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  • ♫ Inhalt / Handlung: Carmen – Oper von Georges Bizet

    ♫ Inhalt / Handlung: Carmen – Oper von Georges Bizet

    Carmen, die emanzipierte Herzensbrecherin, liebt ihre Freiheit – einen Mann liebt sie so lange, bis der nächste kommt. Ihretwegen begeht ein Soldat Fahnenflucht. Das hat fatale Folgen für beide.

    Rezensionen und Fotos von Carmen-Inszenierungen und einem Stummfilm von 1918

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    Erster Akt: Micaela naht – Wachablösung – Carmens Auftritt – Don Josés Fehltritt

    Auf einem Platz in Sevilla schiebt das Militär Wache und langweilt sich. Sie vertreiben sich die Zeit damit, über die Leute zu lästern. Die vorsichtig spähende Micaela erregt ihre Aufmerksamkeit. Sie fragt nach einem Soldaten namens Don José, der aber erst mit der nächsten Wachablösung kommt. Das Angebot, so lange bei den Wachsoldaten zu bleiben und sich gegenseitig die Zeit zu vertreiben, lehnt Micaela dankend ab. Als die Wachablösung kommt, erkennt Don José an der Beschreibung Micaela, die seine Mutter als Waise zu sich nahm.
    Leutnant Zuniga fragt Don José über die attraktiven Frauen aus, die in der Zigarettenfabrik arbeiten. Don José jedoch interessieren diese Frauen nicht besonders. Als die Fabriksirene zum Pausenzeichen ertönt, versammeln sich die männlichen Einwohner von Sevilla und Umgebung vor dem Fabriktor, um … na was wohl?
    Die Frauen kennen das schon und lassen sie abblitzen.

    Carmen Hannover Staatsoper Photos by Sandra Then (3)
    Carmen sowohl als Opern als auch Ballett. Diese Inszenierung vereinigt beides.
    Carmen Hannover Staatsoper Photos by Sandra Then (3)

    Carmen fasst ihre Argumentation in der berühmten „Habanera“ zusammen. Diese Arie ist lang, der Inhalt vergleichsweise kurz. Carmen vergleicht die Liebe mit einem Vogel, der nur dann kommt, wenn es ihm beliebt. Wenn man ihn nicht beachtet, ist er plötzlich wieder da – keiner weiß, für wie lange. Diese Philosophie wendet sie gleich bei Don José an. Weil er so desinteressiert dasteht, reizt er sie besonders. Sie wirft ihm eine Blüte und einen verführerischen Blick zu.
    Micaela findet den allein gelassenen Don José. Gewissenhaft überbringt sie ihm einen Brief und als Zugabe einen Kuss seiner Mutter. Fernerhin liest sie ihm den Brief vor. Seine Mutter bittet ihn, zurück zu kommen und das liebste Mädchen zu heiraten, das sie kennt – Micaela.

    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF
    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt.
    Oper Carmen als Stummfilm von 1918 © FWMS / ZDF

    Bevor Don José sich festlegen kann, bricht in der Fabrik eine Messerstecherei unter den Frauen aus. Als Täterin kommt nur Carmen infrage und wird zu Leutnant Zuniga gebracht. Im Verhör macht sie sich über die Soldaten lustig. Also wird José beauftragt, sie ins Gefängnis zu bringen. Mit diesem Trick gelingt es Carmen, näher an José heranzukommen. Sie hat schon an seinem Blick gemerkt, dass er sich in sie verliebt hat. Sie verspricht José Liebesfreuden in Lilla Pastias Schänke. José lässt sie fliehen und bekommt dafür einen Monat Arrest.

    Zweiter Akt: Escamillo tritt auf – José kommt aus dem Arrest zurück – Fahnenflucht

    In der Taverne des Lilla Pastia sitzen die Zigeunerinnen mit Zuniga und seinen Offizieren gemütlich zusammen, singen und tanzen. Hier erfährt Carmen von Zuniga, dass Don José nach einem Monat im Gefängnis wieder frei ist.

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    Statt Stierkampfarena ein Käfig, in dem der Kampf von zwei Wrestlern stattfindet, einer davon ist Escamillo.
    Erfurt Domstufen-Festspiele: Carmen – Autofriedhof auf der Domtreppe © Lutz Edelhoff

    Da betritt der Super-Stierkämpfer Escamillo die Schänke, sieht Carmen und versucht, ihr zu imponieren mit dem bekannten Lied: „Auf in den Kampf, Torero!“ Das hat bisher bei allen Frauen gewirkt. Carmen weist ihn zurück, ebenso wie die beiden Schmuggler, die zusammen mit drei Zigeunerinnen auf Diebeszug gehen wollen. Carmen hat sich in José verliebt und das geht vor. Als er endlich kommt, tanzt und singt sie nur für ihn.
    Beim Ton des Zapfenstreichs will José sich schleunigst auf den Weg machen, obwohl er gern geblieben wäre. Zu frisch ist die Erinnerung an den vergangenen Arrest. Carmen hat für ein derartiges Pflichtbewusstsein nur Hohn und Spott übrig. Als dann auch noch Josés Vorgesetzter Zuniga eintritt, entlädt sich Josés Will-und-kann-nicht-Zwiespältigkeit in Form eines Schlages gegen  Leutnant Zuniga. Damit ist Don José der Weg zur Kompanie zurück versperrt. Er muss mit den Zigeunern in die Berge ziehen.

    Dritter Akt: Karten sagen Carmen den Tod voraus – Escamillo findet CarmenJosé geht zu seiner Mutter

    Im Lager der Schmuggler ist der Alltag eingekehrt, in den sich José nicht einfinden kann. Ihn plagt das Heimweh nach seiner Mutter. Carmen hat mittlerweile das Interesse an ihm verloren und versucht, ihn zum Heimgehen zu bewegen.

    Carmen © Bregenzer Festspiele / Ralph Larmann
    Carmen auf der Seebühne Bregenz. Die Karten, die Carmen den Tod vorhersagen, spiegeln sich in Übergröße im Bodensee
    © Bregenzer Festspiele / Ralph Larmann

    Carmen, Mercédès und Frasquita vertreiben sich die Zeit mit Karten legen. Ihren Freundinnen verheißen sie Reichtum und Liebe. Für Carmen sagen die Karten immer nur den Tod voraus. Carmen nimmt es gelassen, denn sie weiß, dass die Karten nicht lügen. Es ist ihr Schicksal, das sie nicht ändern kann.
    Die Schmuggler kehren von einem Erkundungsgang zurück. Um die Waren über die Grenze zu bringen, müssen die Frauen mit ihren Verführungskünsten die Zöllner ablenken. Bei diesem in Schmugglerkreisen normalen Vorgang erwacht Josés Eifersucht erneut. Allein soll er die restlichen Waren bewachen, während die anderen sich auf den Weg in die Stadt machen.
    Da erscheint Micaela in der Felsenschlucht auf der Suche nach Don José. Sie redet sich ein, keine Angst zu haben. Als sie Escamillo bemerkt, versteckt sie sich.
    José trifft Escamillo, der ihm ganz naiv von seiner Liebe zu Carmen berichtet. Wieder dreht José durch, wird aber von Carmen daran gehindert, den Torero zu töten. Escamillo ist gefahrvolle Situationen gewöhnt. Er nimmt es nicht allzu tragisch, sondern lädt Carmen und die ganze Schmugglerbande zu seinem nächsten Stierkampf in die Arena von Sevilla ein. Josés drohende Warnungen stoßen bei Carmen auf taube Ohren.
    Vor dem allgemeinen Aufbruch wird Micaela in ihrem Versteck entdeckt. Micaela berichtet ihm, dass die Mutter im Sterben liegt. Obwohl José gerade jetzt auf Carmen aufpassen will, geht er notgedrungen mit Micaela mit, droht Carmen jedoch ein baldiges Wiedersehen an.

    Vierter Akt: Stierkampf in der Arena von Sevilla – José kehrt zurück – Carmens Tod

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen)
    © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    In Sevilla tritt Escamillo mit großem Gefolge, und Carmen an seiner Seite, vor der Stierkampf-Arena auf. Frasquitas warnt Carmen vor dem eifersüchtigen José, der sich in der Menge versteckt hält. Alle ziehen in die Arena ein, Carmen bleibt zurück.
    Als José aus seinem Versteck kommt, stellt Carmen klar, dass sie keine Angst vor ihm hat. José will ihr nichts tun, sondern spielt die ganze Klaviatur von betteln bis drohen ab, um sie zum Mitgehen in sein Dorf zu bewegen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Carmen sich unter ihrer Zukunft vorstellt. Sie hat José längst abgelegt und sich in den feschen Torero verliebt. Um es ihm zu verdeutlichen, reißt sie sich den Ring, den er ihr geschenkt hat, vom Finger und schmeißt ihn vor seine Füße. Gleichzeitig setzt das Torerolied ein: „… denk daran, dass zwei schwarze Augen auf dir ruhen und die Liebe auf dich wartet.“

    Als aus der Arena der Sieg des Toreros erklingt, brennen Josés letzte Sicherungen durch. Er ersticht Carmen.
    Beim Anblick der Zuschauer, die gerade aus der Arena kommen, wirft er sich über Carmens Leiche. Er gesteht, dass er sie getötet hat und festgenommen werden möchte.


    Carmen – eine Oper in vier Akten mit Musik von Georges Bizet.

    Das Libretto schrieben Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der literarischen Vorlage: „Carmen“ von Prosper Mérimée. Die Oper spielt um ca. 1820 in Sevilla in Spanien in der Originalsprache französisch. Die Spieldauer beträgt fast 3 Stunden. Sie wurde am 3. März 1875 in der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt.

    Personen und ihre Stimmen:
    Don José, Sergeant (Tenor); Escamillo, Torero (Bariton); : Dancairo, Schmuggler (Tenor oder Bariton); Remendado, Schmuggler (Tenor); Moralès, Sergeant (Bariton); Zuniga, Leutnant (Bass); Lillas Pastia, Schankwirt (Sprechrolle); ein Bergführer (Sprechrolle); Carmen, Zigeunerin (Mezzosopran); Micaela, Bauernmädchen (Sopran); Frasquita, Zigeunerin (Sopran); Mercédès, Zigeunerin (Sopran); Chor und Ballett: Soldaten, junge Männer, Zigarettenarbeiterinnen, Anhänger Escamillos, Zigeuner, Zigeunerinnen, Polizisten, Stierkämpfer; Gassenjungen (Kinderchor)


    ♫ Carmen aus der Wiener Staatsoper bis 20.03.2021 in 3sat

    „Carmen“: Premiere mit Anita Rachvelishvili aus der Wiener Staatsoper – 3sat präsentiert dieses Highlight am Samstag, 13. März 2021 um 20.15

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Anita Rachvelishvili (Carmen)
    © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Carmen aus der Wiener Staatsoper – Kostüme und Bühnenbild

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Erwin Schrott (Escamillo) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Erwin Schrott (Escamillo) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Die Oper Carmen spielt zeitlich in der Jugend des Regisseurs. Spanische Miliz, Arbeiterinnen in Kittelschürzen und ein opulent golden gekleideter Torero bestimmen Kostüme. Ein alter Straßenkreuzer als Statussymbol beherrscht das Bühnenbild.

    Carmen aus der Wiener Staatsoper – drastische Bilder prägen die Inszenierung

    Wie immer inszeniert Calixto Bieito sehr realistisch, besser gesagt ziemlich drastisch, siehe „Parsifal“ – die Oper mit den Dehnungsfugen

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Vergewaltigungen gehören bei Calixto Bieito anscheinend zur Inszenierung, gemacht für Liebhaber krasser, frauenfeindlicher Szenen. Nun ja – wer’s mag.

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Erwin Schrott (Escamillo) und Chor der Wiener Staatsoper © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Erwin Schrott (Escamillo) und Chor der Wiener Staatsoper © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Die Musik bleibt, und mit ihr die schönen Stimmen und das exzellente Orchester der Wiener Staatsoper.

    Carmen in 3sat – Information der Wiener Staatsoper

    "Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021": Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
    „Carmen aus der Wiener Staatsoper, 2021“: Piotr Beczala (Don José), Anita Rachvelishvili (Carmen) © ZDF und ORF/Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

    Andrés Orozco-Estrada debütiert bei der Aufzeichnung vom 21. Februar 2021.
    Ein Highlight aus der Wiener Staatsoper: 3sat präsentiert am Samstag, 13. März 2021, 20.15 Uhr, Calixto Bieitos die Premiere von Georges Bizets „Carmen“ in deutscher Erstausstrahlung.
    Unter der musikalischen Leitung von Andrés Orozco-Estrada singen unter anderen Anita Rachvelishvili (Carmen), Piotr Beczala (Don José), Erwin Schrott (Escamillo) und Olga Kulchynska (Micaëla). Bei der Aufzeichnung am 21. Februar 2021 gab der kolumbianische Dirigent sein Debüt an der Wiener Staatsoper. Es sang und spielte der Chor und das Orchester des bedeutenden Opernhauses.
    Bizets „Carmen“ nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée zählt zu den meistgespielten Stücken der Operngeschichte. Doch ihre Pariser Uraufführung im Jahr 1875 war kein großer Erfolg. Erst die Wiener Bearbeitung machte aus dieser Opéra comique auf ein Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy ein Evergreen.

    Die Aufzeichnung am 21. Februar 2021 fand ohne Publikum statt.

    Carmen von George Bizet – aus der Wiener Staatsoper 2021
    Sendetermin Carmen in 3sat
    vom 13. März 2021 bis 20.03.2021 in der 3sat-Mediathek


    ♫ Oper Carmen als Stummfilm von 1918

    Carmen, ein Opernfilm ohne Gesang mit abgewandelter Bühnenmusik von Bizet. Carmen / Pola Negri feierte damit ihren Durchbruch als Femme fatale. Bis zum heutigen Tag ist ihr Name noch bekannt und gilt als Ersatzwort für eine wechselwarme Schönheit.

    Carmen und/oder José

    Don José (Harry Liedtke) wird nach Sevilla versetzt und nimmt Abschied von seiner Braut Dolores (Grete Diercks, rechts); links seine Mutter (Sophie Pagay) © FWMS / ZDF
    Don José (Harry Liedtke) wird nach Sevilla versetzt und nimmt Abschied von seiner Braut Dolores (Grete Diercks, rechts); links seine Mutter (Sophie Pagay) © FWMS / ZDF

    Genau genommen sollte dieser Film nicht Carmen heißen, sondern José. Er handelt von dem spanischen Kavalleristen Don José, einem allseits beliebten und von seiner Verlobten geliebten Muster-Mannsbild.

    Sevilla, groß und verrucht!

    Die Arbeiterinnen der Tabakfabrik winken vorbeiziehenden Soldaten zu; in der Mitte Pola Negri (Carmen) © FWMS / ZDF
    Die Arbeiterinnen der Tabakfabrik winken vorbeiziehenden Soldaten zu; in der Mitte Pola Negri (Carmen) © FWMS / ZDF

    Zum Sergeanten befördert, muss José sich deshalb in Sevilla einfinden – der großen Stadt mit ihren verruchten Kneipen; voller glutäugiger Schönheiten, die über ihren Fächer hinausschauen und nichts anbrennen lassen. Damen mit Schmalzlocken, die später als „Herrenwinker“ in die Geschichte eingehen werden.

    Carmen – die Verführung naht

    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF
    Kaum am neuen Posten in Sevilla, wird der gutmütige José (Harry Liedtke) von der ewigen Verführerin Carmen (Pola Negri) entdeckt. © FWMS / ZDF

    José, der in die Fänge einer Frau von zweifelhaftem Charakter gerät – einer Femme fatale. Einer männerverschlingenden Vertreterin des schönen Geschlechts, die unschuldige, naive Männer ins Verderben zieht.

    Von Frauen gehasst, bei Männern beliebt

    Pola Negri als Carmen mit unverkennbarer Locke der Verführerin © FWMS / ZDF
    Pola Negri als Carmen mit unverkennbarer Locke der Verführerin © FWMS / ZDF

    … und dabei will sie nur spielen!

    Spanien, ein Land voller glutäugiger Schönheiten

    Carmen (Pola Negri) tanzt auf Bestellung und gegen Bezahlung; man kann ja nicht immer nur auf krummen Wegen zu Geld kommen © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) tanzt auf Bestellung und gegen Bezahlung; man kann ja nicht immer nur auf krummen Wegen zu Geld kommen © FWMS / ZDF

    Pola Negris temperamentvoller Tanz auf dem Tisch kann sich sehen lassen.

    Carmen, die Böse

    Carmen (Pola Negri, MItte) hat viele Begabungen, die sie zu Geld machen kann. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri, MItte) hat viele Begabungen, die sie zu Geld machen kann. © FWMS / ZDF

    Carmen wird im Film berechnend und kaltblütig dargestellt, wahrscheinlich als Abschreckung für Söhne und Ehemänner.

    Enge Altstadtgassen und einsame Gebirge

    Die Schmugglerbande unter Beschuss. Carmen (Pola Negri) muss einiges aushalten. © FWMS / ZDF
    Die Schmugglerbande unter Beschuss. Carmen (Pola Negri) muss einiges aushalten. © FWMS / ZDF

    Es wuselt nur so vor Banditen und ganzen Armeen von Gendarmen. Massen von Statisten, die immer wieder durch die Tore getrieben werden. Blaskapellen tragen fantasievolle Uniformen, Männer als stolze Spanier in Festtagstracht.

    Stolze Spanier in malerischen Kostümen

    Endlich ein Torero (Leopold von Ledebur). Der hat im Beuteschema von Carmen (Pola Negri) noch gefehlt. © FWMS / ZDF
    Endlich ein Torero (Leopold von Ledebur). Der hat im Beuteschema von Carmen (Pola Negri) noch gefehlt. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) wähnt sich durch ihre neue Liaison mit dem Torero als Dame der besseren Gesellschaft, Don José (Harry Liedkte) hat das Nachsehen. Gleich sticht er zu. © FWMS / ZDF
    Carmen (Pola Negri) wähnt sich durch ihre neue Liaison mit dem Torero als Dame der besseren Gesellschaft, Don José (Harry Liedkte) hat das Nachsehen. Gleich sticht er zu. © FWMS / ZDF

    Das kann nicht gut gehen. Schnell wird klar, dass Carmen ihre – einerseits erhoffte, andererseits bedauerte – Strafe erhält. Die Zuschauerinnen können aufatmen.

    Wie mag so eine Filmvorführung im Jahre 1918 abgelaufen sein?

    Die Filmszenen laufen genau stimmig zur Musik ab. Wahrscheinlich spielte bei den Aufführungen im Filmtheater ein Orchester im Vordergrund, während auf der großen Leinwand der Film lief. Da die Filmspulen per Hand gekurbelt wurden, nicht ganz gleichmäßig. Der Dirigent musste sich also auf die Schauspieler und die Geschichte einstellen. Wie in einer richtigen Oper, in der der Dirigent die Sänger begleitet. In kleinen Filmtheatern wurde das Orchester durch den Filmpianisten ersetzt. Vielleicht wurde die Habanera vom Publikum mitgesungen.

    Carmen – Stummfilm von 1918

    Arte.TV -> Stummfilme
    Verfügbar vom 26/09/2021 bis 26/10/2021


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  • ♫ Inhalt/Handlung: Schicksal – Oper von Leoš Janáček in Brno

    ♫ Inhalt/Handlung: Schicksal – Oper von Leoš Janáček in Brno

    Wollten Sie schon immer Janáceks Oper Schicksal in der Originalsprache hören? Am 27.11.2021 um 19 Uhr haben Sie die Gelegenheit, „Schicksal“ LIVE aus dem National Theatre Brno zu erleben – in tschechischer Sprache mit Untertiteln. Die Inszenierung von Robert Carsens – siehe Fotos – ist übrigens „International Opera Award Gewinner 2019“.

    Schicksal: In einem eleganten Kurort517dd1a185914c7db750f26d48227dd7 wird eine junge Frau von Verehrern belagert, aber sie möchte nur ihren Exliebhaber und Vater ihres Kindes treffen, den Komponisten Živný.

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Der Komponist auf der verzweifelten Suche nach dem letzten Akt.
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Sie versöhnen sich, heiraten und ziehen zusammen – mit Kind und Schwiegermutter. Nach dem Unfalltod seiner Frau versucht Živný, eine Oper über Ihre Liebesbeziehung zur Uraufführung zu bringen – ihm fehlt jedoch der letzte Akt.

    Schicksal mit Vorgeschichte  

    Janáček lernte in einem Kurort eine junge Frau kennen, die von ihrem Liebhaber, einem Komponisten, mit einem Kind allein gelassen wurde – damals eine Schande. Er setzt sich für diese Frau ein, indem er ihr eine Oper widmet, die ihre Ehre wiederherstellen soll. Das Libretto verfasst er selbst.

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Damenchor im Kurort
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Die Geschichte spielt in eben diesem Kurort mit viel Lokalkolorit. Neben der Kurkapelle verewigt er auch den Damenchor und die Kurgäste – besonders die Herren, die Jagd auf die attraktiven Damen machen.

    Erster Akt – In einem vornehmen Kurort

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Mila und ihre Verehrer
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Die attraktive Míla  kann sich vor Kurbegleitern kaum retten. Von Ferne entdeckt sie ihren Exliebhaber Živný. Sie lenkt ihre Begleiter in seine Richtung. Živný kann ihr nicht ausweichen, und so kommt es zu einer Aussprache zwischen den beiden. Živný steht noch immer unter dem Eindruck seines Verliebtseins. Míla erzählt ihm, dass sie ihren Mann seinetwegen verließ. Später wurde sie weit weg von Prag geschickt, um die „peinliche Krankheit“ zu überstehen – sie gebar eine Sohn. In Živný erwacht Verantwortung für Frau und Kind.
    Inzwischen sucht Mílas Mutter nach ihrer Tochter, denn anscheinend hat sie Wind von Živnýs Anwesenheit bekommen.


    Janáček ließ die Oper ruhen

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Familienleben
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Janáček kommt nach längerer Zeit wieder zum Komponieren. Inzwischen hat sich auch in seinem Leben einiges geändert. Er spinnt den Stoff weiter zu einem zermürbenden Alltagskrieg. Živný, Míla und der Sohn leben zusammen mit Mílas Mutter, die inzwischen wahnsinnig geworden ist. Živný schreibt eine Oper über ihre Liebe, kommt aber auch hier nicht über das erste Verliebtsein hinaus. Anscheinend hört bei ihm (und Janáček) die Welt nach diesem Urknall-Erlebnis auf.

    Zweiter Akt – Familie in beengten Verhältnissen (nach vier Jahren)

    Auf engem Raum leben Míla, Živný und der Sohn zusammen. Živný spielt Míla seine Oper auf dem Klavier vor, wobei er farbig die Zeit seiner aufkeimenden Liebe in Musik fasst. Míla sieht die Anfangszeit etwas anders, denn sie hat gesellschaftlich sehr darunter gelitten. Živný kann keinen Schluss komponieren, weil ihn sowohl das Kind nervt als auch die Schwiegermutter sich ständig von ihm verfolgt fühlt.

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Mila im Kampf mit ihrer Mutter
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Wieder einmal beschimpft sie ihn, schmeißt ihre Geldkassette den Balkon hinunter – damit er nichts abbekommt – und stürzt sich hinterher. Míla versucht, ihre Mutter zu halten, und fällt ebenfalls in die Tiefe. Živný holt den leblosen Körper seiner geliebten Frau und beklagt sein (eigenes) Schicksal.

    Janáček nimmt nach einer Auszeit erneut die Arbeit an dieser Oper auf.

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Der Komponist arbeitet weiter an der Oper
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Er möchte sie zu Ende bringen, aber es fällt ihm kein Schluss ein. Er hat seinen Freund und Schriftsteller Max Brod gebeten, das Libretto zu überarbeiten. Der sieht sich außerstande, dieser wirren Handlung eine Form zu geben. Also komponiert Janáček die Oper, die plötzlich endet, über den fehlenden Schluss. Er lässt den Komponisten einfach sterben.

    Dritter Akt – Die Oper soll endlich uraufgeführt werden (nach fünfzehn Jahren)

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček - (c) National Theatre Brünn (Brno)
    Studenten proben die Oper
    ☛ Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – (c) National Theatre Brünn (Brno)

    Studenten üben in der Aula den letzten Akt der Oper, die keinen Schluss vorweist. Živný, inzwischen Professor am Konservatorium, kommt hinzu und gerät ins Schwärmen. Ihm fallen sämtliche Begebenheiten seiner Liebe wieder ein. Doubek, hier ebenfalls Musikstudent, erinnert sich anhand der Erzählungen seines Vaters an Begebenheiten, die kurz vor dem Tode seiner Mutter passierten. Živný wird von den Erinnerungen überwältigt. Als die Studenten das „Gewitter“ üben, hört er Míla weinen und fällt ohnmächtig zu Boden. Er wacht kurz auf und bestimmt, der letzte Akt sei „in Gottes Händen“ und werde „auch dort bleiben“. Živný stirbt in den Armen seines Sohnes Doubek.

    Osud / Schicksal aus dem National Theatre Brno

    Schicksal (Osud) Oper von Leoš Janáček – Man sieht sich immer zweimal im Leben
    wird auf OperaVision am 27. November 2021
    LIVE aus dem National Theatre Brünn (Brno) gestreamt.
    In tschechischer Sprache. Die Live-Aufführung wird mit englischen Untertiteln gesendet.

    Verfügbar auf OperaVision von
    27.11.2021 um 19:00 MEZ
    bis
    28.05.2022 um 12:00 MEZ


    Schicksal (Osud) – Musik und Libretto von Leoš Janáček, komponiert von 1903-1907.

    Die konzertante Uraufführung war eine Rundfunkübertragung am 18. September 1934 von Radio Brno. Szenisch wurde die Oper am 25. Oktober 1958 in Brünn uraufgeführt. Einen Tag später, am 26. Oktober 1958, war die deutsche Erstaufführung im Württembergischen Staatstheater Stuttgart.

    Oper Stuttgart | Foto: A.T.Schaefer
    „Schicksal“ von Leoš Janáček – Oper ohne Ende
    Oper Stuttgart | Foto: A.T.Schaefer

    Die Handlung spielt in einem slowakischen Kurort am Anfang des 20. Jahrhunderts mit folgenden Personen:
    Živný, Komponist (Tenor)
    Míla Válková, seine Geliebte (Sopran)
    Milas Mutter (Mezzosopran)
    Zwei Gattinnen von Stadträten (Sopran)
    Eine alte Frau (Alt)
    Die Majorfrau (Sopran)
    Frau Součková (Sopran)
    Konečný und Lhoský (Bariton)
    Dr. Suda, Arzt (Tenor)
    Pacovská, ein junges Mädchen (Sopran)
    Fräulein Stuhlá, eine Lehrerin (Alt)
    Verva, ein Dirigent (Bariton)
    Zwei Wirte (Tenor, Baß)
    Kosinská, eine Sängerin (Sopran)
    Doubek, fünfjährig [1. Akt] und neunjährig [2. Akt] Knabensopran, als Student Tenor
    Kur- und Sommergäste, Studenten, junge Leute, Musiker, Volk



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    Leoš Janáček:

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  • ✍ Buchtipp: Buntschatten und Fledermäuse

    ✍ Buchtipp: Buntschatten und Fledermäuse

    Immer noch aktuell, voller Humor und spannend geschrieben ist der im Jahre 2002 veröffentlichte Roman Buntschattenc6b0764fb47c405d95ec8c155d465953 und Fledermäuse – freundlich und schrecklich.
    Papagei auf dem KopfAls Axel Brauns‚ Vater stirbt, weinen Mutter und Bruder – er jedoch zeigt sich über ihre Gefühlsausbrüche erstaunt. Sein Bruder schreit, als wäre er vom Rad gefallen. Seine Mutter umarmt zitternd beide Söhne und verkrampft sich mit den Händen in seinem Hemd. Und das alles, weil sein Vater sich kurz vor Mitternacht entschlossen hatte, auf den Friedhof umzuziehen.

    Axel kennt keine Gefühle. Axel ist ein Autist.

    Ebenso wenig wie Gefühle kennt er Schmerzen. Als sich einmal ein Eisenpflock in seinen Fuß bohrt, spürt er nichts, obwohl Mutter, Arzt und Krankenschwester ihm immer wieder versichern, dass es sehr weh tut.  Sie loben ihn, weil er nicht einmal weint.
    Axel liebt Gegenstände, besonders deren Strukturen, an denen er immer wieder „entlangwischelt“. Stehen Tische, Schränke oder Stühle an einem anderen Platz als vorher, verunsichert es ihn. Gesichter dagegen kann er nicht erkennen, denn sie verbergen sich hinter Wolken, die allerdings ab und an aufreißen. Schlimm ist es für ihn, wenn sich diese Gesichter zu nahe kommen, zum Beispiel bei einem Kuss, denn dann verklumpen sie sich. Das erschreckt ihn dermaßen, dass er sich im Fernsehen nur Tierfilme anschauen mag. Axel ist gern allein und freut sich, wenn er nicht angesprochen wird, denn häufig hört er nur Geräusche, ohne einzelne Wörter oder Töne unterscheiden zu können.
    Axel Brauns erzählt von seinem „Leben im Autismus, das eine miserable Vorbereitung ist für das Leben in einer Welt ohne Autismus. Die Höflichkeit hat viele Näpfchen aufgestellt, in die man treten kann. Autisten sind Meister darin, keines auszulassen.“
    Die Leserin nimmt teil an seinen frühesten Erinnerungen von seinem dritten Lebensjahr an bis zu seinem Abitur –  als Drittbester seines Jahrgangs – und dem nachfolgenden Studium.

    Wer sich aber auf Betroffenheits-Literatur einstellt, wird vielleicht enttäuscht.

    Dieses Buch ist so spannend und humorvoll geschrieben, dass man es nicht aus der Hand legen möchte. Und die Sprache, mit der er seine Befindlichkeiten beschreibt, strotzt nur so von kreativen Wortschöpfungen. Axel Brauns nimmt seine Leser an die Hand und führt sie durch eine andre Welt, die sie vorher nicht gekannt und in ihrer einzigartigen Vielfalt nicht vermutet hätten.

    Buntschatten und Fledermäuse: Leben in einer anderen Welt  von Axel Brauns | Hoffmann und Campe, ISBN-10: 3455093531

    Junge Autoren:
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  • ♂ Szenen aus Peer Gynt – Kopffüßler im Reich der Trolle | Wilhelma Theater Stuttgart

    ♂ Szenen aus Peer Gynt – Kopffüßler im Reich der Trolle | Wilhelma Theater Stuttgart

    Pee Gynt: Es ist die Geschichte des norwegischene63650a91f1f4973abe89b29bd8bec5a Bauernsohns, der in Armut lebt. Mit Hilfe seiner Fantasie versucht er, dieser Armut zu entkommen und baut sich seine Schlösser selbst.
    Auch seine Umgebung gestaltet er in seinen Träumen. Er sucht die Gesellschaft von Trollen, den skandinavischen Erdgeistern, die normalerweise getrennt von den Menschen leben. Zwar ist Peer lebensunpraktisch, aber er weiß genau, was er nicht möchte – zum Beispiel eine Frau heiraten, die er zwar geraubt und geschwängert hat, die aber nicht mit seiner heimlichen Liebe Solveig konkurrieren kann.

    11 Stühle stehen an der Rampe der offenen Bühne, 11 Schauspieler besetzen sie.
    11 Schauspieler (Jessica Cuna, Lucie Emons, Laura Locher, Susanne Schieffer, Frederik Bott, Alexey Ekimov, Rudy Orlovius, Philipp Sommer und Angela Blanc, Winnie Luzie Burz, Jan Jedenak) teilen sich die Rollen.

    Peer Gynt und seine Mutter.

    Szenen aus Peer Gynt – Kopffüßler im Reich der Trolle | Wilhelma Theater StuttgartM.KORBEL2014©6969Eine Mutter klagt über ihren Sohn Peer, der nur lügt und sonst zu nichts zu gebrauchen ist. 10 Peers erzählen ihr, wie sie auf dem Bock über den Grat geritten sind, der so schmal ist wie eine Sense. Sie erzählen nicht gleichzeitig, sondern jeder spricht und agiert einen einzelnen Satz. Sämtliche Schauspieler können sowohl Peer, als auch die Mutter oder Solweig oder die Trollprinzessin darstellen.
    Verschiedene Szenen aus Peer Gynts Leben werden durchgespielt. Wie Peer eine Braut raubt, aber danach nichts mehr von ihr wissen will. Die Braut schwört Rache. Im Land der Trolle begegnen ihm Kopffüßler mit kleinen Gesichtern. Sie mutieren aus den Menschen mit Hilfe einer Jerseyhose. Diese XXL-Hose ziehen sie sich über Taille, Rücken und Kopf, bis ihnen vorn noch ein Loch bleibt, aus dem eine kleine Maske hervorlugt. Fertig ist der Kopffüßler mit krummen Buckel und winzigem Gesicht.

    Mit einem Stuhl schlägt einer der Peers wie mit einer Waffe im Kampf gegen den Feind. Danach zerhackt er den Stuhl, um mit den Leisten ein Haus zu bauen. Peer kommt sein Haus mickrig vor, aber Solveig gefällt es; ausgerechnet Solveig, seiner heimlichen und großen Liebe.

    Szenen aus Peer Gynt – Kopffüßler im Reich der Trolle | Wilhelma Theater Stuttgartpeer.gynt.M.KORBEL2014©7395Das Haus ist eine überdimensionale Puppenstube, eingerichtet wie ein skandinavisches Bauernhaus – ein bisschen Bullerbü. Die innere Stube wird auf eine Wand projiziert. Eine Taschenlampe leuchtet als Spot hinein. Durch ein Sieb geschüttetes Pulver erzeugt in der Projektion ein sanftes Schneien, wobei der Schnee sich in großen Flocken auf Stühle und Boden legt.

    Peer Gynt mit wenig Requisiten.

    Sie brauchen nicht viele Requisiten (Regie und Bühne: Thomas Krupa). In der Mitte der Bühne steht ein senkrechter Pfahl. Er dient als Mittelachse für eine schwebende Wand, die von beiden Seiten gedreht werden kann. Sie dient als Trennwand oder Projektionsfläche für die Puppenstube. Schwarze Stühle, auf denen sie sitzen. Gekleidet in Jeans und Parkas (Kostüme von Leah Lichtwitz) sehen sie aus wie die Alternativen aus den 80-er Jahren – direkt einer Landkommune entsprungen oder vom Trampen zurück. Grau wie ein Novembertag ist die vorherrschende Farbe.
    Alles ist zurückgenommen, gedämpft, Störendes fehlt – Worttheater. Die Geschichte von Peer Gynt, dem Lügner, der sich alles so schön ausmalt, wie es die praktisch veranlagten Menschen in seiner Umgebung nicht nachvollziehen können.
    Anscheinend geht man davon aus, dass sämtliche Besucher dieses Stück kennen. Im Programmheft steht kein Wort über die Geschichte, den Autor, die nordischen Märchen … schade.

    HENRIK IBSEN: PEER GYNT / SZENEN
    Regie & Bühne: Thomas Krupa • Kostüme: Leah Lichtwitz • Choreographie: Verena Weiss • Figurenspiel: Stephanie Rinke • Dramaturgie: Franziska Kötz
    Foto: MAURICE KORBEL
    8. November 2014 – Wilhelma Theater Stuttgart
    Es spielen die Studierenden des 3. Jahrgangs der Schauspielschule und des Figurentheaters: Jessica Cuna, Lucie Emons, Laura Locher, Susanne Schieffer, Frederik Bott, Alexey Ekimov, Rudy Orlovius, Philipp Sommer und Angela Blanc, Winnie Luzie Burz, Jan Jedenak

    Wilhelma-Theater:

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  • ✒ Roman-Tipp: Elsa Ungeheuer von Astrid Rosenfeld

    ✒ Roman-Tipp: Elsa Ungeheuer von Astrid Rosenfeld

    In einem Dorfa310a2d525f94ec2b9b16078c32c642e in der Oberpfalz beginnt die Geschichte dreier Kinder. Karl und Lorenz haben gerade ihre Mutter verloren und Elsa tritt in ihr Leben.

    Ein Schmöker, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte.

    cover.elsa.ungeheuerElsa wird just zu dieser Zeit von ihrer Mutter, die mit ihrem neuen Freund auf eine Segeltour rund um die Welt geht, zu ihrem Vater abgeschoben. Dramatisch mit Höhen und Tiefen folgt die Fortsetzung zehn Jahre später.

    Karl und Lorenz verarbeiten gerade den Freitod ihrer psychisch labilen Mutter. Sie werden von einer alten Haushälterin versorgt und von einem übrig gebliebenen Fremdenzimmergast liebevoll – auf seine Weise – erzogen. Seine Gutenacht-Geschichten erzählt er den gespannt zuhörenden Kindern aus seinem Leben, das hauptsächlich aus erotischen Abenteuern bestand. Bebannt lauschen alle drei Kinder seinen Geschichten, obwohl sie nichts davon verstehen. Jeder malt sich in seiner Fantasie ein anderes Abenteuer dazu aus. Der Vater trauert um seine verstorbene Frau. Er lässt sie vor seinem geistigen Auge mit Hilfe von Hochprozentigem auferstehen.

    Elsa wird zu dieser Zeit von ihrer Mutter zum Vater gebracht.

    Elsas Mutter verschwand vor zehn Jahren aus ihrem Dorf in der Oberpfalz. Sie folgte mit Elsa im Gepäck einem durchreisenden Schweizer Millionär, der wegen einer Panne drei Tage in dem Gasthof ihrer Eltern verbringen musste. Jetzt liefert sie Elsa bei deren Erzeuger ab, weil sie mit ihrem Freund eine Weltreise unternehmen möchte – ohne Elsa. Elsas Vater – der Dorfschuldirektor – lebt mit seinem Bruder zusammen, einem Sportlehrer am Gymnasium. Beide fühlen sich mit Elsas Erziehung überfordert. Elsa trägt die Designer-Party-Klamotten ihrer Mutter auf, in die sie von der Figur her – mangels Rundungen – noch nicht hineinpasst. Karl verliebt sich unsterblich in Elsa, wird aber von ihr nicht ernst genommen. Wegen seiner korpulenten Figur nennt sie ihn Fetti – außerdem ist er ein paar Jahre jünger als sie. Lorenz und Elsa prügeln sich ständig, obwohl ein geheimes Band zwischen ihnen zu bestehen scheint.
    Die LeserInnen begleiten diese drei Kinder für ein paar Jahre, bis Elsa und Lorenz fast 15 Jahre alt sind. Der erste Teil des Buches endet mit Elsas Aufbruch nach Amerika.

    Spitzenabitur und Kokain.

    Zehn Jahre später rutscht Karl nach einem Spitzenabitur in die Kokainsucht ab, gefolgt von Lorenz, der sich als Maler profiliert hat. Zu spät erkennt Lorenz, dass er einer exzentrischen Kunstsammlerin als kleiner Spielball herhalten musste. Sie brauchte ihn nur, um ihrem Depotverwalter eins auszuwischen.
    Und Elsa? Fettis Besuch in Amerika verläuft anders als gedacht.

    Astrid Rosenfeld versteht es, skurrile Typen und Situationen so darzustellen, dass sie den Lesern ganz natürlich vorkommen. Spannend wäre noch eine Fortsetzung – zehn Jahre später. Was wird aus Elsa, Karl und Lorenz?
    Elsa ungeheuer von Astrid RosenfeldDiogenes

    Schmöker:
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  • ♀ Alle meine Schwestern – historischer Roman von Judith Lennox

    ♀ Alle meine Schwestern – historischer Roman von Judith Lennox

    w.maedchen.tanzAbwechslungsreiche93eca341403454a83f87a21c7bee5c8 beginnt das von Liebesleid und Liebesfreud geprägte Leben der vier Schwestern in England, von 1909 bis 1917, dem Umbruch im ersten Weltkrieg.

    Marianne, die Zweitälteste, ist zwar nicht so schön wie Iris, ihre ältere Schwester, trotzdem heiratet sie zuerst. Das verstößt gegen die Regel. Um sie wirbt ein begehrter Junggeselle – reich, unabhängig, ohne Familie. Diese Liebesheirat, im viktorianischen England um 1909 ungewöhnlich, soll nicht einmal ein Jahr währen. Für Marianne, danach eine Witwe von 23 Jahren, bricht eine Welt zusammen. Sie sehnt sich nach einem Kind, das sie in ihrer kurzen Ehe leider nicht bekam.
    Als ein reicher Plantagenbesitzer aus Ceylon, der in London eine Familiensache regelt, um ihre Hand anhält, sagt sie sofort zu. Obwohl sie ihn kaum kennt, folgt sie ihm nach Ceylon auf seine Plantage. Beide haben damit bekommen, was sie wollten. Marianne bekommt ein Kind von ihm, Lucas ihr Vermögen. Glücklich werden beide nicht in dieser Beziehung, denn Lucas entpuppt sich als aggressiver Psychopath. Marianne bleibt nur noch ein Ausweg…

    Die schöne Iris – älteste Schwester der Familie Maclise

    Iris gilt allgemein als die schönste, charmanteste Salondame. Ihr laufen die Männer hinterher. Viele Heiratsanträge hat sie schon abgelehnt, weil ihr keiner gut genug schien für ein ganzes Eheleben. Als sie sich ernsthaft in einen jungen Mann verliebt, meint sie leichtes Spiel zu haben. Fast im Scherz fragt sie ihn, ob er ihr einen Heiratsantrag machen wollte. Dass Ash freundlich ablehnt, hat sie tief getroffen. Damit hat sie, die alle Männer um den kleinen Finger wickeln kann, nicht gerechnet. Aus Angst, dass ihre „gute Zeit“ um ist, lernt sie einen Beruf. Viel Auswahl bleibt ihr nicht in ihrer Stellung als Fabrikantentochter. Sie entscheidet sich für den Beruf einer Krankenschwester, was im ersten Weltkrieg, der auch England in Mitleidenschaft gezogen hat, zu gefährlichen Einsätzen führen wird.
    Ash bedauert seine Ablehnung zutiefst. Als sie sich zufällig in London wieder treffen, versucht er, Iris seine Liebe zu gestehen. Erst will Iris sich keine Blöße geben, dann kommt Ash eine junge Frau dazwischen. So geht es einige Male hin und her, bis 1917 (Ende des Buches) der erste Weltkrieg seine Wunden schlägt.

    Eva,die Malerin – zweitjüngste Schwester

    Eva galt immer als die künstlerisch begabte. Sie bekommt Malunterricht bei einer Lehrerin, die sie als Feministin in die Frauenbewegung einführt. Eva kann den Ideen viel abgewinnen und erreicht durch ihr neues Selbstbewusstsein, dass ihr Vater einem Kunststudium zustimmt. Sie darf sogar in London studieren. Hier lernt sie einen Maler kennen, der ausdauernd um sie wirbt. Nachdem sie ihr ganzes Herzblut in diese Beziehung investiert, wendet er sich einer anderen zu, die er ebenso ausdauernd umwirbt.

    Eva kehrt bei Ausbruch des ersten Weltkriegs nach Hause zurück und arbeitet als rechte Hand ihres Vaters in der Fabrik, die sie bald auch allein leiten muss. Durch die erzwungenen „Meldungen von Freiwilligen zum Militär“ ist auch ihre große Liebe, die sie in ihrem heimatlichen Umkreis wiederfindet, gefährdet.

    Die kleine Schwester Clemency – das Nesthäckchen

    Clemency, die jüngste, gilt als die Schwester mit den wenigsten äußeren Reizen. Sie wird erst gar nicht in die Gesellschaft eingeführt, denn sie muss ihrer kränkelnden Mutter Gesellschaft leisten. Alle sehen es als selbstverständlich an, dass sie dafür ihre geliebte Schule verlässt. Es bleibt ihr keine Zeit für ein Privatleben, denn sie führt den Haushalt, pflegt ihre Mutter und die alte Großtante, hält Verbindung zwischen den Familienmitgliedern. Aber auch sie verliebt sich – natürlich unglücklich – in einen verheirateten Pianisten. Als dessen Frau stirbt, erkennt sie, dass er weder sie noch irgend jemand anderen lieben kann – nur sich selbst.
    Dass ausgerechnet die dicke, hässliche Clemency die Liebe ihres Lebens findet, könnte man als ausgleichende Gerechtigkeit bezeichnen. Leider findet diese Beziehung um 1917 keinerlei gesellschaftliche Anerkennung.

    Fazit: Ein Schmöker zum Träumen und mitleiden

    Judith Lennox schreibt über die Wechselwirkungen zwischen den Schwestern in der allgemeinen gesellschaftlichen und politischen Umbruchsituation. Der Roman ist hervorragend recherchiert und spannend geschrieben – unbedingt empfehlenswert.

    Alle meine Schwestern von Judith Lennox (Autor), Mechtild Sandberg (Übersetzer), Broschiert: 592 Seiten , Verlag: Piper

    Schwestern:

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  • ✍ Romantipp: Der Geliebte der Mutter von Urs Widmer

    ✍ Romantipp: Der Geliebte der Mutter von Urs Widmer

    cover.geliebte.mutterEin 306daa7303eb4724ab3627b35ea8c172Sohn berichtet über die Stationen im Leben seiner Mutter. Von Anfang an, als sie noch ein kleines Mädchen war in einem reichen Elternhaus, bis zu ihrer Beerdigung, bei der sie fast verarmt war.
    Durch die ganze Erzählung zieht sich die Beziehung zu einem Mann, dem größten Dirigenten seiner Zeit. Sie hat ihn verehrt, seit sie ihn als junges Mädchen im Konzert gesehen hat. Damals gründete er sein Orchester mit Musikern, deren Gage er nicht zahlen konnte. Später sollte ihn dieses Orchester reich und berühmt machen.

    Er hat die Mutter gebraucht, verbraucht, missbraucht. Erst war sie seine Sekretärin und managte sein Orchester – natürlich umsonst. Als ihr Vater starb, stand sie mittellos da. Er überließ ihr sein Zimmer, da er sich jetzt eine Wohnung leisten konnte. Als Gegenlohn tauchte er in der Wohnung auf und vergewaltigte er sie, wann immer es ihn überkam. Als sie ihm sagte, dass sie schwanger war, fragte er sie, ob sie sich wirklich mit einem Kind ihr Leben vermasseln wolle. Er vermittelte ihr einen Termin beim Arzt, ohne sich weiter um sie zu kümmern.

    Als er eine reiche Frau heiratete, sagte er ihr den Termin nebenbei im Vorübergehen drei Tage vor der Hochzeit. Sie war nicht eingeladen. Als sie selbst heiratete, wohnte sie mit ihrem Mann am See gegenüber seiner Villa. In Selbstmordgedanken ging sie – mit dem Blick zu seinem Anwesen – mehrere Male ins Wasser, später mit ihrem Kind, dem Erzähler, auf dem Arm. Der von der Mutter heiß Geliebte beachtete sie nicht weiter, schickte ihr aber jedes Jahr Blumen mit einem Kärtchen, beschrieben mit violetter Tinte. Bis zu ihrem 61. Geburtstag traf der Blumengruß in schöner Regelmäßigkeit ein, dann war Schluss. Als in den folgenden Jahren keine Blumen mehr kamen, stürzte es die Mutter wieder in starke Depressionen – jahrelang, bis an ihr Lebensende.

    Ganz am Schluss, auf den letzten sechs Seiten, merkt die Leserin, dass dieses nur die Vorgeschichte für die eigentliche Geschichte ist. Als die Mutter schon beerdigt ist, stellt er, der Sohn, den Geliebten seiner Mutter zur Rede. Das Ergebnis ist sowohl für ihn als auch für die Leser verblüffend.
    Verblüffend für die Leserin ist auch, wie Fiktion und reale Biografie von Paul Sacher – immerhin in der Schweiz ein bekannter Dirigent und Mäzen – miteinander vermischt werden.

    Der Geliebte der Mutter von Urs Widmer | Diogenes; (25. September 2012) | EUR 10,00

     

     

    Mehr über Söhne:

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  • ♀ Schicksals-Roman: „ohnegrund“ von Schulamit Meixner – wenn der Partner verschwindet

    ♀ Schicksals-Roman: „ohnegrund“ von Schulamit Meixner – wenn der Partner verschwindet

    cover.ohnegrund4906c6f62878436999bf6e7abbde096fEine Geschichte, die viele Menschen bewegt, die plötzlich allein dastehen. Die gemeinsame Zeit war die glücklichste in ihrem Leben. Leider erkennen es die Zurückgebliebenen erst im Nachhinein.

    Februar 2009 – Amy lebt mit ihrer kleinen Tochter Sharona in London im Haus ihrer Eltern, nachdem die sich einen Zweitvilla in Long Island kauften. Als weltberühmtes Künstlerehepaar sehen sie mehr Vorteile für sich auf dem Amerikanischen Kunstmarkt.

    Sharona sitzt viel vor dem Computer und sucht nach israelischen Kriegsereignissen von 2002, als sie selbst zwei Jahre alt war. Sie sucht nach ihrem Vater, den sie nur von einem Foto her kennt. Sie glaubt, dass er damals nicht vom Militär zurückgekommen ist wie die anderen Väter in ihrer früheren Nachbarschaft. Sie träumt sich in Situationen hinein, die sie als eine starke Comicfigur darstellt, die ihren Vater aus einer gefährlichen Situation rettet.

    Auch Amy denkt oft an die Zeit vor 2002 zurück – bevor Nimrod verschwand.
    Als Kind lebte sie das Jahr über in Elite-Internaten. In den vier Wochen ihrer Ferien waren entweder Vater oder Mutter weg, um eine Ausstellung zu eröffnen oder den Salzburger Sommerkurs zu leiten. Nach zwei Wochen mit einem Elternteil wurde Amy ins Flugzeug nach Wien gesetzt, um ihre restlichen Ferien bei den Großeltern zu verbringen.
    Nach ihrer Internatszeit wusste Amy nicht, was sie studieren sollte. Also räumte sie ihr Zimmer im Haus ihrer Eltern um, strich die Wände, suchte neue Vorhänge und Möbel aus. Ihr Vater, der zu diesem Zeitpunkt in seinem Atelier arbeitete, entschied daraufhin, dass sie Innenarchitektur studieren sollte. Sofort stellte er ihre Mappe zusammen, meldete sie bei einem befreundeten Professor in Jerusalem an und setzte Amy ins Flugzeug. Er beauftragte einen entfernten Verwandten, Amy bei sich aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass sie pünktlich zum vereinbarten Termin zu dem Professor in die Hochschule geht. Der Verwandte war aber verhindert und konnte Amy nicht vom Flughafen abholen.

    So fand Nimrod die introvertierte, hin- und hergeschobene, unselbstständige Amy und verliebte sich unsterblich in sie. Nimrod, der Psychologiestudent, der gern für möglichst viele Gäste kocht, sich um Menschen in Not kümmert und Amy hilft, zu sich selbst zu finden und ihr eigenes ICH zu entdecken.

    Amy denkt oft zurück an diese Zeit, die – bis zu Nimrods Verschwinden – ihre glücklichste war. Was wäre gewesen, wenn sie sich anders verhalten hätte? Die ewige Frage der Zurückgebliebenen.

    „ohnegrund“: Roman von Schulamit Meixner | Picus Verlag 2012 | EUR 19,90

    Schicksal:
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  • ♫ Oper Stuttgart: „Wozzek“ von Alban Berg – Drama im Schützenhaus

    ♫ Oper Stuttgart: „Wozzek“ von Alban Berg – Drama im Schützenhaus

    Beeindruckend sind in dieser Opern44a020575f4448659dd58580d6e448ecaufführung die Hauptdarsteller, die nicht nur hervorragend singen, sondern auch als Schauspieler brillieren. Sie verleihen ihren Rollen die Charaktere, siehe -> ♫ Inhalt / Handlung: Wozzeck – Oper mit Musik von Alban Berg

    Allen voran Claudio Otelli als Wozzek, der Putzlumpen für alle und jeden. Er bemüht sich, Marie und seinem Sohn ein treusorgender Mann und Vater zu sein. Um an Geld zu kommen, mit dem er seine Familie versorgen kann, nimmt er einiges auf sich. Er lässt sich vom Hauptmann hin und her jagen und verspotten. Er lässt fragwürdige Experimente vom Doktor durchführen, obwohl er selbst merkt, dass er seiner Gesundheit schadet. Er legt sich mit dem Tambourmajor an und unterliegt. Er ersticht Marie in seinem Wahn, dreht durch, tanzt mit dem Narr. Er steigert sich immer mehr in den Wahnsinn hinein, bis er sich schließlich ertränkt – in der Regentonne neben dem Müllcontainer, in dem er Marie entsorgt hat.

    Frances Pappas agiert als die ideale Besetzung für seine Fast-Ehefrau Marie. Nicht nur von ihrer Stimme her, sondern auch von ihrem Alter erweist sie sich als glaubwürdig. Sie wandelt sich von der liebenden Mutter zur reuevollen Ehebrecherin. Sie leidet, wenn Wozzek kommt, wirres Zeug redet und nicht einmal seinen Sohn beachtet. Deshalb fühlt sie sich geschmeichelt, dass ausgerechnet der von Frauen umschwärmte Tambourmajor sie auswählt. Zwar stößt sie die grobschlächtige Art seiner Werbung ab, aber sie fühlt sich jung, attraktiv, sexuellen Reizen aufgeschlossen und möchte geliebt werden. Ihren „Fehltritt“ bereut sie, ist fahrig und nervös ihrem Sohn gegenüber, aber ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung ihrer weiblichen Reize ist stärker als die Solidarität gegenüber Wozzek, dem Verlierer. Der Zwiespalt, in dem sie sich befindet, existiert greifbar für die Zuschauer.

    Gerhard Siegel als Hauptmann ist kein Phlegma, im Gegenteil – er ist ein Choleriker. Wie ein Rumpelstilzchen springt er herum, regt sich auf, dass alles so schnell geht. Er verkörpert den perfekten Hypochonder, wenn der Doktor ihm aufzählt, was ihm alles in den nächsten vier Wochen an Krankheiten widerfahren wird.

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    Beeindruckend wie immer der Sänger-Darsteller Heinz Görig – der Narr als Todesengel. Als Transvestit mit langem, schwarzen Kleid und schwarzer Schleppe treibt er sich in Wozzeks Nähe herum. Er beobachtet ihn genau, steckt ihm das Messer zu, mit dem Wozzek Marie ermordet. Wozzeks vom Wahnsinn gezeichneter Auftritt nach dem Mord an Marie begleitet der Narr als Spiegelbild. Später legt er auf der menschenleeren Bühne einen Freudentanz hin, ganz in sich versunken.

    Der stimmgewaltige Roland Bracht besticht als größenwahnsinniger  Doktor, der seine Experimente durchzieht, um einmal berühmt zu werden. Seine Versuchsreihen führt er wissenschaftlich durch als Gott in Weiß, dokumentiert alles und bezahlt Wozzek, um später gut dazustehen.

    Daniel Brenna als Tambourmajor gehört mit einer immensen Bierwampe zu den Kerlen, die in gewissen Kreisen als „gestandene Mannsbilder“ gut ankommen. Er verkörpert den brutalen Frauenheld, der jedes ihm über den Weg laufende weibliche Wesen demütiget. Sein Triumph Wozzek gegenüber gehört zu seinen gepflegten Männlichkeitsritualen.

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    Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme

    Wozzek ist vom Inhalt her ein derbes Stück – von Andrea Moses derb inszeniert. Es spielt nicht in einer Kaserne vor 200 Jahren, sondern in einem Schützenhaus der Jetztzeit, in dem schießbegeisterte Männer ihren Heldenmut pflegen. Die Kette, die dem Hauptmann über die stolz geschwellte Brust hängt, betont seine wichtige Funktion. Wahrscheinlich war er einmal Schützenkönig. Wozzek versklavt sich als Hausmeister, vom Gewehr putzen bis zum Spind säubern. Marie jobbt hinter dem Ausschank.

    Als Drehbühne funktioniert das Bühnenbild von Christian Wiehle – Schützenhaus innen mit Schießstand; Einbauküche mit Ausschank; außen ein steriler Klinkerbau mit Kunststofffenstern und Baumarkt-Haustür. Hinter dem Haus ein Müllcontainer, in dem Wozzek Marie hineinschmeißt – die Beine schauen oben heraus. Er selbst ertränkt sich blubbernd in der Regentonne daneben – ordentlich, keinen Dreck hinterlassend.

    Wozzek von Alban Berg an der Oper Stuttgart

    Musikalische Leitung: Michael Schønwandt
    Regie: Andrea Moses
    Bühne und Kostüme: Christian Wiehle
    Licht: Reinhard Traub
    Chor: Johannes Knecht
    Dramaturgie: Thomas Wieck

    Fotos A.T. Schaefer

    Besetzung am 17.05.2012
    Wozzeck: Claudio Otelli
    Tambourmajor: Daniel Brenna
    Andres: Gergely Németi
    Hauptmann: Gerhard Siegel
    Doktor: Roland Bracht
    1. Handwerksbursche: Mark Munkittrick
    2. Handwerksbursche: Kai Preußker
    Narr: Heinz Göhrig
    Marie: Frances Pappas
    Margret: Tina Hörhold
    Maries Knabe: Jan-Christof Tomerl
    Mit: Kinderchor der Oper Stuttgart, Staatsopernchor Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart

     Alban Berg:

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  • ☛ Trickfilm-Tipps: Frauen in Notsituationen und ausweglosen Zwangslagen

    ☛ Trickfilm-Tipps: Frauen in Notsituationen und ausweglosen Zwangslagen

    bc1fcd0d06fb4882a23eccdfd076511bITFS 2012: Ernste Animationsfilme im internationalen Wettbewerb.
    Zwei Frauen durchleben ein Martyrium, ohne sich aus dem Teufelskreis befreien zu können. Ein kleines Mädchen träumt sich aus einer unerträglichen Zwangslage heraus in eine Märchenwelt. Die Sinnlosigkeit ihrer Arbeit erlebt eine Frau hinter der Theke eines Pubs.


    trickfilm.princessePrincesse von Fréderick Tremblay | Kanada 2011

    Eine Frau wird von einem sadistischen Mann geschlagen und verunstaltet. Eine Gesichtshälfte, ebenso Arme und Beine strotzen voller Narben. Sie ist gefangen in der Wohnung, denn draußen wachen Zähne fletschend bissige Hunde. Während sie im Hellen allein ist, schreibt sie ein Tagebuch. In den Nächten lässt sie sich von dem brutalen Mann mit dem Messer stechen und vergewaltigen.
    Eines Tages trägt der Mann durch die verrammelte Tür eine Fast-Leiche, die er auf dem Küchentisch ablegt. Er entlädt sich erst einmal in ihr.
    Tagsüber sind die beiden Frauen allein und freunden sich an. Auch die Zweitfrau wagt nicht, die Behausung zu verlassen. Bald sieht auch sie so narbig und verunstaltet aus wie die erste Frau, bloß in Blond. Irgendwann ist sie ganz allein und das Martyrium beginnt von vorn, wie bei der anderen Frau.
    Gewalt in der Ehe – ein ewiger Kreislauf von Abhängigkeit – eine ausweglose Situation für die Opfer.


    trickfilm.conteConte de Faits (Fairy Tailing) von Jumi Yoon | Frankreich 2011

    Ein kleines Mädchen lebt in einem Bordell in Korea. So lange sie allein sind, wiegt die Mutter sie, wie jede Mutter es mit ihrem kleinen Kind macht. Sobald die Freier – amerikanische GIs – kommen, versteckt ihre Mutter sie hinter einem Vorhang. Ist sie allein, spielt sie mit ihrem Fantasietier, einem Reh. Sie träumt sich in eine grüne Landschaft mit Bäumen und Hügeln hinein, die sie mit dem Reh zusammen erkundet.
    Immer wieder finden die betrunkenen Soldaten das Kind und zerren es aus seinem Versteck. Der Protest des kleinen Mädchens stört sie nicht. Sobald die Kleine sich befreien kann, verschwindet sie unter einem Frauenrock oder hinter einem Vorhang in ihr Fantasiereich zu ihrem Reh. Sie folgt ihm überall hin. Eines Tages springt das Reh aus dem geöffneten Fenster, hinaus in eine grüne Landschaft mit Bergen, Tälern, Bäumen, Blumen…
    Fantasie kann gefährlich sein in ausweglosen Situationen.

    trickfilm.pubThe Pub von Joseph Pierce | Großbritannien 2011

    Arbeitsalltag in einem Pub aus Sicht einer Frau hinter dem Tresen.
    Sie sieht die Schwaller, denen bei jedem Schluck Wurzeln aus den Ohren sprießen. Sie beobachtet besorgt den Trinker an der Bar, der mit zunehmendem Alkoholkonsum aggressiver wird. Erst nimmt er die Gestalt eines Gorillas, dann eines Löwen, dann eines Monsters an. Irgendwann schmeißt sie ihn zur Tür hinaus. Danach schaut sie erschöpft in den Spiegel und sieht eine alte Frau. Nach einem kräftigen Schluck aus der Flasche nimmt sie wieder ihre gewohnten Formen an.
    Am Ende sitzt sie hinter dem Fenster ihrer Wohnung, streichelt ihre Katze und schaut den Leuten nach. Unfähig, irgend etwas zu tun.

     

     

    Mädchen:
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