Die Sonne zeigt sich noch einmal nach gefühlten unendlich vielen kalten und nassen Tagen. Ein kleines Zwischenhoch macht’s möglich. Allerdings pustet der Wind von Norden kalte Polarluft statt der angenehmen warmen Luft von Süden. Nun ja, wo ist schon alles perfekt 😉
Die Bayreuther Festspiele enden heute mit der Oper Tannhäuser. Sie wird zum letzten mal überhaupt gezeigt. Dann kehrt wieder Ruhe in die Stadt, in der Wagner wabert. Noch haben die Wagnerianer Gelegenheit, Wagnertassen, Wagnerschirme, Wagnerpralinen oder ein anderes Wagnerbildnis zu erwerben.
Originell ist dieser Wagnerstuhl, auf dem die Fans sich auf dem Meister niederlassen können – vielleicht für ein Käffchen aus einem Wagnerbecher.
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Das Publikum hat entschieden. Sie lieben Kirill Petrenko und Catherine Foster. Am Ende der Beliebtheitsskala stehen Lance Ryan und mit weitem Abstand Frank Castorf.
Zur Erinnerung: ♫ Inhalt / Handlung: Götterdämmerung Es ist bewundernswert, wie die Sänger gegen alle Widrigkeiten seitens der Regie ihre Gesangspartien überzeugend gestalten. Gunther (Alejandro Marco-Buhrmester) als Geschäftsmann, Herr über eine Dönerbude mit anschließendem Palettenlager. Gutrune (Allison Oakes) als Hinterhof-Carmen. Bis zu Siegfrieds Ankunft verläuft der erste Akt ohne nennenswerte Filmeinschübe. Angenehm. Dann befriedigt als Leinwandersatz die Wohnmobil-Blechkiste die anwesenden Voyeure. Gutrune zieht sich im Wohnwagen um und alle dürfen zuschauen. Siegfried (Lance Ryan) gibt sich ungehobelt und gelangweilt. Egal, wie zart die Musik spielt und in welcher psychischen Verfassung er ist, Lance Ryan singt in der gleichen Lautstärke. Hagen (Attila Jun) zeigt eine latente Aggressivität – ein Schlägertyp. Die drei Nornen (Okka von der Damerau, Claudia Mahnke, Christiane Kohl) kommen als wohnsitzlose Flaschensammlerinnen auf die Bühne, ähnlich wie in der Stuttgarter Inszenierung. Nachdem sie ihre Umhänge aus Plastiktüten-Patchwork abgelegt haben, sehen sie aus wie die Heiligen Drei Könige – mit Kopfputz und kostbaren Seidenkleidern in Schwarz, in Rot und in Gold.
Zickenkrieg
NEU in der 4. Version des aktualisierten Ebook-Opernführers: Bayreuther Festspiele 2014 – Rezensionen von Holländer, Tannhäuser, Lohengrin und dem Ring des Nibelungen: Rheingold, Walküre, Siegfried, Götterdämmerung
In den vier Ringopern erfahren die Zuschauer viel über Frank Castorf und seine Vorlieben, Kapitalismus, Kommunismus, Ölförderung, heruntergekommene amerikanische Motels und ihre Bewohner, sehen in jeder Oper einen blechernen Campingwagen, dürfen Kino schauen. Jetzt endlich, in der vierten und letzten Oper, im zweiten Akt, kommt eine Szene, die mit dem Libretto von Wagner zu tun hat. Stark ist der Auftritt, in dem Brünnhilde erkennt, dass Siegfried sie vergewaltigt hat und jetzt Gutrune heiraten wird. Catherine Foster agiert mit starker, tragender Stimme und cholerischen Ausbrüchen. Brünnhildes Gesang ist kraftvoll, empört, vorwurfsvoll, anklagend, als sie bemerkt, dass sie hintergangen wurde. Vollkommen angestrahlt steht Brünnhilde wie eine Kriegerin auf der Treppe. In ihrem metallisch glänzenden Goldpailettenkleid ist sie die absolute Hauptperson. Gutrune begegnet ihr anfangs noch mit Sympathie, will sie beruhigen, kommt ihr entgegen. Ihr bleibt nur die Flucht in die Menge, denn Brünnhilde walzt furios die Treppe hinunter. Als Brünnhilde sich in ihrem Zorn auch noch Gutrunes Isetta nähert, stellt Gutrune sich mutig schützend davor. Ihr Autochen scheint ihr wichtiger zu sein als Siegfried. Hagen versucht zu vermitteln, während Gunther darauf bedacht ist, seine Schwester zu beruhigen, damit sie nicht auf Brünnhilde oder Siegfried losgeht. Gegen beide hätte sie keine Chance. Gutrune erfährt erst aus Brünnhildes Ausführungen, welch ein Stinkstiefel ihr Bräutigam ist und stellt sich drohend vor Siegfried auf. Da es aber mit dem Verprügeln nicht so ganz klappt, kippt sie während Brünnhildes Anklage am Kiosk einen Drink nach dem anderen hinunter. Siegfried steht unbeteiligt zwischen den beiden Frauen und versteht die Aufregung nicht. Lautstark – er kann nun mal nicht leise – versucht er beide zu beruhigen, was bei beiden das genaue Gegenteil bewirkt. Gunther hindert Gutrune bei ihrem Versuch, sich in ihre geliebte Isetta zu setzen und abzufahren – und zwar allein. Statt dessen torkelt sie zu Siegfried hinüber, als er sie mit einem herrischen Wink heranpfeift. Widerwillig schwankend lässt sie sich von ihm abführen. Zurück bleibt eine aufgelöste Brünnhilde, der deutlich ihre Gefühlsbewegungen anzusehen sind. Darstellung, Operninhalt und Musik bilden eine Einheit. Das war bisher die erste Szene, die sich direkt auf die Ring-Handlung bezieht und nicht auf die Traumata des Regisseurs. Das muss gefeiert werden. Es könnte ja sein, dass Frank Castorf ähnlich wie Christoph Schlingensief eine Anlaufzeit braucht.
Bayreuther Festspiele 2014 – Götterdämmerung von Richard Wagner Musikalische Leitung – Kirill Petrenko, Regie – Frank Castorf, Bühnenbild – Aleksandar Denić, Kostüme – Adriana Braga Peretzki, Licht – Rainer Casper, Video – Andreas Deinert, Jens Crull Besetzung 2014 Siegfried – Lance Ryan, Gunther – Alejandro Marco-Buhrmester, Alberich – Oleg Bryjak, Hagen – Attila Jun, Brünnhilde – Catherine Foster, Gutrune – Allison Oakes, Waltraute – Claudia Mahnke, 1. Norn – Okka von der Damerau, 2. Norn – Claudia Mahnke, 3. Norn – Christiane Kohl, Woglinde – Mirella Hagen, Wellgunde – Julia Rutigliano, Floßhilde – Okka von der Damerau
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Was haben Holländer und Lohengrin in diesem Jahr gemeinsam? In beiden Inszenierungen kann man ohne Gebrauchsanweisung sowohl der Geschichte als auch der Musik folgen. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht – die Musik steht in beiden Opern im Mittelpunkt.
v.l.n.r: Lohengrin, Elsa, Richard Wagner, Telramund, Ortrud
Seit 2010 reift diese Inszenierung von Hans Neuenfels von Jahr zu Jahr. Immer wieder wechselten Sänger, die mit ihrer Persönlichkeit eine andere Interpretation in die Geschichte brachten, siehe Lohengrin 2011 – Was ist neu?. In diesem Jahr zeigt Edith Haller eine neue Charaktereigenschaft der Elsa. Ihre Stimme trägt weiter und ist kräftiger, jedoch steht sie Lohengrin eher zaghaft gegenüber. Sie ist schüchterner als Annette Dasch es die Jahre zuvor war, siehe umjubelter Klaus Florian Vogt . Lohengrin (souveräner Klaus Florian Vogt) hat sich noch nicht an die neue Elsa gewöhnt. Er tritt sehr energisch auf. Eindringlich herrscht er Elsa an: „Niiiiie sollst du mich befragen!“ Wie ein Berserker wirkt er neben der eingeschüchterten Elsa. Die sollte es sich wirklich überlegen, ob sie mit einem solchen unbekannten Namenlosen verheiratet sein will. Nun ja, er hat sie zwar vor Telramund (Thomas J. Mayer) und Ortrud (Petra Lang mit extra gellendem Lachen ) gerettet, aber liebenswürdig oder gar liebevoll ist was anderes.
Heerrufer (Samuel Youn) mit tiefem Bass und deutlicher Aussprache bringt Ruhe hinein. Ebenso deutlich wie facettenreich singt Wilhelm Schwinghammer seinen König Heinrich. In der Darstellung wirkt er aufgesetzt mit fahrigen Bewegungen. Sollte er eine Ratte im Versuchslabor darstellen?
Welche tragende Rolle spielt der Chor?
Der großartige Chor (Leitung Eberhard Friedrich) bildet einen natürlichen Resonanzkörper für die Solisten. Wenn die Ratten in Schwarz, Weiß oder Gelb im Halbkreis um die Sänger herumstehen, lenken sie die Aufmerksamkeit auf die Solisten. Sobald das Licht ausgeht und die Ratten sich in den Hintergrund verziehen, leuchten ihre Augen rot in der Dämmerung. Sie können sich nur tippelnd bewegen, denn beim Rattenkostüm (Reinhard von der Thannen) sitzt der „Schritt“ an den Knöcheln. Genau so einen eingeschränkten Aktionsradius haben sie an den Armen. Dafür sind ihre Hände/Vordertatzen, mit denen sie sich ausgiebig kratzen, genau so verlängert wie ihre Füße/Hintertatzen. Sie rutschen auf dem Bühnenparkett hin und her, als hätten sie Rollen unter ihren Füßen. Niedlich sind die kleinen rosa Ratten, die mit dem erhobenen Sonnenschirm ihrer Gouvernante dirigiert werden. Sehr souverän dirigiert Andris Nelsons das bravouröse Festspielorchester.
Bayreuther Festspiele 2014: Lohengrin von Richard Wagner Musikalische Leitung – Andris Nelsons, Regie – Hans Neuenfels, Bühnenbild – Reinhard von der Thannen, Kostüme – Reinhard von der Thannen, Licht – Franck Evin, Video – Björn Verloh, Dramaturgie und Regie-Mitarbeit – Henry Arnold, Chorleitung – Eberhard Friedrich Besetzung 2014 Heinrich der Vogler – Wilhelm Schwinghammer, Lohengrin – Klaus Florian Vogt, Elsa von Brabant – Edith Haller, Friedrich von Telramund – Thomas J. Mayer, Ortrud – Petra Lang, Der Heerrufer des Königs – Samuel Youn, 1. Edler – Stefan Heibach, 2. Edler – Willem Van der Heyden, 3. Edler – Rainer Zaun, 4. Edler – Christian Tschelebiew
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Nach dem Rheingold und der Walküre folgt mit Siegfried die dritte Oper im Ring des Nibelungen im Bayreuther Festspielhaus. Regisseur Frank Castorf setzt alles daran, um von der Musik abzulenken. Das Festspielorchester unter der Leitung von Kirill Petrenko zeigt sich davon nicht betroffen. Die Sänger haben es teilweise schwerer.
Mime (Burkhard Ullrich) läuft zur Höchstform auf, sowohl sportlich als auch musikalisch. Angenehm fällt seine deutliche Aussprache auf. Ständig ist er in Bewegung. Sogar auf das Gerüst klettert er bis hinauf über die Köpfe der steinernen Diktatoren – immerhin fast an der Bühnendecke. Selbst die Kraxelei macht seine Stimme mit. Im Gespräch Alberich/Mime hätte es keine Vergrößerung auf der Leinwand gebraucht, denn seine Mimik ist bis in die letzte Reihe zu erkennen. Genau so seine pointierte Aussprache als Giftmischer: „Ich will dem Kind ja nur den Kopf appp—hau’n“. Siegfried (Lance Ryan) singt nach wie vor sehr laut – sein Hauptmerkmal. Sobald er die Stimme zurücknehmen muss, verfällt er eher in ein Sprechen. Der Wanderer (Wolfgang Koch) verfügt über einen gewaltigen Stimmumfang. Schade, dass sein Dialog mit Mime im großen Ablenkungsmanöver untergeht. Alberichs (Oleg Bryjak) raumfüllende, starke Stimme kommt glücklicherweise zusammen mit Wotan voll zur Geltung. Bewundernswert ist die Kondition des glitzernden Waldvögelchens (Mirella Hagen), deren Sopran so gut zu einem zarten Vogel passt. In dieser Inszenierung ist sie fast den ganzen zweiten Akt auf der Bühne. Singen allein kann schon kräftezehrend genug sein, aber mit einem 35-Kg-Kostüm noch mehr. Catherine Foster als Brünnhilde meistert mit intensiver Stimme ihr Aufwachen in trostloser Umgebung. Nadine Weissmann bleibt als Erda auf der Zeche sitzen. Ihr tiefer Alt geht unter die Haut.
Außerordentlich sehenswert sind die Bühnenbauten von Aleksandar Denić. Die Geschichte spielt in der schönen Kulisse eines tiefen Tales, deren in Felsen gehauenen Köpfe an die amerikanischen Präsidenten von Mount Rushmore erinnern. Die Köpfe allerdings gleichen den kommunistischen Diktatoren Stalin, Mao und Lenin mit ihrem Lehrmeister Marx. Mime und Siegfried leben in einem amerikanischen Alu-Campingwagen. Das Mobiliar besteht aus zusammenklappbaren Campingmöbeln und passendem Geschirr. Mit Gasflaschen wird das Schwert geschmiedet; kein Wunder, dass dabei ein Maschinengewehr herauskommt.
Ablenkungsmanöver
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Frank Castorf inszenierte die Oper 2013 neu und hatte Gelegenheit, weiter an der Inszenierung zu arbeiten. Erstaunlich, mit welchem Eifer er von der Musik ablenkt. Zwar ruht die Video-Kamera über weite Strecken, dafür aber hält Frank Castorf seine zweite Wunderwaffe bereit -> einen in viele Rollen schlüpfenden Lakaien (Patric Seibert), der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Eingeführt wird er in diese schrecklich nette Familie von Siegfried, der damit seinen Erzieher Mime erschrecken will. Siegfried und Mime sind sich in herzlicher Abneigung zugetan. Ihr Umgang ist von Gegenseitigem Ans-Schienbein-treten-wollen geprägt. Siegfried zieht den Bären/Waldschrat/Tippelbruder an einer langen Hundeleine hinter sich her. Die Leine bindet er am Wohnwagen fest, so dass dem Waldschrat ein genau bestimmter Aktionsradius bleibt. Diese Freiheit nutzt er, läuft ständig hin und her, trägt einen Stapel Bücher von A nach B, wo er sie geräuschvoll fallen lässt. Die durcheinander gepurzelten Bücher sammelt er auf – und schon beginnt das schöne Spiel von vorn. Im Grunde funktioniert dieses Ablenkungsmanöver mit einem ganz einfachen Trick: Alles, was sich bewegt – und es bewegt sich meistens der Waldschrat – wird hell ausgeleuchtet. Sowohl der Wohnwagen als auch der Platz davor strahlen im Sonnenschein. Die Strecken, auf denen sich die Sänger bewegen, werden nur knapp von den Scheinwerfern erfasst. Die Gesichter liegen meist im Schatten. Bewegungen und Licht signalisieren der Opernbesucherin, dass dort das eigentlich Entscheidende des Geschehens sein muss. Bevor sie ihren Irrtum bemerkt, sind die schönen Stellen in der Musik schon vorbei. Im zweiten Akt übernimmt das schillernde Waldvögelchen diese Rolle im Ablenkungsmanöver. Dieser Akt gilt als eine Glanznummer für Ostberliner Lokalpatrioten, spielt er doch auf dem Alexanderplatz. Eigentlich passt das Waldvögelchen mit seinem golden glitzernden Kostüm eher nach Las Vegas als in den Arbeiter-und-Bauern-Staats-Mief. Mit seiner – an goldenen Kielen aufgespitzten – Adlerfeder-Überbreite fasziniert es deutlich mehr als der Waldschrat. Und erst das Büschel Straußenfedern am verlängerten Rücken, das bei jedem Schritt wippt … Das Treffen Siegfried/Brünnhilde hat sich nicht wesentlich verändert – einschließlich der Buuuhrufe., siehe ->♫ Bayreuther Festspiele 2013: “Siegfried” – Orchester und Mime glänzen
Bayreuther Festspiele 2014: Siegfried von Richard Wagner Musikalische Leitung – Kirill Petrenko, Regie – Frank Castorf, Bühnenbild – Aleksandar Denić, Kostüme – Adriana Braga Peretzki, Licht – Rainer Casper, Video – Andreas Deinert, Jens Crull Besetzung 2014 Siegfried – Lance Ryan, Mime – Burkhard Ulrich, Der Wanderer – Wolfgang Koch, Alberich – Oleg Bryjak, Fafner – Sorin Coliban, Erda – Nadine Weissmann, Brünnhilde – Catherine Foster, Waldvogel – Mirella Hagen
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Nach dem Vorabend Rheingold aus dem Ring des Nibelungen setzt Frank Castorf in der Walküre neue Akzente. Er teilt seine Liebe zum Film mit über Tausend Zuschauern des Bayreuther Festspielhauses. Musikalisch setzt sich das hohe Niveau des Rheingoldes fort.
Ein furioser Wolkenbruch kurz vor der Vorstellung stimmt mit Donner, Blitz und Hagel auf den Walkürenritt ein.
Hundings Hütte macht ihrem Namen alle Ehre. Sie besteht aus einem simplen Bretterverschlag mit einem Putengehege. Der Hausherr kommt von seiner Jagd, in der Hand einen Speer, auf dem ein Schrumpfkopf als Trophäe thront. Kwangchul Young mit seinem schwarzen Bass mimt Hunding brutal und böse. Während Hunding Siegmund ins Bockshorn jagt, bleibt Sieglinde (Anja Kampe) für die Zuschauer sichtbar auf einer großen Leinwand. Das Zubettgehen der Eheleute im Innersten des Hauses ist ebenfalls auf der Leinwand zu verfolgen. Hunding schläft ein und träumt von Nothung, dem Schwert, das Siegmund ganz selbstverständlich aus einem Hackklotz herauszieht. Sieglinde tanzt damit freudig herum, während Siegmund lieber in Deckung geht. Wie in jeder guten Beziehung ziehen sich Gegensätze an. Sieglinde ist die Aktive. Sie richtet ihm die Strohballen hin, besorgt ihm zu trinken, probiert das Schwert aus, zieht ihn in die Freiheit. Mit strahlend klarer Stimme, ausdrucksstark, agil und spielfreudig. Johan Botha als Siegmund punktet mit seiner schönen wandlungsfähigen Stimme, besonders in den lyrischen Szenen. Sage einer, er hätte darstellerisch nichts drauf! Den Erschöpften mimt er wie kein zweiter – lebensecht, wie er sich von einem Strohballen zum anderen plumpsen lässt. Sobald Siegmund vom Wonnemonat singt, läuft auf der übergroßen Leinwand ein Film ab. Eine Frau im Negligé löffelt genüsslich eine Torte in sich hinein, packt ein Kleid aus und passt es sich an, während sie telefoniert. Wozu??!
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Diese Inszenierung ist insofern ausgesprochen zeitgemäß, da sie Multitasking vom Publikum verlangt. Multitasking heißt, verschiedene Dinge auf einmal zu erledigen – also telefonieren, Emails beantworten, Fingernägel lackieren; und das alles während des rückwärts Einparkens. In unserem Falle heißt das: Filme anschauen, Arbeiter an historischen Maschinen beobachten, dem Inhalt der Oper folgen, auf die Musik hören. Das können nur Frauen – aber leider nicht alle. Im großen Dialog von Fricka und Wotan, in dem Wotan (Wolfgang Koch) eine Niederlage einstecken muss und Fricka (Claudia Mahnke) triumphiert, passiert auf der Bühne so einiges. Die beiden treffen sich vor einer riesigen Scheune, in der Handwerker an historischen Maschinen arbeiten. Dazwischen wird Material angeliefert. Im Hintergrund läuft auf der Scheunenwand ein Film. Anscheinend handelt es sich um historischen Stummfilm, in dem aber in schwarz-weiß auch zwischendurch die handelnden Personen zu sehen sind. Damit geht der Dialog Wotan / Fricka im Film unter. Im Prinzip ist die Inszenierung gleich geblieben wie im vorigen Jahr, siehe ♫ Bayreuther Festspiele 2013: Walküre – Der wilde Osten Überhand nehmen die Filme. Beim Walkürenritt fällt die Entscheidung – entweder Kino oder Bühne – besonders schwer. Die Walküren treffen sich auf einer Plattform des Bohrturms. Vor dieser Plattform fällt eine Leintuch herunter, das einen Teil der Walküren verdeckt. Sie werden stattdessen gefilmt und sind groß auf der Leinwand zu sehen, leider nur selten diejenigen, die gerade singen oder die Handlung vorantreiben. Die muss jeder Zuschauer selbst suchen. Walküren im Großformat auf der Leinwand und lebendige Walküren liegen räumlich so dicht beieinander, dass eine Entscheidung – Film oder Sängerinnen – schwer fällt. Über all diesem hin und her ist der Walkürenritt vorbei, bevor man sich auf die Szene richtig einstellen kann. Im großen Vater-Tochter-Dialog von Brünnhilde (Catherine Foster) und Wotan herrscht eine erholsame Filmpause bis kurz vor Schluss. Es ist wunderschön, sich ganz auf die Musik konzentrieren zu können. Weniger störend als die Filmberieselung ist, dass Brünnhilde ständig herumläuft und alles mögliche im Haushalt erledigt.
Bayreuther Festspiele 2014: Die Walküren von Richard Wagner Musikalische Leitung – Kirill Petrenko, Regie – Frank Castorf, Bühnenbild – Aleksandar Denić, Kostüme – Adriana Braga Peretzki, Licht – Rainer Casper, Video – Andreas Deinert, Jens Crull Besetzung 2014 Siegmund – Johan Botha, Hunding – Kwangchul Youn, Wotan – Wolfgang Koch, Sieglinde – Anja Kampe, Brünnhilde – Catherine Foster, Fricka – Claudia Mahnke, Gerhilde – Allison Oakes, Ortlinde – Dara Hobbs, Waltraute – Claudia Mahnke, Schwertleite – Nadine Weissmann, Helmwige – Christiane Kohl, Siegrune – Julia Rutigliano, Grimgerde – Okka von der Damerau, Rossweisse – Alexandra Petersamer
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Der Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Frank Castorf läuft im zweiten Jahr. Nach der ausgebliebenen Begeisterung bei den Zuschauern wird der Regisseur in diesem Jahr 2014 nicht müde, in Presse, Funk und Fernsehen auf sein verkanntes Genie hinzuweisen. Zuverlässig genau und transparent bleibt die musikalische Einstudierung des Festspielorchesters unter Kirill Petrenko. Ein Fest für die Ohren.
Zur Erinnerung → ♫ Inhalt / Handlung: Rheingold von Richard Wagner Rheingold, die erste Oper im Ring, beginnt mit einen neuen Alberich. Oleg Bryjak singt mit kräftig voller Stimme, ist aber nicht ganz so beweglich wie Martin Winkler aus dem Vorjahr. Die Rheintöchter (Mirella Hagen, Julia Rutigliano, Okka von der Damerau) verhalten sich noch eine Spur ordinärer als im vorigen Jahr. Das mag wohl dem Alter des Regisseurs geschuldet sind. Frauen als Sexdienstleisterinnen werden bevorzugt von Männern in den Wechseljahren auf die Bühne gebracht. Die Rheintöchter sind während der Oper die ganze Zeit auf der Bühne anzutreffen. Wenn sie nicht real zu sehen sind, werden die Zuschauer über ein Video auf einer großen Leinwand informiert, wo sie sich gerade aufhalten. Ihr Lieblingsplatz ist die Bar. Sobald die Götter aus ihrem Domizil, dem Zimmer über der Tankstelle, verschwunden sind, machen sich die drei auf deren Bett breit, lassen sich vom Faktotum mit verschiedenen Drinks verwöhnen. Wie auch im vorigen Jahr gibt es diese stumme Figur, die über die ganzen Ring in sämtlichen Opern auftritt. Das Faktotum erscheint nicht mehr ganz so aufdringlich wie vorher.
Spielfreudig zeigen sich Donner (Markus Eiche), der immer mit seiner Pistole herumfuchtelt und Froh (Lothar Odinius). Sie versuchen, Freia (Elisabet Strid) vor Fasolt (Wilhelm Schwinghammer) zu schützen, der ein Auge auf sie geworfen hat. Sie nehmen Freia in die Mitte, verpassen aber immer wieder den richtigen Zeitpunkt, um sich an den Riesen Fasold und Fafner (Sorin Coliban) vorbeizuschmuggeln.
NEU in der 4. Version des aktualisierten Ebook-Opernführers: Bayreuther Festspiele 2014 – Rezensionen von Holländer, Tannhäuser, Lohengrin und dem Ring des Nibelungen: Rheingold, Walküre, Siegfried, Götterdämmerung
Ein paar lustige Szenen ereignen sich während des Orchesterspiels. Die Drei Rheintöchter fahren mit einem Luxusauto samt Chauffeur vor die Tankstelle. Während der folgenden Opern-Zeit hält sich der Chauffeur am Bartresen des Golden Motels fest. In der Schlussszene steigen die Rheintöchter ins Auto, probieren sämtliche Funktionen vom Scheibenwischer bis zum Licht aus, finden endlich den Rückwärtsgang und verschwinden. Gefolgt vom hinterher laufenden Chauffeur. Die sehenswerten Bühnenbilder (Aleksandar Denić) sind ebenso wie die Kostüme (Adriana Braga Peretzki) gleich geblieben, siehe ♫ Bayreuther Festspiele 2013: “Rheingold” – Die Drei von der Tankstelle Geblieben sind die Videoeinlagen, die sich im Rheingold nicht bunt, sondern in Sepia abspielen. Trotzdem lenkt es ab. Die Leinwand ist sehr groß und damit für alle sichtbar, im Gegensatz zur Bühne, wo sich einiges sich auf dem Fußboden abspielt. Manchmal werden die gerade Agierenden in Großformat gezeigt; häufiger sehen die Zuschauer, was sich im Inneren des Motels oder in den nicht einsehbaren Räumen ereignet. In Großaufnahme sieht man die Mimik der Beteiligten. Loge (Norbert Ernst), der pfiffige Kleinganove, beobachtet allgegenwärtig interessiert das Geschehen. Fricka (Claudia Mahnke) ahnt Schlimmes in Bezug auf ihren Wotan (Wolfgang Koch), der sich an Erda (Nadine Weissmann) heranschmeißt. In diesem Punkt wird sie Recht behalten, denn nur so konnten die Walküren gezeugt werden. Ohne sie hätte die folgende Oper, die „Walküren“, nicht entstehen können. Dadurch wissen die Zuschauer wieder einmal mehr als die Bühnenhelden.
Bayreuther Festspiele 2014: Das Rheingold von Richard Wagner Musikalische Leitung – Kirill Petrenko, Regie – Frank Castorf, Bühnenbild – Aleksandar Denić Kostüme – Adriana Braga Peretzki, Licht – Rainer Casper, Video – Andreas Deinert, Jens Crull Besetzung 2014 Wotan – Wolfgang Koch, Donner – Markus Eiche, Froh – Lothar Odinius, Loge – Norbert Ernst, Fricka – Claudia Mahnke, Freia – Elisabet Strid, Erda – Nadine Weissmann, Alberich – Oleg Bryjak, Mime – Burkhard Ulrich, Fasolt – Wilhelm Schwinghammer, Fafner – Sorin Coliban, Woglinde – Mirella Hagen, Wellgunde – Julia Rutigliano, Floßhilde – Okka von der Damerau
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Jan Philipp Gloger hat an seiner Holländer-Inszenierung gearbeitet. Mit ein paar kleinen Tricks lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Musik aus dem Orchestergraben, gespielt vom Festspielorchester unter der Leitung von Christian Thielemann.
Der Fliegende Holländer: Es beginnt im Dunkeln.
Früher war es üblich, jetzt kommt es ab und an wieder – die Ouvertüre bei ausgeschalteten Lichtern und geschlossenem Vorhang. In dieser Holländer-Inszenierung kann sich das Publikum genussvoll zurücklehnen und in Ruhe auf die Oper vorbereiten; die einzelnen Motive hören, die hinterher in der Oper vorkommen, wie das Spinnstubenmotiv oder die Arie des Steuermanns. Es fällt leichter, auf die Musik zu achten, denn die Musik wird ohne visuelle Ablenkung spürbarer.
Der Fliegende Holländer: Chor
Eine große Rolle spielt dabei der Chor unter der Leitung von Eberhard Friedrich. Um ein besonderes musikalisches Motiv deutlicher zu machen, hält der Chor jeweils einige Sekunden in den Bewegungen inne – wie in einem kurzen Dornröschenschlaf. Dadurch wird die Aufmerksamkeit auf die Musik gelenkt. Selbst die Statisten in der „Spinnstube“ gehen schneller, langsamer oder bleiben kurz stehen, immer ausgehend vom Tempo der Musik. Zur Erinnerung -> siehe ♫ Inhalt / Handlung: Der Fliegende Holländer
Der Holländer (Samuel Youn) wirkt wie ein gelangweilter Manager, dem keine Prämie gut genug ist. Das Kaffeeservice schmeißt er ebenso auf den Boden wie die Frau mit ihrem eindeutigen Sexangebot. Während Senta und der Holländer sich gegenseitig ihre ernsten Absichten versichern, stehen sie sich im Kreis der Rundbühne mit einigen Metern Abstand gegenüber. In einer langsamen Drehung werden beide von Scheinwerfern aus verschiedenen Richtungen angestrahlt. Sie werfen dadurch unterschiedlich große Schatten an die Wände, die sich manchmal überlappen wie Zwerg und Riese. Senta (Ricarda Merbeth) zeigt in diesem Jahr ebenfalls mehr Profil. Sie verteidigt ihr Traumbild derart energisch, dass die übrigen Spinnstuben/Arbeiterinnen erschreckt vor ihrer Wahnvorstellung zurückweichen. Sie zweifeln zu Recht an ihrem Geisteszustand. Dann sind sie aber auch derart gefangen von Sentas Illusion, dass sie sich um Sentas aufblasbarer Holländerpuppe scharen und die Figur begeistert streicheln. Selbst die strenge Frau Mary (Christa Mayer) löst ihren Dutt und schaut mit verklärtem Blick dem imaginären Holländer entgegen. Das wiederum macht Senta eifersüchtig. Daland (Kwangchul Youn) macht sich sich vergeblich mit weit ausladenden Bewegungen bei Senta bemerkbar; sie hat nur Augen für den Holländer. Erik (Tomislav Mužek) weckt als gestandenes Mannsbild trotz seines Aussehens Mutterinstinkte. Als Hausmeister läuft er hinter seiner Senta her, um sie für sich zu gewinnen – vergeblich. Wunderschön zart kann er singen, wenn er um Senta wirbt, aber auch laut und erschrocken über Sentas Verbohrtheit. Dabei fördert er aus den Tiefen seines Hausmeisterkittels statt des Mitbringsels erst einmal eine Fugenspritze. Als er seinen Irrtum bemerkt, kramt er aus der anderen Tasche ein paar zerrupfte Schießbuden-Plastikblumen. Benjamin Bruns stellt den Steuermann als Jungmanager der untersten Führungsebene dar. Wenn er die Reichtümer des Holländers zählt, zweigt er für sich ganz selbstverständlich ein paar Scheinchen ab. Übereifrig setzt er einen Vertrag auf, den er vom Holländer unterschreiben lässt. Nach dessen Unterschrift verschwindet er mit einem Luftsprung. Nach Sentas und Holländers Tod hält er Daland von weiteren Handlungen ab, um erst einmal ein Foto mit dem Handy zu schießen, das er ihm stolz zeigt. Siehe Zauberflöte in der Oper Stuttgart – Ana Durlovski als brillante Königin der Nacht
Farben von Grau bis Schwarz bringen Ruhe hinein
Die Vertretertypen sind in Businessgrau gekleidet, ebenso wie Daland und der Steuermann. Lediglich in der Farbhelligkeit unterscheiden sie sich. Zum Betriebsfest erscheinen die Damen aufgebrezelt in Cocktailkleidern in unterschiedlichen Silbertönen. Wenn Senta mit ihrer schwarzen, aufblasbaren Puppe hantiert – die den Holländer darstellen soll – triefen an den Seitenwänden schwarze Tintenstreifen herab. Weitere kleine Details bringen die Handlung voran, lenken aber nicht vom Inhalt ab.
Bayreuther Festspiele 2014 – Der fliegende Holländer von Richard Wagner Musikalische Leitung – Christian Thielemann, Regie – Jan Philipp Gloger, Bühnenbild – Christof Hetzer, Kostüme – Karin Jud, Licht – Urs Schönebaum, Video – Martin Eidenberger, Dramaturgie – Sophie Becker, Chorleitung – Eberhard Friedrich Besetzung 2014 Daland – Kwangchul Youn, Senta – Ricarda Merbeth, Erik – Tomislav Mužek, Mary – Christa Mayer, Der Steuermann – Benjamin Bruns, Der Holländer – Samuel Youn
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Mit der Oper Tannhäuser in der Inszenierung von Sebastian Baumgarten beginnen die Bayreuther Festspiele 2014. Am Anfang ist noch alles so, wie es sein soll. Liebhaber dieser Oper hören die Ouvertüre bei offener Szene.
Das traute Heim der Venus, ein Käfig voller Primaten und überdimensionaler Spermien, saugt sich aus dem Boden, siehe♫ Bühne und Kostüme im „Tannhäuser“ in Bayreuth: Biogasanlage und Venus im Goldkleid . Dann knallt es, mit einem fürchterlichen Krach bleibt der Käfig stecken. Ein technischer Defekt, den die Bühnentechniker nicht so schnell reparieren können. Die Vorstellung wird unterbrochen. Nach einer Stunde geht es ohne funktionierenden Käfigfahrstuhl weiter. Nicht nur mit der Hydraulik, auch mit der Beleuchtung scheint etwas nicht ganz in Ordnung zu sein. Alles in Rot eingetaucht – Himbeerlollirot. Wer eine Sonnenbrille dabei hat, ist echt im Vorteil. Dem musikalischen Genuss tut das keinen Abbruch. Das Orchester unter der Leitung von Axel Kober klingt ebenso rund wie der Chor (Leitung Eberhard Friedrich), der am Schluss noch einen Extraapplaus bekommt. Michelle Breedt als Venus punktet ebenso als Sängerin wie als Schauspielerin. Mit Tannhäuser (Torsten Kerl) liegt sie im Clinch, muss ihn aber gehen lassen. Trotzdem kommen sie nicht voneinander los. Beide bilden ein eingespieltes Team, siehe ♫ Inhalt / Handlung: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg .
NEU in der 4. Version des aktualisierten Ebook-Opernführers: Bayreuther Festspiele 2014 – Rezensionen von Holländer, Tannhäuser, Lohengrin und dem Ring des Nibelungen: Rheingold, Walküre, Siegfried, Götterdämmerung
Die Wartburg-Biogasanlage wirkt wie ein Stützpunkt einer dubiosen Sekte. Die Insassen beten den Alkoholator an, danach umarmen sie sich ausgiebig immer wieder gegenseitig. Oder sie kommen als Putzkolonne, mit Eimern und Lappen bewaffnet. Alles, was ihnen unter die Bürsten kommt, wird gewienert – auch wenn es ihre Mitmenschen sind. Elisabeth (Camilla Nylund) führt im Gehen einen esoterischen Tanz auf. Durch ihr Verhalten hinterlässt auch sie einen geistesgestörten Eindruck. Der neue Wolfram (Markus Eiche) kümmert sich zwar um seine Elisabeth, leidet aber nicht so mit ihr wie Michael Nagy in den vorigen Jahren. Höflich hält er ihr die Tür zum Gasbehälter auf, in dem sie ihren Freitod sucht. Danach tanzt er mit ihrer Nebenbuhlerin, der Venus. In dieser Szene ist die Bühne ganz in Grün getaucht – Farbe der Hoffnung? Sein Lied an den Abendstern fällt deshalb nicht romantisch oder gar sehnsuchtsvoll aus, sondern kraftvoll aufbauend und zukunftsweisend, fast befreit. Katja Stuber könnte mit ihrer hellen Stimme hervorragend den Hirtenjungen darstellen. Statt dessen torkelt sie als betrunkener Landjunker über die Bühne.
Leider hat Sebastian Baumgarten es nicht geschafft, dem Bayreuther Publikum seine Sichtweise der Oper Tannhäuser zu vermitteln, wie die kräftigen Buuuhs nach der Vorstellung zeigen.
Bayreuther Festspiele 2014: Tannhäuser von Richard Wagner Musikalische Leitung – Axel Kober, Regie – Sebastian Baumgarten, Bühnenbild – Joep van Lieshout, Kostüme – Nina von Mechow, Licht – Franck Evin, Video – Christopher Kondek, Dramaturgie – Carl Hegemann, Chorleitung – Eberhard Friedrich Besetzung 2014 Landgraf Hermann – Kwangchul Youn, Tannhäuser – Torsten Kerl, Wolfram von Eschenbach – Markus Eiche, Walther von der Vogelweide – Lothar Odinius, Biterolf – Thomas Jesatko, Heinrich der Schreiber – Stefan Heibach, Reinmar von Zweter – Rainer Zaun, Elisabeth – Camilla Nylund, Venus – Michelle Breedt, Ein junger Hirt – Katja Stuber
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Wagner: Die Graphic Novel. Auf dem Titelblatt des Comics schaut Wagner mit glühenden Augen in eine imaginäre Zukunft, eine Partitur fest an die Brust gepresst. Im Hintergrund Figuren aus Wagners Sagenwelt, die Fantasy-Gestalten ähneln. Jungen Lesern verheißt dieser Comic Abenteuer, romantische Liebesaffären, Schlösser mit jungen Prinzen – Richard Wagners Leben, sympathisch rübergebracht.
Richard Wagner aus der Sicht eines jungen Bewunderers
Erzählt wird die Biografie aus der Sicht des jungen Hans von Bülow, der sich als 12-Jähriger von der Musik berauschen lässt, dessen Berufswahl zum Dirigenten beeinflusst und der noch zu ihm hält, nachdem Wagner ihm seine Frau Cosima ausgespannt hat.
Dramatisch und spannend beginnt der Comic mit der Dresdner Revolution, bei der Wagner fleißig mitmischt und flieht, weil er steckbrieflich gesucht wird. Auch in Zukunft ist er ständig auf der Flucht, meist vor seinen Gläubigern. Sein finanzielles Desaster schreibt er allen zu, die ihn nicht fördern wollen. Ein Teil davon sind Juden, die traditionell musisch und kulturell das Sagen haben. Seine Judenfeindlichkeit ist eher persönlicher Natur, passt aber gut in die Zeit.
Wagner ist geschickt in seinem Umgang mit Gönnern.
Überall kitzelt er hohe Beträge heraus von reichen Schöngeistern, die sich damit rühmen können, Förderer des großen Komponisten zu sein. Auf sein Äußeres und sein Wohnambiente mit einem Hang zu edlen und teuren Stoffen wie Samt und Seide legt Wagner großen Wert. Er versteht es, sich einladen zu lassen. Zwar in einem kleineren Anwesen, aber doch herrschaftlich wohnt er in der Nähe des reichen Wesendonck. Wagner verführt dessen Frau Mathilde, woraufhin sich Wagners Ehefrau Minna nach 22 Jahren Ehe scheiden lässt. Als Ablösesumme für Mathilde und den unterdrückten Skandal, der ihm weit mehr geschadet hätte als eine untreue Ehefrau, schiebt Wesendonck ihn auf seine Kosten nach Venedig ab.
Auf (verheiratete) Frauen übt Wagner eine ungeheure Anziehungskraft aus.
Es ist eine Tatsache, obwohl das aus heutiger Sicht unverständlich scheint. Wagner entspricht weder dem damaligen noch dem heutigen Schönheitsideal. Hier hilft Flavia Scuderi mit ihren geschönten und geglätteten Zeichnungen nach.
Hans von Bülow sucht den Kontakt zu Wagner, dessen Musik er einstudiert und zur Uraufführung bringt. Er lädt den mittellosen Wagner zu sich nach Berlin ein, wo er als Hofkapellmeister in soliden Verhältnissen lebt. Während er Wagners Opern probt, spannt Wagner ihm seine Frau Cosima aus.
Wieder muss Wagner – schon fast 60 – vor den Gläubigen fliehen.
Da passiert etwas, wie es nur in der Oper vorkommen kann. König Ludwig II von Bayern schwärmt für Wagners Musik. Großzügig öffnet er ihm sein Herz und damit seine Schatulle, was Wagner ausreichend zu nutzen versteht. Dank Ludwigs finanzieller Hilfe wird das Festspielhaus in Bayreuth auf dem grünen Hügel errichtet und natürlich auch eine standesgemäße Unterkunft im Hofgarten des Schlosses, die Villa Wahnfried.
Geld erhält er von Ludwig II, Liebe und Unterstützung im Alltag von Cosima, seine Werke führt der geniale Hans von Bülow auf. Wie Wagner es schafft, die besten Musiker seiner Zeit in ihren Orchesterferien – bis auf den heutigen Tag – nach Bayreuth zu bekommen, bleibt sein Geheimnis. Cosima gelingt es, diesen Kult aufrecht zu erhalten. Bis zum heutigen Tag lenkt die Familie Wagner die Geschicke des Festspielhauses – mit Hilfe von Freunden, Gönnern, Sponsoren, Politikern.
Wagner: Die Graphic Novel
Andreas Völlinger erzählt Wagners Leben vollständig, wenn auch mit Gewichtung auf sein abenteuerliches Leben. Die Musik kommt nur am Rande vor. Stark sind die Bilder von Flavia Scuderi, wo sie die Atmosphäre der Zeit wiedergeben – die Häuser, in denen Wagner gewohnt und gewirkt hat, die Kleidermode, Interieurs der Villa Wesendonck u.a. Dieser Comic verschafft Jugendlichen mit einer spannend erzählten Lebensgeschichte einen Überblick über den Werdegang des Komponisten und lädt vielleicht in ein paar Jahren dazu ein, sich näher mit Wagner, speziell mit seiner Musik zu beschäftigen.
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Drei Künstler – Kirill Petrenko, Aleksandar Denić, Frank Castorf – prägen bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen 2013 den neuen „Ring des Nibelungen“, bestehend aus den Opern Rheingold, Walküre, Siegfried und Götterdämmerung.
Kirill Petrenkos Dirigat zeichnet sich durch eine sehr genaue und durchdachte Lesart der Partitur aus. Er legt großen Wert auf rhythmische Transparenz, die sich auch auf die Durchhörbarkeit im Klang der Partitur auswirkt. Kirill Petrenko hat eine Leichtigkeit in den Orchesterklang gebracht, die die Handlung in immerwährendem Fluss und Spannung hält. Auch nach der Götterdämmerung bleibt das hervorragende und frenetisch gefeierte Festspielorchester unter Kirill Petrenko lange im Ohr.
Bühnenarchitektur von Aleksandar Denić
Die Oper „Rheingold“ spielt an der Route 66 im „Golden Motel“, das seine besten Jahre schon hinter sich hat. Über dem Motel, das mit der Drehbühne mal den geschwungenen Swimmingpool, die Terrasse oder die Tankstelle anzeigt, hängt eine Leinwand. Dort wird gezeigt, was sich im Inneren des Motels oder auf der Rückseite abspielt. Die Geschichte spielt sowohl drinnen wie draußen. Im Inneren des Motels sind Kameras angebracht. Somit ist den Zuschauern klar, was gleichzeitig passiert. In der Walküre zeigt das fantastische Bühnenbild von Aleksandar Denić ein hölzernes Fort mit einem Wachtturm – solide Zimmermannsarbeit, innen wie außen – laut Eigenangabe ein Ölbohrturm in Aserbaidschan. Siegfrieds Zuhause ist ein Campingwagen mitten in einer Felsenschlucht mit überdimensionalen Köpfen, geformt wie in Mount Rushmore. Aber nicht die amerikanischen Präsidenten, sondern Marx, Lenin, Stalin und Mao blicken ins Tal. Die Götterdämmerung besteht aus vier Ansichten: verhüllter Reichstag (Christo), der sich später als die New Yorker Börse entpuppt, Hinterhof mit Gemüselager und Kiosk “Döner Box”, “Plaste & Elaste” Fabrikfassade, Industriegebäude mit hohem, metallenen Treppenhaus.
Eines zeichnet sämtliche Bühnenbilder von Aleksandar Denić aus: sie sind sowohl sängerfreundlich (tragende Akkustik) als auch publikumsfreundlich (gut einsehbar).
Regie Frank Castorf
Früher war es üblich, dass sich die Opernbesucher im Opernführer über die Handlung und die Musik informierten. Heute müssen sie sich noch in die Gedankenwelt des Regisseurs hineinversetzen, um überhaupt den Faden zu behalten. Inszeniert Frank Castorf, langt nicht einmal das. Von Vorteil sind auch Kenntnisse über seine eigene Biografie im Besonderen und die Geschichte des Kommunismus im Allgemeinen. Oder anders herum: Frank Castorf inszeniert nicht den Ring – oder Zauberflöte, Aida, Carmen, … – sondern sich selbst und sein großes Thema.
Weil Frank Castorf eine Szene aus einem russischen Propagandafilm – ein Kinderwagen steht auf einer hohen Treppe und setzt sich samt Baby nach unten in Bewegung – dermaßen imponierte, kommt Brünnhilde am Anfang ihres Rachefeldzuges, bei dem laut Richard Wagner keiner überlebt, mit einem Kinderwagen die Treppe heruntergepoltert. Aus diesem Wagen fliegen Steine, oder Kartoffeln, oder deformierte Äpfel der Freia, oder …, auf die Stufen und poltern nach unten. Weil Stalin 1902(!) als Arbeiter in der Öl-Hochburg Baku gejobbt hat, wird klar, warum die kommunistischen Größen Marx, Lenin, Stalin und Mao statt der amerikanischen Präsidenten in Stein gehauen sind.
Auf solche und ähnliche Gedankenverbindungen muss eine Opernbesucherin kommen – bei fortlaufender Aufführung. Diese Inszenierung eignet sich als Leckerbissen für Umdieeckedenker.
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