♫ Ballett-Chorgeografie von Jorma Elo: Slice to sharp

w.maedchen.tanz
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0d2a6d7e1947ebc8307f3a4c9096c0♫ Zwischen „Theme und Variationen“ von George Balanchine und dieser Choreografie liegen fast sechzig Jahre, zwischen Le Poème de l’extase von John Cranko sechsunddreißig.

Musik und Tanz
Die Bewegungen der Tanzpaare mit der Barockmusik von Ignaz Franz von Biber und Antonio Vivaldi sind eins. Jede gespielte Note der hervorragenden Solo-Geigen (Jewgeni Schuk und Mark Stanley) findet sein Doppel in der Bewegung.

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♫ Feuriger Bühnenzauber für den Tyrannen Lucio Silla

Feuerwerk

Bühnenzauber – wirkungsvoller Anfang. Sobald sich der Vorhang hebt, gibt er einen purpurroten Samtvorhang (wie bei einer Barockoper) frei, der sich langsam zusammenrafft und öffnet.  Sichtbar wird ein bühnengroßer, goldener Barock-Bilderrahmen, innen schwarz. Allmählich fällt Licht auf die Personen des nachfolgenden Stückes, die wie auf einem Familiengemälde dieser Zeit posieren. Hinten stehen Richter – mit …

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♫ Ballett-Tipp: Rosa Stunde mit Bullshit im Theaterhaus Stuttgart

Ballett Bullshit (c) Regina Brocke

Um was geht’s in dem Ballett? „Die Bühne ist rosa, die Kostüme sind rosa, die Frauen sind Männer und die Männer sind Frauen und das Stück heißt Bullshit.“
Mit diesen Worten brachte der Choreograph46e61ea7f5034092a00b5f26a5f0622e Nadav Zelner sein erstes abendfüllendes Stück auf den Punkt. Besser geht’s nicht! Eric Gauthier, der dieses Ballett für „Gauthier Dance“ in Auftrag geben wollte, brauchte einige Tage Bedenkzeit, bevor er zusagte.

Kurze Szenen, rasantes Tempo, witzige Einfälle.

Nadav Zelner produzierte bisher kurze Videoclips von drei Minuten Länge, die er auf Youtube hochlädt. Was Tausende von Abonnenten auf Ihre Rechner laden, können jeweils 400 Ballettbegeisterte live im Theaterhaus Stuttgart erleben, denn Nadav Zelner ist sich treu geblieben. Sein einstündiges Ballett unterteilt sich in kurze Szenen, die in rasantem Tempo über die Bühne gehen. Ausgesprochen abwechslungsreich, denn die Übergänge sind fließend.

Mal ist die ganze Kompanie auf der Bühne, mal Solisten, mal nur Tänzerinnen oder Tänzer, mal gemischt – pro Szene mindestens ein lustiger Einfall. Zum Glucksen, wenn die Tänzer dem Publikum ihre rosa Fußsohlen entgegen strecken. Oder wenn ein Menschenhaufen – einem gordischen Knoten gleich – im Takt die Köpfe mit den schwarzen Pomadefrisuren hebt.

Von Afrika inspiriert mit original afrikanischer Musik.

Schlaginstrumente bestimmen die Musik. Gleich zu Beginn ein Kreistanz, wie er bei Stammesfesten üblich sein könnte. Hier kommt die ganze Bandbreite zusammen. Wildes Durcheinander mit Affengebärden, rhythmisches Stampfen eines traditionellen Tanzes, Elemente von Modern Dance bis hin zum klassischen Ballett. In rasantem Tempo geht fließend alles ineinander über. Sie torkeln durch den Fahnenwald der Bühne, stehen einige Sekunden später in einer akkuraten Formation wie im Schwanensee und lassen rosa gefärbte Hände und Finger im Takt der Musik tanzen.

Choreographie, Musik, Tänzer, Kostüme, Bühne, Licht – hier kommt zusammen, was theoretisch nicht zusammen gehört.

Auf den ersten Blick betrachtet, sehen alle Kostüme (Maor Zabar) gleich aus, nämlich ein ärmelloses Oberteil und eine kurze Hose.

Gut bis in die letzte Reihe zu sehen ist der offene Hosenschlitz mit einem daraus hängenden männlichem Geschlechtsmerkmal, vom Kostümbildner „Schamschutz“ genannt. Passend, wenn mit dem rosa Behälter der Titel „Bullshit“ gemeint sein sollte. Diese ordinäre Betonung der Männlichkeit wird abgemildert durch die Farbe Rosa, die allgemein als weiblich gilt. Weiterhin fällt auf, dass jede Tänzerin und jeder Tänzer ganz individuell gekleidet ist. Die Hosen sind unterschiedlich lang, die Oberteile mal mit Rüschen, verknotet, bemalt…
Die Bühne (Netta Dror) besteht aus dicht an dicht hängenden Stoffstreifen in unterschiedlichen Längen, Breiten und Rosatönen. Sie verändern den Raum durch sanftes Herumwehen oder wirbeln durcheinander. Durch farbiges Licht (Avi Yona Bueno) wirken sie blass, altrosa, lachsrosa, pink, lila bis hin zu violett. Das gilt auch für die Kostüme. Rosa hält als Klammer alles zusammen – selbst die afrikanische Musik passt sich an – insgesamt fast ein Gesamtkunstwerk. Ein Wermutstropfen bleibt die kopfschmerzfördernde Lautstärke der Musik, die von oben, unten, vorn und hinten auf die Zuschauer niederdröhnt. Wie formvollendet wäre es, hier ein afrikanisches Ensemble am Bühnenrand zu hören und zu sehen – meinetwegen in Rosa.

Eine Stunde Ballett – 15 Minuten Beifall.

Nach dem letzten Schritt tost der Beifall, teils mit Füßetrappeln. Irgendwann steht das Publikum applaudierend da und zeigt Tänzern, Choreographen, Bühnenbildnerin und Lichtdesigner ohne Worte, dass es ihnen gefallen hat.
Sollte Beifall wirklich das Brot des Künstlers sein, sind die Akteure satt geworden.

 

Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart: BULLSHIT

Uraufführung 20.02.2018

Choreograph: Nadav Zelner
Licht: Avi Yona Bueno
Bühnenbild: Netta Dror
Kostüme: Maor Zabar
Musik: Soweto Gospel Choir, Samite of Uganda, John Powell, Yared Negu, Ayub Ogada, Miriam Makeba u.a.
Künstlerische Koordination Bühne und Kostüme: Gudrun Schretzmeier
Technische Produktionsleitung: Mario Daszenies
Produktionsleitung: Alexandra Brenk
Tanz: Garazi Perez Oloriz, Anna Süheyla Harms, Rosario Guerra, Anneleen Dedroog, Sandra Bourdais, Maurus Gauthier, Luke Prunty, Alessio Marchini, David Rodríguez, Alessandra La Bella, Nora Brown, Francesca Ciaffoni, Jonathan dos Santos, Réginald Lefebvre, Barbara Melo Freire, Theophilus Veselý
Eine Produktion von Theaterhaus Stuttgart



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