Uit Huis: Dieser kurze Trickfilm behandelt die schwierige Phase, in der sich ein Kind vom Elternhaus löst – lösen muss, und zwar anders als Harald, der sich seiner Mutter entledigt.
Uit Huis, ein typischer Mutter-Vater-Sohn-Konflikt
Mutter und Sohn kommen gut miteinander aus. Sie streicht ihm das Brot und er isst es dankbar auf. Doch der Vater beschließt, dass der Junge alt genug ist, um das Haus zu verlassen. Er schenkt ihm einen Wanderstab mit gepacktem Bündel und schickt ihn in die weite Welt.
Uit Huis – der Sohn kommt immer wieder.
Ein Unwetter mit starkem Wind bläst den Jungen wieder zurück. Kaum bessert sich das Wetter, wird er vom Vater wieder vor die Tür gesetzt, um mit der Überschwemmung, die das Unwetter hinterließ, wieder mit einer Welle ins Haus gespült zu kommen. So geht es mit Nebel und anderen Naturkatastrophen. Er steht einfach wieder im Haus, zur Freude seine Mutter, zum Ärger des Vaters. Irgendwann ist die Mutter alt und stirbt. Nach ihrer Beerdigung kann sich der Sohn freudig vom Vater verabschieden, denn nichts treibt ihn wieder zurück.
Fazit: Jedes Kind wird einmal selbstständig und erwachsen.
Allerdings wird jetzt der Vater unruhig. Er wartet vergebens, schaut zur Tür und zum Fenster hinaus, wird immer unruhiger und traurig. Der Sohn kommt nicht zurück. War sein Drängen richtig?
Uit Huis (Leaving Home) Niederlande 2013 Regie: Joost Lieuwma
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Dieser kurze Animationsfilm „Harald“ zeigt, wie eine Mutter ihren einfältigen Sohn benutzt, um an Ruhm und Geld zu kommen. Ganz schön pfiffig, wie Harald sich davon befreit, um das zu machen, was seiner Natur entspricht. Harald, der Catcher, sieht nur so gewalttätig und aggressiv aus. In Wirklichkeit ist er harmlos. Wirklich aggressiv ist nur seine Mutter, die ihn mit allen möglichen Tricks dazu verleitet, seinem Gegner eins auf die Rübe zu geben. Dann hüpft Haralds Mutter vor Freude und schnappt sich Pokal und Preisgeld. Harald ist von einfacher Natur. Er kennt nur eine Liebe: die zu seinen Blumen. Das nutzt seine Mutter aus. Sie steht mit einem Blumentopf am Rande des Rings und droht damit, die geliebte Pflanze zu quälen. Daraufhin schlägt Harald zu und das Preisgeld ist seiner Mutter sicher. Harald ist jedoch nicht so dumm wie er aussieht. Heimlich züchtet er eine Blume heran, die er seiner Mutter schenkt. Bei seinem nächsten Kampf nimmt sie ebendiese Blume als Druckmittel mit. Doch da passiert es. Die Mutter ist verschwunden – die Blume hat einen dicken Bauch und bleckt die Zähne. Es ist eine fleischfressende Pflanze. Von nun an lebt Harald glücklich und zufrieden mit seinen Blumen. Eine ungewöhnliche, aber wirksame Art, sich von einer Übermutter zu befreien, die nur ihren Vorteil im Blick hat und ihren Sohn als Mittel zum Zweck nutzt.
Harald | 3D Computer | 6:00 Minuten Deutschland 2013 Regie: Moritz Schneider
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart 2014 Fehler: A feed could not be found at `https://www.8ung.info/tag/internationales-trickfilm-festival/feed/`; the status code is `403` and content-type is `text/html; charset=iso-8859-1`
Seltsame Gestalten laufen durch den Park; die wachsamen Augen außerhalb ihrer Körper blicken rege in sämtliche Richtungen.
„Sobachja ploschadka“
An einer Leine ziehen sie etwas Kleines, Kriechendes, das apfelgroße Haufen hinter sich lässt. Schon kommt ein Mülleimer gefahren mit einem Rüssel, über dem zwei argwöhnische Glupschaugen schweben, und saugt alles auf. In diesem Schwarz-Weiß-Film, „Sobachja ploschadka“ (Dog-walking ground) von Leonid Shmelkov, geht es um Hundebesitzer, ihre Vierbeiner und die Küttelbeseitigung – manchmal auch Nichtbeseitigung – in einem öffentlichen Park.
In diesem Trickfilm passen die Musik von Louis Spohr und Animation von Maga Oschmann und Thomas Stellmach optimal zusammen. Virtuos sind sie aufeinander abgestimmt. Vor den Augen der Zuschauer entwickelt sich eine abstrakte Malerei durch die Musik. Klangfarben formen die Bilder. Ein Film, gleichfalls gestaltet für Augenmenschen sowie Ohrenmenschen.
Wer Musik der Romantik liebt, wird vielleicht bei den Klängen von Louis Spohrs Vorspiel zu der Oper „Der Alchymist“ bei geschlossenen Augen verschiedene Bilder vor sich sehen. Mit genussvoll Zurücklehnen ist in diesem Trickfilm allerdings nicht viel, denn die Aktivität der Linien, Punkte und Flächen auf dem Bildschirm ist phänomenal. Dabei handelt es sich nur um schwarze, anthrazitfarbene und graue Tusche auf weißem Hintergrund, die in diesem Trickfilm ein Eigenleben zu führen scheint. Getrieben von der Musik verschmelzen Malerei und Klänge der Instrumente.
Solistisch eingesetzte Instrumente wie die Geigen zeichnen im Vordergrund einen schlanken, eleganten Kalligraphie-Strich, Je nach Schnelligkeit der Musik beschreibt er diverse Kurven. Dichte Tuttiklänge malen breite, graue Flächen aufs nasse Papier. Wird der Klang dünner, fransen die breiten Bereiche an den Rändern aus. Die satten Orchesterklänge bleiben im Hintergrund, während Soloklänge, besonders die Streicher, im Vordergrund agieren. Die Bläser setzen ihre Staccatopunkte in Form von Klecksen, die in der Mitte zwischen dem großflächigen Tutti und den zierlichen Sololinien Akzente setzen.
Unterschiedliche Energien treiben Bild und Musik. Die Töne preschen voran in Schreibrichtung. Mal klingt die Melodie so schnell, dass die Malerei fast nicht nachkommt und fast schon undeutlich wird vor lauter Bewegungsunschärfe. Im großen Finale tropfen die Farben auf eine Glasscheibe und verteilen sich rhythmisch über die ganze Fläche.
Die Tropfen steigen je nach Tonhöhe und Rhythmus entweder blasig in die Höhe oder perlen ab. Selbst als die Musik schon zu Ende ist und der letzte Ton verklungen, läuft die Kamera weiter nach unten, wo sich die Farbe sammelt und zu einem schwarzen See verdichtet.
Ein Kunstgenuss in Schwarz-Weiß und Klangfarben – mein persönlicher Lieblingsfilm dieses Festivals.
Internationales Trickfilm Festival in Stuttgart: Virtuos Virtuell von Maja Oschmann und Thomas Stellmach | Deutschland 2013 | 7:30 Minuten | Tusche auf Papier, Glas und in Wasser | Weltvertrieb: Joachim Kreck Film- und Fernsehproduktion
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Das Schicksal von Migranten behandelt dieser französische Zeichentrickfilm von Luc Perez. Erzählt wird die monatelange Irrfahrt zweier Männer aus Mali bis zu ihrem Ziel Barcelona – ihre Hoffnungen, ihre Enttäuschungen, ihre Qualen.
Abu lebt in Mali für, aber leider nicht von seiner Musik. In Europa hofft er, mit seinen Liedern eine CD aufzunehmen und berühmt zu werden. Sein junger Weggefährte fühlt sich als Kellner von seinem Chef unterdrückt und beschließt spontan, mitzukommen. Sein gespartes Geld soll ihnen dabei helfen. Das Geld ist schneller weg als verdient, denn die Backgammon spielenden Schlepper verlangen das Doppelte. Abu legt seinen Ring dazu, obwohl er ihn nie verkaufen wollte. Unterwegs verlangen die Wegelagerer, Polizisten und Soldaten Schweigegeld, damit sie sich umdrehen und sie weiterziehen lassen.
An der ersten Grenze müssen diejenigen Passagiere, die keine Papiere besitzen, den Bus verlassen und allein 25 Kilometer durch die Wüste Sahara gehen. Treffend dargestellt mit Zeichnungen auf Papier, immer etwas körnig, als ob ein Sandsturm über allem liegt. Auf dem Weg durch die Wüste lösen sich die Figuren fast auf – wie vom Winde verweht. Ihr Weg führt an Skeletten und Autowracks vorbei. Mit von der Partie sind noch zwei Männer und eine junge Frau mit ihrem kranken Vater, der unterwegs stirbt. Abu und die Tochter kommen sich während ihrer Flucht näher. Abu singt ihr Liebeslieder vor – eine kleine Romanze abseits der Erschöpfung, unter der alle leiden. Nach Monaten voller Hindernisse gelangen sie ans Meer, fast zum Greifen nah sehen sie Europa. Sie kommen nicht weiter, denn an dieser Stelle ist die Grenze durch einen hohen Stacheldraht gesichert.
Eines Nachts versuchen sie, die Hürde mit Leitern zu überwinden. Schon naht mit Blaulicht die Grenzpolizei. Abu wird auf marokkanischem Boden, die junge Frau auf der Höhe des Zaunes erschossen. In dieser Nacht sind die Figuren in Rot und Schwarz gemalt. Nasse Tusche verleiht den Bildern den Anschein von künstlichem Licht und viel fließendem Blut.
Einzig der Junge gelangt in die Freiheit. Nach drei Monaten sieht man ihn in Barcelona auf der Straße. Er versucht vergeblich, etwas zu verkaufen, um seinen Lebensunterhalt damit zu finanzieren. Wo lebt es sich besser?
Animationsfilm im Internationalen Trickfilm Festival in Stuttgart 2013 →
MINIYAMBA von Luc Perez | Frankreich 2012 | 14:37 Minuten | Mischtechnik, Tusche auf Papier, Zeichnungen auf Papier | Musik: Moussa Diallo
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Mit „Kopfüber – Kopfunter“ ließe sich dieser Film von Tim Reckart treffend übersetzen. Die Handlung spielt in einem waagerecht gespiegelten Raum. Im Trickfilm gelingen derartige Kulissen – glaubwürdig durch die Kraft der Fantasie.
Ein altes Ehepaar lebt in einem komfortablen Bungalow, der mit dem Dach nach unten irgendwo im Weltraum schwebt. Sie leben nicht nebeneinander, sondern übereinander her. Der Mann lebt mit seinen Möbeln am Boden, die Frau mit ihrer Küche, Tisch und Stühlen an der Decke, dazwischen ist genug Luft. Ein waagerechtes Spiegelbild. Am Horizont stoßen sie manchmal zusammen – für beide schmerzhaft.
Einiges benutzen sie gemeinsam, zum Beispiel den Kühlschrank. Er zieht ihn an der Wand herunter, entnimmt seine Frühstückseier und brät sie in der Pfanne. Sie holt den Kühlschrank mit der eleganten Beinbewegung einer Balletttänzerin auf ihre Wohnhöhe. Zum ständigen Dreh(streit)punkt, aber auch einzigem Kontaktpunkt, erweist sich das Bild aus jungen Jahren. Es zeigt ein strahlendes Tanzpaar. Befestigt ist der Bilderrahmen mit einer Schlaufe an einem Nagel. Sobald ein Ehepartner vorbeikommt, wird das Bild in seine/ihre Sichtweise gedreht. Vom Betrachter aus normal oder kopfüber.
Eines Tages findet der Mann die durchgetanzten Ballettschuhe, die seine Frau auf dem Foto trägt. Er repariert sie, bettet sie in einen Geschenkkarton und möchte sie ihr überreichen. Durch das ständige Aneinanderstoßen mit Köpfen und Schultern endet dieser Versöhnungsversuch in einem Streit, der so heftig ausfällt, dass das ganze Haus zu trudeln beginnt und auf der richtigen Seite landet. Jetzt schwebt der Mann oben an der Decke, die Frau unten auf dem Boden. Sie entdeckt die Schuhe und damit ihre verschüttete Liebe zu ihm, die sie eine Brücke bauen lässt. Sie räumt ihren Schuhschrank aus, nagelt ihre Schuhe an die Decke, katapultiert sich mittels einem eleganten Purzelbaummit den Füßen an die Decke und schlüpft in das erste Paar. Von hier aus steigt sie in das nächste Paar Schuhe, bis sie vor ihm steht.
Ein wunderbarer Film über Verstehen und Nichtverstehen; Zanken und Vertragen; Gemeinsamkeit und Gegeneinander; Partnerschaft und Ehe.
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Hohes handwerkliches Können, romantische Erzählweise, überraschende Schlüsse zeichnen diese Trickfilme von Michel Ocelot aus. Der Altmeister der poetischen Trickfilme erhielt schon 1983 den Cesar für den besten animierten Kurzfilm.
Prince et Princesse – das Märchen vom Froschkönig in einer eigenwilligen Variation.
Prinz und Prinzessin üben sich im Süßraspeln. Er wünscht sich dringend einen Kuss von ihr, weil er sonst sterben würde. Das kann die Prinzessin nicht verantworten, also küsst sie ihn – und siehe da, aus dem schönen Prinzen wird ein kleiner Frosch. Er möchte unbedingt noch einmal geküsst werden, um wieder in einen Prinzen zurückverwandelt zu werden. Beim nächsten Kuss jedoch wird aus der Prinzessin eine Schnecke. So geht es immer weiter. Die Tiere werden größer bis hin zu Rhinozeros, Giraffe und Walfisch, um dann wieder kleiner Formate bis hin zum Floh anzunehmen. Bei den letzten Küssen schlüpft der Prinz in die Gestalt der Prinzessin und sie in die Gestalt des Prinzen. Und dann?
Michel Ocelot arbeitet mit schwarzem Scherenschnitt vor einer bunten Gartenkulisse. Fein ausgeschnitten, sehr detailliert und elegant wirken seine bezaubernden Silhouetten, sowohl der Tiere als auch von Prinz und Prinzessin.
Les trois Inventeurs
Genau umgekehrt, in Weiß vor einem dunklen Hintergrund, spielt die Geschichte, in der die Biedermeierfiguren aus weißem Papier ausgeschnitten sind. Röcke, Schirme, Hüte, Manschetten bestehen aus Pappe, wie sie von Konditoren als Unterlagen für Tortenböden genutzt werden. Sie ahmen die geklöppelten Spitzen um die früher so beliebten Taschentücher und Nachttischdeckchen nach. Filigran geschnitten ist selbst die Dampfmaschine mit ihren Spitzendeckchen-Rädern.
Der Edelsteinprinz – eine Geschichte aus 1001 Nacht – ist ebenfalls mit schwarzen Scherenschnitten entstanden.
Opulenter, orientalischer Hintergrund, vorn die fein geschnittenen Konturen des Prinzen, der sich in eine Prinzessin verliebt und sie jeden Abend beobachtet – vom Baum gegenüber der Palastmauer.
Der Schah liebt Edelsteine und möchte seine Tochter einem Mann geben, der als Mitgift viele Edelsteine mitbringt. Leider dezimiert sich sein Vorrat an Geschmeide, weil ein Adler im Sturzflug kommt, sich auf die glitzernden Klunker stürzt und sie hoch oben auf einem Felsen hortet.
Der junge Verliebte fällt auf einen gerissenen, hässlichen alten Mann herein, der ihm zeigen will, wie er die Edelsteine des Adlers an sich bringen kann. Er lässt sich vom Alten in ein Stierfell einwickeln, wird vom Adler als Beute gepackt und in seinen Horst geflogen. Von hier aus wirft der junge Mann einige Edelsteine herunter. Der gerissene Alte verschwindet damit, bietet sie dem Schah an und möchte dafür seine Tochter heiraten. Doch damit hat er die Rechnung ohne die kluge Prinzessin gemacht. Wie es sich gehört, wird der Bösewicht ausgeschaltet. Durch Zufall und List der Prinzessin kommt der junge, schöne Liebhaber an die Preziosen des Adlerhorstes. Diener bringen sie in Säcken zum Thron des Schahs, streuen die Juwelen auf den Stufen aus, die zum Thron führen. Alles funkelt, dahinter orientalischer Prunk, dazwischen die dunklen Silhouetten. Nur die Hüte von Schah, Prinz und Prinzessin funkeln durch die fein gesetzten Edelsteine im Abendschein.
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Ein Film über einen Mann und seine Familie in der Nähe von Tschernobyl – wie der Super-GAU ihr Leben verändert. Gesehen auf dem internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart 2012.
Leonid wuchs in einem kleinen Ort nahe Tschernobyl auf. Er wurde nicht Fischer wie seine Vorfahren, sondern Polizeisoldat. In dieser Funktion wurde er nach Sibirien versetzt, wo er seine spätere Frau und ihren kleinen Sohn kennenlernte. Leonid plagt in Sibirien das Heimweh, jedoch alle Versetzungsgesuche schlugen fehl. Endlich, im Jahre 1986, darf die kleine Familie ausreisen. Sie leben in dem Haus von Leonids Eltern mit der ganzen Groß-Familie zusammen. Ihr sehnlichster Wunsch geht in Erfüllung – Leonids Frau wird schwanger.
Eines Morgens fliegen unzählige Hubschrauber über ihr Haus hinweg. Militärkonvois fahren in Richtung Atomkraftwerk, das alle Anwohner in der Umgebung bisher als eine normale Fabrik ansahen. Die Kinder werden normal zur Schule geschickt und kehren freudig zurück – schulfrei, weil die Atomfabrik in die Luft flog. Sie machen sich auf den Weg, um den Zustrom von Militärfahrzeugen am Atomkraftwerk zu beobachten. Erst wird innerhalb von drei Tagen eine 50.000-Einwohner-Stadt evakuiert. Leonids Familie steht in dem atomar verseuchten Staub am Straßenrand und winkt den Leuten in den Bussen zum Abschied nach. Als sie selbst drankommen, nehmen sie nur Papiere für drei Tage und das Nötigste mit. Die Großmutter stellt den Hühnern noch eine große Wanne Korn hin – ausreichend für drei Tage. Diese Zeit bis hin zu Fast-Abtreibung und der chronischen Strahlenkrankheit Leonids erleben die Zuschauer in gezeichneten Bildern, geschildert in einem ruhigen Erzählton.
Die kolorierten Bleistiftzeichnungen erwecken den Eindruck, als ob der Erzähler sie aus der Erinnerung zeichnet. Am Schluss des Films sehen die Zuschauer viele Fotos von der ganzen Familie in dem letzten Vierteljahrhundert seit der Explosion. Das Einzelschicksal einer Familie steht stellvertretend für das Ausmaß der Atom-Katastrophe. Der Film ist eine leise, aber umso eindringlichere Warnung vor dieser Technologie.
Leonids Geschichte (Leonids Story) von Rainer Ludwigs | Ukraine 2011
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Jeder Trickfilm ist etwas ganz Einzigartiges, einige fallen durch etwas Besonderes auf. Maska durch die Musik; Heirlooms als Dokumentarfilm; Monstre Sacré durch die pudrigen Pastellfarben und Chestnuts Icelolly durch seinen unsympathischen Inhalt.
Maska von Quay Brothers, Polen 2010 – ein Gesamtkunstwerk. Die Geschichte fußt auf einem Roman von Stanislav Lem, die Musik komponierte Penderecki. Figuren agieren im Halbdunkel. Jeweils das Gesicht – Puppenmasken, ähnlich wie Rokkoko-Puppen – ist angestrahlt. Bewegung, Schnitt und Musik passen punktgenau aufeinander. Die spannungsgeladene Musik in Kombination mit der Inszenierung kommen einer Oper gleich. Es gibt zwar Untertitel, aber die lenken nur vom Geschehen ab. Die auf polnisch gesprochenen Worte verraten Nervenaufreibendes. Von Stimme und Betonung her spricht eine alte Frau, die alles verloren hat. Sie erzählt ihren Lebensweg. Stimme, Figuren, Lichtführung – vor Allem in Kombination mit der dramatischen Musik Pendereckis – gehen unter die Haut. Heirlooms – Erbstücke – von Wendy Chandler, Susan Danta; Australien 2009; Wertvolle persönliche Erinnerungen Dokumentarfilm von Erbstücken australischer Ureinwohner und Einwanderer. Sie selbst, ihre Kinder oder Enkel zeigen ihre Lieblingsstücke und erzählen die entsprechende Geschichte drum herum. Eine Aborigine erzählt von dem Haumesser ihres Großvaters. Dieses Messer hat er selbst aus einem Stein geschliffen und den Griff aus Holz geschnitzt. Gezeigt werden die Geschichten in Bildern, die sowohl in Farbe als auch in Stimmung die jeweilige nationale Minderheit im Vielvölkerstaat Australien treffen. Die Originalstimme ist jeweils im Hintergrund zu hören. Verschiedene Dialekte der Ureinwohner, Asiaten und der anderen sind deutlich zu erkennen. Monstre Sacré von Jean-Claude Rozec, Frankreich 2009 – Ein bisschen hässliches Entlein. Eine Ente brütet in ihrem Nest ein Drachenei mit aus. Das Ergebnis, der kleine Drache, wird wegen seines Aussehens von der Entenmutter abgelehnt und von seine Nestgeschwistern verspottet. Quakend schwimmen sie hinter ihm her, bis er die Geduld verliert, sich umdreht und alle verschreckt. Nicht nur die Enten, alle Lebewesen – ob Tier oder Mensch – erschrecken und machen panisch Jagd auf ihn. Er flüchtet in die Großstadt, kommt zwischen den Wolkenkratzern hervor wie King Kong. Alle machen Jagd auf ihn – nur einer erkennt seine Qualitäten – ein Filmproduzent. Das Besondere an diesem Film ist aber nicht die Geschichte, sondern die Farben. Während Kinderfilme sonst immer in kräftigen Farbtönen gemalt werden, sieht her alles pastellig aus. Zartes Rosenrot, Seladongrün, Maisgelb – Puder über Stadt und Land.
Chestnuts Icelolly von J.J.Villard (USA). Antipathie auf die Spitze getrieben. Eine Stadt voller Hochhäuser, die sich als Container von Großkonzernen – mit Werbung in Großbuchstaben – entpuppen. Dazwischen geraten Werbefiguren, wie die dicken Reifenmännchen, mit anderen Werbefiguren aneinander. Sie liefern sich Verfolgungsjagden durch die Häuserschluchten, schießen wie wild um sich und jagen am Ende die ganze Stadt in die Luft – für nichts und wieder nichts. Alles, was die Amerikaner weltweit so unsympathisch macht, ist in diesem Kurzfilm zusammengefasst: Extreme Brutalität, sinnlose Zerstörungswut, alles beherrschende Konzerne, Unmenschlichkeit auf allen Ebenen, Rücksichtslosigkeit gegenüber fremden Kulturen.
Noch mehr über Trickfilme: Fehler: A feed could not be found at `https://www.8ung.info/tag/trickfilm-2/feed/`; the status code is `403` and content-type is `text/html; charset=iso-8859-1`
Stühle und Sessel und sonstige Möbel spielen in diesen Trickfilmen eine Hauptrolle, wenn auch ganz unterschiedlich. Lustig verbiegen sich die Möbel, die fast menschliche Züge annehmen, winken mit Armen und Beinen, wirken geknickt, geben an wie Gorillamännchen. Im zweiten Trickfilm geht es darum, einen wichtigen, wenn auch defekten Stuhl zu besetzen. Die Ausgewählten werden von ihren Kollegen daran gehindert. Einer schafft es.
Und der Sessel fliegt durchs Fenster von Raimund Krumme, Deutschland 1984
Drei Freunde langweilen sich. Sie beschließen, auf Wanderschaft zu gehen. Auf den Weg machen sich vorneweg der rote Stuhl, der seine Lehne um die Ecke biegt und mit einem Bein den anderen bedeutet, dass die Luft rein ist. Der gelbe Sessel wackelt mit den Ohren, der grüne Tisch bewegt sich leichtfüßig wie eine Gazelle. Unterwegs treffen sie andere Möbel. Der gelbe Sessel verliebt sich in ein geschwungenes Rokkoko-Fauteuil und weicht nicht mehr von seiner Seite. Vor lauter Liebe wackelt er mit den Ohren und schwingt die Hüften zu ansehnlichen Rundungen. Die Liebe hat auch den grünen Tisch gepackt. Er möchte unbedingt einem Schrank imponieren. Dabei manderlt er sich auf zwei Beine auf, biegt die Tischplatte und grätscht die Arme wie ein Bodybuilder. Als das dem Schrank noch nicht imponiert, dreht er eine Pirouette und öffnet die Schublade. Es nützt alles nichts. Der Schrank liebt nicht den Tisch, sondern den roten Stuhl, und zwar so heftig, dass er seine Tür aufreißt und ihn damit umarmt. Zusammengesunken kauert der grüne Tisch in der Ecke wie ein Häufchen Elend. Aber siehe da, schon kommt im Zickzack, wie eine Schlange, ein Teppich gekrochen, entrollt sich, legt sich über den Tisch und streichelt ihn sanft. Nach verschiedenen phantastischen Abenteuern dieser Art kommen sie glücklich und zufrieden wieder in ihrer Heimatwohnung an.
Die Kamera sieht senkrecht in einem großen Saal auf leere Stühle – in akkuraten Reihen mit einem Mittelgang. Männer kommen herein und besetzen sie, bis kein freier Platz mehr übrig bleibt. Vorn auf dem Podium stehen fünf Stühle.Vier Männer mit grünen Häuptern nehmen Platz. Ein Stuhl mit kaputter Sitzfläche bleibt leer. Der fünfte Grünhäuptige kommt von der Seite, zeigt mit dem Pfeil auf einen sitzenden Mann im Saal. Sobald der aufsteht, wird er von seinen Nachbarn wieder auf den Stuhl gedrückt. So geht es einige Male – die Methoden werden immer rabiater. Einer schafft es fast nach vorn, obwohl eine Phalanx von Männern sich vor den Reihen zum Mittelgang aufstellt. In letzter Sekunde schafft es einer aus dem Saal, ihm den Teppich unter seinen Füßen weg zu reißen, bevor er das Podium erreicht. Alle schauen nach vorn und bemerken nicht den Ausreißer, der über Schleichwege von hinten durch die Tür das Podium erreicht und sich auf den kaputten Stuhl setzt. Schon wird der Mann grün wie seine Nebenmänner. Das Publikum, das vorher alles getan hat, um das zu verhindern, applaudiert. Der neue König ist inthronisiert.
Sessel: Fehler: A feed could not be found at `https://www.8ung.info/tag/sessel/feed/`; the status code is `403` and content-type is `text/html; charset=iso-8859-1`
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