Kategorie: Bühnenbild und Kostüme

Kritiken, Beiträge, Rezensionen über Bühnenbilder, Theaterkostüme

  • ♫ Idomeneo in der Staatsoper Stuttgart: Freudig auf die Opferbank

    ♫ Idomeneo in der Staatsoper Stuttgart: Freudig auf die Opferbank

    Idomeneo ada995fb7b031763ce4184eb83fceb mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

    Farben der Aussichtslosigkeit

    Grau in Schwarz in Grau sind die Farben von Bühnenbild (Susanne Gschwender) und Kostümen (Werner Pick). Diese Farben stehen für Ausweglosigkeit und Trauer. Lediglich die Königstochter Ellettra (Simone Schneider) erscheint bei jedem Auftritt in einem neuen farbigen Kleid. Diese rotgrundigen Kleider wirken frühlingshaft und beschwingt. Begleitet wird sie – im Partnerlook – von ihrer Tochter.

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  • ♫ Schwabengarage – Die Jagd – Naturoper mit Autos von  Marios Joannou Elia

    ♫ Schwabengarage – Die Jagd – Naturoper mit Autos von Marios Joannou Elia

    Eine Oper, die nicht im Opernhaus aufgeführt wird, sondern in einem Autohaus. Die Zuschauer flanieren durch Säle mit Luxuskarossen, bevor sie sich auf ihrem Stuhl niederlassen konnten.

    Neu – neu – neu

    Das war die Neuigkeit in der Intendanz von Albrecht Puhlmann von 2006 bis 2011. Xavier Zuber leitete die Reihe zeitoper. Experimentelles – mit eigenen Kompositionsaufträgen – Musiktheater im öffentlichen Raum.

    Experiment geglückt:  „Schwabengarage – die Jagd“3f3f34adbfbf4969b5151354b125cbaa mit Musik von  Marios Joannou Elia

    Oldtimer

    Wäre nicht der Dirigent Bernhard Epstein – und hinter ihm das Orchester – oben auf der Empore des Auto-Ausstellungsraumes, hätte ich fast gedacht, mitten in einem Stau zu stehen zwischen lauter ungeduldigen Autofahrern. Da tritt einer aufs Gaspedal und der andere spielt mit dem Verdeck. Zwischendurch röhren die unterschiedlichen Automotoren. Hupen, Autotüren schlagen, Motor an und aus, Lichthupen. Ein eigenartiger Rhythmus – Orchester im Hintergrund, im Vordergrund Autochor – ergänzt sich optimal zu einem Ganzen in dieser Komposition von Marios Joannou Elia.

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  • ♫ Vater unsichtbar – Kinder tanzen auf der Bühne

    „Der unsichtbare Vater“ 29599daaf55e47baa0a05ae21e1aeeb9|  Musik von Juliane Klein | Mitmach-Oper für Kinder

    Aktives Opernpublikum

    Nachwuchstänzer

    Der Clou bei dieser Kinderoper ist das mit-dabei-sein auf der Bühne. Das geht, wie im richtigen Theaterleben, nicht ohne üben. Das Publikum wird in drei Gruppen eingeteilt und studiert verschiedenen Rollen ein, von denen die anderen Mitmach-Gruppen nichts erfahren. Die Saxophongruppe zum Beispiel singt einen Kanon – einen rhythmischen Sprechgesang – der mit jedem Einsatz lauter wird: „Du musst ihn verjagen, verjaagen, verjaaagen“ wird eingesetzt, wenn der Nebenbuhler Ludwig einzieht.
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  • ♫ Randolph’s Erben:  Bilderbuchbühne wie aus den Anfängen der Brühwürfelwerbung

    ♫ Randolph’s Erben: Bilderbuchbühne wie aus den Anfängen der Brühwürfelwerbung

    „Randolph’s Erben“ mit Musik von Ruedi Häusermann

    Fast jeder hat schon einmal als Kinde07f28f658a2414584b39ed9ba04522f geträumt, wie die Figuren in seinem Lieblingsbilderbuch lebendig werden. Tiere können sprechen, Stühle laufen, Blumen duften, Straßenbahnen quietschen und Motorräder knattern. So etwas ähnliches passiert in Randolph’s Erben. Hier beginnt der Traum früh morgens, wenn der Tag erwacht und endet spät abends mit der Dunkelheit.

    Bogenbaumeister in seiner Werkstatt

    Dazwischen liegt ein Arbeitstag in einem Musikinstrumentenladen mit Werkstatt, schallschluckendem Überaum, Seniorchef-Büro-Balkon, Instrumentenlager. Nicht zu vergessen das Toilettenlicht, das verrät, wann Herr Eschmann sich wieder einmal eine Pause gönnt.

     

    Bühnenbild – Hommage an ein altes Handwerk

    Die Bühne – Giuseppe Reichmuth, Ruedi Häusermann, Ulrich Schneider – sieht aus wie ein aufgeklapptes Bilderbuch, nur dass das Umblättern entfällt, weil die Seiten übereinander und hintereinander stehen. Eine Werkstatt für Musikinstrumente mit originalgetreuen Werkbänken, darüber ein Verkaufsraum mit einem Schaufenster, durch das der Blick auf eine Strassenschlucht eines Altstadtviertels fällt.

    Geigenbaumeisterin bei der Arbeit an einem Cello

    Es beginnt am Morgen, alle treffen ein. Musiker sitzen an Arbeitstischen, die genau so aussehen wie in einer funktionierenden Werkstatt, mit allen möglichen Werkzeugen von der Zwinge bis zum Schleifpapier, denen die Musiker Töne entlocken. Sie spielen nicht nur ihr Instrument, sie feilen, hämmern, sägen im Takt. Die Stimmung – Hektik, aufkommendes Gewitter, Kaffeepause – erzeugen die Musikinstrumente. Ebenso die Geräusche – Auto, Schreibmaschine, ein Vertreter öffnet seinen Koffer…

     

    Kostüme wie aus den Anfängen der Brühwürfelwerbung

    Die Damen treten auf mit ihren taillierten Kleidern, Schuhen mit hohen Absätzen, hochgesteckten Frisuren. Aber auch für die Herren fällt der Kostümbildnerin Barbara Maier einiges ein, zum Beispiel die Pepitahose des Cellisten, die hinten mit einem Schrägstoff-Band gleichen Musters durch eine Schnalle enger und weiter gemacht wird.

    Details, Details, Details lassen die Augenmenschen jubilieren, obwohl dabei nicht die Musik zu kurz kommt, sondern diese Wanderung noch unterstreicht – hundert kurzweilige Minuten lang.

     

    Randolph’s Erben:
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    Randolph’s Erben

    Uraufführung in der Staatsoper Stuttgart
    Komposition und Regie Ruedi Häusermann
    Bühne Giuseppe Reichmuth, Ruedi Häusermann, Ulrich Schneider
    Licht Ulrich Schneider
    Kostüme Barbara Maier
    Dramaturgie Barbara Tacchini

    Schauspieler
    Samuel Eschmann, Marie Jung, Hans-Rudolf Twerenbold, Herwig Ursin

    Streichquartett
    Monika Camenzind Violine
    Mario Huter Violine und Viola
    Daniel Thomas  Viola
    Martin Birnstiel Violoncello

    Bläserquartett
    Nicole Krüger Klarinette und Bassklarinette
    Marc Unternährer Tuba
    Basil Hubatka Flügelhorn
    Lucas A. Rössner Fagott

    .

     

     


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  • ✒ Katze auf dem heißen Blechdach: Jessica Walls Monologe sind einfach faszinierend!

    ✒ Katze auf dem heißen Blechdach: Jessica Walls Monologe sind einfach faszinierend!

    Die Katze auf dem heißen Blechdach – Drama von Tennessee Williams216c33554d704b74993317eb87a2edb2 am Landestheater Schwaben – Memmingen.

    Es ist schon fast ein Klassiker, die „Katze auf dem heißen Blechdach“. Vielleicht hat dieses Drama so viel Erfolg, weil keiner sich damit richtig identifizieren möchte. Jede und jeder hofft, dass ihr oder ihm so etwas nicht widerfahren kann.
    So ein oft gespieltes Stück muss sich Vergleiche gefallen lassen. Und um es vorweg zu nehmen:
    Diese Inszenierung (Walter Weyers) muss keinen Vergleich scheuen.

    Katzen Katzen im Doppel Doppelpack Hervorragend personifiziert Jessica Wall die Margret. Mit Mimik, Gestik und Stimme verkörpert sie eine Frau mit abgestuften Emotionen. Sie tritt auf als zutiefst verletzte Frau, die von ihrem Mann nicht beachtet wird. Für ihre Schwägerin hat sie nur Verachtung übrig, weil diese – im Gegensatz zu ihr – Kinder hat, selbst wenn diese nur aus klobigen Köpfen auf eckigen Rümpfen bestehen, denen man deshalb nicht einmal die Hälse umdrehen kann. Trotzdem ist sie neidisch, weil sie keine von ihrem Mann bekommen wird.
    Sie lebt die Urängste einer Frau aus armen Verhältnissen durch, die bald wieder in die Gosse abzusteigen droht, wenn sie nicht einen Teil des Erbes abbekommt. Ihrer Faszination auf die Männer ist sie sich bewusst und bewegt sich dementsprechend aufreizend.

    Bühne und Kostüme:  Das karge Bühnenbild von Anne Sevenich zeigt totale Trostlosigkeit: ein riesiges Doppelbett, ein Sessel, ein großer Kühlschrank, eine Dusche und jede Menge Whiskyflaschen – fein säuberlich in Batterien aufgereiht.
    Die eleganten 50er-Jahre-Kostüme, ebenfalls von Anne Sevenich, weisen dagegen auf Reichtum hin.

    Inhalt:  In einer Familie des reichsten Plantagenbesitzers weit und breit gibt es außer Geld nichts, was als Positiv zu bezeichnen wäre. Zwar leiden die verschiedenen Familienmitglieder keinen Hunger, aber die emotionale Not zeigt sich am hier größten.
    Big Daddy (Peter Höschler), der (Noch)Besitzer der Plantage, leidet an Krebs im Endstadium – ein verbitterter alter Mann, dem die Zeit davon läuft. Zwar hat er genug Geld und könnte sich alles dafür kaufen, aber sein Leben kann er damit nicht verlängern. Er glaubt seiner Frau, Big Mama (Gabriele Kastner), verschließt vor der Krankheit die Augen und verbreitet die Mähr, er sei kerngesund.
    Der ungeliebte erstgeborene Sohn Gooper (Helwig Arenz) hat vor Monaten die Verwaltung der Plantage übernommen. Er hofft darauf, das Erbe anzutreten. Zusammen mit seiner Frau Mae (Anke Fonferek) hat er vier Kinder gezeugt, die darauf abgerichtet sind, ebenfalls als Erben zur Stelle zu sein.
    Big Daddy wünscht sich einen Enkel, der so sein sollte wie sein zweiter Sohn Brick (Dino Nolting). Das wird aber nicht klappen, denn der schläft weder mit seiner Frau noch zeigt er, außer für Whisky, irgendwelche Interessen.

    Schauspieler: Hervorragend auch Dino Nolting als Brick. Fahrig sind seine Bewegungen, langsam seine Worte. Genau wie die eines Menschen, dem der Alkohol das Hirn weggeblasen hat. Der Blick zur Flasche spricht Bände. Für Whisky tut er alles, er verrät sogar, was ihn anekelt und in die Sucht getrieben hat. Er ist wohl auch der einzige in der ganzen Familie, dem das Erbe seines Vaters vollkommen egal ist, solange sein Spritvorrat nicht ausgeht.
    Seine Frau liebt ihn anscheinend immer noch. Vielleicht auch nur, weil ihr eine andere Alternative utopisch erscheint. Sie kommt aus armen Verhältnissen und möchte auf keinen Fall wieder dahin zurück. Dafür setzt sie gekonnt ihre erotische Ausstrahlung ein.
    Sobald Big Daddy stirbt, wird sich die Familienkonstallation ändern. Das ganze Stück wird zu einem Hürdenlauf um Big Daddys Testament.

    Höhepunkte: Jessica Walls Monologe sind einfach faszinierend!

    Lokalkolorit:
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    Die Katze auf dem heißen Blechdach – Drama von Tennessee Williams, Übersetzung von Jörn van Dyck
    Landestheater Schwaben – Memmingen

    Erlebt am 3. Februar 2009

    Inszenierung: Walter Weyers
    Bühne und Kostüme: Anne Sevenich

    Besetzung am 3. Februar 2009:
    Jessica Wall – Margaret
    Dino Nolting – Brick
    Anke Fonferek – Mae
    Gabriele Kastner – Big Mama
    Peter Höschler – Big Daddy / Dr. Baugh
    Fridtjof Stolzenwald – Reverend Tooker
    Helwig Arenz – Gooper

  • ♫ La Boheme – Arme Künstler im idyllischen Paris

    ♫ La Boheme – Arme Künstler im idyllischen Paris

    Bühnenbild und Kostüme im Film „La Boheme“395a7b07914f4b569944e6049cc6da4c

    doppelte Damen aus Pflastersteinen

    Ein Atelier mit riesigen Dachflächenfenstern gibt den Blick frei über die Dächer von Paris – sofern die Scheiben von den Eisblumen befreit werden. In der spärlich möblierten Mansarde mit vielen an die Wände gelehnten Bildern steht als Mobiliar ein Tisch zum Schreiben der Romane, vier Stühle, an denen die Freunde ihr gemeinsames Mahl einnehmen und eine vollkommen zerschlissene Ottomane (auf der Mimi am Ende stirbt).
    Die Kulissen erinnern stark an Bühnenbilder (Ausstattung: Florian Reichmann).

    Der Blick in den Innenhof und die Gassen mit ihren Kopfsteinpflastern bezaubert. Wie von Puccini vorgeschrieben, laufen dort geschäftig die Studenten, Näherinnen, Bürger, Hausierer, Soldaten, Spielzeugverkäufer hin und her und singen oder bewegen sich im Takt der Zwischenmusik. Gehalten sind die Kostüme genau in der 1830er Mode (Kostüm: Uli Fessler).

    Ausstattung im Film „La Boheme“

    Diejenigen, die romantische Opern mit einer opulenten Ausstattung lieben, erleben eine Aufführung, die sich eng an die Regieanweisungen des Originals von Henri Murger hält, mit einem leichten Disney-Touch.

    Film oder Opernbühne?

    Gedreht wurde nur im Studio, und zwar mit den Mitteln des Films.
    Für das Kinopublikum bleibt das Gefühl von Bühne, erlebt aber nicht vom Zuschauerraum aus wie im Theater, sondern mitten drin aus verschiedenen Positionen
    – mit vielen Nahaufnahmen, manchmal sogar von oben herab –
    und es schneit und schneit und schneit…

    Opernneulinge

    Empfehlen kann ich diesen Film auch denjenigen, die einmal in eine Oper hineinschnuppern möchten, ohne sich der Prozedur eines Opernbesuchs unterziehen zu müssen. Sie finden hier einen eleganten Einstieg und vielleicht auch Lust auf mehr.
    Kurze Untertitel tragen viel zum Verständnis bei, ohne vom Geschehen abzulenken. Es ist, als ob in einer fremden Sprache gesprochen wird – in diesem Falle italienisch.

    „LA BOHÈME“ mit Musik von Giacomo Puccini– Film von ROBERT DORNHELM

    Produktion: MR-Film, Unitel
    Produzenten: Kurt J. Mrkwicka, Jan Mojto
    Key Executive Producer: Andreas Kamm
    Executive Producer: Catharina Mojto
    Co-Executive Producer: Oliver Auspitz
    Produktionsleitung: Christian Wolf
    Regie und Drehbuch: Robert Dornhelm
    DOP: Walter Kindler
    Camera Operator: Stephan Mussil, Stefan Biebl
    Oberbeleuchter: Kurt Jancik
    Ton: Thomas Schmidt-Gentner
    Kostüme: Ulli Fessler
    Maske: Hannelore Uhrmacher, Adolf Uhrmacher
    Szenenbild: Florian Reichmann
    Schnitt: Ingrid Koller

    Darsteller: Anna Netrebko, Rolando Villazón, Nicole Cabell, George von Bergen, Adrian Eröd, Vitalij Kowaljow, Tiziano Bracci, Ernst-Dieter Suttheimer, Ioan Holender, Konrad Huber, Mario Steller, Nick von der Nahmer, Bertrand de Billy

  • ♫ Rosenkavalier: Wenn der Pudel mit der Wanze und die Henne mit dem Hahn…

    ♫ Rosenkavalier: Wenn der Pudel mit der Wanze und die Henne mit dem Hahn…

    Kostüme von Gesine Völlm und Bühnenbild von Rebecca Ringst im Rosenkavalier  in der Stuttgarter Staatsoper

    Herr von Faninal, der eitle, prahlerische Beau, bekommt von Gesine Völlm ein Hahnenkostüm verpasst.

    Vorn eine runde Geflügelbrust, hinten einen dicken Sterz, auf dem Kopf einen roten Hahnenkamm. Karl-Friedrich Dürr verkörpert diese Figur mit Würde, während er stolziert und singt – ganz Gockel. Als Glucke passt Jungfer Marianne Leitmetzerin Michaela Schneider mit rotem Hennenkamm hervorragend zum Hahn Friedrich Dürr und auch zu ihrer Rolle als Beschützerin der jungen Sophie.

    Rosenkavalier mopst sich

    Tierische Gesellschaft von Wanze bis Pudel

    Mit einem Schild auf dem Rücken buckelt der Valzacchi Torsten Hofmann wie eine Riesenwanze. Seine Hände und Ellenbögen verbinden sich wie Marionetten mit zwei weiteren Krabbelkäferfüssen. Bei jeder Armbewegung nach oben, unten rechts und links gehen synchron zwei weitere Füsse mit. Seine Gefährtin Annina Carola Guber mit geschminktem Affengesicht, gekleidet wie früher die Tanzäffchen auf den Leierkästen. Tierisch geht es zu im Rosenkavalier, wie zum Beispiel der Strauss (hört der etwa auf den Namen Richard?) , der ein Ei legt, das der Feldmarschallin Christiane Iven auf den Kopf gesetzt wird; oder Polizeikommissar Mark Munkittrick als schwarzer Pudel, der im Takt mit dem Ponpon-Schwanz wedelt.

    Der primitive Baron Ochs von Lerchenau Lars Woldt trägt seinen spärlichen Haarkranz kokett zu zwei Hörnern geformt zum diabolischem, roten Anzug. Im Rokokokostümchen eines Kavaliers gleicht Octavian Marina Prudenskaja einer Porzellanfigur, ebenso wie Sophie Mojca Erdmann im puderfarbenen Rokokokeid. Ein Überbleibsel/Mitbringsel aus dem ersten Akt des Bayreuther Parsifals scheint der geflügelte Sänger Bogdan Mihai zu sein.

    Gesine Völlms überschäumende Fantasie und Kreativität zeigt sich in den Massenszenen.

    Mir kommt sogar der Verdacht, dass die Statisten nur eingesetzt werden, um ihre wunderschönen Kostüme zu zeigen. Die Lakaien-Livree hat, von Hals bis Fuss, vorn und hinten die gleiche Einteilung. Vorn lässt die Perücke ein Gesicht frei und hinten einen Schafkopf. Je nach Situation wenden sich die Lakaien und wirken entweder höflich oder animalisch – super Idee.

    Bühnenbild von Rebecca Ringst

    Teufel im Anmarsch

    Die kreisrunde Bühne, die an einen überdimensionalen Reifrock erinnert, lässt die Zuschauern hineinschauen. Mal stellt sie einen geschlossenen Raum dar, mal wird sie durch ein breites Sternenband rechts und links zum Universum vergrössert.

    Im Schlafzimmer der Feldmarschallin Christiane Iven bestehen die Wände aus einer durchgehenden Allegorie im Rokokostil – eine Massensexszene – die wahrscheinlich auf ein Bordell hindeuten soll. Vielleicht ist damit auch die Freizügigkeit gemeint, wie der Regisseur sie sieht. In der Wirtshausszene öffnen sich die Wände und zeigen an Tischen ein Varietee-Publikum, das auf eine runde Tanzfläche schaut und sich die Vorstellung ansieht. Auf dem Höhepunkt drehen sich selbst diese Tische. Als besonderer Gag muss unbedingt noch der Abgang des Barons Ochs von Lerchenau Lars Woldt erwähnt werden. Er entschwindet nach oben wie eine Rakete – mit dem sprühenden Feuer einer Wunderkerze unterm Hintern.

    Mein Tipp: Unbedingt anschauen und auch auf  Details achten – es lohnt sich!
    Unbedingt die hervorragenden Stimmen der Sänger sowie das exzellente Staatsorchester unter der Leitung Manfred Honeck hören – es lohnt sich!

    Der Rosenkavalier von Richard Strauss
    Libretto: Hugo von Hofmannsthal

    Staatsoper Stuttgart
    Musikalische Leitung Manfred Honeck
    Regie Stefan Herheim
    Bühne Rebecca Ringst
    Kostüme Gesine Völlm
    Licht Olaf Freese
    Chor Michael Alber
    Kinderchor Johannes Knecht
    Dramaturgie Xavier Zuber

    Besetzung
    Feldmarschallin
    Christiane Iven
    Baron Ochs von Lerchenau Lars Woldt
    Octavian Marina Prudenskaja
    Herr von Faninal Karl-Friedrich Dürr
    Sophie Mojca Erdmann
    Jungfer Marianne Leitmetzerin Michaela Schneider
    Valzacchi Torsten Hofmann
    Annina Carola Guber
    Polizeikommissar / Notar Mark Munkittrick
    Haushofmeister Marshallin / Haushofmeister Faninal / Wirt Heinz Göhrig
    Ein Sänger Bogdan Mihai

    Drei adlige Waisen
    Isolde Daum / Anke Maurer,
    Cristina Otey / Martina Langenbucher,
    Gudrun Wilming / Regina Friedek-Maciolek

    Eine Modistin Karin Horvat
    Ein Tierhändler Alois Riedel
    Vier Lakaien Peter Schaufelberger, Urs Winter, Henrik Czerny, Siegfried Laukner

    Vier Kellner Rüdiger Knöß, Tommaso Hahn, Ivan Yonkov, Daniel Kaleta
    Hausknecht Ulrich Frisch
    Leopold Thomas Schweiberer


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    Der Rosenkavalier:

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  • ♫ Teseo: Medea im Kapuzen-Cape zwischen vibrierenden Industriefassaden

    ♫ Teseo: Medea im Kapuzen-Cape zwischen vibrierenden Industriefassaden

    Teseoddca9d611ae34d65899539fa37f78bb4 von Georg Friedrich Händel in der Stuttgarter Staatsoper

    Bühnenbild und Kostüme bleiben nach einem Opernbesuch noch lange im Gedächtnis, siehe  Inhalt/Handlung: Teseo – Oper von Georg Friedrich Händel

    Zusammen mit der Musik, den Sängern und Darstellern poppen sie auch nach Jahren wieder auf, siehe Drei Soprane, drei Countertenöre – welch ein Erlebnis!

     

    Bühnenbild von Igor Bauersima

    Alles nur Fassade

    Ein Riesen-Wellblech-Kasten nimmt fast die ganze Bühne ein. Was am Anfang aussieht wie die langweiligen Kästen, Schachteln, Kuben, die uns fast ein Jahrzehnt lang als Bühnenbild verkauft wurden, entpuppt  sich als „lebende“  Wand.

    Am Anfang vibriert dieser Kasten wie der Generator, den ein Arbeiter oben angebracht hat. Alles nur Schau, denn die Fassade hat Georg Lendorff lediglich auf die Wand projiziert. Dieser Kasten teilt sich immer neu. Mal stehen die Wände als Arkaden nebeneinander, mal bilden sie eine Schlucht aus Industriefassaden, mal wird eine Gewölbedecke aus unterschiedlichen Blickwinkeln an die Wände geworfen, mal zeigt es eine Säulenhalle von Innen oder Aussen, mal ziehen Wolken vorbei. Als Medea sich von ihrer bösesten Seite zeigt, stehen die Wände in Flammen. Herumgefahren und verändert werden die Wandelemente von Alexandra Dieterle, Nadine Holländer, Yun Huang, Lena Zimmermann, Tobias Fischer, Benjamin Karagöz, Konrad Lucas, Jossip Sisilovic, die auch stumme Rollen in dieser Oper einnehmen.

    Kostüme von Johanna Lakner

    Kostüme wie in meiner Kindheit. Im Gegensatz zu Anna Viebrocks Stereotypen scheinen sie bewusst eingesetzt und passen zu diesem Thema, denn die beiden Paare Teseo / Agilea und Clizia/Arcane sehnen sich danach, ein Leben in geregelten Bahnen zu führen. Die engen Röcke mit den rückwärtigen Gehschlitzen, die taillierten Prinzesskleider mit dem Rüschenbesatz und vor allen Dingen die dicken Strümpfe weisen eine Frau als solide aus. Die beiden Damen Agilea Jutta Böhnert und Clizia Olga Polyakova tun durch ihre Kleidung kund, dass sie sich mit ihrer gesellschaftlichen Rolle identifizieren.

    Der weit gereiste Teseo Franco Fagioli darf sich leger geben im Seemannspullover, aber Hose mit Bügelfalten. Arcane Matthias Rexroth weist sich durch die hohen Stiefel und den Mantel mit Pelzbesatz als Landedelmann aus. Mit seinem „Westover“ tut er kund, dass er sich in festen Händen befindet, denn der wurde traditionsgemäss von seiner zukünftigen Frau gestrickt, womit diese der Aussenwelt ihre hausfraulichen Fähigkeiten unter Beweis stellen musste.

    Medea Helene Schneiderman / Stella Doufexis – mit ihrem breitkrempigen Hut, dem riesigen Kapuzen-Cape mit Fellbesatz und dem mondänen silberfarbenen Hosenanzug, nicht zu vergessen die kunstvolle Hochfrisur – tritt auf wie die Filmdiva Sophia Loren in ihren besten Jahren: fern, schön, unnahbar, unwirklich, abgehoben vom Alltag.

    Kai Wessel als König Egeo zieht sich ständig um, was ihn als Mann mit gesellschaftlichen Verpflichtungen ausweist.

    Oh ja, die „gute“, alte Zeit mit ihren Regeln – nonverbale Zeichen, die damals jeder kannte.

     

    Teseo:
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  • Elling schafft das!

    Elling2fd0e0dbda234d649f0fbe38c360e29d – Schauspiel von Axel Hellstenius
    Theater 58 Zürich | 13.10.2009

    Elling findet seinen WegVorgezogene, hängende Schultern, kleine Trippelschritte, Kopf eingezogen, den Mund etwas schief – Elling scheint immer auf dem Sprung, immer schreckhaft. Elmar Schubert lebt diese Figur. Der zwanghafte, von Phobien verfolgte Elling gewinnt durch ihn Persönlichkeit, macht ihn sympathisch.
    Der fantasiebegabte Elling lebt seit zwei Jahren mit dem einfach strukturierten Kjell Bjarne – Maurillio Nussio, zwar hervorragend in Mimik und Gestik, (mehr …)

  • ♫ Lucia di Lammermoor: Schnörkellose Konzentration auf das Wesentliche

    ♫ Lucia di Lammermoor: Schnörkellose Konzentration auf das Wesentliche

    Lucia di Lammermoor“ Belcanto-Oper von Gaetano Donizetti

    10 Jahre sind inzwischen seit der Aufführung vergangen. Die Erinnerung an eine beeindruckende Inszenierung in der Oper Stuttgart bleibt. Kostüme und Bühnenbild von Olga Motta.

     Weiß strahlt das Empire-Kleid der Lucia (Ana Durlovski), zum Ende hin mit Blut befleckt. So rot wie die Rosen, die an ihrem Hochzeitstag gestreut werden, leuchtet der überdimensionale Schal, ein x-meterlanger Seidenläufer, den Lucia von Anfang bis zum Ende hinter sich herzieht. Dieses lange, blutrote Seidenband begleitet sie zu ihrem Date mit Edgardo (Dmytro Popov), symbolisiert ihre Liebe. Bei der Hochzeit mit Arturo (Joel Prieto) deutet er eine Blutspur an, fällt bei ihrem Tod vom Himmel herab und hüllt sie ein.

    Sir Edgardo di Ravenswood dagegen, ihr Geliebter (Dmytro Popov), erscheint im schwarzen Anzug mit weissem Hemd, schwarzem Umhang, schwarzem Reisehut. Lord Arturo Bucklaw (Joel Prieto), Lucias späterer Bräutigam, tritt ganz in Weiss auf, vom Zylinder bis zu den Schuhen.

    Von Silbergrau bis Anthrazit kleiden sich die übrigen Darsteller. Lord Enrico Ashton (Tito You) , Lucias Bruder, rote Haare, ganz in Grau; Alisa, Lucias Vertraute (Pia Liebhäuser), Schwarz bis Dunkelgrau; Raimondo Bidebent, Erzieher und Vertrauter Lucias (Liang Li), weisshaarig im grauen Gewand; Normanno, Hauptmann der Truppen von Ravenswood (Hans Kittelmann), kommt Grau-Schwarz daher – durch seinen scharfe Hut gut von den anderen zu unterscheiden.

    Ebenfalls von Farbe und Form auf das Wesentliche reduziert Olga Motta die Kostüme des Chors. Die Kostüme der Hochzeitsgäste changieren in allen möglichen Grau-Tönen wie Blaugrau, Violettgrau, Grüngrau. So bildet der Chor keine Masse, sondern eine Ansammlung von Individuen.

    Gedeckt sind die Tische der Hochzeitsgesellschaft mit weissen Tüchern. Drum herum falten die Chordamen Servietten, die von Weiss allmählich zu Blutrot übergehen. Auf dieser Tafel, durch diese Tücher, wird Lucia in ihrer Wahnsinnsarie schreiten, ihren Schal-Teppich-Läufer aus blutroter Seide hinter sich herziehend.

    Bühnenbild

    Wie überdimensionale Triumphbögen erscheinen die Kulissen, oder wie Kulissen in einem Barocktheater (ohne Bäume und Türme), oder wie ausgeschnittene Schuhkartons der Kindertage in Überdimensional, verjüngen sich nach hinten und erzeugen Tiefe und Perspektive. Am Ende dieser Kulissen-Allee leuchtet ein grosser Mond. Er geht auf, wird voller und nimmt wieder ab. Auf- und Abnehmen des Mondes symbolisiert die vergangene Zeit, die die beiden Liebenden gerade besingen. Denken sie an den Abschied, schiebt sich eine immer schwärzer werdende Wolke davor und verdunkelt den Mond.

    Übrigens: eine hervorragende Lichtregie von Reinhard Traub, der mit Licht malt wie andere mit dem Pinsel. Bilder dieser Oper verbinden sich mit der Musik und hallen noch lange nach.
    Eine gelungene Aufführung.

    Schnörkellose Konzentration auf das Wesentliche
    Farbige Oper in Rot-Schwarz-Grau-Weiß

    Lucia di Lammermoor
    Belcanto-Oper von Gaetano Donizetti
    an der Staatsoper Stuttgart
    Musikalische Leitung Patrick Fournillier
    Regie, Bühne und Kostüme Olga Motta
    Licht Reinhard Traub
    Chor Michael Alber
    Dramaturgie Angela Beuerle

    Besetzung
    Enrico Tito You
    Lucia Ana Durlovski
    Edgardo Dmytro Popov
    Arturo Joel Prieto
    Raimondo Liang Li
    Alisa Pia Liebhäuser
    Normanno Hans Kittelmann


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    Lucia die Lammermoor:
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