneo ada995fb7b031763ce4184eb83fceb mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

    Farben der Aussichtslosigkeit

    Grau in Schwarz in Grau sind die Farben von Bühnenbild (Susanne Gschwender) und Kostümen (Werner Pick). Diese Farben stehen für Ausweglosigkeit und Trauer. Lediglich die Königstochter Ellettra (Simone Schneider) erscheint bei jedem Auftritt in einem neuen farbigen Kleid. Diese rotgrundigen Kleider wirken frühlingshaft und beschwingt. Begleitet wird sie – im Partnerlook – von ihrer Tochter.

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  • ♫ Vater unsichtbar – Kinder tanzen auf der Bühne

    „Der unsichtbare Vater“ 29599daaf55e47baa0a05ae21e1aeeb9|  Musik von Juliane Klein | Mitmach-Oper für Kinder

    Aktives Opernpublikum

    Nachwuchstänzer

    Der Clou bei dieser Kinderoper ist das mit-dabei-sein auf der Bühne. Das geht, wie im richtigen Theaterleben, nicht ohne üben. Das Publikum wird in drei Gruppen eingeteilt und studiert verschiedenen Rollen ein, von denen die anderen Mitmach-Gruppen nichts erfahren. Die Saxophongruppe zum Beispiel singt einen Kanon – einen rhythmischen Sprechgesang – der mit jedem Einsatz lauter wird: „Du musst ihn verjagen, verjaagen, verjaaagen“ wird eingesetzt, wenn der Nebenbuhler Ludwig einzieht.
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  • ♫ Hörbar – der unsichtbare Vater

    ♫ Hörbar – der unsichtbare Vater

    „Der unsichtbare Vater“ 29599daaf55e47baa0a05ae21e1aeeb9 Musik von Juliane Klein
    Mitmach-Oper für Kinder

    “Der unsichtbare Vater“ Auf der Bühne steht ein Doppelbett, senkrecht gestellt. Die Zuschauer haben den Eindruck, von oben drauf zu schauen. Auf der einen Seite liegt Mama Annette Riessner, auf der anderen Seite ihr neuer Freund Ludwig Michael Aures, in der Mitte der 10jährige Paul Hans Kittelmann, der sich an seine Mutter herankuschelt.
    Pauls Eltern sind geschieden, wie viele andere Eltern auch. Paul lebt mit seiner Mutter zusammen. Die Mutter lernt einen neuen Mann kennen, der zu ihnen zieht. Paul und Ludwig sind sich von Anfang an spinnefeind. Ludwig möchte Pauls Mama für sich allein, genau wie Paul.
    Ludwig Michael Aures beherrscht nicht nur sein Schlagzeug perfekt, sondern auch sämtliche Küchengeräte drum herum, einschliesslich seines Reissverschlusses, den er zur Bekräftigung hochzieht und runterzieht. Ausserdem entwickelt er schauspielerisches Talent. Kein Wunder, hat er doch von allen drei Musikern die dankbarste Rolle. Er darf als Nebenbuhler um Pauls Mama genau so kindisch, trotzig und besitzergreifend sein wie Paul.
    Paul Hans Kittelmann spielt hervorragend und nachvollziehbar den Sohn, dessen Kochversuche und Freizeitbeschäftigungen von den drei Musikern (Mama / Akkordeon Annette RiessnerPapa / Saxophon Dieter KrausLudwig / Schlagzeug Michael Aures) untermalt wird. Zwischendurch singt er sich mit heller Tenorstimme den Frust heraus.
    Im Hintergrund spielt das Saxophon Dieter Kraus, wenn Paul sich mit seinem „unsichtbaren Vater“ unterhält. Paul möchte seinen Vater wiedersehen, aber die Mama Annette Riessner wünscht es nicht. Sie möchte nicht, dass Paul enttäuscht ist. Eines Tages entdeckt Paul seinen Vater auf dem Rummelplatz, wo er sich als Saxophonist sein Geld verdient. Paul ist glücklich.
    Pauls Vater erkennt in Ludwig einen Schlagzeuger, mit dem er früher zusammen gespielt hat. An Pauls Geburtstag bringen ihm seine Mutter, sein Vater, Ludwig und alle Kinder und Erwachsenen im Publikum ein Ständchen: „Paul hat Geburtstag…“
    Alle – Sänger, Musiker, Kinder und Erwachsene, eben alle Opernbesucher – singen, tanzen, sind fröhlich und guter Dinge. Damit geht eine spannende Geschichte zu Ende, die von den Kindern aktiv begleitet wird.

    Der unsichtbare Vater:
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    Juliane Klein
    Der unsichtbare Vater

    Auftragswerk der Stuttgarter Staatsoper

    Musikalische Leitung Kristina Šibenik
    Regie Johannes Rieder
    Bühne und Kostüme Thomas Unthan
    Dramaturgie Barbara Tacchini

    Besetzung
    Paul Hans Kittelmann
    Mama / Akkordeon Annette Riessner
    Papa / Saxophon Dieter Kraus
    Ludwig / Schlagzeug Michael Aures


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  • ✒ Klassiker-Tipp: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

    ✒ Klassiker-Tipp: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

    Dieser Roman erzählt eindeutig eine Liebesgeschichte – allerdings nicht wie gewöhnlich zwischen Mann und Frau. Zwei haben sich gefunden und lieben gelernt, nämlich Vater und Sohn, obwohl beide genetisch nichts miteinander zu tun haben.

    Monsieur Ibrahim 6b7d756298fa42a59128ac7cc306c852verschenkt seine gebunkerte Liebe

    Krämer in seinem Laden

    Ein Araber und ein Jude

    Der Ich-Erzähler Moses – ein frühreifer Satansbraten von dreizehn Jahren – beklaut seinen Vater und trägt das Geld zu den Prostituierten in der Rue de Paradis, um sich in die Freuden der Liebe einführen zu lassen. Er lebt allein mit seinem Vater in einer dunklen Wohnung. Der Vater hat für ihn weder Liebe noch Liebesersatz in Form von Geld oder Geschenken übrig, sondern vergleicht ihn in allen Dingen mit seinem älteren Super-Bruder, der mit der Mutter kurz nach seiner Geburt ausgezogen ist.
    Moses beklaut auch Monsieur Ibrahim, den Kleinwarenhändler in seiner Rue de Bleue, den bei allen beliebten, einzigen Araber in dem jüdischen Viertel. Der lässt es sich nicht anmerken, sondern berät ihn weiter in den Fragen des Lebens. Seine Gelassenheit und alle Weisheiten scheint er aus dem Koran zu schöpfen. Richtig dick wird die Freundschaft nach Monsieur Ibrahims Bemerkung: „Wenn du schon klaust, dann bitte nur bei mir“
    Monsieur Ibrahim schenkt ihm ein paar Schuhe, weil es wichtig ist, auf eigenen, gesunden Beinen zu stehen. Er lädt ihn zu einem Spaziergang durch Paris ein. Sie sehen das Paris, das die Touristen sehen. Hier entdeckt Moses auch die teuren Geschäfte der Reichen, die so arm und leer aussehen. Auch dafür findet Monsieur Ibrahim eine Erklärung: „Das ist Luxus. Nichts im Schaufenster, nichts im Laden, alles im Preis.“

    Glückliche Zeiten

    Sie kaufen ein Auto und nehmen gemeinsam Fahrstunden. Zusammen fahren sie in die Heimat von Monsieur Ibrahim. Moses sitzt am Steuer und lernt durch Monsieur Ibrahims Schilderungen die Landschaft des Mittelmeerraumes von Frankreich nach Anatolien kennen. Hier endet ihre gemeinsame, erfüllte Zeit.

    Fazit: Dieser Roman erzählt vom Glück des gegenseitigen Gebens und Nehmens.

    Monsieur Ibrahim hat eine Unmenge an angesammelter Liebe und Weisheit abzugeben. Moses saugt diese Liebe auf wie ein Schwamm. Weder von seiner Mutter, die ihn kurz nach der Geburt verliess, noch von seinem Vater, der dem anderen Sohn nachtrauert, noch von den professionell Liebenden bekam er diese Nestwärme, Zuneigung und Herzlichkeit. Beide profitieren davon, ohne dass einer den anderen ausnutzen oder übervorteilen würde. Das Buch einer wahren Liebe.

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    Cover: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

    Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran von Eric-Emmanuel Schmitt (Autor), Annette Bäcker (Übersetzer), Paul Bäcker (Übersetzer), Verlag: Fischer (Tb.)


    Mehr über Söhne:

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  • Romantipp: „Fast genial“ von Benedict Wells

    Romantipp: „Fast genial“ von Benedict Wells

    Buchkritik: 728e3be8036b4be596c269d90f3761a8Ein Roman, der Leseratten mitnimmt – zum einen psychisch, zum anderen quer durch Amerika. Ein Beitrag zum Thema vererbte Intelligenz.

    cover.fast.genialFrancis hat in seinem 18-jährigen Leben schon gute Zeiten gesehen, bevor er mit seiner psychisch labilen Mutter in einem Trailerpark landet. Ihretwegen erträgt er die Situation, obwohl sie ihn während ihrer Schübe beschimpft und angreift. Körperlich ist Francis ein Riese, seelisch ein Lamm.
    In einem Abschiedsbrief, den seine Mutter vor ihren letzten Selbstmordversuch schrieb, erfährt er, dass er ein Retortenkind ist. Seine Mutter nahm einst an einem Programm zur „Züchtung“ von Genies teil. Sein Vater, von dem sie nur Bruchstücke weiß, hatte einen überdurchschnittlichen IQ. Obwohl Francis sich vorher mit seinem vaterlosen Dasein abgefunden hat, wird er immer neugieriger. Schließlich fährt er sich mit einem Freund von der Ostküste Amerikas nach Kalifornien. Mit von der Partie ist eine junge Frau, die Francis in der psychiatrischen Klinik bei seiner Mutter kennen gelernt hat. Diese Dreierkonstellation sorgt für Spannungen, die sich pünktlich entladen.
    Francis beobachtet im Laufe der Reise Männer im entsprechenden Alter, die er sich als Vater erträumt. Mal sind sie gut aussehend, mal hässlich, mal mit Familie, mal sportlich, mal sympathisch, mal unsympathisch. Er malt sich aus, wie er seinem Vater gegenüber tritt, wie er von ihm aufgenommen wird oder auch nicht. Als er ihn schließlich gefunden hat, ist es weitaus schlimmer, als er es sich je auszudenken vermochte. Wenn er vorher noch überlegte, welche Eigenschaft er wohl von seinem leiblichen Vater geerbt haben mochte, kreisen jetzt seine ganzen Gedanken darum, nicht so zu sein wie er. Er bemerkt plötzlich an sich Eigenschaften, die ihn mit seinem leiblichen Vater in Verbindung bringen. Er verstrickt sich immer weiter in seine Selbstbeobachtungen. Je mehr er sich bemüht, alles „väterliche“ aus seinem Leben zu verbannen, umso mehr erkennen die Leser die Parallelen, die zwischen den beiden Leben verlaufen.

    Benecict Wells beschreibt die Situation eines jungen Mannes, der auf sich allein gestellt ist.
    Er sucht nach seinen Wurzeln. Seine Mutter kann ihm keinen Halt geben. Seine Freunde sind in dem gleichen suchenden Alter, leben aber, im Gegensatz zu ihm, noch in geordneten Verhältnissen. Sein leiblicher Vater entzieht ihm den Boden unter den Füßen. Die Leser sehen ihn immer weiter und weiter in den dunklen Tunnel laufen. Für außenstehende Beobachter ein schwer zu ertragendes Schicksal.

    Fast genial von Benedict Wells | Diogenes Verlag 2011 |    EUR 19,90

     

    Für Leser von Buchkritiken, Romanrezensionen und  Hörbuchtipps – unsere persönlichen Empfehlungen

     

     

    Amerika:
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  • ✒ Roman-Tipp: Elsa Ungeheuer von Astrid Rosenfeld

    ✒ Roman-Tipp: Elsa Ungeheuer von Astrid Rosenfeld

    cover.elsa.ungeheuerIn einem Dorfa310a2d525f94ec2b9b16078c32c642e in der Oberpfalz beginnt die Geschichte dreier Kinder. Karl und Lorenz haben gerade ihre Mutter verloren und Elsa tritt in ihr Leben. Elsa wird just zu dieser Zeit von ihrer Mutter, die mit ihrem neuen Freund auf eine Segeltour rund um die Welt geht, zu ihrem Vater abgeschoben. Dramatisch mit Höhen und Tiefen folgt die Fortsetzung zehn Jahre später. Ein Schmöker, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte.

    Karl und Lorenz verarbeiten gerade den Freitod ihrer psychisch labilen Mutter. Sie werden von einer alten Haushälterin versorgt und von einem übrig gebliebenen Fremdenzimmergast liebevoll – auf seine Weise – erzogen. Seine Gutenacht-Geschichten erzählt er den gespannt zuhörenden Kindern aus seinem Leben, das hauptsächlich aus erotischen Abenteuern bestand. Bebannt lauschen alle drei Kinder seinen Geschichten, obwohl sie nichts davon verstehen. Jeder malt sich in seiner Fantasie ein anderes Abenteuer dazu aus. Der Vater trauert um seine verstorbene Frau. Er lässt sie vor seinem geistigen Auge mit Hilfe von Hochprozentigem auferstehen.

    Elsa wird zu dieser Zeit von ihrer Mutter zum Vater gebracht. Elsas Mutter verschwand vor zehn Jahren aus ihrem Dorf in der Oberpfalz. Sie folgte mit Elsa im Gepäck einem durchreisenden Schweizer Millionär, der wegen einer Panne drei Tage in dem Gasthof ihrer Eltern verbringen musste. Jetzt liefert sie Elsa bei deren Erzeuger ab, weil sie mit ihrem Freund eine Weltreise unternehmen möchte – ohne Elsa. Elsas Vater – der Dorfschuldirektor – lebt mit seinem Bruder zusammen, einem Sportlehrer am Gymnasium. Beide fühlen sich mit Elsas Erziehung überfordert. Elsa trägt die Designer-Party-Klamotten ihrer Mutter auf, in die sie von der Figur her – mangels Rundungen – noch nicht hineinpasst. Karl verliebt sich unsterblich in Elsa, wird aber von ihr nicht ernst genommen. Wegen seiner korpulenten Figur nennt sie ihn Fetti – außerdem ist er ein paar Jahre jünger als sie. Lorenz und Elsa prügeln sich ständig, obwohl ein geheimes Band zwischen ihnen zu bestehen scheint.
    Die LeserInnen begleiten diese drei Kinder für ein paar Jahre, bis Elsa und Lorenz fast 15 Jahre alt sind. Der erste Teil des Buches endet mit Elsas Aufbruch nach Amerika.

    Zehn Jahre später rutscht Karl nach einem Spitzenabitur in die Kokainsucht ab, gefolgt von Lorenz, der sich als Maler profiliert hat. Zu spät erkennt Lorenz, dass er einer exzentrischen Kunstsammlerin als kleiner Spielball herhalten musste. Sie brauchte ihn nur, um ihrem Depotverwalter eins auszuwischen.
    Und Elsa? Fettis Besuch in Amerika verläuft anders als gedacht.

    Astrid Rosenfeld versteht es, skurrile Typen und Situationen so darzustellen, dass sie den Lesern ganz natürlich vorkommen. Spannend wäre noch eine Fortsetzung – zehn Jahre später. Was wird aus Elsa, Karl und Lorenz?
    Elsa ungeheuer von Astrid Rosenfeld | EUR 21,90 | Diogenes (26. Februar 2013)

    Schmöker:
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  • Hörbuchtipp: Schiffsmeldungen von Annie Proulx – Neustart in Neufundland

    Hörbuchtipp: Schiffsmeldungen von Annie Proulx – Neustart in Neufundland

    488701d9f85344879041b281d0807c2bcover.schiffsmeldungen001Quoyle verzeichnet in den 36 Jahren seines Lebens nur Misserfolge. Studium und Ausbildung bricht er ab, bei einer Zeitung wird er gefeuert. Um auf Frauen zu wirken, ist er zu dick. Seine Frau sucht sich deshalb immer neue Liebhaber. Mit einem verunglückt sie tödlich. Die beiden Töchter wurden wegen unsozialen Verhaltens aus dem Kindergarten geschmissen. In einem Doppelselbstmord scheiden seine Eltern aus dem Leben. Quoyle kassiert die Versicherungssumme, packt seine Töchter ins Auto und fährt mit ihnen tausende Meilen nach Neufundland. Es ist die Heimat seiner Vorfahren, die er nie gekannt hat.

    In der einzigen Zeitung Neufundlands erledigt Quoyle die Rubrik Schiffsmeldungen. Er soll ein- und ausfahrende Schiffe im Hafen der kleinen Stadt protokollieren. Eines Tages schreibt er ein Portrait über einen Schiffseigner und seine Yacht, die für einige Tage im Hafen angelegt hat. Von seinen Kollegen, die nur das machen, was der Chef ihnen sagt, wird ihm wegen dieses Verstoßes schon ein Rausschmiss prophezeit. Sein Artikel kommt aber so gut an, dass die Leser sich begeistert äußern und die Auflage steigt. Zum ersten mal in seinem Leben erhält er Anerkennung für seine Arbeit. Als der Posten des Chefredakteurs frei wird, erhält ihn Quoyle.

    Obwohl er mit der Zeit erfährt, dass seine Vorfahren nicht sonderlich beliebt waren, begegnen ihm die Neufundländer in seiner Umgebung vorurteilsfrei. Hier ist jeder auf den anderen angewiesen.  Quoyle muss vom Nullpunkt aus alles neu lernen, denn hier gelten andere Regeln. Das Leben wird von der See bestimmt, von der Schifffahrt, vom Fischfang. Plötzlich treten Polarstürme auf oder das Eis schmilzt. Alles – auch die Zeitung, die Schule, die privaten Feste – muss sich dem Wetter unterordnen.

    Quoyle nähert sich ganz langsam einer Frau, die wie er ebenfalls verwitwet ist. Auch sie hat ihr Päckchen zu tragen. Für ihren behinderten Sohn hat sie Sonderschul-Unterricht durchgesetzt. Sie hat sich mit Eltern behinderter Kinder zusammengetan. Die übrige Bevölkerung hält das für unnötig. Hier gilt immer noch das Gesetz des Stärkeren.
    Langsam kommen die beiden Außenseiter sich näher. Quoyle merkt, dass er um seiner selbst willen geliebt wird. Die Kinder freunden sich an. Die beiden Mädchen betrachten die Behinderung als etwas Normales. Sie finden hier ganz anders geartete Freunde. Auch sind sie nicht mehr den Zwängen ausgesetzt, sondern passen sich den Gegebenheiten an, die ihnen logisch erscheinen. Als sie einen Schlittenhund-Welpen geschenkt bekommen, bricht der Himmel auf Erden aus.

    Es ist beeindruckend, wie einfühlsam Annie Proulx das Leben und die Wandlung Quoyles beschreibt – ohne Sensationsgier, Schritt für Schritt – mit Niederlagen und Fortschritten.
    Die Polarlandschaft in Neufundland bekommt durch ihre Erzählungen Profil. Entwicklungen ergeben sich aus der Beschreibung der Tätigkeiten, des Klimas, der Fähigkeit zu überleben. Quoyles Leben bekommt einen Sinn. Jeder Tag bringt etwas Unvorhergesehenes, dem er sich stellen muss, logisch durch die Umstände entwickelt. Annie Proulx erzählt keine Sensationen. Sie lässt ihre Leser (Zuhörer) Anteil nehmen an einem Leben voller alltäglicher Herausforderungen. Gern würde ich erfahren, wie es weiter geht. Wie entwickeln sich die Töchter? Wie kommt die Patchwork-Familie zusammen?

    Plastisch liest Matthias Brandt die Geschichte, lässt alte Seebären und stürmische See vor dem geistigen Auge erscheinen.

    Schiffsmeldungen: Starke Stimmen | BRIGITTE Hörbuch-Edition | Annie Proulx (Autor) | Matthias Brandt (Sprecher) | Random House Audio Editionen (19. September 2011) | EUR 9,99

    Kälteeinbruch:
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    Schiffsmeldungen: Starke Stimmen

    BRIGITTE Hörbuch-Edition
    Annie Proulx (Autor),

    Sprecher Matthias Brandt (Sprecher)
    Random House Audio Editionen (19. September 2011)
    EUR 9,99