Schauspiel nach dem Roman von Karl Philipp Moritz im Depot in Stuttgart
Können Sie sich noch erinnern? Es muss so in den Siebzigern gewesen sein, als alle Männer plötzlich in ihrer zwölften Pubertät steckten, ihre Analphase nicht ordnungsgemäß hinter sich gebracht hatten oder ständig Misserfolgserlebnisse mit Frauen vorweisen konnten, weil sie von Müttern, Großmüttern, Tanten und so weiter in ihrer frühkindlichen Identifizierungsphase falsch behandelt oder gar abgelehnt wurden. All diese Männer hatten schon einen Vorgänger – lange vor Freud:
Erinnerung an eine anspruchsvolle Inszenierung im Kunstkeller in Würzburg am 4. Februar 2011 „Diese Fahrgäste!“ von Anton Tschechow. Wieviel mag nach dem Corona-Lockdown von diesem Theater noch übrig geblieben sein?
Kleines Theater in Würzburg: Tschechow-Abend
Dieses Privattheater trägt den verwirrenden Namen Kunstkeller. Nicht abwärts ins Feuchtdunkle, sondern ein paar Stufen hoch geht es in den ehemaligen Laden, in dem eine kleine Bühne Platz findet. Der Zuschauerraum besteht aus drei Stuhlreihen à fünf Stühle. So intim lässt sich Kunst vortrefflich genießen.
Kurze Einakter und Erzählungen von Anton Tschechow
Lilia Petrichev setzt sie fantasievoll auf der Bühne des Würzburger Kunstkellers in Szene. Der Pianist begibt sich zum Klavier, ohne das Publikum zu beachten, krempelt die Ärmel hoch, schüttelt die Hände aus, lässt die Hände fast auf die Tasten fallen und stoppt einige Zentimeter davor. Er verstellt seinen Klavierhocker, schüttelt die Hände aus, lässt sie von oben auf die Klaviertasten fallen – fast – um noch einmal den Klavierhocker zu verstellen. Nach einigen Wiederholungen improvisiert er gekonnt einige Dreiklänge die Tonleiter hoch und runter, auf einem leicht verstimmten Klavier, das sich für anspruchsvolle Konzerte nur begrenzt eignet. Genau diesen Rolle-rückwärts-Typ – mit sehr viel Enthusiasmus starten und dann im unteren Mittelmaß versinken – verkörpert Moritz Erbach so perfekt, dass es schon fast weh tut.
Kleines Theater: 1 SchauspielerIn – diverse Rollen
Eben noch Pianist, setzt er sich mit einem fürchterlichen Hustenanfall zu den „Fahrgästen“. Er scheint an Schwindsucht erkrankt zu sein – mindestens. Danach rennt er in der „Tragödie wider Willen“ als viel beschäftigter Ehemann, den seine Frau mit allem möglichen beauftragt, völlig gestresst um den Tisch herum. Ein Getriebener, dessen Ende als logische Folgerung nicht überrascht – zumindest im Nachhinein. Als „Pianist“ zieht er alle Register.
Den Rahmen um die fünf Einakter von Anton Tschechow bildet das Stück „Die Fahrgäste“
Ein Fahrgast (Alexander Bauer) nach der anderen (Lisa Labisch) betreten sie den Waggon, setzen sich nebeneinander und werfen sich schmachtende Blicke zu. Kaum kommt eine andere (Katharina Kerner), schon giften die beiden Rivalinnen sich mit stechenden Blicken an, nur unterbrochen von dem Kondukteur (Dimitri Nedrenco). Diese Spielfreude setzt sich fort im „Jubiläum“ mit einem völlig entnervten Schreiber (Moritz Erbach) und einem sentimentalen Bankdirektor (Alexander Bauer), der sich zum Nervenbündel verwandelt. Gegen eine aufdringliche Bittstellerin (Lisa Labisch), die ihm mit allen weiblichen Reizen das vielfache der ursprünglichen anvisierten Summe abluchst, sind sie nicht gewachsen. Ganz abgesehen von der mitteilungsbedürftigen Bankdirektors-Gattin (Katharina Kerner), die ohne Punkt und Komma ganze Romane erzählt – so schnell und dabei so deutlich wie bewundernswert. Ebenso neutral und ausgesprochen textsicher erzählt sie als Berichterstatterin die Geschichte von „Er und Sie“. Sie (Lisa Labisch) lächelt wie eine Sphinx, als ob sie die Menschen um sie herum nichts angehen. Sie spielt die Diva, die über den Dingen steht. Er (Alexander Bauer) holt das depressiv bis ausweglose aus der Figur heraus. Im „Schwanengesang“ geht er genau den umgekehrten Weg. Je mehr der alte Schauspieler in seinen Rollen aufgeht, umso mehr fallen die alkoholbedingten Artikulationsschwierigkeiten von ihm ab. Vollkommene Dunkelheit herrscht für einige Minuten im „Schwanengesang“, bis der alte Schauspieler eine Kerze gefunden hat. In der Zwischenzeit haben die Zuschauer – in diesem Fall Zuhörer seines Monologs – einen großen Teil seines Lebens erfahren.
Mitwirkende am 4. Februar 2011:
Alexander Bauer Moritz Erbach Katharina Kerner Lisa Labisch Dimitri Nedrenco Regie: Lilia Petrichev Johann Braumandl (Technische Leitung) Jessica Klör (Regieassistenz, Soufflage) Wladimir Petrichev (Bühnenbild, Plakat)
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Immer noch aktuell, voller Humor und spannend geschrieben ist der im Jahre 2002 veröffentlichte Roman Buntschatten und Fledermäuse – freundlich und schrecklich. Als Axel Brauns‚ Vater stirbt, weinen Mutter und Bruder – er jedoch zeigt sich über ihre Gefühlsausbrüche erstaunt. Sein Bruder schreit, als wäre er vom Rad gefallen. Seine Mutter umarmt zitternd beide Söhne und verkrampft sich mit den Händen in seinem Hemd. Und das alles, weil sein Vater sich kurz vor Mitternacht entschlossen hatte, auf den Friedhof umzuziehen.
Axel kennt keine Gefühle. Axel ist ein Autist.
Ebenso wenig wie Gefühle kennt er Schmerzen. Als sich einmal ein Eisenpflock in seinen Fuß bohrt, spürt er nichts, obwohl Mutter, Arzt und Krankenschwester ihm immer wieder versichern, dass es sehr weh tut. Sie loben ihn, weil er nicht einmal weint. Axel liebt Gegenstände, besonders deren Strukturen, an denen er immer wieder „entlangwischelt“. Stehen Tische, Schränke oder Stühle an einem anderen Platz als vorher, verunsichert es ihn. Gesichter dagegen kann er nicht erkennen, denn sie verbergen sich hinter Wolken, die allerdings ab und an aufreißen. Schlimm ist es für ihn, wenn sich diese Gesichter zu nahe kommen, zum Beispiel bei einem Kuss, denn dann verklumpen sie sich. Das erschreckt ihn dermaßen, dass er sich im Fernsehen nur Tierfilme anschauen mag. Axel ist gern allein und freut sich, wenn er nicht angesprochen wird, denn häufig hört er nur Geräusche, ohne einzelne Wörter oder Töne unterscheiden zu können. Axel Brauns erzählt von seinem „Leben im Autismus, das eine miserable Vorbereitung ist für das Leben in einer Welt ohne Autismus. Die Höflichkeit hat viele Näpfchen aufgestellt, in die man treten kann. Autisten sind Meister darin, keines auszulassen.“ Die Leserin nimmt teil an seinen frühesten Erinnerungen von seinem dritten Lebensjahr an bis zu seinem Abitur – als Drittbester seines Jahrgangs – und dem nachfolgenden Studium.
Wer sich aber auf Betroffenheits-Literatur einstellt, wird vielleicht enttäuscht.
Dieses Buch ist so spannend und humorvoll geschrieben, dass man es nicht aus der Hand legen möchte. Und die Sprache, mit der er seine Befindlichkeiten beschreibt, strotzt nur so von kreativen Wortschöpfungen. Axel Brauns nimmt seine Leser an die Hand und führt sie durch eine andre Welt, die sie vorher nicht gekannt und in ihrer einzigartigen Vielfalt nicht vermutet hätten.
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Inferno: Ein typisch amerikanischer Film, bei dem über weite Strecken nicht ganz klar ist, ob er ein Werbefilm für eine Flowerpower-Sekte oder für Zahnpasta sein soll.
Inferno inszeniert in Actionfilmmanier spektakulär den Weltuntergang.
Lauter strahlende, meist junge Leute mit Blumen und Früchten im sorgfältig ondulierten Haar begeben sich zielstrebig in eine vorbestimmte Richtung. Ihre zum Almabtrieb geschmückten Kühe und Ziegen führen sie im Schlepptau mit. Begleitet werden sie von drei Helikoptern, die Tempelrequisiten durch Häuserschluchten einer Großstadt transportieren. Freudestrahlend verklärt schauen sie mal nach oben gen Himmel (Helikopter) oder geradeaus auf ihr imaginäres Ziel. Schließlich stürmt die ganze weiß gewandete Hippiekommune – in Zeitlupe – eine hohe Treppe hinauf und besetzt den dahinter liegenden Tempel. Während eines Gottesdienstes geht der Tempel durch die allzu feurigen Blicke einer Oberpriesterin in Flammen auf. Ein großer Teil der Hohepriesteranbeter kommt im anschließenden Inferno um. Einige katapultieren – in Zeitlupe – in einen tiefen Spalt, der sich mitten im Steinboden öffnet. Andere bleiben irgendwo zwischen Altar und verstopftem Ausgang liegen – mit künstlerisch verzierten Rinnsalen von rot glänzender Tinte auf dekorativ hindrapierten Leichen. Mit viel Rauch und Getöse stürzt der Tempel ein.
Schnitt!
An der Klagemauer treffen sie sich wieder. Mit dem gleichen strahlenden Zahnpastalächeln kaufen und verkaufen sie Souveniers mit Tempelmotiven.
Der 28. Stuttgarter Filmwinter steht unter dem Motto:
Welcome to the new age – willkommen im neuen Zeitalter.
Rätselhaft erscheint die Überschrift bei diesem Film, der als Retro-pur oder Zurück-in-die-Siebziger bezeichnet werden kann. Laut Information zu diesem Film soll die Verschmelzung von Orten, Geschichte und Glauben dargestellt werden. Inferno: Niederlande, USA 2013, HD, Farbe, 22:00 Min. Regie, Drehbuch: Yael Bartana Kamera: Itai Neeman, Ton: Daniel Meir, Produktion: My-i Productions, Berlin
Ähnlich wie der Film Down to Earth enthält der Film Inferno in gewisser Weise ebenfalls einige Portionen Humor – wenn auch nicht ganz freiwillig.
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Immer noch New York: Hier bekommt das Wichtige und das Unwichtige gleich viel Gewicht, sagt Lily Brett sofort zu Beginn. Das könnte stimmen.
Sie gibt dem Unwichtigen mindestens so viel Gewicht wie dem Wichtigen.
Um es genau zu sagen, es findet sich kaum etwas Wichtiges auf diesen beiden CDs. Lily Brett lenkt den Blick auf amüsante Weise auf die vielen kleinen Banalitäten, die sonst niemandem aufgefallen wären. Wer könnte sich schon so viele Gedanken über die Kleiderordnung der New Yorker Hunde machen? Nicht nur auf das Wetter kommt es an, also auf Schneestiefel, Regencape oder Sonnenbrille. Sogar an den Festtagen wie Halloween müssen die Hunde korrekt ver- beziehungsweise ge-kleidet sein.
Ausführlich verarbeitet Lily Brett ihren Schock über eigene nicht angepasste Kleidung.
Sie lässt sich weitschweifig darüber aus, dass sie sich normalerweise von einem Designer einkleiden lässt, den sie von Urzeiten kennt. Selbst als er immer berühmter und international gefragter wird, schickt sie ihm einen Stoff und bekommt von irgendeinem Ort der Welt ein fertiges Kleidungsstück zurück. So eng ist ihre Beziehung. Außer von ihm entworfenen Designerstücken besitzt sie lediglich zwei Schlabber-T-shirts, die sie während langer Schreibphasen trägt – nur dann, wenn außer ihrem engsten Familienkreis niemand Zutritt hat. Eines Tages ruft ihre Tochter sie per Bildtelefon an, als Überraschung mit noch drei Freunden. Jetzt sehen gleich drei Personen, die nicht zum engsten Familienkreis gehören, ihr Schlabber-T-shirt. Shocking!!!
Immer noch New York: Voll von Ärzten
Die Gänge zu Ärzten verschiedener Fachrichtungen nehmen ebenfalls einen großen Stellenwert ein. Von Dermatologen über Zahnärzte bis zu Psychoanalytikern reicht die Mediziner-Palette. Frisör, Kosmetikerin oder Kellnerinnen sind ebenfalls Unikate, die es verdienen, ausgiebig beschrieben zu werden. Nicht zu vergessen die Begegnung im vollbesetzten Fahrstuhl, in dem eine fremde Frau sie über die Tönung ihrer Haarfarbe ausfragt und nicht locker lässt, bis sie die genauen Nummern und das Mischungsverhältnis herausbekommt. Zu spät fällt Lily Brett ein, dass ihr Frisör die Marke der Haartönung gewechselt hatte.
Immer noch New York: Nichts ist unbedeutend.
Nichts ist selbstverständlich. Alles ist unterhaltend. Es ist so schön entspannend, sich in Wolken von Belanglosigkeiten hineinfallen zu lassen. Diese aufgebauschten Berichte wirken wie ein sanftes Trampolin. Elke Heidenreich liest die Geschichten nach Art einer Nachrichtensprecherin – wie gesagt, alles ist (un)wichtig.
Hörbuch gleich online bestellen:
Immer noch New York Audio-CD – Audiobook von Lily Brett (Autor), Elke Heidenreich (Sprecher), Random House Audio ISBN-10: 3837128385
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Es handelt sich um einen Originalmitschnitt mit den Philharmonischen Cellisten Köln und dem Moderator Dieter Hildebrand aus dem Konzerthaus Berlin – von 2007. Wer das Datum vorher nicht gelesen hat, wird wohl erstaunt sein, denn von Dieter Hildebrand werden aktuellere Kabarettspitzen erwartet.
Vorsicht Klassik: Philharmonische Cellisten Köln
Die Philharmonischen Cellisten Köln unter der Leitung von Werner Thomas-Mifune spielen Zitate aus Originalwerken, für Celli bearbeitet. Pfiffig im wahrsten Sinne des Wortes streichen sie „Die lustigen Mistfinken“ von Paul Hindemith aus dem Zyklus Minimax – im Original für Streichquartett. Das Pfeifen und Tschilpen sorgt beim Publikum für Lacherfolge, wahrscheinlich auch begleitet von Mimik und Gestik der Musiker. Überhaupt scheint sich noch viel auf der Bühne abzuspielen, wie es spontane Lacher und Klatschen während der Darbietungen zeigen.
Vorsicht Klassik: Original Bildzeitung
Das Herzstück ist ein Musikdrama auf den Text eines Originalartikels aus der Bildzeitung. Dieter Hildebrand liest ihn vor, die Philharmonischen Cellisten Köln spielen dazu die passende Musik. „Frau liebte ihre Mäuse mehr als ihren Mann; da kam der mit dem Hammer“ lautet der Titel. Der Ehemann namens Peter Wolf wird eingeführt mit der Musik aus „Peter und der Wolf“. Als er nach einem Kneipenbesuch die kurvige Straße nach Hause radelt, begleitet ihn die Musik der Rheintöchter, wie sie im „Rheingold„ auf und abtauchen. Im Gegensatz zu Peter wird seine Gattin immer unzufriedener. Wenn sie ihn nicht geheiratet hätte, wäre sie heute eine Lady – mit einem Walzer aus dem „Rosenkavalier„. Sie verweigert sich ihm mit der Habanera aus „Carmen“. Wenn sie ungeduldig im Bett sitzt und auf den Tee wartet, erklingt „Tea for Two“. Statt dessen kommt er mit einem Hammer in Begleitung des Schmiedemotivs aus „Siegfried„. Die Auseinandersetzung der Eheleute endet tödlich mit „Lohengrin“, der auf seinem Schwan verschwindet.
Vorsicht Klassik: Vierzeiler als Zugabe
Dieter Hildebrand beendet die Veranstaltung mit der Zugabe eigener Gedichte in niederschlesisch aus dem Zyklus „Jahreszeiten“ Der Herbst „Wenn du glaubst, die Luft wird kälter und das Laub wird immer älter wenn du fühlst, du sterbst, dann ist Herbst“ Schade, man müsste dabei gewesen sein – die Stimmung ist bombig. Ähnlich war es wohl in den Konzerten von Gerald Hoffnung – vorbei …
Gleich online bestellen ->
Vorsicht, Klassik! von Dieter Hildebrandt (Autor, Sprecher), Werner Thomas-Mifune (Autor, Komponist), Audio-CD, Random House Audio, ISBN-10: 383712682X
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Entenblues: Erwin Düsedieker ist ein Spätzünder. Jahrelang lebte er mit seinen Eltern zusammen in der alten Wache, die sein Vater als Dorfpolizist betreute. Seine Eltern hielten nicht viel von ihm, und so passte sich Erwin ihren Erwartungen an.
Entenblues: Alle Leute im Dorf sahen in ihm einen Trottel.
Als erst der Vater und schließlich die Mutter gestorben waren, beginnt für Erwin mit Mitte 50 sein eigentliches Leben. Dank einer kleinen Behindertenrente kann er es genießen. Von den Leuten wird er nicht behelligt, denn er behält nach außen seine Gewohnheiten bei. Er stapft mit Vorliebe in Gummistiefeln durch die Felder – immer in Begleitung seiner beiden Enten Lothar und Lisbeth. Nach dem Tod seiner Mutter fängt Erwin an, Bücher zu lesen. Seine Bibliothek umfasst mittlerweile sowohl Klassiker wie Shakespeare und Goethe als auch Sachbücher und Romane. Erwin braucht etwas länger, bis sich die Wörter bei ihm einprägen. Hat er den Sinn einmal erfasst, bleibt der Inhalt des Buches wortwörtlich in seinem Hirn eingegraben. Dieses Gedächtnis ist eine große Stütze für Erwin. Er hat sogar schon einmal einen Kriminalfall gelöst. Das hat die Reporter auf den Plan gerufen, die allerhand Geschichten über ihn geschrieben haben, unter anderem, dass er sich die Beute unter den Nagel gerissen hat.
Entenblues: Erwin und seine Enten
Erwin möchte ganz in Ruhe leben, zusammen mit seinen beiden Enten, die er abgöttisch liebt und umgekehrt. Außerdem hegt er Zuneigung für die 70-jährige Lina, mit der er zusammen seinen zweiten Fall lösen wird. Mit im Bunde ist sein Freund Arno, der bald mit in die Sache verwickelt wird. Arno spießt einen Reporter auf, der ausgerechnet zu dem Zeitpunkt aus dem Dachfenster springt, als Arno sich unter dem Fenster aufbaut. Den angespitzten Pfahl hält er wie eine Hellebarde in der Hand, gerade als er anfangen will, einen Zaun um Erwins Gartenteich zu fabrizieren. In eben diesem Teich lag schon ein paar Tage vorher eine Leiche. Das brachte den investigativen Lokalreporter auf Abwege, die ihn schließlich auf den Dachboden trieben. Die Bäuerin Hildegard, die mit Arno zusammen ihren Hof bewirtschaftet, gehört ebenfalls zu den großen Hilfen in diesem Kriminalfall. Mit ihrem Trecker Baujahr 1950 kann sie querfeldein rasen und so manchem Fliehenden den Weg abschneiden.
Entenblues: Originelle Geschichte voller witziger Wendungen
Nicht nur die Geschichte ist ungewöhnlich, spannend, originell und voller witziger Wendungen. Einen großen Beitrag leistet Dietmar Bär als Vorleser. Er trifft genau den holsteinischen Dialekt, wenn „Anno“ mit „Ewwin“ diskutiert. Besonders gelungen sind die verschiedenen Charaktere, denen er jedem eine eigene Stimme verleiht. Thomas Krüger liebt seine Figuren. Sie leben in ihrem eigenen Kosmos. Erwin, Lina, Arno und Lisbeth sind so plastisch beschrieben, dass die Figuren vor dem geistigen Auge lebendig werden. Nicht nur die Persönlichkeiten werden genau ausgemalt, sondern auch die Dörfer Bramschebeck und Pogge, die durch die B61c, die von Pökenhagen nach Fechtelfeld führt, getrennt sind. In der CD-Hülle liegt ein genauer Plan, mit dem man Erwins Entenspaziergänge und Hildegards Wendemanöver genau verfolgen kann. Spannend, aber nicht reißerisch geschrieben. Vielleicht ist dieses Buch vergleichbar mit dem Roman “Vor dem Fest“, in dem Sasa Stanisic ein ganzes Dorf in der Uckermark mit all seinen Bewohnern auferstehen lässt.
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Im alemannischen Raum hat sie Tradition, die Fasnet. Die Hochburgen ziehen sich am Rhein entlang und walzen Richtung Osten über Schwarzwald und Schwäbische Alb.
Selbst da, wo die Fasent, Fasnacht, Fasnet, Fasching nicht zu den Traditionen gehört, wird sie dazu gemacht. Immer mehr Fasnachtsvereine bilden sich mit eigenen Ritualen.
Dieser schmucke Schrat mit wallender Haarpracht und Glockengürtel gehört zur Zunft der Klosterdeifi.
Junge Leute kreieren ihre eigene Tracht, die mit dem traditionellen Hääs (noch) nichts zu tun hat. In 100 Jahren wird man sich vielleicht fragen, wo man die Original-Anoraks, verspiegelte Brillen und Laufschuhe mit Streifen herbekommt.
Fasent ist ein Grund zum Feiern!
Die närrische Zeit beginnt mit einem Klassentreffen der Narrenzünfte, hier auf dem Marktplatz in Kirchheim unter Teck
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Tür auf Tür zu: Das Dreipersonenstück handelt von einer Frau Mitte Vierzig, die in einem geschlossenen Kreislauf lebt. Sie geht kurz vor die Tür und kommt nicht mehr hinein. Die Tür in Form eines Türstehers bleibt für sie geschlossen, siehe -> Tür auf Tür zu
Tür auf Tür zu: Sie kennt die Spielregeln nicht
In der Inszenierung von Benjamin Hille im Stuttgarter Renitenztheater ist es ein Ort, an dem jeder jeden kennt. Es sieht nach einer Stehparty aus, bei der sich Singles, Börsenmakler oder Wichtigtuer treffen, um über Gleichgesinnte herzufallen. Sie treffen sich und tratschen jeder über jeden. Einen tiefere Bindung kommt nicht zustande. Ausgerechnet dort will sie wieder hinein. Eine fixe Idee, die ihr ganzes Leben durcheinander bringen wird. Für die Zuschauer nicht ganz nachvollziehbar, denn so interessant kann es doch da drinnen nicht sein. Jetzt beginnt das Gesellschaftsspiel, das ER als Tür genießt, während SIE die Spielregeln nicht kennt. Die Tür (Michael Günther) führt ein Eigenleben als Zerberus mit durchaus mitfühlenden Zügen. Sein Blick wandert zwischen Anneliz (Schirin Brendel) und ihren Mitleidern über Konkurrenten bis Bessergestellten (Martin König) hin und her. Wenn es aber darum geht, die Tür geschlossen zu halten, ist er unbestechlich. Bei diesem Katz-und-Maus-Spiel behält die Tür immer die Oberhand.
Tür auf Tür zu: Kaum Requisiten, aber sehr anschaulich
Martin König mimt sämtliche Figuren, die mit Anneliz Kontakt haben. Sowohl die „Vergiss-es!“, als auch die Bestätigenden, denen es ähnlich geht wie ihr. Er fühlt sich gelangweilt, bricht weinend zusammen, verbreitet Zuversicht, während er von seinem unbezahltem Traumjob erzählt. Sie brauchen nicht viele Requisiten. Veranschaulicht wird die frostige Zeit durch Zittern und vor Kälte frösteln. Regen stellt Michael Günther mit Trommeln der Finger auf einem Holzkasten dar. Mit Papier rascheln simuliert er ein Feuer, an dem sich die Beiden mühsam wärmen. Panik: Licht geht fast aus. Hintergrund orange erleuchtet. Drei Personen werden ungesund grün angestrahlt. Sie babbeln durcheinander. Anneliz redet sich ein, unentbehrlich zu sein. Martin König als Alter Ego behauptet genau das Gegenteil. Rechnet ihr alle Defizite vor. Stereotyp Michael Günther: „Tür zu! Tür zu! Tür zu!“ Sie wird atemloser. Es knallt. Das Licht geht an. Die Panikattacke ist mit einem Schlag vorbei.
Aktiv und voller Tatendrang unternimmt Anneliz Rückkehrversuche.
Sie schafft es, die lebendige Tür vom Sockel zu heben und in die Ecke zu stellen. Rein kommt sie dadurch nicht, denn die Tür ist zu. Michael Günter lebt sein komisches Talent mit vollem Körpereinsatz aus. Seine Figur gleicht einem Fragezeichen, das schnell zu einem Ausrufezeichen, Komma oder Punkt werden kann. Ertönt aus dem Off Geigenmusik, mimt er hingebungsvoll einen Stehgeiger. Von seinen Grimassen lenkt nichts ab – nicht einmal eine Frisur. Anneliz‘ Handgreiflichkeiten nützen nichts. Ein Kinnhaken, der 2 cm vor dem Kinn endet, beantwortet er mit fallendem Unterkiefer und/oder einem Hänger über dem Sockel. Die Tür bleibt zu. Ebenso hilft kein Arschkriechen, das Michael Günther voller Vorfreude mit herunter gelassener Hose erwartet, den Allerwertesten dem Publikum zudrehend. Genau so begeistert ihn der Stripteasetanz, den er mit seiner schlaksigen Figur aktiv mitgestaltet. Im letzten Augenblick besinnt er sich.
„Die Tür ist zu!“
Anneliz ist genervt, nur genervt. Sie schafft es nicht, außerhalb dieser Gesellschaft Fuß zu fassen, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Immer wieder unternimmt sie Versuche, ausgerechnet durch diese Tür hinein zu gehen. Verbohrt auf dieses immer fernere Ziel schauend, wird sie depressiv und pomadig, bis sie am Schluss nur noch mit Tagträumen im Bett liegt, um mit allen abzurechnen, die sie erniedrigten. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann …
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Ich gebe zu, es war leicht – zumindest für diejenigen, die im Süden der Republik wohnen. Mit Schamm(erl) bringen die Norddeutschen keinen Pfifferling in Verbindung. Wie sie aus dem Boden schießen, ist im Norden und im Süden gleich.
Auflösung für das 3. Rätsel für UmdieEckeDenker: Pilze
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