Schlagwort: Richard Wagner

  • ♫ Tristan und Isolde in Bayreuth 2009 – 2012: erst öde, dann Kult

    ♫ Tristan und Isolde in Bayreuth 2009 – 2012: erst öde, dann Kult

    Die Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler –  Bayreuther Festspiele  2005 bis 2012

     

    Bayreutherc616476b3b614824bd4e3f931d4a735e Festspiele 2009 – 4 Jahre nach der Premiere | Sänger, Dirigent, Orchester auf höchstem Niveau

    Inszenierung für reine „Ohrenmenschen“

    Sekundenschlaf - Tristan und Isolde
    Tristan und Isolde: Bayreuther Festspielhaus im Sekundenschlaf

    Der Lichtdesigner scheint ein Energiesparer zu sein. Die Bühne schummert die meiste Zeit im Neonröhrenlicht vor sich hin. Selten stehen die Sänger in vollem Scheinwerferlicht. Das ist schlecht für die Augen, aber gut für die Umwelt und den Sekundenschlaf. Es macht sich an den plötzlich hochschreckenden Köpfen quer durch die Reihen bemerkbar.
    Ohrenmenschen haben es gut. Sie schließen einfach die Augen und müssen nicht auf die ermüdende Inszenierung von „Tristan und Isolde“ schauen.

    Tristan und Isolde – Festspielorchester und Sänger

    Dafür genießen sie in vollen Zügen den stimmigen Klang des Bayreuther Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider, und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt (die auch darstellerisches Talent zeigt), Clemens Bieber und Martin Snell.
    Sämtliche Sänger  kümmern sich kaum um ihre Mitstreiter auf der Bühne, sondern singen nach vorn, ihren Zuhörern entgegen. Auch König Marke singt seinen Ärger grollend ins Publikum. Robert Holls klangvoller Bass nimmt den ganzen Zuschauerraum ein. Robert Holl singt nicht nur melodiös und wohlklingend, sondern auch gut artikuliert. Seine Worte sind bis in die neunundzwanzigste Reihe zu verstehen.

    Sänger als Darsteller  

    Eine weitere Ausnahme bildet Michelle Breedt als Brangäne. Als einzige entwickelt sie darstellerische Fähigkeiten. Sie mahnt zum Aufbruch, zieht Isolde (Irene Theorin) die Handschuhe an, indem sie sich mit dem Rücken vor sie stellt, ihre schlaffe Hand von hinten schnappt und den Handschuh aufzieht. Mit ihr zusammen wird Isolde spielfreudiger. Jedoch harmoniert ihr virtuoser Sopran hervorragend mit Tristans (Robert Dean Smith) voluminöser Tenorstimme.
    Während der Schlussszene im 2. Akt, in der sich König Marke über Tristans Untreue beklagt, stehen Brangäne, Isolde, Marke, Tristan, Melot im Raum verteilt herum, ohne ersichtlich miteinander zu agieren. Es sieht fast so aus, als hätten sie keine Lust mehr.

    Optisch unergiebig, dafür ein musikalischer Glanzpunkt. (Wenn mir jetzt jemand erzählen will, dass das vom Regisseur  Christoph Marthaler so gewollt war, dann schrei’ ich!)

    Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock

    Bühnenbild und Kostüme der Oper “Tristan und Isolde” von Richard WagnerBayreuther Festspiele  2005 bis 2011

    …wie immer bei Anna Viebrock – trist, trister, Tristesse.

    Ein großer Raum, fast ein Saal, vielleicht in einem schottischen Castle. Das Steuerrad deutet eher auf einen gediegenen Luxusdampfer hin. Zwischen braunen Wänden in typischer Nussbaumfurnier-Verkleidung stehen Tische mit Wirtshausstühlen herum, anscheinend nur, um immer wieder von Isolde umgestoßen und von Brangäne aufgehoben zu werden.

    Neben den Klappstühlen glucken einzelne Ohrensessel, die aussehen wie schon-öfters-bezogen-und-schon-wieder-fällig-zum-Beziehen. Natürlich mit dem Möbelstoff, wie er vor vierzig Jahren topaktuell war. Kein Wunder, denn die Bühnenbildnerin Anna Viebrock ist in dieser Zeit stehen geblieben. Sie bewegt sich weder vorwärts noch rückwärts.

    Das gilt auch für die Kostüme.

    Anna Viebrock scheint aus dieser Zeit ein Heft mit Burda-Schnitten zu besitzen, aus dem sie sämtliche Bühnenkleidung fertigt. Im ersten Akt, auf der Schiffsüberfahrt, sind es für Isolde und Brangäne „Kaminkleider“, die damals groß in Mode waren. Normalerweise endeten die Röcke unter dem Knie. Kaminkleider dagegen waren lang, aber nicht so elegant wie Abendkleider, sondern eher aus Wolle oder einem warmen Stoff, in den man sich einkuscheln konnte. Kurvenal hüllt sich in einen Schottenrock, ebenso wie Brangäne. Ihr Rock ist lang, sein Rock dagegen kurz.
    Im „Garten“ trägt Isolde (Irene Theorin) ein gelbes Kostüm mit einer großen Schleife unter der Brust – ganz Dame. Brangäne (Michelle Breedt) kleidet eine blaugrüne Jacke und Faltenrock – Zeichen für die gut angezogene Sekretärin. Tristan (Robert Dean Smith) tritt auf in der blauer Jacke seines Yachtclubs, mit passendem Abzeichen an der Brusttasche.

    Stereotype Ausstattung – Einheitsinterieur

    Während andere Bühnen- und Kostümbildner ihre Fantasie ankurbeln, sich durch Opernstoffe, Musik oder Schauplätze anregen lassen, stülpt Anna Viebrock ihre Schlimmer-Wohnen-Vision über jede Handlung, egal in welchem Jahrhundert, Jahrtausend, Land oder Milieu die Oper spielt. Dieses Einheitsinterieur hat zu allem zu passen.
    Ein Beispiel dafür, wie weit es jemand mit sparsamer Fantasie und einfallsarmen Wiederholungen bringen kann.

    Tristan und IsoldeBayreuther Festspiele

    Musikalische Leitung Peter Schneider
    Regie Christoph Marthaler
    Szenische Leitung der Wiederaufnahme Anna-Sophie Mahler
    Bühnenbild Anna Viebrock
    Kostüme Anna Viebrock
    Chorleitung Eberhard Friedrich
    Dramaturgie Malte Ubenauf

    Besetzung 2009
    Tristan Robert Dean Smith
    Marke Robert Holl
    Isolde Irene Theorin
    Kurwenal Jukka Rasilainen
    Melot Ralf Lukas
    Brangäne Michelle Breedt
    Junger Seemann Clemens Bieber
    Ein Hirt Arnold Bezuyen
    Ein Steuermann Martin Snell

    Direkt-Übertragung der Oper Tristan und Isolde aus dem Bayreuther Festspielhaus 2010.

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    In vollen Zügen genießen 30.000 Zuschauer den stimmigen Klang des Festspielorchesters unter der Leitung von Peter Schneider und die wohlklingenden Stimmen von Robert Dean Smith, Robert Holl, Irene Theorin, Jukka Rasilainen, Ralf Lukas, Michelle Breedt, Clemens Bieber und Martin Snell. … siehe ♫ Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle

    Tristan und Isolde in Bayreuth 2011 was ist neu?

    Was hat sich in dieser Oper in den letzten Jahren geändert? Nix & Nuscht! Das Erfreuliche daran bleibt erhalten. Das hohe musikalische Bayreuth-Niveau der Sänger ist gleich geblieben. Ebenso das Festspielorchester unter der Leitung von Peter Schneider.
    Die Interaktion der Sänger untereinander ist gleich geblieben. Siehe-> Tristan und Isolde als öffentliche Oper für alle

    Wie zum Beispiel Robert Dean Smith mit voller Stimme und der Beweglichkeit eines Oratoriensängers. Einmal hebt er den rechten Arm, nach langer Pause den linken Arm. Im Liebesduett steht er an der Rampe, ohne auch nur eine Blick auf seine geliebte und entbehrte Isolde (Irene Theorin) zu werfen. Nebeneinander ins Publikum blickend sitzen sie auf den Designerhockern im Garten, den Anna Viehbrock als leeren Raum – bis auf besagte Designerhocker – gestaltet hat.
    Kostüme und Bühnenbild sind gleich geblieben. Wahrscheinlich aus der Erkenntnis heraus, dass es hier nichts zu verbessern gibt. Siehe  -> Tristan und Isolde: Nussbaumfurnier und Faltenrock
    Eines brachte mich zum Grübeln. Warum stieren alle Sänger und die paar Statisten so ausgiebig die Wände an? Warum schleichen sie tastend an den Mauern entlang? Begutachten sie das Wachstum der Schimmelpilze, die den Zuschauern ab der dritten Reihe verborgen bleiben? Hat es etwa einen tieferen Sinn? Wie die Rüstung aus Filz in Schlingensiefs Parsifal, die an Beuys erinnern soll? Folgen diese Bewegungen den Strukturen des Mauerputzes? Ein typisches Verhalten von Autisten – die Rücken zum Publikum sprechen dafür.
    Siehe -> Der Hungerkünstler von Georg Elterlein
    Um das herauszufinden, werden Festspielbesucher in den kommenden Jahren noch Gelegenheit haben. Es hat nichts damit zu tun, dass die Inszenierung so gut angenommen wurde und deshalb immer wieder gewünscht wird. Der Grund ist weitaus pragmatischer. In den nächsten Jahren spielen Opern mit großer Chorbesetzung – Tannhäuser, Parsifal, Holländer und 2013 eine Neuinszenierung des Ringes. Die Chorsänger brauchen dazwischen ihre Ruhezeiten – deshalb Tristan und Isolde.
    Also …dem hervorragenden Festspielchor zuliebe.


    Tristan und Isolde
    , Oper mit Musik und Libretto von Richard Wagner
    Aufführung der 100. Bayreuther Festspiele 2011

    Besetzung 2011:
    Tristan – Robert Dean Smith
    Marke – Robert Holl
    Isolde – Iréne Theorin
    Kurwenal – Jukka Rasilainen
    Melot – Ralf Lukas
    Brangäne – Michelle Breedt
    Junger Seemann – Clemens Bieber
    Ein Hirt – Arnold Bezuyen
    Ein Steuermann – Martin Snell

    Tristan und Isolde in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 26. August

    Als gutes Stimmungsbarometer für eine Vorstellung entpuppen sich  Pausengespräche;  das gilt nicht nur die aktiven, sondern auch die passiven – mittels langer Ohren.

    Fazit: Diese Inszenierung ist Kult!!!
    Gelobt werden die „minimalistische Ausstattung“, „… endlich sind die Sänger gut zu hören“, „… müssen keinen Sport auf der Bühne treiben“, „… mit dieser Ausstattung geht es nur in eine Richtung, nämlich bergab“, „… deutlicher kann nicht gezeigt werden, dass Isolde als Königin ausgebootet ist“ …
    Mit anderen Worten: Die Oper Tristan und Isolde mutierte im verflixten 7. Jahr zur Kult-Inszenierung der Intellektuellen.

    Auch 2012 ist in dieser Inszenierung alles beim Alten, nämlich ->trist –> trister —>Tristan

    Die Beleuchtung ist nach wie vor zu dunkel, wie die einnickenden und aufschreckenden Köpfe rings herum beweisen.
    Michelle Breed singt und spielt wieder die lebenspraktische Brangäne. Mit ihrem Spiel bringt sie etwas Leben in die extrem statische Inszenierung. Sie verteidigt ihre Herrin gegen den spottenden Kurneval, sie hört Isolde zu und beruhigt sie. Sie räumt den Salon auf, kleidet Isolde ein, die nach ihrem Liebestrank nur apathisch lächelnd daneben steht.

    Langsam begreife ich diese entschleunigte Inszenierung. Tristan und Isolde stehen unter Drogen – sie sind vollgetankt, nicht fähig, etwas füreinander zu empfinden. Also müssen sie sich auch nicht anschauen. Warum bin ich nicht ein paar Jahre früher drauf gekommen?

    Ansonsten gilt 2012 gilt das Gleiche wie 2011:

    Mein Fazit zur Oper “Tristan und Isolde” von Richard Wagner in der Inszenierung von Christoph Marthaler – Bayreuther Festspiele 2005 bis 2012:

    Selten so gelangweilt!

    Tristan und Isolde:

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  • ♫ „Rheingold“ in Bayreuth 2009:  Blaue Kiesel, rote Rheintöchter, weiße Götter

    ♫ „Rheingold“ in Bayreuth 2009: Blaue Kiesel, rote Rheintöchter, weiße Götter

    Bayreuther Festspiele 2009: „Das Rheingold“  von Richard4707e678547944c0bd4c425a93f23bc2 Wagner

    w.07.festspielhaus.bayreuthFrank Philipp Schlößmann gestaltet das Bühnenbild, Bernd Ernst Skodzig die Kostüme aller vier Ringopern – Rheingold, Walküre, Siegfried, Götterdämmerung.

    Erste Szene – Rheintöchter
    Der Rhein beginnt weit hinten auf der Bühne, erweitert sich und reicht vorn bis zur Rampe. Dunkelblaue Kieselbrocken liegen auf dem Boden, oben spiegelt sich die Wasseroberfläche. Schwimmerinnen tauchen auf und ab. Auf den Kieseln reflektiert das Wasser der Oberfläche – wirkt lebendig.

    (mehr …)

  • ♫ Gold für Rheingold – Bayreuther Festspiele 2009

    ♫ Gold für Rheingold – Bayreuther Festspiele 2009

    Würde ich Medaillen verteilen, bekäme das Bühnenbild – erste Szene im Rheingold – von Frank Philipp4707e678547944c0bd4c425a93f23bc2 Schlößmann eine Goldmedaille.
    Eine weitere geht an Bernd Ernst Skodzig für die fantasievollen Kostüme. Jeder Person hat er ein Kostüm zugedacht, das sie und ihre Rolle im Stück sofort identifiziert.
    w.12.festspielhaus.bayreuthDie nächste Goldmedaille geht an die Darsteller dieser Oper, die sowohl als Sänger als auch als Schauspieler brillieren.
    Das gilt für den Sirenengesang der wellen-schlagenden Rheintöchter (Christiane Kohl, Ulrike Helzel und Simone Schröder) genau so wie für die Erdmolche Alberich (Andrew Shore) und Mime (Wolfgang Schmidt).
    Die ängstliche Freia (Edith Haller) verkriecht sich, macht sich in den Ecken klein, wenn die Riesen Fasolt (Kwangchul Youn) und Fafner (Ain Anger) drohen, sie als Pfand zu nehmen.  Bei der Übergabe des Schatzes schreitet Fricka (Michelle Breedt), die Herrscherin, neben der am Boden liegenden Freia auf und ab. Gebieterisch gibt sie Order, wohin die Goldgewebe gelegt werden sollen.
    Äußerst lebendig gestaltet sich die Diskussion der Götter mit Wotans Bassbariton (Albert Dohmen), Donners Bass (Ralf Lukas) und Frohs Tenor (Clemens Bieber), rührend ihre Ratlosigkeit, nachdem die Riesen mit Freia abgezogen sind, ihre Schwäche nach dem Verlust der lebenspendenden Äpfel.
    Zurück bleibt am Schluss ein nachdenklicher Loge (Arnold Bezuyen), während die übrigen Götter steil nach oben steigen.
    Sowohl darstellerisch als auch stimmlich sind die Sänger/Schauspieler auf der Höhe; bieten Bestleistungen.

    Die beiden Regisseure Tankred Dorst und Ursula Ehler haben sich ihre Goldmedaille hart erarbeitet. Wenn ich diese Oper in den letzten drei Jahren vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen lasse, wurden von Jahr zu Jahr neue Details herausgearbeitet.
    Die Sänger waren von Anfang an voll bei Stimme, die schauspielerischen Leistungen steigerten sich mit jeder Spielzeit.
    Unkonventionell die Idee, Vergangenheit und Gegenwart parallel ablaufen zu lassen. Die Götterburg gleicht einer Burgzinne, die ein Tourist ausgiebig fotografiert. Nibelheim versteckt sich sogar hinter einer Industrieanlage, auf der ein Techniker seinen Kontrollgang macht, ohne dass er und die Götter sich gegenseitig bemerken.

    Last, but not least, gebührt eine Goldmedaille – für den musikalischen Hochgenuss – dem Bayreuther Festspielorchester mit ihrem Dirigenten Christian Thielemann, der diese Musik genau erarbeitet und umgesetzt hat.
    Ein Gesamtkunstwerk, wie es sich Richard Wagner gewünscht hat.


    Inhalt / Handlung: Rheingold von Richard Wagner
    Gold für Rheingold – Bayreuther Festspiele 2009
    „Rheingold“ in Bayreuth 2009: Blaue Kiesel, rote Rheintöchter, weiße Götter
    Rheingold in Bayreuth 2010 – Was ist neu?
    Bayreuther Festspiele 2013: “Rheingold” – Die Drei von der Tankstelle


    Rheingold bei den Bayreuther Festspielen 2009
    Musik und Libretto Richard Wagner
    Besetzung bei den Richard-Wagner-Festspielen 2009
    Musikalische Leitung: Christian Thielemann
    Regie: Tankred Dorst und Ursula Ehler
    Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann
    Kostüme: Bernd Ernst Skodzig
    Dramaturgie: Norbert Abels

    Wotan: Albert Dohmen
    Donner: Ralf Lukas
    Froh: Clemens Bieber
    Loge: Arnold Bezuyen
    Fasolt: Kwangchul Youn
    Fafner: Ain Anger
    Alberich: Andrew Shore
    Mime: Wolfgang Schmidt
    Fricka: Michelle Breedt
    Freia: Edith Haller
    Erda: Christa Mayer, Mihoko Fujimura (27.7)
    Woglinde: Christiane Kohl
    Wellgunde: Ulrike Helzel
    Floßhilde: Simone Schröder

    Werkstatt Bayreuth:

    In der von Wolfgang Wagner eingeführten “Werkstatt Bayreuth” nutzen die meisten Regisseure, so auch Tankred Dorst und Ursula Ehler,  die folgenden Spielzeiten, um ihre Inszenierung weiter zu entwickeln. Wie ändert sich in diesem “Rheingold” die Inszenierung und die beachtenswerte Ausstattung von Bühne und Kostümen von 2009  bis zum Ende 2010?

    Rheingold:

  • ♫ Parsifal in Bayreuth 2009 im Matrosen-Anzügle – Klingsor in Strapsen – Kundry im Umziehstress

    ♫ Parsifal in Bayreuth 2009 im Matrosen-Anzügle – Klingsor in Strapsen – Kundry im Umziehstress

    Einzigartige Kostüme von Gesine5a257128a5c843e79e3ce81d6569087b Völlm – imponierendes Bühnenbild von Heike Scheele im „Parsifal“ der Bayreuther Festspiele 2009

    Unschwer ist im ersten Akt das Bühnenbild von Heike Scheele als Villa Wahnfried zu erkennen, vom Park aus gesehen.
    Wohl jeder Festspielbesucher kennt das Wohnhaus (heute Museum) des Komponisten Richard Wagner, sowie den Blick von seinem Grab auf das Haus. Dieses Grab wandelt sich zum Bett, zum Brunnen, dann zum Plenarsaal…
    w.022festspielhausDie Menschenmassen, die Haus und Garten bevölkern, zeigen sich individuell gekleidet wie in der Entstehungszeit des Parsifal, also 1880. Damen der besseren Gesellschaft mit großen Hüten, Herren im Frack und Zylinder, Kinder in Matrosenanzügen. Gemeinsam sind allen die Flügel, die sie auf dem Rücken tragen. Unklar ist, ob es Engelsflügel sind und damit auf die Ewigkeit anspielen (trief), oder ob es Vogelflügel sind, besser gesagt, Schwanenflügel. Das hätte dann einen direkten Bezug zum Parsifal, wie ihn Richard Wagner schrieb.

     

    Klingsor (Thomas Jesatko), der hässliche Böse, erweist sich als Meisterstück der Kostümbildnerin Gesine Völlm. Oben herum ganz Gentleman in Frack, Zylinder und weißem Hemd, ein Bein kokett nach vorn gestreckt. Dieses Bein steckt in einem schwarzen Netzstrumpf mit Strapsen. Einen glühenden Speer in der Hand haltend, wirbelt zu seinen Füßen ein blutrotes Tuch wie Feuer und Flammen auf heißen Kohlen.
    cover.8ung.wagnerKundry (Mihoko Fujimura) erscheint im langen, roten Kleid, danach mit Frack und Zylinder als Lebemann, dann weißgewandet mit langem, roten Haar, um nur einige Umwandlungen zu nennen.
    Für mich gehören die Blumenmädchen (Julia Borchert, Martina Rüping, Carola Guber, Christiane Kohl, Jutta Maria Böhnert, Ulrike Helzel, Simone Schröder) mit zu den schönsten, die ich je in dieser Oper gesehen habe. Sie tragen Kostüme der Revuegirls in den Wilden Zwanzigern, mit Federboa auf dem Kopf, Pfauenfedern an den Schultern, Straußenfedern ums Hinterteil. Ein Schmetterling mit Riesenflügeln sowie ein buntes Stacheltier buhlen um Parsifal – nicht zu vergessen die schmucken Krankenschwestern.
    …dass Parsifal bei denen nicht schwach wurde.

    Das Lichtdesign hat sich gegenüber dem Vorjahr schon verbessert, könnte aber gern noch ein paar Grad dezenter werden, wenn die knalligen Discofarben sich – besonders im ersten Akt – den zarten Kostümfarben anpassen.  Siehe -> Parsifal und seine (auf)reizenden Blumenmädchen

     

    Inhalt / Handlung: Parsifal – Oper von Richard Wagner
    Parsifal in Bayreuth 2009 – Zeitenfahrt von der Villa Wahnfried zum Plenarsaal des Deutschen Bundestages
    Parsifal in Bayreuth 2009 im Matrosen-Anzügle – Klingsor in Strapsen – Kundry im Umziehstress
    Parsifal in Bayreuth 2010 – was ist neu?
    Blumenmädchen im Parsifal – Bayreuther Festspiele
    Parsifal in Bayreuth 2011 – Was ist neu?
    Parsifal in Bayreuth 2012 – allerletzte Vorstellung am 28. August
    Parsifal in Bayreuth – Schlingensief, Beuys und der Filz
    Parsifal – die Oper mit den Dehnungsfugen

     

    Parsifal” von Richard WagnerBayreuther Festspiele 2009

    Musikalische Leitung Daniele Gatti
    Regie Stefan Herheim
    Bühnenbild Heike Scheele
    Kostüme Gesine Völlm
    Dramaturgie Alexander Meier-Dörzenbach
    Video Momme Hinrichs, Torge Møller
    Chorleitung Eberhard Friedrich

    Besetzung
    Amfortas Detlef Roth
    Titurel Diógenes Randes
    Gurnemanz Kwangchul Youn
    Parsifal Christopher Ventris
    Klingsor Thomas Jesatko
    Kundry Mihoko Fujimura
    1. Gralsritter Arnold Bezuyen
    2. Gralsritter Friedemann Röhlig
    1. Knappe Julia Borchert
    2. Knappe Ulrike Helzel
    3. Knappe Clemens Bieber
    4. Knappe Timothy Oliver
    1. Soloblume Julia Borchert
    2. Soloblume Martina Rüping
    3. Soloblume Carola Guber
    4. Soloblume Christiane Kohl
    5. Soloblume Jutta Maria Böhnert
    6. Soloblume Ulrike Helzel
    Altsolo Simone Schröder

    Parsifal oder Parzival:
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  • ♫ Oper Stuttgart: Siegfried – frisch verliebt

    ♫ Oper Stuttgart: Siegfried – frisch verliebt

    Oper Stuttgart – Siegfried:  In der Wiederaufnahme der Siegfried-Inszenierung singen Attila Jun und Heinz Göhrig – neben vielen neuen Sängern – ihre gleichen Rollen wie vor 15 Jahren, siehe : ♫ Inhalt / Handlung: Siegfried – Oper von Richard Wagner

    Oper Stuttgart – Siegfried

    Fotos: A.T. Schaefer, 27610_004_siegfried_hpo_14_94__c_a_t_schaeferHeinz Göhrigs Stimme ist gegenüber früher dunkler geworden. Als Mime ist und bleibt er unschlagbar. Der Sänger-Schauspieler verkörpert Siegfrieds widerwilligen Ziehvater Mime, der genau so viel Ekel vor Siegfried empfindet wie umgekehrt. Beide brauchen einander noch für eine bestimmte Zeit und sind fest entschlossen, so lange durchzuhalten. Mime erhofft sich durch Siegfried den Zugang zum Ring und damit die Weltherrschaft – oder zumindest den Sieg über seinen Bruder Alberich. Pflichtbewusst bekocht Mime Siegfried. Köstlich, wie er den Tütenpudding zubereitet, nachdem er vorher genau die Gebrauchsanleitung studiert hat. Erwartungsgemäß reagiert Siegfried darauf mit pubertierender Kraftmeierei. Siegfried bedrängt Mime mit Fragen nach seiner Herkunft, besonders nach seiner Mutter. Dem mit einer jugendlichen Tenorstimme ausgestatteten Daniel Brenna nimmt man den hyperaktiv agierenden Siegfried glaubhaft ab.
    Fotos: A.T. Schaefer, 27675_011_siegfried_hpo_14_446__c_a_t_schaeferFafner (Attila Jun) residiert in einem Bunker hinter einem mannshohen Drahtzaun, der vereinzelt Löcher aufweist. Oben verhindert Stacheldraht ein Drüberklettern. Blechern erklingt Fafners Stimme „Wer stört mir den Schlaf?“ per Lautsprecher aus der Tiefe. Nach seinem Tod muss Fafner noch eine Weile im Stacheldrahtzaun kleben bleiben. Spätestens beim Waldvögelchen (Yuko Kakuta) als blindem Albino, wünscht man sich eine attraktivere Ausstattung.
    Renée Morlic als Erda mit sehr, sehr tiefer Altstimme versöhnt mit dem unpassenden Bühnenbild (Anna Viehbrock), das an die Aufzuchtsräume „Lebensborn“ im Dritten Reich erinnert. Dem zeugungsfreudigen Wotan noch nachträglich einen praktischen Sinn anzudichten ist wirklich zu viel der Ehre. Die mit Erda gezeugten Walküren sind doch wohl eher ein Nebenprodukt seiner ungesteuerten Triebe als gezielte Kriegerinnenproduktion.
    Fotos: A.T. Schaefer, 27616_006_siegfried_hpo_14_27__c_a_t_schaefer Markus Marquardt als Wanderer steht zuerst über den Dingen, wandelt sich dann darstellerisch vom Sieger zum Verlierer. Mit seiner machtvollen Stimme übertönt er das Orchester im offenen Graben. Rastlos besucht er Mime, dem er überlegen ist. Mit Erda hat er schon mehr Probleme. Im Sängerzweikampf gewinnt Alberich fast die Überhand. Bei seinem Enkel Siegfried erleidet er ein Desaster, denn der zerbricht seinen Speer.
    Michael Ebbecke zeigt sich wieder einmal sehr wandlungsfähig. Hervorragend stellt er den verschlagenen, zu latenter Gewalt neigenden Alberich dar. Das gilt sowohl für seine Stimme als auch für seine Darstellung.
    Fotos: A.T. Schaefer, 27649_015_siegfried_hpo_14_807__c_a_t_schaeferBrünnhilde (Christiane Libor) begeistert mit ihrer frischen, lebensfrohen Stimme. Anscheinend hat sie sich im Feuerreif gut ausgeruht. Kaum ist sie im spießigen Schleiflackschlafzimmer im Bielefelder-Barock-Stil aufgewacht, fühlt sie sich wie Zuhause. Siegfrieds Schwert und Tarnkappe räumt sie flugs in die Nachttischschublade; aus der Schrankwand holt sie ein zweites Kissen. Das Brünnhilde-Siegfried-Liebesduett – ansonsten bekannt als optisch genügsam – gestalten beide kurzweilig. Siegfried ist derart eingeschüchtert von dem ihm unbekannten Wesen „Frau“, dass er nicht wagt, sich Brünnhilde auf männlich-draufgängerische Weise zu nähern – im Gegenteil. Anfangs versteckt er sich im Schrank, aus dem er vorsichtig herauslugt, immer bereit, sofort wieder hineinzuschlüpfen. Zwar lockt Brünnhilde ihn aufs Bett, aber so ganz geheuer ist es ihm noch nicht, denn er weiß nicht so recht, was er da soll. Um ihm die Grenzen aufzuzeigen, hält sie ihn mit einer Haarspraydose auf Distanz.

    Oper Stuttgart – Siegfried: Deutliche Aussprache, textverständlich gesungen, kennzeichnen diese Aufführung.

    Als Ergänzung tragen die Übertitel angenehm zur Verständigung bei. Jossi Wieler und Sergio Morabito inszenierten diese Oper 1999. Auch mit den neuen Sängern hat sie ihren Charme behalten. Besonders die Stiefvater/Stiefsohn-Beziehung im ersten Akt und die verliebte Leichtigkeit im dritten Akt.

    Oper Stuttgart: Siegfried von Richard Wagner

    Besetzung am Freitag, 18.04.2014, 16:00 Uhr
    Musikalische Leitung: Marc Soustrot, Regie und Dramaturgie: Jossi Wieler, Sergio Morabito, Bühne und Kostüme: Anna Viebrock, Licht: Dieter Billino

    Siegfried: Daniel Brenna, Mime: Heinz Göhrig, Der Wanderer: Markus Marquardt, Alberich: Michael Ebbecke, Fafner: Attila Jun, Stimme eines Waldvogels: Yuko Kakuta, Erda: Renée Morloc, Brünnhilde: Christiane Libor, Mit: Staatsorchester Stuttgart

    Fotos: A.T. Schaefer

    Siegfried:
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  • ✍ Klassik-Buchtipp: Götterdämmerung – Roman von Élémir Bourges

    ✍ Klassik-Buchtipp: Götterdämmerung – Roman von Élémir Bourges

    Goetterdaemmerung von Elemir BourgesAngeregt durch die Oper „Götterdämmerung“ von Richard Wagner schreibt Élémir Bourges einen Roman über die armen Reichen, die vom Unglück nur so verfolgt werden. Zwar horten sie unüberschaubare Schätze, aber ihr Lebensweg kennt nur eine Richtung – kreiselnd bergab!

    Die Handlung spielt am Ende des 19. Jahrhunderts in Paris, wohin der Herzog von Blankenburg fliehen muss. Sein Herzogtum wird von den Preußen eingenommen. Glücklicherweise hat er vorgesorgt. Seine Schatzkammer ließ er in Hunderte von Kisten packen und in einem Tross von Kutschen auf den Weg bringen. Ihm und seinen fünf Kindern – alle von unterschiedlichen Frauen, die weiter nicht in Erscheinung treten – bleibt das nackte Leben und eben dieser unendliche Reichtum an Gold und Edelsteinen.

    Er lässt ein Palais ausbauen, bei dem er vor lauter Langeweile jeden Bauabschnitt selbst überwacht und an allem etwas auszusetzen hat. Verbesserungen ordnet er nach seinem Schönheitssinn, der sich durch einen Mangel an gutem Geschmack auszeichnet. Damit kann er den ästhetischen Parisern nicht so imponieren, wie er es gern hätte.

    Mit der neuen Bleibe dezimiert sich die Schatzkammer weder an Ausmaßen noch an Wert. Der Herzog selbst hat kein Verhältnis zum Reichtum. Seine Besucher führt er gern durch seine Schatzkammern, ohne zu bemerken, dass er damit Neid und begehrliche Wünsche weckt. Bald ist er von Intriganten umgeben, die es alle auf sein Geld abgesehen haben und versuchen, sich gegenseitig auszuschalten.

    Aber auch privat meidet ihn das Glück. Keine Frau hält es mit ihm aus. Sie nehmen die Schätze mit und lassen ihm dafür ein Kind da. Die jüngste und klügste Tochter stirbt noch im Kindesalter. Zwei weitere Kinder entbrennen in inzestuöser Liebe – woraufhin eines den Freitod wählt. Sein Lieblingssohn ist wegen seiner sadistischen Ausbrüche in ganz Paris gefürchtet. Der letzte Sohn fällt auf den Trick einer italienischen Sippe herein. Er muss ein Mädchen heiraten, mit allen (finanziellen) Pflichten, die sich danach für sie und die Brautfamilie ergeben.

    Geschrieben sind die einzelnen Kapitel wie in einem Fortsetzungsroman. Hätte es damals die Seifenopern im Vorabendprogramm schon gegeben, wäre Élémir Bourges der absolute Star dieses Genres. In jedem Kapitel passiert vieles, was für die Hauptpersonen in der Regel am Ende schlimm ausgeht. Oder sie planen eine Intrige, die nicht einschlägt wie gewünscht und vorhergesehen. Der Leserin bleibt am Ende eines Kapitels jeweils die Gewissheit – es kommt noch viiiel schlimmer.

    Götterdämmerung: Roman von Elémir Bourges | Manesse Verlag (25. März 2013) |    EUR 24,95

    Götterdämmerung:
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  • ☛ Ballettküken und Mini/Maxigeiger auf dem Bayreuther Bürgerfest

    ☛ Ballettküken und Mini/Maxigeiger auf dem Bayreuther Bürgerfest

    Ballettküken: Bei Vorführungen von Kindern 6e0ad3fdf2d34e01850abfbd7e7d82e7strömen Geschwister, Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten, Neffen, Nichten und sämtliche Nachbarn zu den Veranstaltungen. Mit Tränen der Rührung in den Augen bewundern sie die künstlerischen Leistungen ihrer Lieben.

    Ballettkücken zeigen ihr Können.

    Ballettküken  auf dem Bayreuther Bürgerfest

    Manchmal vergnügen sich aber auch zufällig vorbei gekommene Zuschauer an den Darbietungen, wenn die von professionellen Kulturschaffenden geleitet werden. So geschehen auf dem Bayreuther Bürgerfest. Die Balletttänzerin, Choreographin und Regisseurin Irina Prykhodzka und die Kirchenmusikerin und Geigenlehrerin Sabine Peetz zeigen, dass künstlerische Leistung nicht nur mit Üben verbunden ist, sondern auch Spaß machen kann.

    Mini/Maxigeiger Im schönen Innenhof des Dekanats.

    Im Grünen hat Sabine Peetz ihre Schüler platziert. Unter den schattigen Bäumen versammelt sich ein kleines Streichorchester mit Schülern unterschiedlichen Alters. Die Anfänger unter ihnen spielen nach der Zuzuki-Methode – ohne Noten, rein nach dem Gehör.

    Mini/Maxigeiger auf dem Bayreuther Bürgerfest

    Mit dieser Methode können die Schüler zweierlei lernen: entweder gut zu hören oder sich gut durchzuschummeln. Die „Mini und Maxigeiger“ zeigen es mit einem anspruchsvollen Programm, in dem sie neben anderen Klassikern auch Ouvertüren aus Opern von Richard Wagner spielen. Kein Wunder, denn Sabine Peetz hat selbst im Sonderchor der Bayreuther Festspiele mitgesungen.

    Junge Tänzerinnen auf dem Bayreuther Bürgerfest.

    Bevor Irina Prykhodzka Weißrussland verließ, war sie Solotänzerin in Minsk, außerdem studierte Regisseurin und Choreografin.
    In Deutschland hat sie sich mit einer Ballettschule selbstständig gemacht und gibt ihr Können an Kinder und Jugendliche weiter. Die Ergebnisse können sich sehen lassen – wie auf dem Schlossplatz beim Bayreuther Bürgerfest. Während sich die kleinen Mädchen noch als Prinzessinnen verwirklichen, sehen sich die jungen Damen eher als feurige Flamencotänzerinnen.

     Flamencotänzerinnen auf dem Bayreuther Bürgerfest

    In unterschiedlichen Gruppen führen sie insgesamt 14 Tänze auf. Die Kinder und Jugendlichen tanzen nicht nur, sondern veranschaulichen die getanzte Geschichte durch ausdrucksstarke Mimik und Gestik. Das Besondere an diesen Tanz-Szenen sind die Kostüme, die die Tänzer zu jeder Nummer wechseln. Allerliebst sind die Kleider beim Puppentanz – Tänzerinnen wie Püppchen aus Porzellan bewegen sich zur Musik vom „Nussknacker“, Pippi Langstrumpf schlägt mit roter Zopfperücke ihre Purzelbäume, und beim Marsch treten sie in Husaren-Uniformen auf.

    Kinderchor der Stadtkirche

    Kinderchor auf dem Bayreuther BürgerfestEin Zeichen für die Beliebtheitmag wohl diese Episode sein: Nach dem Konzert kommt ein kleiner, kecker Steppke angerannt und fragt: „Frau Peetz, wann darf ich bei Dir singen?“ Auf die Frage: „Wie alt bist du denn?“ hält er stolz drei Finger in die Höhe. „Wenn du fünf bist, darfst du mitsingen“ ist wohl nicht die erwartete Antwort, aber doch befriedigend.

    Ballettküken dürfen im Alter von vier Jahren schon mittanzen.

    Kleine Ballettküken auf dem Bayreuther Bürgerfest

    Fast nur aus Kindern mit russischen Wurzeln besteht das Ballett, denn wahrscheinlich hat diese Art der Kultur in der Wiege der Ballettkunst einen besonders hohen Stellenwert.

    Zwei Gruppen – ein Ziel.

    Obwohl beide Gruppen unterschiedlich sind, sowohl von der Ausrichtung als auch von den Kindern und Eltern, haben sie doch eines gemeinsam: Sie vermitteln Kunst und Kultur nicht als passives Konsumieren, sondern als erlernbares Gemeinschaftserlebnis, das auch noch Spaß bringt. Und doppelt schön ist es, wenn Oma oder Patentante ein Spielzeug hervorzaubern – als Belohnung für die Mühen.

    Volksfest:
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  • ♫ Götterdämmerung in der Oper Stuttgart – Pläsier mal vier

    ♫ Götterdämmerung in der Oper Stuttgart – Pläsier mal vier

    Wer es3d89cf4de2124307854ec3baf5eab8ea sich zeitlich leisten kann – außer der Götterdämmerung mit fünf Stunden Musik und zwei Pausen dazwischen – sollte unbedingt auch die Einführung besuchen, immer eine Dreiviertelstunde vor Vorstellungsbeginn. Ansi Verwey hat sich etwas besonderes einfallen lassen.
    Sie gestaltet die Einführung launig, humorvoll mit einem kabarettistischen Hauch und vor allen Dingen mit Musik. Sie erzählt die ganze Vorgeschichte des Ringes, angefangen vom Rheingold, über die Walküren bis hin zu Siegfried. Die Hauptarien singt sie und begleitet sich dabei auf dem Flügel. Sogar das Publikum animiert sie zum Mitsingen – „Hojotoho“. Ihr Vortrag endet mit der Oper Siegfried – zu mehr reicht die Zeit nicht, denn die Vorstellung beginnt.

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    Es ist also ratsam, sich die Geschichte der Götterdämmerung vorher durchzulesen, siehe -> ♫ Inhalt / Handlung: Götterdämmerung, obwohl die Zuschauer es jetzt einfacher haben. Der Text erscheint zeitgleich auf Übertiteln – original aus dem Libretto von Richard Wagner. Wer Schwierigkeiten hat mit Richard Wagners eigenwillig/kreativenen Sprachschöpfungen und seiner ebensolchen privaten Grammatik, kann den Text gleichzeitig gesungen hören. Verstehen des Textes gelingt zusammen mit den Sängern, deren ausdrucksstarker Mimik und vor allen Dingen der Musik aus dem Orchestergraben.
    Originaltext, Stimme, Darstellung, Orchestermusik – Pläsier hoch vier.

    Plötzlich entwickeln sich die Dialoge ganz klar wie im Duett von Waltraute (Maria Prudenskaja) mit Brünhilde – endlich begreift das Publikum, worum es hier geht. Verständlich, wenn auf beiden Seiten die Emotionen hochkochen. Ebenso klar ist, dass die Rheintöchter über weite Strecken wirklich nichts anderes als „Weiala, weiala…“ singen – also nix versäumt! Wie die Backfische glucksen und gackern die Rheintöchter (Yuko Kakuta, Sophie Marilley, Lindsay Ammann), das aber sehr musikalisch.

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    goetterdaemmerung.stuttgart.hagen

    Großartige Stimmen und ebensolche Darsteller:
    Siegfried (Stephan Vinke), mit draufgängerischem, starken Tenor, kraftvoll und voller Tatendrang. Brünhilde (Irmgard Vilsmaier) am Anfang noch als liebende Frau mit warmer, tiefer Stimme. Aber Brünhilde kann auch anders; ausdrucksstark mit spitzen Tönen als die Betrogene, auf Rache sinnende. Gunther, der schöne Antiheld und Feigling, gesungen und distinguiert gespielt von Shigeo Ishino. Gunther schmettert seinen Schmerz heraus. Er zerfließt fast vor Selbstmitleid. Gutrunes (Simone Schneider) warmer Sopran erklingt, wenn sie sehnsüchtig auf den Helden wartet. Nach Siegfrieds Tod wird sie zur kraftvollen Rächerin, die plötzlich das Ränkespiel durchschaut.

    Hagens (Attila Jun) tiefer Bass wirkt am Anfang noch ruhig und stoisch. Mit der Zeit wird er immer böser, alle Welt verfluchend bis hin zum rachsüchtigen Ober- sowie Unterweltenhasser. Schon allein Attila Juns Minenspiel fasziniert. Hinzu kommt der tiefe Bass und die massige Gestalt. Ihm stellt sich so leicht keiner in den Weg. Alberich (Michael Ebbecke) kriecht schon derart verschlagen auf die Rampe zu, dass Hagens Todesstoß bei den Zuschauern als gerechte Strafe durchgeht.
    Begleitet werden die Sänger vom Staatsorchester Stuttgart unter dem Dirigat von Marc Soustrot.

    Inhalt / Handlung: Götterdämmerung – Oper von Richard Wagner
    Götterdämmerung in der Oper Stuttgart – Pläsier mal vier
    Bayreuther Festspiele 2013: Götterdämmerung – böser Hagen, guter Hagen

    Götterdämmerung von Richard Wagner in der Oper Stuttgart

    Musikalische Leitung: Marc Soustrot
    Regie: Peter Konwitschny
    Bühne und Kostüme: Bert Neumann
    Licht: Lothar Baumgarte
    Chor: Johannes Knecht
    Dramaturgie: Werner Hintze, Juliane Votteler

    Fotos: Martin Sigmund

    Besetzung am 30. Januar 2013:
    Siegfried: Stefan Vinke
    Gunther: Shigeo Ishino
    Alberich: Michael Ebbecke
    Hagen: Attila Jun
    Brünnhilde: Irmgard Vilsmaier
    Gutrune: Simone Schneider
    1. Norn: Marina Prudenskaja
    2. Norn: Sophie Marilley
    3. Norn: Rebecca von Lipinski
    Waltraute: Marina Prudenskaja
    Woglinde: Yuko Kakuta
    Wellgunde: Sophie Marilley
    Flosshilde: Lindsay Ammann
    Mit: Staatsopernchor Stuttgart
    Extrachor der Oper Stuttgart
    Staatsorchester Stuttgart


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    Götterdämmerung:

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  • ♀ Wollmarkt in Kirchheim – die Frau spinnt doch wohl!

    ♀ Wollmarkt in Kirchheim – die Frau spinnt doch wohl!

    Und ob sie spinnt, b52605b962724c05a2a08f3cd4aa122cund zwar Wolle. Sie spinnt auf dem Kirchheimer Wollmarkt zur Freude aller, die gern anderen bei der Arbeit zusehen.

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    Früher war es eine Beschäftigung für die Herbst- und Wintermonate. Wenn die Dunkelheit schon früh in die Häuser eindringt, versammeln sich die Frauen des Dorfes in einer Spinnstube. In dieser Lichterstube geht es nicht nur um Geselligkeit, sondern ums Energiesparen – eine aus heutiger Sicht löbliche Tugend. Es wird jeweils nur eine Stube im Dorf erhellt, in der die Frauen zu ihrer abendlichen Wellnesskur inklusive Kulturprogramm in Form von kreativem Erzählen zusammen kommen. Beim Spinnen gleiten die Wollfäden durch die rissigen Finger. Selbst ausgelaugte Waschfrauenhände werden durch das Wollfett wieder glatt. In dieser Wohlfühllaune, die sich durch das gleichmäßige Surren des Spinnrades von allein einstellt, wissen die Hände von allein, was gut für sie ist. Dadurch wird der Kopf frei für allerhand Spinnereien anderer Art. Eine Spinnerin beginnt eine Geschichte zu erzählen, eine andere spinnt sie weiter. Je nach Fantasie entstehen die reinsten Fortsetzungsromane – je nach Alter und Temperament von Schauermärchen bis Liebesromanen. Richard Wagner setzt in seiner Oper „Der Fliegende Holländer“ den Spinnerinnen ein Denkmal.

     Aber nicht nur Frauen suchen Licht, Wärme und Gemütlichkeit.

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    Auch die Schäfer verlassen ab und an ihren einsamen Schäferkarren und treffen sich zum Kulturaustausch in froher Männerrunde. Zusammen singen sie Lieder, die in Versen ihre Arbeitswelt veranschaulichen. Da ihnen der Rhythmus des Spinnrades fehlt, übernimmt ein Schäfer mit seinem wehmütig klingenden Akkordeon diese Aufgabe. In einem vielstrophigen Lied besingen sie ihren besten Freund, den sie einmal bekommen haben, der seitdem immer bei Fuß ist, der sie nie in Stich lässt, egal, wie einsam sie sind und wie schlecht das Wetter auch sein mag. Das ist nicht etwas eine Ode auf den Fußpilz – nein, gemeint ist ihr treuer Schäferhund.

    Ebenfalls nicht trennen können sich diese Autofahrer von ihrem fahrbaren Apartment.

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    Eine blecherne Freundschaft, die über den Kirchheimer Marktplatz rollt und bisher an sämtlichen Autofriedhöfen vorbeirauschte. Gemeinsames rosten  schweißt zusammen.

    Akkordeon:
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  • ❢  Markgräfliches Opernhaus in Bayreuth – einzigartiges Weltkulturerbe

    ❢ Markgräfliches Opernhaus in Bayreuth – einzigartiges Weltkulturerbe

    085c935408c34873b5c729347a987533Am 30 Juni 2012 wurde das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth vom UNESCO-Welterbekomitee als „einzigartiges Monument der europäischen Fest- und Musikkultur des Barock“ gewürdigt, also zum Weltkulturerbe eingestuft.

    Mit dem Opernhaus erhöht sich die Liste auf weltweit auf 962 Stätten.

    w.opernhaus.bayreuthEs gehört zu den ganz wenigen barocken Theaterbauten, die noch erhalten sind, und zwar fast im Originalzustand. Es gab zwar genügend andere, vielleicht sogar noch weitaus prunkvollere Bauten aus dieser Zeit. Fast alle sind abgebrannt. Nur Wilhelmines Opernhaus überlebte die feurigen Zeiten im Dornröschenschlaf, und das kam so:
    Wilhelmine vollendete nach vierjähriger Bauzeit 1748 ihr prunkvolles Opernhaus, das sie nach ihrer eigenen Aussage mehr liebte als ihre Tochter – obwohl es zur Verlobung eben dieser Tochter eingeweiht wurde.
    Wilhelmine nutzte dieses barocke Juwel ausgiebig bis zu ihrem Tode 1758. Ihrem Nachfolger fehlte für Kultur das Verständnis. Kurzerhand ließ er das Haus schließen. Als sich die Bayreuther irgendwann auf ihr vergessenes Theater besannen, gab es schon elektrisches Licht, das sofort installiert wurde. So kam Bayreuth im Schlafwagen zu einem prunkvollen Opernhaus – mit einem Minimum an Investitionen.

    Wegen der hervorragenden Akustik wurde das Opernhaus bald wieder bespielt.

    Sogar Richard Wagner vernahm den exzellenten Ruf, musste aber feststellen, dass zwar der Klang hervorragend war, der Orchestergraben aber keinen Platz für ein 120 Musiker starkes Orchester vorweisen konnte. Außerdem wünschte sich der bescheidene Komponist mindestens die vierfache Besucherzahl. 500 Zuschauer waren ihm einfach zu wenig für seine Werke.
    Die Bayreuther wussten schon lange um den Wert ihres barocken Bretterbodens und meldeten ihr Schmuckstück bei der UNESCO zur Aufnahme in die Liste der Weltkulturerben an. Jahre sind damit ins Land gegangen, bis sie endlich an die Reihe kamen.
    Inzwischen waren sie auch nicht faul. Die Oper muss dringend renoviert werden, und die Renovierung wird einige Jahre in Anspruch nehmen. Neben allen unsichtbaren Ausbesserungen wird hier die für alle sichtbare Farbe aufgefrischt. Das preußische Blau soll wieder in vollem Königsblau erstrahlen. Wie zu Wilhelmines Zeiten. Gerade war das Haus zu diesem Zweck geschlossen, da kam die freudige Nachricht aus Sankt Petersburg.

    Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth ist renoviert und kann wieder besichtigt werden – es lohnt sich.

    Barock:

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